Diastolische Funktionsstörung - Verkodierung?

  • Guten Morgen allerseits,

    habe hier öfters die Diagnose s.o. vorliegen und wüsste gerne, ob ich die als Herzinsuff. verkodieren kann. Pat. hat ein Lymphom, cardial therapiert wurde in diesem Fall nicht. Weiterführende Diagnostik gab es in Form des Echos.

    Danke schonmal und guten start in die Woche.

    Roman Heger

  • Guten Tag,

    entscheidend dürfte sein, ob das Echo gemacht wurde, um das Ausmaß der diast. Fu-Störung zu beurteilen, oder ob diese Zufallsbefund im Echo war.
    Ersterenfalls: kodieren, letzterenfalles: nicht kodieren.

    Gruß

    merguet

  • Hallo Herr Heger,
    eine diastolische Funktionsstörung (meist im Untersuchungsbericht bezogen auf den linken Ventrikel) ist Ausdruck einer (Links-)Herzinsuffizienz und solche zu kodieren, sofern sie die ND-Definition erfüllt.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Guten Tag,
    die diastolische Herzinsuffizienz ist immer wieder gut für Diskussionen. Als Nichtkardiologe würde mich die Meinung von Experten interessieren. Ist es tatsächlich

    Zitat


    Original von merguet:
    entscheidend (...), ob das Echo gemacht wurde

    ? In der AWMF-Leitlinie zur Herzinsuffizienz heißt es:

    Zitat


    Die Sicherung der Diagnose einer chronischen Herzinsuffizienz beruht auf der typischen Symptomatik des Patienten (Leistungsminderung, Belastungsdyspnoe, paroxysmale nächtliche Dyspnoe mit eventuellem Husten) bzw. dem klinischen Untersuchungsbefund (Ödeme abhängiger Körperpartien, Tachykardie, Hepatomegalie, hepatojugulärer Reflux, Aszites, Jugularvenenstauung, pulmonale Rasselgeräusche, Kardiomegalie, 3. Herzton) sowie dem Nachweis einer zugrundeliegenden Herzerkrankung.

    und meines Wissens ist doch gerade die Befundkonstellation: Klinische Zeichen der Herzinsuffizienz bei normaler linksventrikulärer Funktion für eine diastolische Herzinsuffizienz typisch.

    Vom MDK kommt immer mal wieder die Auffassung, dass bei normaler Pumpfunktion keine Herzinsuffizienz zu kodieren ist.

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Moin, insbesondere Herr Leonhardt,

    Meine Argumentation zielt in die Richtung, dass ich das übliche MDK-Argument, es handele sich um einen Zufallsbefund ohne Konsequenz bereits berücksichtigt haben wollte.
    M.a.W.: wenn es sich eben nicht um eine per Routine-Echo festgestellt diast. Relaxationsstörung o-ä. handelt, sondern auf Basis der körperlichen Symptome eigens die Ultraschalldiagnostik angestrengt wurde, um die diastolische Funktionsstörung diagnostisch einzukreisen.
    Genau dann nämlich ist ein Aufwand erfolgt, der die Kodierung rechtfertigt.

    (Weit häufiger dürfte eine vergleichbare Diskussion bei den Klappenvitien auftreten)

    Gruß

    merguet

  • Zitat


    Original von Leonhardt:
    ? In der AWMF-Leitlinie zur Herzinsuffizienz heißt es:

    Hallo Hr. Leonhardt,

    Ob die Quelle noch aktuell genug ist?

    Erstellungsdatum:
    1998
    Letzte Überarbeitung:
    Ende 2000
    Nächste Überprüfung geplant:
    2003

    Mögliche etwas aktuellere (Stand 07/2008) Alternative:

    Das Fact Sheet des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz

    oder:
    http://www.knhi.de


    nix für ungut

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • hallo Herr Dr, Leonhardt!

    das beste, was ich bisher zur diast herzinsuff gefunden habe war in DMW 2006;131:2672-4 zu lesen und hatte den netten titel (Ihre frage): Diastolische Herzinsuffizienz - Was ein \"Nicht-Kardiologe\" darüber wissen sollte.

    Dieser artikel ist von A Mücke, BO.
    Mücke fordert
    -2 Doppler-techniken zum nachweis der diast hi
    -also meist pw-mitralklappenflow und gewebedoppler mitralklappenring expansiosgeschwindigkeit
    Seine botschaft ist: die alleinige bestimmung des pw-mk-flußprofils ist nicht ausreichend für die dignose einer diast dysfunktion/diast hi.

    mfg ETgkv

  • Hallo

    sorry korrektur notwendig: ck ist falsch; richtig ist A. Mügge.

    nachtrag 1 satz aus diesem artikel:
    Praktisch bedeutet dies, dass die alleinige Betrachtung des Mitralklappenflussprofils, wie es so häufig im klinischen Alltag gerne gemacht wird, nicht ausreicht, die diastolische Füllung zu verstehen, geschweige denn die Diagnose diastolische Dysfunktion abzuleiten.

    mfg ETgkv

  • Guten Tag,
    vielen Dank für die Rückmeldungen!

    @Herrn Merguet: so sehe ich das auch, entscheidend sind die klinischen Symptome, die zur weiteren diagnostischen Abklärung geführt haben.

    @ Herrn Horndasch: danke für den Hinweis! Das Datum hatte ich tatsächlich übersehen.

    @ Frau ETgkv: der von Ihnen zitierte Artikel von Prof. Mügge ist leider kostenpflichtig. Bei der Suche bin ich aber auf das hier gestoßen: http://www.knhi.de/Kompetenznetz/…ISym2005-08.pdf
    Demnach ist bei klinischen Zeichen der Herzinsuffizienz und normaler LV-Funktion OHNE Nachweis einer diastolischen Dysfunktion die Diagnose Diastolische Dysfunktion WAHRSCHEINLICH. Ich interpretiere dies so dass in diesen (häufigen) Fällen die DKR zu Verdachtsdiagnosen anzuwenden ist.
    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • hallo forum,

    nachdem hier einiges zusammengetragen wurde, ist nur noch die ausgangsfrage von r.heger zu beantworten: darf eine diast funktionsstörung (echocardiographischer befund) als diast herzinsuffizienz (I50.19) verkodiert werden?

    Im vorgegebenen fall hat der pat ein lymphom, bedarf keinerlei cardialen therapie (daraus kann man folgern, daß er noch annähernd herzgesund ist, zumindest keine herzinsuff hat).

    Ohne herzinsuff ist die diagnose einer (wahrscheinlichen) diast herzinsuff (s. oben) nicht stellbar, damit I50.19 nicht kodierbar.
    Auch wenn der verdacht auf eine diast hi bestanden hätte, kann bei entlassung nach hause I50.19 nicht codiert werden: keine therapie.
    Im alphICD-VZ habe ich folgendes nicht gefunden: diast relaxations-/ funktionsstörung >i50.-

    Insgesamt meine ich deshalb, die alleinige diast funktiosstörung kann in diesem fall nicht als hi verkodiert werden.

    mfg ETgkv

  • Hallo,
    sollte die Echokardiographie gezielt deswegen durchgeführt worden sein, dann haben Sie einen diagnostischen Aufwand i.S. der ND-Definition und die Diagnose ist kodierbar.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch