Codierung der Versorgung einer Kreuzbeinfraktur

  • Hallo Forum,

    ich werde konfrontiert mit der Codierung einer operativen Stabilisierung einer Kreuzbeinfraktur durch ein Fixateursystem von LWS zum Becken.

    Ich gehe davon aus, dass das Kreuzbein Teil der Wirbelsäule ist, funktionell zum Beckenring gehört.

    Codiere ich die Frakturversorgung mit 5-834.4 (Osteosynthese Wirbelsäule mit Fixateur interne) erhalte ich die DRG I53 oder I10 (je nach ND), kodiere ich die Versorgung als Stabilisierung des Beckenringes mit 5-798.7 (offene Reposition Beckenring mit Fix. intern) erhalte ich I08 (deutlich höher bewertet).

    Ist beides möglich und vertretbar oder gibt es Gründe für die eine oder andere Lösung? Für Argumentationshilfe wäre ich dankbar.

    Besteht auch noch die Möglichkeit den Zusatzcode 5-835.5 für die Anbindung der LWS ans Becken zu codieren? M.E. wohl eher nein. Dies würde dann sogar zur I09 führen.


    Gruß

    P. Host

  • Hallo Herr Host,

    wurde eine Kreuzbeinfraktur oder eine Verletzung des ISG behandelt?

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Herr Schemmann,

    eindeutig eine transforaminale Kreuzbeinfraktur, keine zusätzliche Osteosynthese.

    Gruß

    P.Host

  • Hallo Herr Host,
    dann würde ich das ganze der WS zurechnen. Bedeutet bei einer offenen oder geschlossenen Reposition die 5-834.4. Bei einer in-situ Osteosynthese mit einem Schrauben Stab System ohne Reposition muß ich natürlich die 5-835.5 kodieren.
    Eine Versorgung des Beckens bzw. Beckenringes erfolgte nicht, kann daher auch nicht kodiert werden.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    das geht mir jetzt ein bisserl schnell....

    Zitat


    Original von schemmi:
    Bedeutet bei einer offenen oder geschlossenen Reposition die 5-834.4.

    Offene Rep. ist 5-834, nicht geschlossene. Diese ist unter 5-833 zu kodieren, allerdings nur externe Fixation.

    Zitat


    Original von schemmi:
    Bei einer in-situ Osteosynthese mit einem Schrauben Stab System ohne Reposition muß ich natürlich die 5-835.5 kodieren.


    Zu was kodieren? Dies ist ein Zusatzkode (zusätzliche Osteosynthese)!

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Sorry,
    undeutlich formuliert. Offene Repo 5-834, mit geschlossen war eine gedeckte Reposition bei offenem Vorgehen gemeint.

    Wenn ich die Fraktur nicht reponiere, sondern einzig eine Osteosynthese einbringe verbleibt m.E. nur der Zusatzcode 5-835.5 (neben Zugang). Oder würden Sie in diesem Fall auch die 5-834 verschlüsseln?

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    nur ein Zusatzkode (Zugang) plus ein Zusatzkode (5-835.5) geht nicht. Wenn keine Alternative besteht, ist sinngemäß Folgendes zu berücksichtigen (aus einem von mir verfasstem Kodierleitfaden):
    „Die hier aufgezeigte Kodierung von 5-839.x Andere Operationen an der Wirbelsäule: Sonstige und 5-835.5 Osteosynthese und Knochenersatz an der Wirbelsäule: Durch Schrauben-Stabsystem (Inkl. Dynamische Systeme) ist aus OPS-klassifikatorischen Gründen notwendig, wenn keine weiteren Prozeduren an der Wirbelsäule neben der Implantation von …. durchgeführt werden. Der Kode 5-835.5 ist nur als Zusatzkode anzugeben und muss daher einem führenden Kode (Hauptprozedur) zugeordnet werden. Da dies nicht der Kode für den Zugang sein darf (dieser ist selber nur zusätzlich zu dem eigentlichen Eingriff angegeben), muss hilfsweise der Kode 5-839.x als führender Kode im Sinne der Hauptprozedur angegeben werden. Diese Vorgehensweise ist mit dem DIMDI und der zuständigen Fachgesellschaft abgestimmt.“

  • Hallo Herr Selter,
    soll heißen: Bei einer isolierten Stabilisierung einer Kreuzbeinfraktur ohne Reposition codieren Sie: 5-839.x, 5-032.8 und 5-835.5 bei Verwendung eines Schrauben-Stab-Systems ?

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo zusammen,

    ich vermag aus dem letzten Beitrag von Herrn Schemmann etwas Ungläubigkeit entnehmen.
    Diese kann ich durchaus teilen.

    Weshalb soll ich einen Code für einen Eingriff, der gar nicht erfolgte, hilfsweise kodieren, um einen Zusatzschlüssel für einen anderen Schlüssel zu legitimieren, obwohl es einen anderen Code (5-834.6) gibt, der den gesamten Eingriff (bis auf eine Reposition) umfasst.
    Das ist doch Teufel mit Belzebub...., oder wie heißt das Sprichwort?

    Das müsste dann ja auch für andere Fälle bedeuten, dass eine misslungene Frakturbehandlung an anderer Stelle (ohne Reposition, so was soll ja vorkommen!) nicht mit dem Schlüssel für die offene Reposition einer Fraktur zu codieren wäre, erst recht wäre dieser Code nicht zu verwenden, wenn eine unverschobene Fraktur (natürlich ohne Reposition) stabilisiert wird.

    Es müsste die Kassenvertreter sehr ins Schleudern bringen, wenn plötzlich eine Frakturversorgung hilfsweise mit 5-789.x und die Osteosynthese mit 5-786 (oh je: aber da steht ja \"Exkl. Osteosynthese einer Fraktur\") verschlüsselt würde, mit dem Hinweis \"es erfolgte keine Reposition\".

    DIMDI verwirrt mich - und die Fachgesellschaften auch

    Gruß

    P. Host

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich verstehe Ihre Verwirrung nicht ganz. Die Reaktion vom DIMDI und der Fachgesellschaft ist für den beschriebenen Fall die einzige klassifikatorische Möglichkeit der Darstellung.

    Ich schrieb bereits, dies gilt, wenn es keine Alternativen gibt. Beispiel: Es gibt z. B. dynamische Schrauben-Stabsysteme, bei deren Einbringung nicht offene reponiert wird: Kleiner Schnitt, unter der Haut eingeschoben, Schrauben-Stabsystem eingebracht = Habe fertig.
    Hierfür kann nicht 5-834 genommen werden (keine offene Reposition) und nicht 5-833 (keine externe Fixation). Sinnvoll ist einzig 5-835.5 (aber nur Zusatzkode). Warum dann aus klassifikatorischer Sicht eben 5-839.x voranzustellen ist, habe ich oben beschrieben. Das ist eine kodiertechnische Krücke, klar, aber eben so wie es ist.
    Nochmal: Nur Zusatzkode neben Zusatzkode und sonst nix, geht halt nicht. Das muss nur für andere Fälle das Gleiche bedeuten, wenn auch das gleiche Problem vorliegt!

  • Hallo Herr Selter,
    aus erlöstechnischer Sicht ist dies ja eine sehr erfreuliche Kodierung für die Klinik. Deshalb hatte ich noch einmal nachgehakt.
    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U