Wider das politische Getöse einiger Krankenkassen

  • Guten Tag,

    Zitat

    Original von Michael Bauer:
    Ich bin sicher, dass es viele Bereiche gibt, in denen kostensparender gearbeitet werden könnte, so dass im Ergebnis mehr Mittel für die Patienten da wäre.


    Herr Rembs hat ja bereits einen Link hierzu gepostet.

    Der \"Bund der Steuerzahler\" berichtete 2009, es werden schätzungsweise Jahr für Jahr 30 Milliarden Euro an Steuergeldern verschwendet. Bund, Länder und Gemeinden könnten mühelos zweistellige Milliardenbeträge einsparen, wenn weniger sorglos, weniger großzügig und dafür aber effizienter mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen würde.

    Als Konsequenz wurde gefordert, \"Verschwender müssen bestraft werden. Davon würden auch ein Abschreckungseffekt und ein Signal an potentielle oder noch unentdeckte Steuergeldverschwender ausgehen.\"

    http://www.steuerzahler.de/Die-oeffentlic…p534/index.html

    Analog hierzu würde ich akzeptieren, wenn eine Klinik wegen bewußter Falschabrechnung - z.B. nicht durchgeführte Herz-OP u.ä. - gezielt zur Rechenschaft gezogen würde; die Pauschal-Urteile auf beiden Seiten aber sind ungerechtfertigt und haltlos, verunsichern Patienten und sind nicht geeignet für einen ernsthaften Dialog. Leider spiegelt sich dies auch in zahlreichen Posts wider, in denen es oftmals an den Rand des persönlichen Angriffes und unter die Gürtellinie geht.
    Schade!

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo,
    warum werden denn eigentlich so wenig 17c - Prüfungen durchgeführt?
    Da wären dann sogar die von den Kassen so geforderten Sanktionen in Form von Strafzahlungen im Gesetz enthalten(...Soweit nachgewiesen wird, dass Fallpauschalen grob fahrlässig zu hoch abgerechnet wurden, ist der Differenzbetrag und zusätzlich ein Betrag in derselben Höhe zurückzuzahlen; ...)

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Zitat


    Original von E_Horndasch:
    Hallo,
    warum werden denn eigentlich so wenig 17c - Prüfungen durchgeführt?


    Na ja, es ist halt einfacher mit einem Maschinengewehr etwas zu erlegen, als mit Pfeil und Bogen zu jagen.

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Guten Morgen,

    eine §17c-Stichprobenprüfung erfordert einen Schlichtungsausschuss auf Landesebene. Wenn dieser nicht existiert gibt es keine 17c-Stichprobenprüfungen. Das ist in mehreren Bundesländern der Fall.

    Ausserdem wird im §17c-Verfahren für den MDK Facharztstandard vorgeschrieben. Das ist bei den Prüfungen nach §275 nicht der Fall und stellt den MDK evtl. vor schwierige personelle Herausforderungen.

    Und schließlich bleibt die uGV bei der 17c-Prüfung ungeprüft. Da das die wichtigste Melkkuh bei den Einzelfallprüfungen ist, ist bei der 17c-Stichprobe einfach nicht genug zu holen.


    Entgegen anderslautender Berichte ist die überwiegende Mehrzahl (97%) der KH-Abrechnungen völlig korrekt - im Gegensatz zu den MDK-Gutachten, die nach eigenen Zahlen in rund der Hälfte der Fälle mit Rechnungskürzung gegen DKR, FPV, geltende medizinische Leitlinien oder ganz allgemein gegen die medizinische Vernunft verstossen.

    Da es im §275-Verfahren keinen Schlichtungsausschuss und keinen zwingenden Facharztstandard beim MDK gibt, entsteht aus der großen Zahl von Fehlgutachten ein ausufernder Kleinkrieg mit der Sachbearbeiterebene der KK (mit großen Belastungen auf beiden Seiten). Letztlich wird mehr als die Hälfte der initialen Begutachtungsfehler revidiert und korrigiert (im Einvernehmen mit der KK!), weil die KK-Mitarbeiter nachvollziehen können, dass diese Gutachten nicht zur Begründung einer Rückforderung taugen.

    Dies alles zu wissen und dennoch mit den Zahlen der MDK-Prüfungen Politik zu machen....das ist schon ein starkes Stück!
    (Der Volksmund sagt dazu:\"Aus dem Brett vor dem Kopf eine Waffe machen...\")

    Vielleicht zeugt es von Panik auf seiten der KK, weil die Summe für die Aufwandspauschalen inzwischen fast zwei Drittel der vom MDK mühsam gekürzten Rechnungsbeträge erreicht?

    Aus der Praxis kann ich berichten, dass die Kooperation mit den meisten KK auf regionaler Ebene gut ist. Hier gibt es nur wenige Frontverläufe. Die Verärgerung (und oft auch Resignation) über unbrauchbare MDK-Gutachten ist auf beiden Seiten groß und Lösungen werden im Dialog gesucht und meist auch gefunden.

    Beste Grüße - NuxVomica

  • Guten morgen ,

    zum Thema 17c vs. 275er Prüfung möchte ich nochmals auf den Bericht des BRH hinweisen.
    Zusätzlich sollte man beachten, das von der Politik ein Wettbewerb unter den Kassen gewollt ist. Da in der 17c Prüfung das Ergebnis auf alle beteiligten Kassen aufgeteilt wird(bisher ja über das Budget, die Neuregelung ist so nicht umsetzbar), entsteht für keinen ein Wettbewerbsvorteil.

    VG
    c_c

  • Zitat

    Na ja, es ist halt einfacher mit einem Maschinengewehr etwas zu erlegen, als mit Pfeil und Bogen zu jagen.


    und diesen \"Beitrag\" möchte ich mal unkommentiert lassen :d_pfeid:

  • Zitat


    Original von code_case:


    und diesen \"Beitrag\" möchte ich mal unkommentiert lassen :d_pfeid:


    tun Sie sich keinen Zwang an :biggrin:

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,


    5.5.2010
    Ärzte brauchen Vertrauen und Fairness
    Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hat gestern bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses einen fundamentalen Mentalitätswandel in Politik und Gesellschaft gefordert:

    die Wiederherstellung von Vertrauen und Fairness.


    Das gegenwärtige - durchaus gute - Gesundheitssystem sei durch
    Bürokratie, Misstrauen und überzogene Kontrolle
    gekennzeichnet. \"Nicht der gute Arzt ist der Gewinner, sondern derjenige, der sich im System am besten auskennt und die EDV zur Budgetoptimierung einsetzt.\"


    http://www.aerztezeitung.de/kongresse/kong…n-fairness.html


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Morgen,

    ich kriege heute ein Gutachten über die Behandlung in einem großen bayerischen Krankenhaus auf den Tisch.

    Die abgerechnete modulare Endoprothese wurde nicht erbracht. Ups, kann schon mal vorkommen, dass man die Art der Prothese verwechselt, oder? Aber seltsam, dass das Zusatzentgelt für die modulare Endoprothese wochenlang nach der eigentlichen Endabrechnung in einer Nachberechnung berechnet wurde. Da muss ich mich jetzt schon fragen, ob Hr. Rösler recht hat. Wie soll ich den Abrechnungen eines solchen Krankenhauses vertrauen? :d_gutefrage:

    Viele Grüße

    Michael Bauer :)
    Krankenkassenbetriebswirt

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag

    Zitat


    Ups, kann schon mal vorkommen, dass man die Art der Prothese verwechselt, oder?


    Vielleicht hat der Gutachter auch etwas „verwechselt“


    Auch Gutachter irren sich...


    Deepwater Horrizon

    laut Gutachten:
    \"dass bei den geplanten Aktivitäten ein Unfall mit Ölverschmutzung der Meeresoberfläche oder auch unterhalb dieser unwahrscheinlich ist\" und dass \"wegen der Entfernung zum Ufer von 48 Meilen (48nmi ca. 89km) sowie der Reaktionsfähigkeiten die geschaffen werden, keinerlei nennenswerte Beeinträchtigungen zu erwarten sind\"


    Gruß

    E Rembs

  • Zitat


    Original von Michael Bauer:
    Guten Morgen,

    ich kriege heute ein Gutachten über die Behandlung in einem großen bayerischen Krankenhaus auf den Tisch.

    Die abgerechnete modulare Endoprothese wurde nicht erbracht. Ups, kann schon mal vorkommen, dass man die Art der Prothese verwechselt, oder? Aber seltsam, dass das Zusatzentgelt für die modulare Endoprothese wochenlang nach der eigentlichen Endabrechnung in einer Nachberechnung berechnet wurde. Da muss ich mich jetzt schon fragen, ob Hr. Rösler recht hat. Wie soll ich den Abrechnungen eines solchen Krankenhauses vertrauen? :d_gutefrage:

    GUt, damit haben Sie dann jetzt erst mal die MDK Meinung. Haben Sie das GA auch schon dem KH zur Verfügung gestellt? Hat das KH darauf schon geantwortet, oder eine Rechnungskorrektur durchgeführt?

    Wenn Sie die obigen Fragen mit \"Nein\" beantworten können, machen Sie genau das, was den Leuten im KH so übelst auf die Nerven geht: Das unreflektierte darstellen von angeblichen Tatsachen, für die Sie keinen Beweis haben.

    Was ist denn, wenn der Gutachter sich geirrt hat? Oder ist ein MDK Arzt über jeden Zweifel erhaben? Wird quasi bei Eintritt in die Dienste des MDK die Unfehlbarkeit implantiert?

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA