Knochenmarködem

  • Hallo!
    Ich habe ein kleines Problem.

    Folgender Befund/Diagnose soll verschlüsselt werden:

    Knochenmarködem im ventralen Ilium sowie inzerstitielles Hämatom im angrenzenden Iliacus und glut. med. DD Infraktion Beckenschaufelvorderrand/Teilabriss M. iliacus vom ilium.

    Worunter findet man denn das Knochenmarködem?

    Vielen Dank

    LG Alfiene

  • Hallo Alfiene,

    sollte das Knochenmarködem irgendwo noch als bone bruise beschrieben sein bzw. Folge eine Sturzes sein, liegt definitionsgemäß eine zu kodierende Fraktur vor!

    In diesem Fall wäre dann eine Beckenfraktur zu verschlüsseln.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Herr Schemmann,

    gibt es zu Ihrem Hinweis zur Codierung eines Bone bruise irgendwelche Quellen?
    Ich denke z.B. an Bone bruise bei Kreuzbandverletzungen, ich würde dies nicht als \"Fraktur\" klassifizieren, oder ich muss eine neue Klassifikation lernen.

    Gruß und vielen Dank

    P.Host

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    da gibt es eigentlich keine Unklarheit....
    DKR 1903C
    Knochenkontusion
    Eine Knochenkontusion (\"bone bruise\", bildgebender Nachweis einer Fraktur der Spongiosa bei intakter Kortikalis) wird wie eine Fraktur an entsprechender Lokalisation kodiert.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Forum, Hallo Herr Selter,

    leider gibt es m.E. doch Unklarheiten:

    Der Rückschluss Ödem = Bone Bruise = Trabelfraktur ist nicht eindeutig.

    Ein Knochenmarködem tritt auch unabhängig von Trauma und ggf. Knochenbälkchenfraktur auf.
    Radiologen benutzen deshalb auch den Begriff \"traumatisches Knochenmarködem\".

    Es gibt häufig subchondrale Ödeme z.B. bei gleichzeitiger Kreuzbandruptur, die innerhalb weniger Tage verschwinden, somit zu einer trabulären Fraktur nicht passen. Selbst Ödeme nach arthroskopischer Betastung des Gelenkknorpels durch Tasthacken werden beschrieben.
    Auch bei degenerativen Prozessen werden nicht selten Ödeme als Bone bruise beschrieben, teilweise auch durch Gefäßprozesse.

    Ich glaube hier wird eine Klassifikation eines Befundes verallgemeinert, die häufig z.B. erst im Versicherungsrecht durch Gutachten geklärt wird.

    P. Host

    • Offizieller Beitrag

    Hallo P. Host,

    ich habe die Frage beantwortet, wie Bone-Bruise zu kodieren ist, nicht eine Differenzialbetrachtung der Diagnose dargestellt. Bezüglich der Kodierung gibt es da keine Unklarheit. Dass man über die Zuordnung der Diagnose diskutieren kann, ist nachvollziehbar. So ähnlich wie die Diskussion, wann eine Fraktur mit Sehnenbeteiligung oder eine Sehnenruptur mit Knochenbeteiligung vorliegt.

    Allerdings sagt ja die DKR: \"bildgebender Nachweis einer Fraktur der Spongiosa bei intakter Kortikalis\". Wenn der nicht gegeben ist, ist zumindest nach dem dort gegebenen Verständnis die Diagnose nicht zu stellen. Das sollte eigentlich für die Frage der Kodierung ausreichend sein.

  • Hallo Hr. Selter und Kollegen,

    für mich ist das Thema atraumatisches Knochenmarködem noch unklar.

    Ich habe folgenden Fall:

    19-jähriger Patient, Schmerzsymptomatik mit kernspintomographisch diagnostiziertem Knochenmarködem beider Kniegelenke, kein Trauma beschrieben, Schmerzen bestehen seit längerer Zeit, keine Osteonekrose, stationäre Aufnahme zur Prostaglandintherapie


    Wir haben die D47.4 Osteomyelofibrose kodiert, der MDK befindet die R93.6 Abnorme Befunde bei der bildgebenden Diagnostik der Extremitäten als richtig.

    Welcher Diagnoseschlüssel ist in diesem Fall anzuwenden? Ein Bone Bruise wie oben diskutiert finde ich hier nicht richtig.

    Mit freundlichen Grüßen
    Valentina

  • hallo Valentina!


    So GANZ blickt da wohl niemand durch.
    Wobei nun aber seit jahren das "bone marrow edema" nicht mehr mit "bone bruise" gleichgesetzt wird und es auch schon seit vielen jahren im deutschen das "Knochenmarködemsyndrom" gibt.


    Was ich an Ihrem fall nicht verstehe:
    Sie behandeln mit iloprost. Unter welcher diagnose? Doch nicht D47.4? Wer behandelt muss eine diag haben!
    Auch wenn Sie das alphab ICD-VZ über Fibrose> Knochenmark>zu D47.4 führt, da muss doch jeden mediziner bei einem 19-jährigen ein kalter schauer über den rücken laufen.


    Kodierung:
    - Bone bruise können Sie sowieso nicht als S-fraktur kodieren. Ihnen fehlt der nachweis einer (mikro)fraktur der spongiosa, wie es in der SKR 1903 gefordert wird. Oder haben Sie ein entsprechendes HR-CT/ MRT?
    - Osteomyelofibrose: s. D47.4 oben. Was sagte der onkologe dazu?
    - R93.6: mehr weiß man bei bone marrow edema like lesions in der tat nicht, wenigstens eine ehrliche kodierung.


    Diffdiag ist der fall eine nuss. Ohne dieses MRT hätte ich an eine Osteochondrosis dissecans gedacht. Hat der junge pat ein obscures hobby?


    mfg ET.gkv

    Einmal editiert, zuletzt von ET.gkv (25. Oktober 2012 um 20:22)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    - R93.6: mehr weiß man bei bone marrow edema like lesions in der tat nicht, wenigstens eine ehrliche kodierung.

    Doch, man weiß das. Es ist ein Knochenmarksödem, was eine Erkrankung des Knochens beschreibt. Da aber hierfür kein eigenständiger Kode existiert, ist M89.86 zu verwenden. Wenn man der Meinung ist, dass es eine nicht näher bezeichnete Erkrankung ist, dann eben M89.96. Zur Verwendung von Kodes aus Kapitel XVIII ist das Vorwort dort zu beachten. Das ist nicht nur eine "ehrliche" Kodierung, sondern auch die sinvolle.