Hauptdiagnose L03.10 Phlegmone oder S61.80 offene Wunde

  • Guten Morgen liebes Forum!

    Ich habe einen Patienten mit einer Phlegmone nach Stichverletzung der Hand. Der Unfall liegt nach Erstversorgung 4 Tage zurück. Es wurde jetzt gleich am Aufnahmetag ein Wunddebridement mit Einlage eines Medikamententrägers, Neurolyse und Sehnenfachspaltung durchgeführt.
    Der Fall wurde folgendermaßen kodiert:

    HD S61.80 Offene Wunde Hand
    ND T79.8 Frühkomplikation eines Traumas
    ND L03.10 Phlegmone

    Die BG möchte das wir als HD die L03.10 kodieren. Der Verweis auf die DKR 1905d wird abgelehnt, da es sich dort nur um frische Wunden handeln würde.

    Wie wird die Kodierung im Forum gesehen?

    Gruß
    U.Hagemann

  • Zitat


    Original von Hagemann:
    Der Unfall liegt nach Erstversorgung 4 Tage zurück.

    Guten Morgen, Frau Hagemann,

    verstehe ich Sie richtig: Sowohl der Unfall als auch die Erstversorgung liegen 4 Tage zurück?

    Dann würde ich auch nicht mehr die offene Wunde der Hand als HD kodieren, sondern die Komplikation, sprich: die Phlegmone, möglicherweise zur besseren Darstellung noch die T79.3 \"Posttraumatische Wundinfektion, a. n. k.\"

    Mit freundlichen Grüßen

    Claudia Mertens

  • Hallo Frau Hagemann,

    einen Verweis auf eine \"frische Wunde\" kann ich der DKR1905d nicht entnehmen.

    Liegt Ihnen die \"Kommentierung der Deutschen Kodierrichtlinien\" (Kapitel 12, Seite 169) vor? Dort steht: \"Wenn eine Phlegmone zusammen mit einer offenen Wunde oder einem Hautgeschwür auftritt, ist die komplikationsauslösende Wunde bzw. das Hautgeschwür (Ulcus) vor Phlegmone zu kodieren, wenn die Wunde oder das Ulcus behandelt wird.

    Wird aktuell die Phlegmone behandelt, ist Phlegmone vor der komplikationsauslösenden Wunde zu kodieren.

    Wiederholt wird aus der DKR 1905 fälschlicherweise abgeleitet, dass die Phlegmone bei gleichzweitiger Behandlung einer offenen Wunde mit Phlegmone nicht zur HD werden kann. Gemäß DKR D002d stehen hier jedoch 2 konkurrierende Hauptdiagnosen zur Auswahl\".

    Mit freundlichen Grüßen

    Einsparungsprinz

  • Hallo fr. Hagemann,

    die Problematik wurde hier offene Wunde auch schon diskutiert. Demnach kommt hier DKR 1905d Beispiel 2 zur Anwendung und das ist eindeutig. Ob die Wunde schon vier Tage alt oder frisch ist dabei egal.

    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo nochmal,

    ich denke auch, dass es im Prinzip egal ist, ob die Wunde 4 Stunden oder vier Tage alt ist. Ich meine aber, dass die Frage, ob die Wunde bereits behandelt wurde, eine Rolle spielt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Claudia Mertens

  • Schönen guten Tag allerseits,

    Zitat


    Original von Einsparungsprinz:
    Wiederholt wird aus der DKR 1905 fälschlicherweise abgeleitet, dass die Phlegmone bei gleichzweitiger Behandlung einer offenen Wunde mit Phlegmone nicht zur HD werden kann. Gemäß DKR D002d stehen hier jedoch 2 konkurrierende Hauptdiagnosen zur Auswahl\".


    Wer immer diese \"Kommentierung der Deutschen Kodierrichtlinien\" verfasst hat, die DKR 1905 sagt eindeutig etwas anderes:

    Unter dem Abschnitt \"Komplikationen offener Wunden\" steht, wie Komplikationen offener Wunden zu verschlüsseln sind, nämlich mit der offenen Wunde als führender Code. Ausnahmen werden nicht genannt. Wenn also eine Phlegmone oder was auch immer eine Komplikation einer offenen Wunde ist, dann ist auch entsprechende dieser Richtlinie zu verfahren!

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo -

    m.E. ist es das Buch von der Deutschen Krankenhaus Verlagsgesellschaft.

    Gruß TT

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo Herr Schaffert,

    ein Blick in die \"Autorenliste\" der Kommentierung d. Deutschen Kodierrichtlinien zeigt Ihnen ganz genau wer diese verfasst hat, nämlich lauter KH-Ärzte, Med.-Controller sowie Referenten und Mitarbeiter der Deutschen KH-Gesellschaft.

    Obwohl ich Ihrer Meinung bin das die Spezielle DKR 1905d hier zu bevorzugen ist, kann ich es mir nicht verkneifen zu fragen, warum Sie hier ein Produkt (Kommentierung d. ...) aus \"eigenen Reihen\" verschmähen? insbesondere darum, da die diese Kommentierung, Gott sei es gedankt, mal nicht von den KK oder MDK stammt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Einsparungsprinz

  • Noch einmal schönen guten Tag,

    Zitat


    Original von TT:
    m.E. ist es das Buch von der Deutschen Krankenhaus Verlagsgesellschaft.

    Ich möchte ja auch keinem Autor zu nahe treten, aber eine Kommentierung ist immer eine Interpretation und keine offizielle Regel. Damit ist es meines Erachtens im Rahmen solcher Diskussionen auch immer nur als eine Meinung zu zitieren. Wenn - wie in diesem Fall - eine Aussage ohne eine weitere Begründung getroffen wird, die meines Erachtens eine Ausnahme von der interpretierten Regel darstellt, so kann ich das zumindest ohne weitere Begründung nicht akzeptieren.

    Mir ist nicht klar, warum eine Phlegmone als Komplikation einer offenen Wunde anders behandelt werden sollte, als der Fremdkörper und die Infektion im Beispiel 2 der DKR 1905.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

    P.S. Einsparungsprinz: Auch wenn das Buch \"aus den eigenen Reihen\" kommt, erlaube ich mir eine eigene Meinung. Ich lasse mich ja auch gerne überzeugen, aber so in den Raum gestellte und bisher für mich nicht weiter begründete Aussagen hinterfage ich halt gerne, egal ob sie vom MDK oder \"aus den eigenen Reihen\" kommen.

  • Ein herzliches Hallo -

    Zitat


    Original von Hagemann:
    Die BG möchte das wir als HD die L03.10 kodieren. Der Verweis auf die DKR 1905d wird abgelehnt, da es sich dort nur um frische Wunden handeln würde.

    Ich würde die BG gern mal fragen was eine frische Wunde ist und wie ich den Rest an komplikationlosen nicht-frischen (also alten) Wunden dann codieren soll. Auch im ICD steht nix über das Alter einer Wunde. Das gerade die BG beim Thema Wunden in der entsprechenden DKR Dinge findet die dort nicht stehen ist schon erstaunlich.

    Theodor W. Adorno: \"Meinung ist die wie immer auch eingeschränkte Setzung eines subjektiven, in seinem Wahrheitsgehalt beschränkten Bewußtseins als gültig.\" (gesehen in wikipedia).

    Mit einem freundlichen Gruß.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)