Wider das politische Getöse einiger Krankenkassen

  • Tja Hr. Hollerbach,

    unter 6 % ist was anderes als unter 1 %, aber lassen wir das. Denn ich finde eigentlich schon die Überschrift dieses Thread doof. Solange wir alle von \"den Krankenhäusern\" und \"den Krankenkassen\" sprechen scheint die Sachlichkeit ausgeblendet. Das sollten wir zumindest in diesem Forum vermeiden.
    Dass Politik und Lobbyarbeit mit großem Getöse - und zwar auf beiden Seiten - einhergeht, ist meiner Meinung nach genauso normal wie verabscheuungswürdig!

    Viele Grüße

    Michael Bauer :)
    Krankenkassenbetriebswirt

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Michael Bauer:
    Denn ich finde eigentlich schon die Überschrift dieses Thread doof. Solange wir alle von \"den Krankenhäusern\" und \"den Krankenkassen\" sprechen scheint die Sachlichkeit ausgeblendet. Das sollten wir zumindest in diesem Forum vermeiden.

    Hallo,

    so, da Hr. Schaffert gerade nicht zugegen ist und er aber auch bestimmt nichts dagegen hat, habe ich den Titel in \"einige Krankenkassen\" geändert. Somit kann man mal von der Diskussionsschiene wieder runterkommen.

    Reinhard: Falls du es gerne in alter Form betitelt haben willst, kannst du es ja jederzeit wieder ändern und meinen Beitrag rausschmeißen.

  • Hallo Herr Bauer,

    ich weiss nicht so Recht, was Sie mir/uns jetzt eigentlich mitteilen wollen.

    Die Diskussion kreist doch darum, ob die Zahlenangaben einiger Kassen zur Menge von \"Fehlabrechnungen\" etwas mit der Realität zu tun haben oder nicht. Sie haben das zum Anlass genommen, eigene Zahlen anzugeben (auch wenn Sie deren kritische Analyse danach mit Floskeln wie \"schönrechnen\" anscheinend unterbinden wollten). Aus Ihren eigenen Angaben geht nun hervor, dass sie für das Jahr 2009 realistischerweise mit Rechnungskorrekturen zu ihren Gunsten in Höhe von etwa 2-3 Prozent der Gesamtfälle rechnen können. Zugleich äußern Sie Ihre Abscheu vor \"Getöse\". Können wir also davon ausgehen, dass sie Herrn Schaffert zustimmen. Oder doch nicht?

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo Hr. Hollerbach,
    ich habe nur versucht, die Diskussion zu versachlichen, auch indem ich konkrete Zahlen angegeben habe. Für unsere Krankenkasse kann ich also sagen, dass wir von 40 % falschen Rechnungen weit entfernt sind und uns eher bei tatsächlich 2 - 3 % einpendeln. Dass das bei dem Volumen des Marktes bundesweit trotzdem ein ordentliches Sümmchen ergibt, welches auch einen gewissen Prüfaufwand der Krankenkasse rechtfertigt, ist offensichtlich.
    Bisher kreiste die Diskussion meiner Meinung nach eher darum, dass \"die Kassen\" unrealistische Zahlen angeben. \"Die Kassen\" gibt es aber genausowenig wie \"die Krankenhäuser\". Das war eigentlich die von mir beabsichtigte Kernaussage. Schließlich möchten Sie sich bestimmt auch nicht jede Aussage der Deutschen Krankenhausgesellschaft vorrechnen lassen.

    Viele Grüße

    Michael Bauer :)
    Krankenkassenbetriebswirt

  • Hallo zusammen,

    bei \"eher tatsächlich 2 - 3 % falschen Rechnungen\" - so schrieb Herr Bauer - kann ich als Laie doch davon ausgehen, daß in 98 bis 97 % KEINE falschen Rechnungen vorliegen!?
    Hat irgendwer mal berechnet, welch \"ordentliches Sümmchen\" sich für den \"gewissen Prüfaufwand\" insgesamt errechnet?

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    Zitat


    Original von Lunge:
    Hat irgendwer mal berechnet, welch \"ordentliches Sümmchen\" sich für den \"gewissen Prüfaufwand\" insgesamt errechnet?


    Mir nicht bekannt.

    aber:

    Vorteile für den Einzelnen („ordentliches Sümmchen“) bedeuten volkswirtschaftlich eine horrende Fehlallokation zu Lasten der Gemeinschaft.

    Bei einer volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung rechnet sich die ausufernde (!) Prüfquote nicht. (Ärzte fehlen für die Patientenversorgung, keine Wertschöpfung, Transaktionskosten, Vertrauensverlust etc.)


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Tag,

    Zitat


    Original von ERembs:
    ........Ärzte fehlen für die Patientenversorgung, keine Wertschöpfung, Transaktionskosten, Vertrauensverlust etc. .....


    Zustimung! Schon jetzt entfallen in der ärztlichen Tätigkeit mehr als 25 Prozent auf berufsfremde Verrichtungen - dies ist auch Berufsanfängern nicht unbekannt.
    Im Deutschen Ärzteblatt werden Woche für Woche auf jeweils mehr als 100 Seiten von Krankenhäusern Ärzte für die Weiterbildung gesucht werden.
    Wundern wir uns also nicht über einen zunehmenden Ärztemangel, abzulesen in der Unterversorgung der Menschen in ländlichen Gebieten.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Mir auch nicht,

    aber ich spiele gerne :p

    Gesamtzahl stationäre Fälle:
    17.000.000 (hab ich irgendwann mal gelesen, muss nicht 09 gewesen sein)

    Prüfquote (nehmen wir die Zahlen von Herrn Bauer):

    11%

    macht 1.870.000 geprüfte Fälle.

    Gehen wir davon aus, dass wenn alle Fälle abgeschlossen wären, ca. 25% zu Gunsten der Kostenträger ausgegangen sind. (eigene Erfahrung)

    macht 467.500 Fälle zu Gunsten der KKn.

    Einsparung pro Fall/zu Gunsten KKn, tja, weiß ich nicht genau, aber sagen wir mal 1.200 €.

    Macht dann 561.000.000 € Einsparungen für die Kostenträger.

    Hübsches Sümmchen.

    Davon abzuziehen sind nur noch

    420.750.000 € Aufwandspauschale für die geprüften Fälle ohne Rechnungsminderung (300 € * 1.402.500)

    und die Kosten für den MDK; ich setz mal 30 € pro Fall an (Kosten MDK gesamt in 2007 547 Mio €)
    56.100.000 €

    Macht insgesamt
    476.850.000 €

    bleiben also noch 84.150.000 €. Das verteilen wir jetzt noch auf 200 KKn -> 420.750 €.

    Nicht beachtet sind die Fälle, in denen es zu einer Rechnungserhöhung kommt, aber die sind eh nicht so häufig.

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallo Papiertiger,

    Zitat

    aber ich spiele gerne


    Ich auch (wäre ich sonst im Medizincontrolling? :biggrin: )

    Wenn wir Ihre Zahlen nehmen, lässt sich zunächst feststellen, dass der Patientenversorgung durch die Fallprüfung jährlich 561 Mio Euro entzogen werden. Wo landet dieses Geld:

    - 75% über die Aufwandspauschale wieder bei den Krankenhäusern
    - 10% beim MDK
    - der Rest, also noch magere 15 Prozent, bei den Krankenkassen.

    Nunja, Kleinvieh macht auch Mist, und 84,15 Mio sind ja auch eine nette Menge Geld. Noch nicht berücksichtigt sind hierbei allerdings die Kosten, die innerhalb der Kassen für die Fallprüfungen entstehen. Setzt man die ebenfalls mit 30 Euro pro geprüftem Fall an, dann verbleiben den Kassen gerade mal 28 Mio, also nur noch 5 Prozent des gesamten Prüfaufwands. :a_augenruppel:

    Und dabei sind die internen Kosten für MDK und Kasse m.E. noch sehr niedrig angesetzt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo miteinander,

    unter anderem den Versuch der volkswirtschaftlichen Rechnung (mit vielen Unbekannten) gibt es auch in der Januar-Ausgabe von das Krankenhaus:

    Fiori W., Bunzemeier H., Brüning K., Helling J., Roeder N., (2010), Abrechnungsbetrug der Krankenhäuser - Tatsache oder Fiktion?, das Krankenhaus, 1:17-31

    Der Artikel geht inhaltlich noch deutlich über den hier bereits verlinkten im Dt. Ärzteblatt hinaus.
    Die Zeitschrift sollte zumindest jedes KH haben, wenn man keinen Zugang hat (Kollegen, Bibliothek, usw.) kann man sich den Aritkel ggf. auch kostenpflichtig herunterladen:

    http://shop2.kohlhammer.de/shopX/shops/ko…8-3-00-520143-6


    Viele Grüße,
    J.Helling

  • Moin,

    mhollerbach: dito.

    Die Zahlen erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit, es ist eine reine Schätzung nach sieben Jahren Med. Controlling.

    Es gibt sicher Häuser, bei denen die Prüfquote deutlich höher oder niedriger als 11% ist.

    Bei meinem früheren Arbeitgeber sah es über die Jahre so aus:

    Prüfquote: 9 - 12 %
    Entscheidung pro KK: 19 - 26 %
    Entscheidung pro KH: 74 - 81 %

    Ich habe keine Ahnung, wieviel ein MDK Gutachten kostet. An sich wollte ich auch 300 € ansetzen. Dies hätte aber dazu geführt, dass die Ausgaben für die Prüfungen, die Einnahmen des MDK deutlich überschritten hätten. Da der MDK auch andere Aufgaben wahrnimmt, hab ich einfach mal 10% der AWPS angesetzt. Was noch dazu kommen müsste, sind die Kosten für die mit der Prüfung beauftragten Mitarbeiter bei den KKn. Ich denke die dürften diese 84.150.000 € noch mal deutlich reduzieren.

    Meine Rechnung sind bloße Vermutung, Spekulation und vielleicht auch zusammengesponnen.
    Das Problem ist, dass in vielen Krankenhäusern kein Berichtswesen über diese MDK Anfragen existiert, und auch keine \"Zentrale\" vorhanden ist, die diese Daten sammelt und auswertet. Da hat uns der MDK, leider, etwas voraus.

    Und nu darf Herr Bauer wieder. Vielleicht hat er ganz andere Zahlen?! :)

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.