GKV-Spitzenverband - Ahnungslosigkeit oder dreiste Lüge?

  • Der GKV-Bundesverband hat vor ein paar Tagen eine Pressemitteilung unter dem Titel \"Kein Ärztemangel im Krankenhäusern\" veröffentlicht. Darin war zu lesen:

    Zitat

    \"Dem Anstieg der Anzahl der Ärzte um über 13 Prozent steht lediglich ein Anstieg der in Krankenhäusern behandelten Patienten von 16,8 Millionen Fälle auf 17,5 Millionen Fälle und damit um 4 Prozent gegenüber. Es ist eine erstaunliche Rechenkunst, daraus einen Ärztemangel abzuleiten.\"

    Sapperlot - soviel Ärzte im Krankenhaus wie noch nie, und keiner hats gemerkt..?

    Illustriert wird die Mitteilung durch zwei Grafiken, von denen eine angibt, die \"Entwicklung der Fälle in Krankenhäusern von 1998 bis 2008\" wiederzugeben; basierend auf Daten des statistischen Bundesamtes zeigt sich hier in der Tat nur ein Anstieg um 4%. Was allerdings stutzig macht, ist der merkwürdige Kurvenverlauf: ab 2002 nimmt die Kurve einen zunächst flachen, dann steilen Verlauf nach unten bis 2005, ab da steigen die Fallzahlen wieder stetig, und zwar im Mittel um 2%, wie vor dem \"Absturz\".

    Was sieht man hier? Eine Art \"Gesundheitsruck\", der durch die Gesellschaft gegangen ist? Eine kurzzeitige Auswanderungswelle der Siechen und Kranken? Vielleicht gar eine Auswirkung des Klimawandels?

    Nun, der GKV-Spitzenverband weiß es natürlich genau. Er hat nur vergessen, das zu erwähnen. Die Erklärung findet sich auf einer Grafik, die von Dr. W-D Leber im Namen des GKV-Spitzenverbandes auf dem Nationalen DRG-Forum 2009 vorgetragen wurde (siehe hier bzw. unten): die Einführung des ambulanten Operierens nach § 115b SGB V. Also Leistungen, die zwar ebenfalls von Krankenhausärzten erbracht werden, aber nach Ansicht von Herrn Lanz offenbar keine Auswirkung auf deren Stellenpläne haben dürfen. Fürwahr, eine wirklich \"erstaunliche Rechenkunst.\"

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    danke für den Hinweis!


    dieser Pressesprecher wird von dem Geld der Versicherten finanziert!


    „So viel Transparenz wie heute war bei den Pflegeeinrichtungen noch nie und über diese neue Transparenz sind wir im Interesse der Heimbewohner und ihrer Angehörigen sehr froh\",
    ...


    http://www.gkv-spitzenverband.de/Statement_Lanz…20100222.gkvnet


    ...“Die leitende Ärztin des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) in Rheinland-Pfalz sagte, der Skandal sei, „dass damit die wahren Zustände in einem Heim nicht aufgedeckt, sondern geschickt verschleiert werden“.


    http://www.bibliomed.de/cps/rde/xchg/b…sl/90_15312.htm


    Florian Lanz, Pressesprecher: Kein Ärztemangel in Krankenhäusern


    http://www.gkv-spitzenverband.de/Statement_Lanz…20100217.gkvnet


    Derzeit sind rund 5.000 Arztstellen in den deutschen Krankenhäusern nicht besetzt. Vier von fünf Krankenhäusern haben mittlerweile entsprechende Stellenbesetzungsprobleme. Die Stellenbesetzung im Ärztlichen Dienst entwickelt sich allmählich zu einem gravierenden Problem in der stationären Versorgung. Der Ärztemangel hat dabei gleichermaßen Auswirkungen auf die Krankenhausorganisation und die Patientenversorgung.

    http://www.dki.de/index.php?TM=0&BM=2&LM=145


    Kommentar:


    Getöse?
    Desinformation?
    Fehlendes Wissen?


    Gruß

    E Rembs

  • [schild]\"Statistik ist wie ein Bikini: Sie enthüllt eine Menge aber das Wesentliche bleibt doch verborgen\" [/schild]

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Moin.

    das Fehlen der Ärzte wird in keiner Statsitik vernünftig erklärbar sein. Das gesundheitspolitische Getöse hat dazu geführt, dass Ärzte (m/w) heute mehr denn je ihre Arbeit als bezahlten Job verstehen und eine vernünftgie - wie der Klinigone sagt - work-life-balance erwarten.

    Ausserdem sind die Anforderungen an Arbetiszeitmodelle seitens der Verordnungsgeber und Zertifizierer stetiig gestiegen.

    Das System kompensiert damit mehr Ärzte mit höherer Arbeitsverdichtung bei gleichzeitig insgesamt gesunkener individueller Arbeitszeit.

    Noch vor 40 Jahren wurden ärztl Bereitschaftsdienste gar nicht bezahlt und das Weiterarbeiten bis zum Abend des Folgetages war die Regel.

    Schichtmodelle auf Intensiv ließen sich mit dem Wort \"Anwesenheit\" hinreichend beschreiben.

    Das alles hat sich geändert. Insofern kann man derartige Zahlen unmöglich heranziehen.

    Das schlimme ist, dass die Verursacher solcher Nachrichten das genau wissen.

    Aber auch hier haben die Gesundheitsflüsterer um U. Schmidt geschafft, den Ärztemangel als ein Problem fehlender Augenärzte an der Mecklemburger Seenplatte zu definieren.

    Gruß

    merguet