Hämatom im Karpalkanal

  • Hallo Forum,

    ich bitte um Mithilfe!!

    Bei einem Patienten mit Karpaltunnelsyndrom, soll eigentlich das typische chirurgische Prozedere erfolgen: Spaltung des Retinaculum flexorum und Dekompression des Nervus medianus.
    Nachden das Retinac. flex. gespalten wurde, findet sich über dem Medianus ein altes organisiertes Hämatom, welches ausgeräumt wird und histopathologisch untersucht wird. Ob ein Trauma vorlag ist nicht bekannt. Wie kodiere ich nun dieses Hämatom?? :a_augenruppel:
    Also ich kann mich nicht so richtig mit einem S-Kode anfreunden.
    Hat jemand eine Idee???

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Simone F,

    also wenn absolut keine Ursache für das Hämatom bekannt ist oder gefunden wurde, dann behelfe ich mir immer mit R58 \"Blutung, anderenorts nicht klassifiziert\" . Ist sicherlich nicht elegant, aber ich habe noch nichts besseres gefunden.

    MfG findus

    MfG findus

  • hallo findus,

    blutung/ R58 fur ein organisiertes hämatom ist aber ein bißchen weit gefaßt. Da hätt ich bei diesem namen - findus - etwas mehr erwartet.
    Verstehen könnt ich bei traumat genese noch als überlegung \"folge eines organisierten hämatoms > kompression eines nerven; medianus: G56.0. Dazu natürlich für \"folge von\" T92.0 als ND (D005d).


    hallo Simone F
    in jeder doktor-arbeit über das CTS finden sich heute mindestens 46 ursachen des cts; von acromegalie über konstitutionelle enge, diabetes, hypothyreose, hämatom, pille, schwangerschaft usw bis zysten.
    Wollen wir das jetzt alles wieder bei der HD \"durchfädeln\" ?
    Ich denke die homogenste gruppe ergibt sich mit HD G56.0 und je nach aufwand ND acromegalie usw.
    Außerdem: es handelt sich um ein Syndrom, für das es im icd einen spez. code gibt (D004d). Bei der HD-überlegung ist die manfestation zu berücksichtigen - und das sind die schmerzen bei der kompression des medianus (unabhängig von der ursache), wiederrum G56.0

    Im übrigen
    1)wäre es nicht zur kompression gekommen, wenn das ret. flex. nicht kräftig gegengehalten hätte
    2) wird ein cts in der schwangerschaft natürlich mit 1510b zu O26.82 gefädelt (KTS während der Schwangerschaft).

    mfg ETgkv

  • Hallo liebes Forum,

    habe eine Frage zur Kodierung einer Karpaltunnelop, daher denke ich das Sie gut hier rein passt.

    Folgendes:
    Patient kam mit Verdacht auf Läsion des N. medianus nach endoskopisch durchgeführter Karpaltunnelspaltung (ca. vor 2 Monaten)
    Laut OP-Bericht findet sich \"eine deutliche Vernarbung des Nervs im Karpaltunnel\". Laut dem Operateur ist diese Vernarbung auf die Vor-Operation zurückzuführen.
    Es wird eine Narbenexzision durchgeführt und somit der Nerv befreit.

    Leider stehe ich heute neben mir, und bin mir wegen der Kodierung unschlüssig. Die OPS-Schlüssel sind klar, aber was nehme ich als Hauptdiagnose? Die G56.1 \"Läsion des N. medianus\" finde ich nicht wirklich passend. Oder müsste man hier einen T-Code wählen? Vielleicht T81.8 \"sonstige Komplikationen\".

    Ich hoffe Sie können mir ein paar gute Tips geben :)
    Vielen Dank schon mal im vorraus.
    Mfg Lobi

  • Hallo LObi,

    eine Narbe ist ja nicht wirklich eine Komplikation eines vorangegangenen Eingriffs und die T-Codes so lange nach OP doch viel zu unspezifisch.
    Was spricht denn dagegen, auch hier die G56.0 zu kodieren? Schließlich ist das die Ausgangssituation und im Allgemeinen soll ja die Erkrankung/ das Syndrom als HD gewählt werden, nicht die Ätiologie.
    Im Übrigen könnte man auch so argumentieren: G56.0 war die Erkrankung, die zur 1. OP geführt hat, also auch jetzt (bei REvisions-OP) HD für die Folge-OP.

    Gruß

  • Hallo lobi82,

    vor diesem Problem standen wir auch bereits öfters. Es besteht weiter ein Karpaltunnelsyndrom, aber als Komplikation ?, Frührezidiv ?, unvollständige Spaltung. Wissenschaftlich gesehen ist ein Rezidiv nach 2 Monaten eine Komplikation !
    Wenn ich aber von einer Narbenhypertrophie als Folge der Vor-OP ausgehe, wie wäre es mit der M96.9 Krankheit des Muskel-Skelett-Systems nach medizinischen Maßnahmen, nicht näher bezeichnet als Nebendiagnose.
    Das CTS ist weiter vorhanden und die spezifische Diagnose. Die M96.9 weist auf den Zustand nach einer medizinischen Maßnahme hin ohne direkt eine Komplikation zu implizieren. Da der Kode genauso unspezifisch wie die T-Codes ist, kann auch dieser genommen werden.
    Und erst durch eine Doppelkodierung wird die Situation korrekt darstellbar, nämlich dass es sich um ein Rezidiveingriff handelt. Wird auf alle Fälle spezifischer durch die ICD-Kodes darstellbar als durch den OPS Kode Reoperation.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Zitat


    Original von schemmi:
    Wissenschaftlich gesehen ist ein Rezidiv nach 2 Monaten eine Komplikation !

    Hallo Schemmi
    Sie sehen eine Narbe nach OP als \"Rezidiv\"? Das verstehe ich nicht ganz!
    Und was heisst \"wissenschaftlich gesehen\"?? :d_gutefrage:

    Ich sehe auch die von Ihren vorgeschlagene ICD \"Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems\" fachlich etwas kritisch, bzw. strenggenommen bei der Symptomatik eines CTS hier nicht vorliegend und keinesfalls den Zustand des Pat. besser beschreibend.
    Von einer \"hypertrophierten\" Narbe war im Eingangsthread ebenfalls nichts erwähnt, m.E. nach würde ohnehin auch eine \"normale\" Narbenbildung im Karpaltunnel zum Auslösen der SYmptomatik ausreichen.

  • Hallo,

    vielen Dank erst einmal für die vielen Antworten.

    Ich halte die Kodierung der G56.0 nicht wirklich für optimal bei einer Rezidiv-Operation.
    Da bei diesen OP´s immer mit einer Schnitterweiterung aufgrund der bestehenden Vernarbungen zu rechnen ist, und der Nerv auf ganzer Ebene befreit werden muß. Dies kann dann zu einer Schnitt-Naht-Zeit von 1 Stunde bis 1,5 Stunden führen. Und postoperativ muss man mit einer erhöhten Nachblutung rechnen, was wiederum einen höheren Aufwand darstellt. Daher finde ich die Vergütung wie eine \"normale\" Karpaltunnelop nicht richtig (in der Regel 10 Minuten und ambulant machbar).

    Über die M96.9 bin ich auch schon gestolpert, allerdings fand ich (genau wie oben) die Bezeichnung \"Muskel-Skelett-System\" etwas störend. Ansonsten wäre es meines erachtens die \"perfekte\" Lösung.

    schemmi: haben sie damit schon Erfahrungen gesammelt bzgl. MDK? Wird diese Nebendiagnose so aktzeptiert?

    Herzliche Grüße
    Lobi

  • Hallo lobi,

    ich kann zwar verstehen, dass Sie den erhöhten zeitlichen Aufwand bei dieser OP auch irgendwo pekuniär abgebildet sehen möchten - aber die Kodierung der HD sollte doch der klinisch vorliegenden Diagnose entsprechen und nicht so hingebogen werden, dass am Ende das Kostengewicht höher wird!

    Die HD hat ja auch nichts mit der Art der OP zu tun - egal ob Revisions-Eingriff oder nicht!!

    Wie sie schon sagten: CPT-OP üblicherweise ambulant, hier vermutlich stationär als Revisions-Eingriff...da haben Sie doch schon einen Mehrgewinn!

  • Hallo,
    der Befund beschreibt eine deutliche Vernarbung des Nerven im Karpalband. Dies ist 2 Monate nach einem CTS ein abnormer Befund ! Und Folge der OP. Und wenn es durch diese Narbe zu einer CTS-Symptomatik kommt (sonst würde ja eher selten revidiert), dann liegt ein Rezidiv nahe. Zumindest wenn der Patient kurzfristig beschwerdefrei war.
    Mit wissenschaftlich gesehen meine ich im Rahmen von Studien. Dort würde man eine nicht ausreichende Dekompression oder ein frühes Rezidiv medizinisch als Komplikation ansehen. Doch die Medizin folgt zum Teil anderen Gesetzen als die Kodierung....
    Wenn ich mir dies mit der M96.9 so überlege, wie wäre es besser mit der G97.9. Im gleichen Kapitel sind Diagnosen wie postoperative Liquorfistel, Komplikationen nach Spinal-und Lumbalpunktion etc. verschlüsselt. Also Folgen von medizinischen Behandlung in begrenzten zeitlichen Abstand zu einer Prozedur.

    Zum M96.-Kapitel. Dies erscheint mir eins der bedeutensten roten Tücher für KK und MDK. Mittlerweile ist jede M96.* Bestandteil einer hart umfochtenen Prüfung, einige stehen kurz vor dem Rechtsweg. Wir kodieren hiermit z.b. regelmäßig therapiebedürftige Rezidiverkrankungen, welche nicht über einen T-Kode abzubilden sind. Zumeist als Nebendiagnose um durch diese Doppelkodierung eben anzueigen, dass z.B. ein Hallux valgus besteht, es jedoch um ein Rezidiv nach OP vor wenigen Monaten handelt.
    Allein von der Terminologie impliziert der T-Kode mehr eine Verursachung / Verantwortung durch die Klinik. Der M-Kode ist hier wesentlich neutraler und beschreibt sogenannte \"schicksalhafte Verläufe\" einfach besser.

    Hallo Lobi. Die HD im ersten Fall war zweifelsfrei CTS, die klinisch vorliegende Diagnose im zweiten Fall war eine Vernarbung des Nerven. Und die Verdachtsdiagnose war v.a. Läsion des N. medianus nach Vor-OP. Kann zwar auch mit einer Symptomatik eines CTS einhergehen, aber dieser Sachverhalt wird erst durch den zweiten Kode G97.9 spezifisch beschrieben.
    UNd mit einer Revision eines CTS mit entsprechend langer OP-Zeit macht man auch unter stationären Bedingungen (1d VWD) nicht wirklich Mehrgewinn...

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Zitat


    Original von schemmi:
    Mit wissenschaftlich gesehen meine ich im Rahmen von Studien. Dort würde man eine nicht ausreichende Dekompression oder ein frühes Rezidiv medizinisch als Komplikation ansehen.

    Hallo Schemmi,

    Sie widersprechen sich hier etwas: auf der einen Seite bezeichnen Sie das Ganze als REzidiv, auf der anderen Seite als eigenständiges Krankheitsbild, nämlich Vernarbung des Nerven, eine untypische Komplikation der Vor-OP, die nur sekundär als Symptom zum erneutren Auftreten des CTS führte...
    Bei einem Rezidiv einer Erkrankung würde man aber klar die zugrunde liegende Erkrankung kodieren (also G56)!
    Handelt es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild, gebe ich IHnen recht: G97.7 passt gut und bildet eigentlich alles ab.

    Was Ihre Erklärung von \"wissenschaftlich\" betrifft, war mir schon klar, dass Sie Studien meinen - nur bitte zeigen Sie mir eine Einzige, die eine Vernarbung des N.medianus nach CTS-OP als \"frühes REzidiv\" oder \"nicht ausreichende Dekompression\" des CTS beschreiben würde... :d_pfeid: Ein Rezidiv ist je (wie der Name schon sagt) das Wieder-Auftreten derselben Erkrankung, nicht das Auftreten von Vernarbungen!

    Und was die Verantwortlichkeit der Klinik betrifft: hätte schon gern gewusst, was die eigentlich gemacht haben, dass der Nerv so vernarbt ist...