Kodierung Adipositas im Kindes- und Jugendalter

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    Folgendes ist mir (erst jetzt?) aufgefallen: Die Kodierung der Adipositas mit E66.xy mit dem Ausmaß des BMI als 5. Stelle ist für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre nicht zugelassen. Wie also sinnvoll die Adipositas unter 18 Jahren kodieren?
    Herzlichen Dank für Rat!

    wertschätzende Grüße an
    alle Gesundmacher(innen)
    und Gesundmacher(innen)bezahler(innen),
    Dr. S. Siefert
    Medizinmanagement und Arzt
    Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
    Freie und Hansestadt Hamburg

  • Hallo -

    es gilt m.E. der Hinweis:

    Die fünften Stellen 0, 1, 2 und 9 sind für Patienten von 18 Jahren
    und älter anzugeben.

    Für Patienten von 0 bis unter 18 Jahren ist die 5. Stelle 9
    anzugeben.

    Herzlicher Gruß.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo,
    der Ausschluss von Kindern und Jugendlichen erfolgte seinerzeit, weil für diese Altersgruppe der BMI nicht als Parameter geeignet ist, andere geeignete Kriterien von den zuständigen Fachgesellschaften jedoch nicht benannt werden konnten. Ich hatte mich 2007 beim DIMDI sehr für eine Regelung auch für Kinder und Jugendliche eingesetzt. Perzentile scheiden jedoch dafür aus, da damit nur die statistische Verteilung der gemessenen Gewichte dargestellt wird, nicht jedoch eine objektive Bewertung vorgenommen wird, ob tatsächlich eine Adipositas vorliegt und welches Ausmaß sie hat.
    Solange von den pädiatrischen Fachgesellschaften hier kein Input kommt, wird es bei der 5. Stelle \"9\" bleiben müssen.

    Beste Grüße

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Guten Morgen

    eine bessere Lösung als die gegenwärtige E66.[0-9]9, welche medizinisch keinen Unsinn macht, gibt aus pädiatrischer Sicht nicht.

    Der BMI ist bei Kindern (Altersbereich unter Einschluss von NGB/FGB 0-18 Jahre) entsprechend der sich deutlich verändernden Körpermaße erheblich variabel. Dies bedeutet nun zweifelsfrei nicht, dass Erwachsene ihre Körpermaße (hier vor allem das Gewicht) nicht verändern ;)

    Die von Herrn Bartkowski aus systembezogener Sicht verworfene Lösung der Perzentilen kommt eine entscheidende Bedeutung zu, weil durch diese deskriptive statistische Beschreibung eine Einordnung der erhobenen BMI Werte erst möglich wird. Vgl. hierzu die entsprechenden Perzentilkurven bspw. des CDC (CDC growth 2000). Eine (wenn auch vereinfachend) lineare oder gar statische Messgröße BMI analog des BMI im Erwachsenenalter (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Body_Mass_Index, dortige Veteilungskurve vs. http://www.bzga-essstoerungen.de/allgemeine-inf…bmi-rechner.php mit dortiger Verteilungskurve) mit gleicher Aussagekraft gibt es nicht.

    Kritisch kann für den BMI Erwachsene sogar noch eingewendet werden, dass dieser bspw. bei amputierten Patienten eine systematische Verfälschung in der verursachen kann. Es sei denn man nutzt gesonderte BMI-Rechner mit Berücksichtigung solcher \"confounding factors\" (vgl. http://olaf.lenz.name/bmicalc/)

    Ein Einbau dieser klinischen Praxis in das DRG-System würde ohne medizinische Invalidierung eine Altersstaffelung benötigen (mit mehreren kleinen Altersklassen) oder die Einführung recht komplizierter Berechnungsformeln (vgl CDC reference equations). Das möchte aber auch niemand.

    Aus der Diskussion um die vom DIMDI und InEK gewünschten Sepsis-Parameter bei Kindern (0-18 Jahre) kann berichtet werden, dass eine eingestampfte Fassung mit Berücksichtigung aller durch das Wachstum von Kindern 4 DIN A4-Seiten mit Tabellen umfasst. Grund hierfür sind die erheblichen Varianzen in den sepsis-relevanten Normwerten. Beispiel: Eine HF<100 bpm ist nach konservativer Auffassung bei einem Neugeborenen oder Frühgeborenen eine Indikation zur CPR, beim Erwachsenen alles anders als das. Die so resultierenden medizinisch akzeptierbaren Elaborate sind zu umfangreich und unpraktikabel. Und im übrigen so eingestampft, dass ein Konsens nicht hergestellt werden konnte. Weitere Verkürzungen (analog BMI) führen zu vielleicht ökonomisch genehmen oder einfachen Lösungen. in einer Prüfung für das Staatsexamen oder Facharzt würden solche Lösungen das vorzeitige Ende der Veranstaltung bedeuten. Zu Recht. Und dies kann wirklich nicht das Ziel sein.

    Lange Rede, kurzer Sinn: den geforderten (einfachen) objektiven Parameter gibt es gegenwärtig nicht. Wenn es derlei nicht gibt kann auch kein Input kommen.

    Einen schönen Tag mit ausreichend Kühlungsmöglichkeiten wünscht

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    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • Zitat


    Original von A_Christaras:

    Einen schönen Tag mit ausreichend Kühlungsmöglichkeiten wünscht

    Hallo,
    sitzen Sie deshalb um 04:38 Uhr vor dem Rechner? :i_respekt:

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndach,

    es ergab sich so. Es geht auch zu \"normalen\" Zeiten.

    Grüsse

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    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin