SIRS und/oder SEPSIS mal wieder

  • Hallo,
    ich habe immer wieder Verständnisschwierigkeiten bei der Codierung von SIRS und/oder SEPSIS.

    Jedesmal, wenn ich mich in diese Thematik reinknie und glaube endlich die Unterschiede verstanden zu haben, kommen wir im Kollegenteam ins Diskutieren und dann kommen wir alle Mann ins Grübeln und sind am Ende total unsicher.

    Ich weiß, es gibt hier viele Diskussionen und auch diverse Links hier, wie zum Beispiel
    http://www.dimdi.de

    Unsere Frage ist nun:
    - gibt es so etwas wie eine Vereinfachte Darstellung/Grafik die einem bei der Codierung hilft?
    - Gibt es irgendwo eine logischer Erklärungen, wann zu einer SEPSIS eine SIRS dazucodiert wird (oder umgekehrt?)
    - usw....usw

    Vielen Dank für die Mühe und Tipps

    Anna61

  • Hallo Anna61,

    stark vereinfacht kann man definieren, dass man mit Hilfe der erfüllten Kriterien des SIRS die Sepsis von der Bakteriämie differenzieren kann. Anders herum ausgedrückt: wenn die SIRS - Kriterien erfüllt sind, hat der Pat. keine Bakteriämie sondern eine Sepsis. Siehe auch DKR 0103f.

    Daher: keine Sepsis ohne R65.-!

    Eigentlicher Sinn und Zweck der SIRS - Kodierung ist es die Fälle von Sepsis mit Organkomplikationen von denen ohne Organkomplikationen zu trennen.

    Allerdings kann man durchaus ein SIRS ohne Sepsis haben (Polytrauma etc.)

    VG UH

  • Hallo und DANKE für ihre Antworten,
    die haben mir schon mal weitergeholfen!

    Eine Frage habe ich noch:
    in der Kriterien für eine SIRS nicht infektiöser Genese ohne Organkomplikationen steht

    1. negative Blutkulturen, jedoch Erfüllung aller vier folgenden Kriterien........usw.

    nun gibt es da unterschiedliche Auslegungen im Kollegenkreis:

    NEGATIVE Blutkulturen würde auch heißen KEINE abgenommenen Blutkulturen

    Ich sehe es anders, den zu Beginn steht ja, \"Abnahme von mindestens 2 Blutkulturen\"............
    und dann wird nach negativem oder positivem Ergebnis unterschieden

    Ich denke, wenn KEINE Blutkulturen abgenommen wurden geht man von einer SIRS nicht infektiöser Genese mit/ohne Organkomplikation aus.
    Wie ist es nun richtig?

    Danke nochmals für die Antworten
    Anna

  • Hallo,

    als Mit-Erfinder des Codes kann ich sagen, daß der medizinische Standard dort eingeflossen ist in die Definition. Eine trennscharfe und klare Definition wollte das InEK und das DIMDI von der Deutschen Sepsis-Gesellschaft haben, um Deutungen/Auslegungen der Krankenkasse, des MDK oder der Kodierfachkräfte zu vermeiden.

    Wenn man von einem SIRS infektiöser Genese ausegeangen wäre, wäre der Stand der med. Wissenschaft die Entnahme von 2 Blutkultur-Paaren im gewissen zeitlichen Abstand gewesen.

    Die Definition geht weiterhin davon aus, daß diese 4 Fläschchen (2 Paare) nun auch alle negativ sein können - ergo ist die Diagnose SIRS infektöser Genese bei BK-Ergebnissen \"ohne Wachstum\" dennoch möglich.

    In der nächsten Überarbeitung werde ich, soweit ich da noch involviert bin, dann das Wort \"negativ\" als vermeidenswert diskutieren, sondern es wird von mir tendiert, die Formulierung \"ohne Wachstum\" zu wählen.

    Bei einem SIRS sollte man immer 2 BK-Paare abnehmen - erst bei der Zusammenschau aller Befunde am Ende des Untersuchungs-Ganges kann man dann \"infektiös\" von \"nicht infektiös\" mit hoher Wahrscheinlichkeit trennen. Sicher ist man sich nie bei negativen Blutkulturen. Weitere Hinweise wie \"Antibiotikum hat geholfen\" u.a. sind Hinweise, jedoch keine Beweise, daß es sich um ein SIRS infektöser Genese gehandelt haben kann bei negativen Blutkulturen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Björn Mehlhorn

  • Tag, Herr Mehlhorn,

    Ich pflichte Ihnen grundsätzlich bei, dass eigentlich immer 2 Paar BK abgenommen werden sollten.

    Andererseits gibt es Fallkonstellationen, bei denen die Sepsis VÖLLIG AUSSER ZWEIFEL steht. nach meinem Dafürhalten ist die Sepsis nach wie vor eine v.a. klinischen Diagnose.

    Bei eindeutigen Vorliegen einer Sepsis mag eine BK den entscheidenden Hinweis für die Deeskaltion der Antibiose geben.

    Zwar wirken wir darauf hin, dass immer 2 Pärchen gewonnen werden, dennoch unterbleibt dies in der Praxis manchmal.

    Ärgerlich ist für uns, dass trotz manch eindeutiger Konstellation der MDK die Sepsis aberkennt, da keine Sepsis ohen SIRS und kein SIRS ohne 2 Pärchen BK.

    Das erste negative Gutachten dazu kam 2007 übrigens exakt 14 Tage nach Verabscheidung der neuen SIRS-RL durch die DIVI.


    Gruß

    merguet

  • Hallo Herr Merguet,

    wenn es klinisch \"eine Sepsis ist\", dann ist doch wohl folgendes zu codieren:

    SIRS infektiöser Genese mit Organkomplikation(en) oder SIRS nicht-infektiöser Genese mit Organkomplikation(en)

    Und die kann man gemäß Definition wohl klinisch codieren - braucht keine BK-Abnahmen!

    [blink]Die Blutkulturabnahmen braucht man nur zum Beweis der Codierung eines SIRS infektöser Genese [mark=yellow]ohne[/mark] Organkomplikationen [/blink] (und zu der leitliniengerechten Behandlung des SIRS).


    Mit freundlichen Grüßen

    Björn Mehlhorn
    [hr]
    Organkomplikationen (Bezüglich der Angabe von Organkomplikationen gilt, dass einer dieser Organfunktionsausfälle oder die Kombination aus mehreren Organfunktionsausfällen lebensbedrohlich ist):


    • Akute Enzephalopathie:
    Eingeschränkte Vigilanz, Desorientiertheit, Unruhe, Delirium
    • Arterielle Hypotension; Schock:
    Systolischer Blutdruck 90 mmHg od. weniger oder mittlerer arterieller Blutdruck 70 mmHg od. weniger für mind. 1 Stunde trotz adäquater Volumenzufuhr; andere Schockursachen ausgeschlossen.
    oder für wenigstens 2 Stunden systolischer arterieller Blutdruck bei mind. 90 mmHg bzw. mittlerer arterieller Blutdruck 70 mmHg od. weniger oder notwendiger Einsatz von Vasopressoren, um den systolischen arteriellen Blutdruck mind. 90 mmHg oder den arteriellen Mitteldruck mind.
    70 mmHg zu halten. Die Hypotonie besteht trotz adäquater Volumengabe und ist nicht durch eine andere Schockform zu erklären.
    • Relative oder absolute Thrombozytopenie:
    Abfall der Thrombozyten um mehr als 30% innerhalb von 24 Stunden oder Thrombozytenzahl 100000/mm3 od. weniger. Eine Thrombozytopenie durch akute Blutung muss ausgeschlossen sein.
    • Arterielle Hypoxämie:
    PaO2 10 kPa od. weniger (75 mmHg od. weniger) unter Raumluft oder ein PaO2/FiO2-Verhältnis von 33 kPa od. weniger (250 mmHg od. weniger) unter Sauerstoffapplikation. Eine manifeste Herz- oder Lungenerkrankung muss als Ursache der Hypoxämie ausgeschlossen sein.
    • Renale Dysfunktion:
    Eine Diurese von 0.5 ml/kg/h od. weniger für wenigstens 2 Stunden trotz ausreichender Volumensubstitution und/oder ein Anstieg des Serumkreatinins auf mehr als 2x oberhalb des lokal üblichen Referenzbereiches.
    • Metabolische Azidose:
    Base Excess -5 mmol/l od. weniger oder eine Laktatkonzentration über 1,5x oberhalb des lokal üblichen Referenzbereiches.

  • Zitat


    Original von Anna61:
    Unsere Frage ist nun:
    - gibt es so etwas wie eine Vereinfachte Darstellung/Grafik die einem bei der Codierung hilft?

    Hallo Anna61,
    ja, so etwas gibt es (s. Anhang).
    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Hallo Dr. Leonhard,

    ich habe Ihnen einen private Mail gesendet.
    Bitte schauen Sie doch einmal nach. Es ging um die Grafik der SIRS Codierung

    Vielen Danke
    Anna61