Kodierung 2010 Prostata

  • Liebes Forum,

    ich gebe ehrlich zu, dass meine aktiven Zeiten als Urologin nun schon etwas länger zurück liegen. Die Kodes für 2010 sind mir jetzt allerdings schleierhaft:

    N40 ist die benigne Prostatahyperplasie, schon lange (und seltsamer Weise) inklusive low grade PIN.
    Neu aktuell ist jetzt die N42.3 niedriggradige Prostatadysplasie
    Dann gibt es die D07.5 für das Carcinoma in situ (kennt unser Pathologe bei der prostata gar nicht) und für die hochgradige PIN (II. und III. Grades)
    Dann gibt es noch die D29.1 für die gutartige Neubildung der Prostata
    und letztendlich die C61 für das Prostata-Carcinom.

    Wer kann mir sagen, was der Unterschied zwischen einer Prostathyperplasie und einer gutartigen Neubildung ist?
    Und der Unterschied zwischen einer low grade PIN und einer Dysplasie?
    Bei wem geben die Pathologen diese Kodes gleich im histologischen Befund an? So ganz unwichtig ist ja die korrekte Kodierung nicht....
    Danke für die Hilfe im Voraus!
    Patricia

    Patricia Klein

  • Hallo Frau Klein,

    kodiertechnisch wird zwischen bösartigen und gutartigen Neubildungen der Prostata unterschieden. Zur Kodierung einer bösartigen Neubildung bzw. eines Adenokarzinoms der Prostata bietet ICD-Systematik als gängigen Code C61 an. ICD D07 wird mit der allgemeinen Überschrift \"Carcinoma in situ\" beschreiben und erscheint auch bei dessen Unterteilungen automatisch. Carcinoma in situ der Prostata habe ich auch noch nie gehört oder gelesen. Mit ICD D07.5 wird offensichtlich die intraepitheliale Neoplasie (niedrig- oder hochgradig) der Prostata kodiert.

    Mit dem gängigen ICD N40 wird die Prostatahyperplasie = das gutartige Prostataadenom kodiert. Es handelt sich um die häufigste gutartige Prostataneubildung.

    Mit ICD D29.1 dürften wohl alle anderen gutartigen Neubildungen der Prostata gemeint sein, z. B. Zystische Raumforderungen der Prostata
    Zyste Prostata

    Gruß
    Ordu

  • Tja, und genau hier liegt das Problem, finde ich: die low grade PIN ist eindeutig per ICD in die (man höre und staune) N40 klassifiziert, gehört also zur Prostatahyperplasie. Umpf!
    Und mir ist halt der Unterschied zwischen einer Prostatadysplasie (also N42.3, der neue ICD-Kode) und der low grade PIN nicht klar. Ich verstünde ja, wenn die low grade PIN jetzt aus der N40 ausgegliedert wäre und mit der N42.3 ihre eigene Klasse hätte: ist aber nicht so.
    Aber vielleicht bin ich ja auch zu pingelig, wie Adenauer gesagt hätte. Spricht irgendwas dagegen, die Direktive zum Kodieren rauszugeben:
    Prostathyperplasie und low grade PIN in N40
    hochgradige PIN in die D07.5
    Carcinom in die C61
    Was meinen Sie?
    PK

    Patricia Klein

  • Die kodiertechnische Zuordnung von \"Intraepitheliale Neoplasie der Prostata [PIN] I. Grades\" zum ICD N40 würde ich aus praktischer Hinsicht betrachten: Für manche Pathologen gelten solche grenzwertige Veränderungen womöglich noch nicht als \"bösartiges\" sondern noch als gutartig oder sogar noch im Berich der \"biologischen Schwankung\" >> Medizin ist keine exakte Wissenschaft wie z. B. Mathematik, sondern beruht sehr viel auf persönlicher Erfahrung.

    Andereseits wird eine Niedriggradige Prostatadysplasie ( darunter würde ich auch PIN I. Grades verstehen) ICD N42.3 (Prostatadysplasie) zugeordnet.
    Eine Dsyplasie ist bekanntlich die Vostufe einer bösartigen Entartung.
    So gesehen, liegt eine widersprüchliche und keine eindeutige Zuordnung einer beginnenden intraepitheliale Neoplasie der Prostata [low-grade PIN] vor. Ich würde in diesem Fall ICD N42.3 bevorzugen, zumal mit diesem Kode speziell die Prostatadysplasie kodiert wird. Ansonsten müssten Sie DIMDI mal kontaktieren, was man sich hierbei gedacht hat.

    PIN 2. und PIN 3. Grades sind eindeutig mit ICD D07.5 zu kodieren.

    ICD C61 würde ich nehmen, wenn definitiv die Malignität bestätigt wurde (natürlich abgesehen von der kodiertechnischen Angabe einer Verdachtsdiagnose bei Verlegung in ein anderes KH).


    Gruß
    Ordu