K76.7 Hepatorenales Syndrom

  • Hallo zusammen, :d_gutefrage:

    tue mich gerade bei folgendem Fall ein bissel schwer. Darf bei der K76.7 der Aszites und die Hypoalbuminämie hinzukodiert werden? Spontan würde ich sagen nein, da die K76.7 dies ja abbildet. Wie ist Ihre Meinung dazu?

    Freundliche Grüße
    Miriam

  • Hallo Miriam -

    Aszites ist m.E. \"all inclusive\". Hypoalbuminämie nicht zwingend. Gruß TT

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo,

    wenn Aszites punktiert wurde und Albuminsubstitution erfolgte, können beide Diagnosen kodiert werden.

    Gruß

  • Hallo Herr Ordu,

    also dass verstehe ich jetzt nicht ganz. Ich bin der Meinung dass das Hepatorenale Syndrom beide Diagnosen beinhaltet. Oder beziehen Sie sich auf die Kodierrichtlinie welche besagt dass wenn ein Symptom ein eigenständiges Problem darstellt ist die Kodierung zulässig?
    Wie ist denn das Hepatorenale Syndrom definiert?

    Gruß
    Miriam

  • Hallo Miriam -

    darf ich (zumindest Teil zwei der Frage)?

    hepato|renales Syndrom
    hepatorenal syndrome
    funktionelle Nierenfunktionsstörung mit Oligurie bis Anurie, Azotämie u. Natriumarmut des Harns als Folge einer dekompensierten Leberzirrhose mit Aszites. Tritt bei intensiver Anw. von Diuretika, im Leberkoma u. nach schwerer Blutung aus Ösophagusvarizen auf. Hohe Mortalität. (http://www.gesundheit.de/roche/).

    Damit dürfte eigentlich auch immer eine Hypoalbuminämie vorliegen. Für den ersten Teil der Frage warten wir auf Dr. Ordu. (Wahrscheinlich: \"Symptome als Nebendiagnose. Ein Symptom wird nicht kodiert, wenn es im Regelfall als eindeutige und unmittelbare Folge mit der zugrunde liegenden Krankheit vergesellschaftet ist. Stellt ein Symptom jedoch ein eigenständiges, wichtiges Problem für die medizinische Betreuung dar, so wird es als Nebendiagnose kodiert.\")

    Schönes Wochenende.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Zitat


    Original von ONK:

    also dass verstehe ich jetzt nicht ganz. Ich bin der Meinung dass das Hepatorenale Syndrom beide Diagnosen beinhaltet. Oder beziehen Sie sich auf die Kodierrichtlinie welche besagt dass wenn ein Symptom ein eigenständiges Problem darstellt ist die Kodierung zulässig?
    Wie ist denn das Hepatorenale Syndrom definiert?

    Gruß
    Miriam

    Hallo Miriam,

    die Kodierung des Aszites in diesem Zusammenhang ist analog wie bei der therapeut. Punktion eines Aszites infolge einer Leberzirrhose gemeint. Wenn ein ausgeprägter Albuminverlust durch Substitution ausgeglichen wurde, stellt dies m. E. schon ein eigenständiges Problem dar, wobei die Kodierung einer Hypoalbuminämie leider nicht CC-relevant ist. Die Gabe von \"einfachem Humanalbumin\" ist auch nicht kodierbar. Nur die Verabreichung von Human-Immunglobulinnen kann kodiert werden.
    Gruß
    Ordu

  • Hallo Ordu,

    danke für die Antwort. Ich glaube dass ich ich mich falsch ausgedrückt habe, Sie nennen mir nun das Bsp. Aszites in Kombination mit einer Leberzirrhose. Hier gebe ich Ihnen bei der Kodierung vollkommen recht, denn eine Leberzirrhose setzt nicht immer einen Aszites voraus - also hier eigenständiges Problem - wenn behandelt. Ich sehe dass so, ein hepatorenales Syndrom setzt sich für mich aus den oben von TT genannten Komponenten zusammen.

    [quote]
    Original von TT:

    hepato|renales Syndrom
    hepatorenal syndrome
    funktionelle Nierenfunktionsstörung mit Oligurie bis Anurie, Azotämie u. Natriumarmut des Harns als Folge einer dekompensierten Leberzirrhose mit Aszites. Tritt bei intensiver Anw. von Diuretika, im Leberkoma u. nach schwerer Blutung aus Ösophagusvarizen auf. Hohe Mortalität. (http://www.gesundheit.de/roche/).

    Gehört also zum Krankheitsbild, oder?!? Bei der dekompensierten Herzinsuffizienz wird ja auch ein Lungenödem nicht hinzukodiert, denn es gehört dazu. Ein Pleuraerguss hingegen kann hinzukodiert werden, weil dieser widerum nicht zwingend bei jeder dekompensierten Herzinsuffizienz vorliegen muss.

    Vielleicht habe ich aber auch einfach nur einen \'Denkfehler\', lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

    Gruß
    Miriam

  • Hallo,
    ich möchte zum Thema folgende Frage stellen:
    Im vorliegenden Fall geht es um die Frage der Hauptdiagnose.


    Der Patient wurde aus einem anderen Krankenhaus zu uns verlegt. Dies erfolgte wegen zunehmender Niereninsuffizienz bei hepatorenalem Versagen bedingt durch eine Leberzirrhose ethyltoxischer Genese.

    Daneben bestanden Zeichen einer Pneumonie, die im späteren Verlauf auch radiologisch gesichert werden konnte.

    Mit dem MDK streiten wir jetzt über die Hauptdiagnose.


    Unsererseits wurde als Hauptdiagnose K76.7 (Hepatorenales Syndrom) kodiert. Der MDK ist der Auffassung, dass die N17.9 (akutes Nierenversagen nicht näher bezeichnet) Hauptdiagnose sei.

    Kommentiert wird seitens des MDK´s wie folgt: "Die Aufnahme erfolgte als Verlegung aus einem anderen Krankenhaus, wo der Patient stat. Internistisch behandelt wurde wegen einer dekompensierten Leberzirrhose mit Ascites und Ikerus. Bereits vor Verlegung ist ein Infiltrat im re. UF beschrieben, antibiotische Behandlung erfolgte. Seit 16.9. war eine abnehmende Diurese mit Anstieg der Nierenretentionsparameter auffällig. Bei hypotoner Kreislaufsituation mit Werten bis 90 mm HG systolisch wurde eine Katecholamintherapie begonnen. Da unter intensivmedizinischer Therapie mit Flüssigkeitssubstitution und Katecholamintherapie in Höchstdosis eine Anurie fortbestand, erfolgte die Verlegung zur intensivmedizinischen Therapie mit der Möglichkeit der Dialyse. Diese erfolgte kontinuierlich ab 18.9. bis zum Tod bei fortbestehender Anurie. Nach Verlegung war eine Hypotonie unter Arterenol und Terlipressin zunächst fortbestehend. Die Entzündungsparameter waren anhaltend stark erhöht. Eine Pneumonie bds. wurde beschrieben. Ab 17.9. erfolgte nach einem einmaligen Krampfanfall eine invasive Beatmung. Antibiotische Therapie erfolgte. Die stationäre Aufnahme als Verlegung wurde damit hauptsächlich veranlasst durch das Nierenversagen und die im zweitbehandelnden Krankenhaus bestehende Dialysemöglichkeit. Eine zweifelsfreie Zuordnung des Nierenversagens zur Lebererkrankung i. S. eines hepatorenalen Syndroms ist nicht möglich nach den Kriterien des Internationalen Ascites Club. Andere Ursachen des Nierenversagens, insbesondere Infektion mit Kreislaufdepression, sind nicht auszuschließen."

    Unsererseits wird argumentiert, dass aus unserer Sicht eindeutig ein hepatorenales Syndrom vorliegt, welches die spezifische Therapie mit Terlipressingabe zur Folge hatte. Des Weiteren waren 5 Tage vor Aufnahme die Crea-Werte noch im Normbereich.

    Wie ist die Meinung des Forums?

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • hallo Michu!


    Der Streit ist wirklich haarig.
    Natürlich hat der mdk recht, wenn er feststellt, sie hätten den Patienten zur Dialyse wegen des akuten Nierenversagens ( AKI ) übernommen.
    Allerdings ist damit nicht die HD festgezurrt, den ein AKI kann ein Symptom einer übergeordneten Krankheit sein ( s. D002 )


    Haarig sind die letzten 2 Sätze des mdk-gutachtens.
    " Zweifelsfrei " kann niemand ein HSR1 ( Hepatorenales Syndrom Typ 1 ) einer Lebererkrankung, zb einer dekompensierten Leber-Cirrhose, zuordnen. Es gibt keinen spezifischen Test dafür. Es ist eine Ausschlussdiagnose. Da bleiben im Einzelfall immer Zweifel.
    Der Gutachter führt die Kriterien des IAC an. Sagt aber nicht, welche Kriterien seiner Meinung nach nicht vorliegen oder dagegen sprechen.
    Da sollten Sie mit einem 2-Zeiler nachfragen.


    Im letzten Satz geht es um andere Ursachen für das AKI.
    In der IAC 2007 werden lokale Infektionen als Auslöser für ein HRS1 angesehen. Am häufigsten ist dies eine spontane bakterielle Peritonitis oder ein Harnwegsinfekt. Aber auch jede andere Infektion, auch Pneumonien können ein HRS1 triggern.
    In den IAC 1996-Kriterien war das noch anders. Damals schlossen Infektionen die Diagnose eines HRS aus.
    Bei einer Leber-Ci mit Ascites triggert nach heutiger Vorstellung eine Infektion viel eher ein HRS als direkt ein AKI.


    Die IAC-Kriterien haben Schwächen. In retrospektiven Studien identifizieren sie nur knapp 60% der tatsachlich behandelten Fälle. So gesehen wurden die restlichen Fälle als Verdachtsfälle behandelt.
    Selbst wenn in Ihrem Fall ein Kriterium der IAC fraglich sein sollte, Sie haben dann einen Verdacht behandelt.
    Das reduziert das HD-Problem auf Entlassung nach Hause / Verlegung. Womit wir das nächste Problem wären, der Entlassart in diesem Fall.

    mfg ET.gkv

  • Hallo ET.gkv,

    ich danke für die ausführliche Antwort in diesem Fall. Sie deckt sich mit unserer Einschätzung, dass eine zweifelsfreie Zuordnung eben nicht möglich ist.

    Die Diagnose Hepatorenales Syndrom wird unsererseits dadurch gestützt, dass bei diesem Patienten eben eine Pneumonie vorgelegen hat.
    Die spezifische Therapie mit Terlipressin sehen wir als ein weiteres Indiz für die Behandlung eines Hepatorenalen Syndroms.

    Zu der Frage der Entlassart: In diesem Fall Entlassart 07 - Tod.

    Sprechen diese Informationen gegen unsere Hauptdiagnose K76.7 ?

    Gruß

    MiChu ;)
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