Lobby-Arbeit...

  • Hallo zusammen,
    offenbar wird manchen Veröffentlichungen unbesehen geglaubt:

    [url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,622465,00.html]http://www.spiegel.de[/url]
    (und die anderen (wie Focus) schreiben\'s dann gleich noch ab)

    Da fragt man sich manchmal, wo denn da der angemessene Protest der Krankenhausgesellschaften bleibt....

    Diesem Artikel nach könnten wir das Forum schliessen, denn: \"...gehen Sie NICHT über Los...\"

    Schönen Tag noch!
    P. Dietz

  • Hallo,

    solche Artikel gibts es ja immer mal wieder. Vermutlich muss auch der MDK sich gegenüber seinen Brötchengebern rechtfertigen und nachweisen, was er so tut.

    Für unser Haus treffen die genannten Zahlen übrigens nicht zu:
    Es werden ca. 14% der Fälle geprüft.
    Nur in ca. 30% findet der MDK einen Grund zur Beanstandung (dessen Legitimität hier mal außer Acht bleibt)
    Wir geben pro Prüffall im Schnitt nur ca. 220€ ab.

    Viele Grüße
    RT

  • Hallo Forum,
    gerade daran arbeiten wir ja, damit diese Zahlen nicht stimmen.
    Auf der anderen Seite der Medaille steht die viele Arbeit am Patienten, für die es kein Geld gibt, aber sebstverständlich ist.
    DRG - ein gerechts System der Patientenabrechnung? Gerade davon haben wir uns doch schon lange verabschiedet.

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Hallo,

    wie ich schonmal woanders geschrieben habe, sollten die Kassen sich doch über eine hohe Fehlerquote freuen, denn je höher diese ist, umso gezielter haben die Kassen angefragt.
    Der Fehlerquote gegenüber stehen nämlich derzeit ein Großteil willkürlich geprüfter Fälle, bei denen den Kassen jedesmal 100 bzw. 300€ durch die Lappen gehen :i_baeh:

    MfG,

    N.Pollack

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    Zitat


    Original von P_Dietz:

    Diesem Artikel nach könnten wir das Forum schliessen, ...


    oder mit Heinz von Foerster antworten


    \"Wahrheit ist, so habe ich einmal gesagt, die Erfindung eines Lügners. Damit ist gemeint, dass sich Wahrheit und Lüge gegenseitig bedingen: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt oder indirekt zum Lügner. Diese beiden Begriffe gehören zu einer Kategorie des Denkens, aus der ich gerne heraustreten würde, um eine ganz neue Sicht und Einsicht zu ermöglichen\"

    \"Für mich ist diese Sicherheit des Absoluten, die einem Halt geben soll, etwas Gefährliches, das einem Menschen die Verantwortung für seine Sicht der Dinge nimmt.“


    Förster, Heinz von / Pörksen, Bernhard
    Carl Auer Verlag 2004


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Tag,

    Solche Gedanken um diese Uhrzeit :i_respekt: :i_respekt: :i_respekt:

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Zitat


    Original von Schneehase:
    Hallo,

    wie ich schonmal woanders geschrieben habe, sollten die Kassen sich doch über eine hohe Fehlerquote freuen, denn je höher diese ist, umso gezielter haben die Kassen angefragt.
    Der Fehlerquote gegenüber stehen nämlich derzeit ein Großteil willkürlich geprüfter Fälle, bei denen den Kassen jedesmal 100 bzw. 300€ durch die Lappen gehen :i_baeh:

    MfG,

    N.Pollack

    :d_neinnein:
    Hallo,
    willkürlich wird bei keiner Krankenkasse geprüft, die Sachbearbeiter Unterstehen bestimmten zwängen, schon von den gesetzen her und unter ständigem Druck durch die Vorgesetzten, dem meist jeder Fall der zur Prüfung steht erst Vorgelegt werden muss.
    Also willkürlich wird kein Fall geprüft.


    MFG

    O.Kessler

    :i_respekt: für jeden Sachbearbeiter bei einer Kasse :i_respekt:

  • Hallo Herr Kessler,

    das ist mir bekannt und ich denke, diese Zwänge und Vorschriften sowie der Druck der Chefs bewirken eine merkwürdige Prüfmentalität.
    Es gibt auch Gerüchte, daß manche Kassen ihren Mitarbeitern Boni für eine gewisse Anzahl gewonnener MDK-Fälle zahlen. Das übermotiviert vllt. auch zu Prüfungen.
    Trotzdem ändert es nichts an meiner These zur glücklichen hohen Fehlerquote bei Kassen :sonne:

    Grüße,
    N.Pollack

  • Hallo zusammen,
    mal ehrlich, man hat\'s doch schon im Gespür, wenn ein Pat. geprüft wird: B- statt C-DRG, die an einer Diagnose hängt...(wenn man mal von den Kodier-\"Fehlern\" ausgehen). Das ist nicht willkürlich, das hat Methode!

    Aber nun rechnen wir mal ein bisschen: ca. 10-15 % werden geprüft - den Rest interessiert die Kasse nicht, da er nicht ins \"rentable\" Raster fällt.
    Davon sind lt. MDS 40% falsch abgerechnet. Macht von 100 Fällen grad mal 4-6, dafür aber sind 6-9 dann korrekt, macht 600-900 EUR bzw. 1800-2700 EUR \"Pech-Pauschale\". Je nach Kampfgeist des Hauses liegt der Rückzahlungsbetrag höher oder niedriger - aber lassen wir mal die 500 EUR des MDS. 2000-3000 EUR werden also \"betrogen\", abzgl. der Pech-Pauschale bleibt für den irren Aufwand, den man dafür auf allen Seiten betreiben muß, den Kassen nicht wirklich viel übrig, denn der MDK ist auch nicht umsonst.

    Dafür aber müssen wir uns anhören, wir wären alle Betrüger...

    Insofern hat unser Nachtarbeiter ERembs wie immer Recht ;)

    Viele Grüße
    P. Dietz

  • Hallo Forum,

    so ganz kann ich die Diskussion nicht verstehen.

    Weder ist eine Krankenkasse böse - noch ein Krankenhaus gut - noch ist dies umgekehrt der Fall. Jeder hat seine Aufgabe zu erfüllen.

    Auch ich bezahle - wie wohl jeder - Geld in meine KK und erwarte, dass sie korrekt mit \"meinem Geld\" umgeht. Auch ich ärgere mich, wenn meine Krankenkasse unnötig Geld verschwendet - siehe nur die Werbeausgaben.
    Andererseits möchte ich einen guten Job machen, d.h. mein Arbeitgeber soll ausreichend Einkünfte haben, um u.a. auch mich zu bezahlen.

    Aber zurück zum eigentlichen Problems:

    Gestern bekam ich eine Handwerkerrechnung, die habe ich doch tatsächlich kontrolliert. Heute kam die Wasser- Abrechnung, die habe ich nicht richtig verstanden. Nach einem Anruf dort war das Problem geklärt, die Mitarbeiterin war freundlich, ich war informiert. Die Rechnungshöhe gefällt mir zwar nicht, kann es aber nicht ändern.

    Wenn rotes Tuch in seinem Thread vermerkt, dass pro Prüf Fall nur 220 € zurückzuzahlen ist, dann sind dies aus meiner alltäglichen Sicht schlichtweg 220€ zu viel. Als Privatmann würde ich keinen Handwerker beauftragen, der in einem merkbaren Prozentsatz zu hohe Rechnungen einfordern würde und sich auch noch über eine Kontrolle mokiert.
    Zum Thema \"Pech-Pauschale\": Mal ehrlich - wer würde bei einem Italiener noch essen gehen, wenn er die Kontrolle der Rechnung bezahlen müsste, wenn die Rechnung korrekt erstellt ist.

    Wenn und solange in einem merkbaren Prozentsatz Krankenhausrechnungen nicht stimmen, ist und bleibt eine Rechnungskontrolle gutes Recht, und ich behalte für mich ein schlechtes Gefühl bei dem derzeitigen System.

    Da aber gerade unser Forum dazu führt, dass wir alle lernen, korrekt zu kodieren, sind wir auf einem guten Weg. Vielleicht führt der dann dahin, dass Krankenkassen nicht mehr prüfen, da es es nichts zu ändern gibt, da die Abrechnungen korrekt kodiert sind.

    Gruß
    P. Host

  • Schönen guten Tag allerseits und insbesodnere Herr Host,

    Zitat


    Original von phost:
    [..] Als Privatmann würde ich keinen Handwerker beauftragen, der in einem merkbaren Prozentsatz zu hohe Rechnungen einfordern würde und sich auch noch über eine Kontrolle mokiert.

    [...]

    Wenn und solange in einem merkbaren Prozentsatz Krankenhausrechnungen nicht stimmen, ist und bleibt eine Rechnungskontrolle gutes Recht, und ich behalte für mich ein schlechtes Gefühl bei dem derzeitigen System.


    Da ist sie wieder die \"falsche\" Rechnung. Also doch irgendwie \"böses\" Krankenhaus, das \"falsche\" Rechnungen stellt.

    Um einmal bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Wenn Sie wirklich einmal etwas komplexere Handwerkerrechnungen genauer unter die Lupe nehmen würden/könnten, dann kämen Sie sicher auch auf einen messbaren Prozentsatz, in dem nicht alle Schrauben oder sonstiges aufgeführtes Material tatsächlich verbaut wurde oder wo die angegebenen Arbeitszeiten doch nicht bis auf die Minute stimmen. Ob dies dann so viel weniger als im Krankenhausbereich wäre, sei einmal dahingestellt.

    Es gibt sogar Menschen, die machen sich einen Sport daraus bei Handwerksarbeiten ein Haar in der Suppe zu finden, um die Rechnung nicht vollständig bezahlen zu müssen. Zu diesen Kunden kommen dann allerdings bald keine (qualifizierten) Handwerker mehr. Diese Möglichkeit ist uns Krankenhäusern allerdings nicht gegeben.

    Aber solche Verlgeiche sollte man auch nicht überstrapazieren.

    Zurück zur DRG Abrechnung und MDK Prüfung:

    Erstens geht es in den allermeisten Fällen nicht um Kodierung, sondern um die Verweildauer, was insofern paradox ist, als dass zur Einführung des DRG-Systems das Gespenst der \"blutigen Entlassung\" an die Wand gemalt und deshalb die untere Grenzverweildauer eingeführt wurde. Plötzlich kann jedoch die Entlassung gar nicht mehr früh genug erfolgen?

    Zweitens handelt es sich bei den meisten Fällen, wo der MDK die Kodierung ändert nicht um eine \"falsche\" Abrechnung, sondern um eine unterschiedliche Interpretation der Klassifikationen oder der Kodierrichtlinien, so wie wir es hier im Forum in unzählbaren Beiträgen und Themem auch erleben. Und da interpretieren halt die Krankenhausmitarbeiter eher zugunsten und der MDK eben eher gegen eine Erlösrelevanz. Die ist in einem gewissen Rahmen ganz natürlich. Daraus den Vorwurf der \"falschen\" Abrechnung zu machen, ist absurd. Der MDK hat hier genau so wenig Recht oder Unrecht, wie das Krankenhaus. Nur bringt es uns Krankenhausmitarbeiter dann eben ein wenig in Schwingung, wenn der MDK sich hier von den Kassen funktionalisieren lässt und aus politischen Interessen heraus in der breiten Öffentlichkeit irgenwelche Rechnungen aufgestellt werden, wie viele Euro die Krankenhäuser \"falsch\" abrechnen - mal ganz abgesehen davon, dass ich bisher diese Beträge und Quoten in keinem der Häuser, für dich ich gearbeitet habe, nachvollziehen konnte, die lagen immer deutlich darunter!

    Und in Bezug auf die Aufwandspauschale sollte man sich noch einmal die Begründungen zum GKV-WSG und zum KHRG durchlesen: Die Aufwandspauschale wurde schlicht und einfach eingeführt, weil ein Teil der Kassen (anwesende ausgenommen) den Bogen überspannt haben. Die Krankenhäuser selbst haben die Lösung durch die Aufwandspauschale gar nicht unbedingt herbeigesehnt, mir und vielen anderen wären höhere Anforderungen an die Kriterien zu Auslösung einer Prüfung sowie insbesondere zu Inhalt und Qualität der Gutachten fast noch lieber gewesen.

    Und keine Angst: Im Zuge der Wirtschaftskrise und der dadurch sinkenden Einnahmen der Krankenkassen wird es nach der Wahl mit Sicherheit wieder den Krankenhausfinanzen an den Kragen gehen - und da hat man ja jetzt über den Landesbasisfallwert ein perfektes Instrument.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,