Postoperatives Kompartmentsyndrom

  • Liebe Forumsmitglieder,
    wie kodiert man ein postoperatives Kompartmentsyndrom Unterschenkel nach vorderer Kreuzbandplastik?

    Zunächst wurde bei dem Patienten eine vordere Kreuzbandplastik durchgeführt.
    Danach entwickelte sich ein Kompartmentsyndrom (angeblich durch Spülflüssigkeit).
    Wird das postoperative Kompartmentsyndrom jetzt mit
    T79.6 )postraumatische Muskelischämie) oder mit
    M62.26 (Ischämischer Muskelinfarkt nichttraumatisch) plus
    T88.8 (Sonstige näher bezeichnete Komplikationen bei chriurgischen Eingriffen)
    kodiert.
    Wie würden die Forumsmitglieder kodieren?

    Ich danke für die Hilfe und wünsche noch eine schöne Restwoche!

    M.Uphoff

  • Hallo Frau Uphoff,

    das Kompartmentsyndrom ist ja Folge der OP (Ist mir selber schon einmal vor 12 Jahren im Rahmen einer Arthroskopie passiert, ist leider gar nicht ganz selten wie ich in den Jahren beobachten konnte) und nicht des eigentlichen Unfalls.
    Insofern M62.26 und T81.8 statt T88.8. Eine vordere ! Kreuzbandruptur ohne Begleitschädigung am Unterschenkel kann theoretisch nicht zu einem Kompartmentsydrom führen.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Herr Schaffert,
    jede Operation ist ein Trauma - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Das Kapitel T79 hat aber das Exklusivum Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen und medizinischer Behandlung. sowie während oder nach medizinischen Maßnahmen. Wenn ich es richtig verstanden habe kam das Kompartmentsyndrom nach der OP. Also ist das operative Trauma als Komplikation und nicht als Frühkomplikation nach Trauma zu kodieren.
    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • hallo Herr Dr. Schemmann,

    bleibt also nur T81.8 übrig.
    T88.- hat ja auch noch das exkl. T81.-

    Was meinen Sie mit \" ohne Begleitschädigung ... kann nicht.. \" ?

    In einem schlichtungsfall vor einer aerztekammer war es bei/ nach einer arthroskop kreuzbandersatzplastik zu einem kompartmentsyndrom des us gekommen. Der gutachter wies darauf hin, das bereits unmittelbar postop hinweise auf eine einblutung bestanden hätten.
    der unfall dürfte schon schon länger zurückgeleggen haben.
    Die operierende orthopädische klinik beklagte nämlich nur, das der gutachter kein orthopäde sondern chir war.

    mfg ETgkv

  • Hallo Herr Trump,

    das vordere Kreuzband liegt streng intraartikulär. Ohne eine Kapselverletzung kann das Blut nicht nach außen gelangen. Ein intraartikulärer Erguß/Hämatom kann kein Kompartment verursachen.
    Das Risiko habe ich bei arthroskopischen Eingriffen. Selbst bei Schulterarthroskopien kann es zu einem Kompartment kommen. Die alleinige Tatsache, dass es zu einem Kompartment kommt würde ich auch nicht einfach so als Behandlungsfehler bezeichnen. Wenn dies aber übersehen wird. Das Kompartmentsyndrom ist Basis aller operativen Fächer, in diesem Fall ist auch ein Chirurg ein adäquater Gutachter.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • hallo Dr. Schemmann,

    wo es blutete gab der artikel leider nicht her.
    Ich dachte eigentlich an eine direkte blutung in eins der us-compartments.

    In übersichten findet man zu postop us-compartmentsyndromen in den ursachen-auflistungen angaben wie gips, zu straffer verband, blutsperre.

    Übrigens
    1) die schiedsstelle lehnte den einwand gegen den chir ab, das sei ein fachübergreifendes problem. Nicht das auftreten des syndroms wurde bemängelt, sondern die späte reaktion. Ich sehe, Sie haben auf diesem gebiet erfahrung.

    2) und leider finde ich das natürlich jetzt nicht. Aber war es nicht Volkmann himself der ein junges mädchen mit knieerguss und nachfolgender kontraktur beschrieb ?

    mfg ETgkv

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,


    Zitat


    Original von ETgkv:
    ... und leider finde ich das natürlich jetzt nicht. Aber war es nicht Volkmann himself der ein junges mädchen mit knieerguss und nachfolgender kontraktur beschrieb ?


    Richard von Volkmann beschrieb 1881 die Ausbildung einer Kontraktur nach Unterbrechung der Blutversorgung am Unterarm.


    ( Volkmann hat die Kontraktur und Lähmung noch als reine myogene Ischämie angesehen)


    Gruß

    E Rembs

  • hallo Herr Rembs,

    den artikel, den ich gelesen habe, habe ich immer noch nicht gefunden. Und ich suche auch nicht mehr. So ein 8 GB stick ist zu tief. Sie scheinen da ein besseres system zu haben.

    Aus einem anderen artikel: 1869 beschrieb Volkmann diesen knie-fall in einem buch.
    1881 erschien dann der vielzitierte artikel mit der pathophysiologie.


    mfg ETgkv
    Ernst Trump

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ich möchte das Thema "Kodierung bei Kompartmentsyndrom " noch einmal aufgreifen und habe keinen besseren Thread gefunden.

    Folgender Fall muss kodiert werden.

    Patient verletzt sich mit mit einem Cutter den Unterarm mit 2/3 Durchtrennung eines Muskelbauches. In einem auswärtigen Krankenhaus wurde die Erstversorgung durch Muskelnaht und "primäre Wundnaht" durchgeführt. Nach Entlassung kam der Patient zu uns, da plötzlich zu Hause eine massive Schwellung mit Taubheitsgefühl von Unterarm und Hand und Bewegungseinschräkung der Finger aufgetreten war.

    Bei der Eröffnung der Wunde fanden sich zwar keine expliziten Fasziennähte, vermutlich war hier durchgreifend Muskulatur und Faszie genäht. Einige Muskelnähte waren ausgerissen und es war zu einer aktuellen Blutung der Arteria ulnaris gekommen, die jetzt die Kompartment-Symptomatik ausgelöst hat.

    Meine Frage: Wie ist zu kodieren?

    Unsere Version:

    HD: T79.6 Traumatische Muskelischämie (Kompartmentsyndrom)

    ND: S51.80 Nicht näher bezeichnete offene Wunde sonstiger Teile des Unterarms
    T81.0 Blutung und Hämatom als Komplikation eines Eingriffs a.o.n.k.

    BG-Version:

    HD: T81.0 Blutung und Hämatom als Komplikation eines Eingriffs a.o.n.k.

    ND: S51.80 Nicht näher bezeichnete offene Wunde sonstiger Teile des Unterarms
    T79.6 Traumatische Muskelischämie (Kompartmentsyndrom)

    Durch Austausch der HD wandert der Fall von der MDC 08 in die MDC 21B mit erheblichem Erlösunterschied.

    Die Definition des Kompartmentsyndrom beeinhaltet ja die Druckerhöhung im Gewebe durch Ödem oder Einblutung. Dass für die Druckerhöhung im Gewebe eine Einblutung verantwortlich war, ist m.E. unerheblich. Das Kompartmentsyndrom musste bei Aufnahme so rasch wie möglich behandelt werden und ist die zur Aufnahme führende Diagnose.
    Oder muss man hier die D002 anwenden:

    Zitat

    Zuweisung der zugrunde liegenden Krankheit als Hauptdiagnose

    Wenn sich ein Patient mit einem Symptom vorstellt und die zugrunde liegende Krankheit zum Zeitpunkt der Aufnahme bekannt ist und behandelt wird bzw. während des Krankenhausaufenthaltes diagnostiziert wird, so ist die zugrunde liegende Krankheit als Hauptdiagnose zu kodieren.


    Oder gilt hier eher die D005:

    Zitat

    Behandlung einer akuten Verletzung/Verbrennung und geplanter Folgeeingriff


    Für die initiale und nachfolgende Behandlung einer aktuellen Verletzung/Verbrennung ist der Kode für die Verletzung/Verbrennung (weiterhin) als Hauptdiagnose zu verwenden.


    Oder ist nach Hinweis von Kollege Schemman s.u. vielleicht auch die T79.2 zu kodieren?

    Das Kapitel T79 hat aber das Exklusivum Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen und medizinischer Behandlung. sowie während oder nach medizinischen Maßnahmen. Wenn ich es richtig verstanden habe kam das Kompartmentsyndrom nach der OP. Also ist das operative Trauma als Komplikation und nicht als Frühkomplikation nach Trauma zu kodieren.


    ?(

    Wer kann mir helfen? ;(

    mfG
    Thomas Heller
    QMB/Med Co/OA Gyn
    Haßberg-Kliniken
    Haus Haßfurt/Unterfranken