Wider das politische Getöse einiger Krankenkassen

  • Sehr geehrte Mitstreiter/-innen,

    ich darf an dieser Stelle dazu aufrufen in jedem Krankenhaus belastbare Zahlen über das Anfrage- und Prüfgeschehen zu sammeln.

    Bei einer angenommenen Anfragerate von 10-15% bzw. einer MDK-Prüfrate von 8-10% und einer Quote erfolgreicher Prüfungen von 25-40% ergeben sich für das eigene Krankenhaus (Fallzahl 2008: 34.000), Bayern (Fallzahl 2008: 2.750.000) bzw. Deutschland (Fallzahl 2008: 17.500.000) die folgenden Zahlen:
    geprüfte Fälle erfolgreiche Fälle Fälle mit MDK-AWP
    eigenes KH 2.500 600 1.900
    Bayern 275.000 110.000 165.000
    Deutschland 1.750.000 700.000 1.050.000

    Bezogen auf die Gesamtfallzahl entspricht dies einem Anteil von 4% \"falscher\" Rechnungen.

    Rechnet man (zumindest für die Zukunft) die MDK-Aufwandspauschale in Höhe von 300,-€ für die erfolglosen Prüfungen dagegen, relativieren sich die erzielbaren \"Einsparungen\" der Krankenkassen deutlich:
    eigenes KH: 570.000 €
    Bayern: 49.500.000 €
    Deutschland: 315.000.000 €

    Zusätzlich sei als Ergänzung zu oben genannter Publikation der Hinweis auf den Artikel \"Die MDK-Prüfung als Krankenhausbegehung - Ergebnisse aus über 9 000 MDK-Einzelfallprüfungen\" in \"das krankenhaus\" 12/2009 (S. 1182-1189) erlaubt.

    Dr. med. Jürgen Linz
    Weiterbildungsassistent Orthopädie/Unfallchirurgie
    Facharzt für Chirurgie (BLÄK), Sportmedizin (BLÄK)
    Diplom-Krankenhausbetriebswirt (VKD), Qualitätsmanagement (BLÄK)

  • Liebe Diskussionsteilnehmer.
    Ich möchte auf einen Aspekt hinweisen, der hier noch nicht zur Sprache kam. Es lässt sich sicher vortrefflich darüber streiten, wo das richtige Maß für die Prüfungen liegt. Aber ich glaube, dass überhaupt geprüft wird, liegt im Interesse der Allgemeinheit und auch im Interesse der korrekt kodierenden Kliniken. Ich vergleiche das mit Tempokontrollen auf den Strassen, die die Verkehrsteilnehmer vor Schaden durch Raser schützen sollen. Gäbe es keine Kontrolle der DRG-Kodierung, so gäbe es an dieser Stelle im Konkurrenzkampf der Kliniken auch keinen \"Schiedsrichter\" mehr und korrekt kodierende Kliniken würden durch ein Upcoding weniger fairer Kliniken letztendlich geschädigt. So stellt die DRG-Prüfung in dem bestehenden System auch ohne Nettoeinsparungen für die Kostenträger einen eigenen Wert und eine Notwendigkeit dar.
    Ob ein alternatives System vorstellbar wäre, in dem solche aufwändigen Kontrollmechanismen nicht nötig sind und in dem die entsprechenden Ressourcen dann stattdessen der Patientenversorgung zu Gute kommen können? Ich weiß es nicht. Es wäre einerseits schön, würde aber vielleicht auch viele Teilnehmer an diesem Forum den Job kosten...

    Liebe Grüße

    H. Weyland
    Facharzt für Chirurgie

  • Moin,

    da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, Herr Weyland.

    Aber darum ging es auch gar nicht.

    Es ging um die pauschale \"40 % aller Krankenhausrechnungen sind falsch\" Aussage, und die Wirkung, die damit bei denen erzielt wird, die nicht in der Materie stecken.

    Gegen eine differenzierte Auseinandersetzung ohne irgendwelche Polemik ist nichts zu sagen.

    Ich persönlich hätte auch nichts dagegen, wenn auch für die Prüfung nach §275 eine Sanktionsmöglichkeit wie in §17c geschaffen würde.

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallo,

    Zitat


    Original von papiertiger:
    Ich persönlich hätte auch nichts dagegen, wenn auch für die Prüfung nach §275 eine Sanktionsmöglichkeit wie in §17c geschaffen würde.

    Ich hätte auch nichts gegen eine Aufwandspauschale bei Prüfungen nach §17c

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Moin,

    ist da keine drin? Dann gehört aber eine rein.

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallo,

    Zitat


    Original von papiertiger:
    ist da keine drin? Dann gehört aber eine rein.

    Vermutlich nur von akademischem Interesse, oder wieviele Prüfungen nach §17c überblicken die Forumsteilnehmer?

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo,
    leider nicht mehr nur akademisches Interesse, sonder:

    Wohl 1. Prüfung nach §17c in Berlin Brandenburg.

    Mir liegt nun der Krhs bezogene Prüfbericht vor:
    36 Fälle (Vollerhebung)
    31 Fälle wurden vom MDK akzeptiert (Fragestellung primäre Fehlbelegung)
    5 Fälle kein Konsens (hier wird jetzt die Schiedsstelle angerufen werden müssen) (gibt es wohl noch gar nicht)

    Ich gehe davon aus, dass 17c Prüfungen eben auf Grund der fehlenden Aufwandspauschale verstärkt durchgeführt werden. Auch die Begründung des BMGS war ja für die 300€ das die KK verstärkt die Prüfmöglichkeit nach 17c nutzen sollen.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, der Aufwand ist locker mit dem der 275 Prüfung vergleichbar.

    Nur zur Info 31*300 = 9300€

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Zitat


    Original von MiChu:
    ...Nur zur Info 31*300 = 9300€

    Schon klar.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo zusammen,

    erstmal danke für den Fernsehtip Herr Rembs!

    Wie viele 17c-Prüfungen stehen denn so zu Buche ?? Die Zahl dürfte doch verschwindend gering sein, oder ?? Und selbst wenn, diese Prüfung macht vielleicht mehr, vielleicht weniger Aufwand - also Aufwand. Folglich sollte die Aufwandspauschale auch für die 17c-Prüfungen gelten!!!

    Sehr bedenklich finde ich allerdings die enorme Summe die dem Gesundheitssystem durch den Prüfwahn entzogen wird, dieses Geld wäre m.E. 1000 mal besser in der Patientenversorgung untergebracht. Wenn wir die ganzen Prüfungen einstellen gibt es für viele hier im Forum sicherlich weniger Arbeit, doch ich habe genug zu tun und könnte mich auch mal wieder um andere Sachen kümmern!!!! Arbeitslos würden dadurch bestimmt keiner (natürliche Fluktuation/ Rente etc.) und man könnte sich auf das Wesentliche konzentrieren statt sich andauernd mit irgendwelchen teils unseriösen, herablassenden Gutachten herumschlagen zu müssen!

    Auf das Wohl der Patienten!!!!!!!!!!!

    Viele Grüße

    Sebastian

  • Moin,

    Stasi in den Tagebau?

    Das trifft dann aber auch die gesamte hier versammelte Gemeinde.

    Nicht ganz ernste Grüße

    merguet