• Hallo Zusammen,
    ich sitzt mal wieder auf der Leitung. Kann mir jemand sagen: bis zu welchem Alter P- Schlüssel verwendet werden dürfen?


    Gruß und danke für die Hilfe.
    Maddoc

  • Hallo,
    ich zitiere aus dem ICD:
    Inkl.: Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben, auch wenn Tod oder Krankheit erst später eintreten.

    Und später kann u.U. Jahrzehnte sein.
    Ansonsten gilt die Definition der Perinatalperiodes aus den DKR:
    Die Perinatalperiode beginnt .......und endet mit der Vollendung des 7. Tages nach der Geburt.“

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo
    muss hier was richtig stellen
    Es gibt die Definition eines \"Neugeborenen\" und die Definition der Perinatalperiode.
    Das sind 2 unterschiedliche Dinge.
    Ein Neugeborenes ist laut DKR 1601 jedes Kind bis zur Vollendung des 28. Tages nach Geburt.
    Also dürfen und müssen auch alle P-Kodes, die sich auf Neugeborene beziehen, bis zu diesem Alter verschlüsselt werden.
    Und es zählt das Alter zum Zeitpunkt der Aufnahme!!
    Ein Frühgeborenes, welches konstant stationär war und im Alter 2 Monaten eine Sepsis entwickelt, bekommt natürlich die P36.-
    Grüße, Christian Voll

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]

  • Hallo Herr Voll,

    sehe ich nicht ganz so. Bei einem Neugeborenen sind z.B. nach meiner Ansicht Rhythmusstörungen bis zum Tag 7 nach einem P-Kode und danach mit einem I-Kode zu kodieren. Es gibt hierzu auch einen Diskussionsfaden im Forum.

    Und das Auftreten einer Sepsis im Rahmen eines stationären Aufenthaltes führt nicht automatisch zu einem P-Kode, nur weil das Kind seit Geburt im KH war.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch

    bin in beiden Punkten nicht d´accord.

    Zu Punkt 1: bezüglich der Rhythmusstörungen bei Neugeborenen verstehe ich gar nicht den Diskussionsbedarf. Das \"Neugeborene\" ist in den DKR definiert (s.o.) und die Diagnose P29.1 heißt nicht \"Rhythmusstörungen in der Perinatalperiode\" sondern \"Rhythmusstörungen beim Neugeborenen\". Habe ich irgendeine Regel übersehen?

    Zu Punkt 2: Eine nosokomiale Sepsis bei einem 2-monate alten Frühgbeborenen würde ich natürlich mit der P36.- verschlüsseln. Die Entscheidung, ob das Kind in die MDC 15 für Neugeborene rutscht, hängt ja vom Alter (und evtl. auch Gewicht) bei Aufnahme ab. Damit ist auch festgelegt, dass der Schweregrad nicht nach cc-Werten geht sondern nach schweren und anderen Problemen. Wenn ich z.B. die akute respiratorische Insuffizienz verschlüssele, so ist beim nicht-MDC15-Kind die J96.0 erlösrelevant und beim NG die P28.5.
    Andersrum sind die genannten Kodes für die jeweilige andere MDC nicht erlösrelevant.
    Es wäre schon ein wenig schizophren, ein Kind in die DRG \"Neugeborene\" rutschen zu lassen und dann eine Verschlüsselung zu fordern, die bei dieser MDC-Zuteilung a priori nicht als erlösrelevant vorgesehen ist.

    Das Problem ist allerdings eher theoretisch und kommt nur in ausgesuchten Ausnahmefällen zum Tragen. Ich kenne wenige Neugeborene, deren Schweregrad von der Kodierung einer Diagnose abhängt, die sich jenseits des postpartalen Alters von 4 Wochen manifestiert hat.

    Beste Grüße aus Niederbayern

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]

  • Noch einen kleinen Nachtrag muss noch sein:

    Wenn sich die Diskussion z.B. über die Herrhythmusstörungen bei Neugeborenen (s.o.) auf das \"inkl.: Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben....\" bezieht, welches dem gesamten Kapitel XVI beigefügt ist, so muss auch hier ein grundlegendes Missverständnis ausgeräumt werden.

    Die Tatsache, dass etwas in einem Diagnose-Schlüssel \"inklusive\" ist, heißt natürlich nicht, dass alles andere \"exklusive\" ist. Das wäre ein fataler Trugschluss und sicher nicht im Sinne der ICD-Logik.

    Das zitierte \"Inklusive\" soll natürlich nur ggf. die Verschlüsselung von P-Nummern jenseits des Neugeborenenalters (4 Wochen) rechtfertigen, aber um-Gottes-Willen nicht Kinder über 7 Tagen von P-Nummern ausschließen.

    Alles andere ist ein Missverständnis, wirklich!

    abendliche Grüße

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]

  • Hallo Herr Voll,

    zumindest was die nosokomiale Sepsis bei einem 2-monate altem Kind (also per Definition kein Neugeborenes mehr) angeht, möchte ich doch mal einen kleinen Wiederspruch wagen. Die Exklusiva unter dem Kapitel \"Infektionen, die für die Perinatalperiode spezifisch sind (P35−P39)\" schließen hier alle \"Nach der Geburt erworbene Infektionskrankheiten (A00−B99, J09−J11)\", also auch eine Sepsis mit P-Kode aus. Da ist dann eindeutig der A-kode zu verwenden. Wenn aber die Sepsis unter der Geburt erworben wurde (sicher z.T. nur ein Dokumentationsproblem), dann können Sie die Sepsis mit P-kode verschlüsseln, das wäre ja dann auch eine Erkrankung, \"die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben, auch wenn Tod oder Krankheit erst später eintreten\". Dann wären nähmlich die Inclusiva für das Gesamzkapitel \"Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
    (P00−P96)\" erfüllt. Ist da kein Zusammenhang dann bleibt also nur der A-Kode.

    MfG findus

    MfG findus

  • Zitat


    Original von Voll:
    Habe ich irgendeine Regel übersehen?


    Hallo Herr Voll,
    vielleicht die Überschrift zu Kapitel Kapitel XVI, die da heisst:
    Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben


    Zugegeben, ist eine eher akademische Diskussion, da in vielen Fällen bei den von Ihnen beschriebenen Problemen die Ursprünge in den ersten Tagen nach der Geburt liegen.

    Aber wenn Sie sich den DRG-Browser angucke, dann werden Sie sehen, dass durchaus andere Kodes aus den Organkapiteln in Verbindung mit einem P-Kode als HD verwendet werden.

    siehe auch hier

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch

    Das ganze scheint komplizierter diskutiert zu werden, als ich das erwartet hätte...

    Man müsste also für jedes Krankheitsbild wissen, ob sich der Ursprung des ganzen in der Perinatalperiode findet, und nur beim positiven Nachweis dieser Tatsache dürfte man bis zum 28. LT die Diagnose-Kodes für Neugeborene nehmen?

    Wenn man die Diskussion so annimmt (womit ich meine Probleme habe, da das Neugeborene in den DKR definiert ist und viele P-Diagnosen explizit für Neugeborene ausgewiesen sind):
    Reicht es dann nicht zu sagen, dass zum Beispiel nosokomiale Sepsen bei Frühgeborenen viel viel öfter auftereten als bei immunkompetenten Reifgeborenen, Säuglingen oder Kleinkindern und daher die Sepsis, wenn auch erst im Alter von 2 Monaten auftretend, durchaus einen Ursprung in der Perinatalperiode hat?

    Und wenn die Überschrift schon ein Exklusivum für alles andere darstellt, lassen sich genügend fragwürdige Kodes finden...

    Ist die obstruktive Schlafapnoe eine \"Krankheit des Nervensystems\"?
    Bin kein Somnologe, würde es aber eher nicht so sehen. Wenn man die strenge Analogie zu unserem Problem zieht, dürfte man dann evtl. nicht die G47.31 nehmen, weil die Überschrift nicht passt?

    Oder gehört die zentrale Taubheit (incl. in H90.5) in das Kapitel \"Krankheiten des Ohres\"
    Oder die \"Rheumatische Chorea ohne Herzbeteiligung\" (I02.9) in das Kapital \"Krankheiten des Kreislaufsystems\"?

    Ich finde diese Betrachtungsweise zu kompliziert.
    Ich handhabe es so (und werde es auch weiter so tun):

    1. Diagnosen, die in ihrer Textbezeichnung für Neugeborene gedacht sind, werden auch für Neugeborene (<= 28 Tage) verschlüsselt.

    2. Bei Frühgeborenen oder kranken reifen Neugeborenen, die älter als 4 Wochen sind:
    P-Diagnosen werden verschlüsselt (entsprechend dem Inclusivum, dass dem ganzen ICD-Kapitel vorangestellt ist), wenn sie eine Diagnose kennzeichnen, die für diese Patientengruppe typisch ist und damit wohl auch einen (oder auch ihren) Ursprung in der Perinatalzeit hat, obwohl natürlich noch ein weiterer Auslöser (z.B. ein Hospitalkeim) mit dazu gekommen sein kann.

    Ich hatte mit diesen Fragen noch nie ernsthafte MDK-Probleme und würde nicht klein beigeben, wenn welche auftauchen würden.

    Montag-Morgen-Grüße

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]