Vergiftung - Pneumonie - Schizophrenie

  • Hallo zusammen,
    hier der Fall, der uns ein wenig Kopfzerbrechen macht.
    Patient wird notfallmäßig eingeliefert, nachdem er bewusstlos im Erbrochenen aufgefunden wurde.
    Es stellt sich eine Benzodiazepinvergiftung in vermutlich suzidaler Absicht heraus.
    Zusätzlich entwickelt sich im Verlauf eine Aspirationspneumonie mit Beatmungspflichtigkeit.
    Nach der intensivmedizinischen Phase kommt es zu einer protrahierten Zunahme einer psychotischen Symptomatik mit massiven olfaktorischen und körperlichen Missempfindungen. Eine bestehende paranoide Schizophrenie ist bekannt.
    Rückblickend und im Gespräch mit dem Patienten ist nicht sicher zu klären, ob die Benzodiazepineinnahme aus suizidaler Absicht oder im Rahmen einer schizophrenen Episode erfolgte.
    Nach 7.Tagen Weiterverlegung in die Psychatrie.
    Jetzt streiten wir über die HD
    - T42.4 Vergiftung (Aufnahmeanlass)
    - Aspirationspneumonie
    - F20.0 Schizophrenie (weil eigentliche Ursache)


    Danke Für die Hilfe

    Schmitz

  • Guten Tag Herr Schmitz,

    in Ihrem speziellen Fall würde ich mich auf die Vergiftung als HD festlegen, alles andere wird ND. Die Benzdiazepinintoxikation hat zur Aufnahme geführt.

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Hallo Schmitz,

    meiner Meinung nach ist T424 Hauptdiagnose.

    Aufnahme erfolgte bei Akuter Vergiftung.

    Die Schizophrenie ansich hätte wohl ohne die Vergiftung keine stationäre Krankenhausaufnahme veranlasst. Die akut stationäre behandlungsbedürftige Symptomatik ergab sich erst im Verlauf.

    Die Aspirationspneumonie ist ND. Die hat sich ja definitiv erst im Verlauf entwickelt.

    Meine Kodierung wäre somit

    HD T424
    ND F200
    ND J690


    MfG
    Carsi

  • Hallo Carsi,

    \"Die Schizophrenie ansich hätte wohl ohne die Vergiftung keine stationäre Krankenhausaufnahme veranlasst. Die akut stationäre behandlungsbedürftige Symptomatik ergab sich erst im Verlauf.\"

    Das scheint mir eben nicht so klar: Bei Aufnahme und während der Beatmungsphase war die psychotische Symptomatik ja mit Sicherheit nicht erkennbar - aber wenn sie sich nach der Extubation umgehend wieder entwickelt hat (Sedierung raus, Patient zunehmend psychotisch), liegt der Gedanke nahe, dass er vor der Vergiftung ähnlich drauf war. Dann könnte man mit der Kausalkette argumentieren (ohne Psychose keine Vergiftung und keine Aufnahme) und hätte zumindest konkurrierende Hauptdiagnosen.
    Ist er aber erst deutlich später wieder \"komisch\" geworden, greift diese Argumentation natürlich nicht.

    Dass die Pneumonie nur ND ist, dürfte klar sein, wenn sie sich erst entwickelt hat - falls der Patient aber Stunden daheim lag und bei Aufnahme schon das Bild der Aspirationspneumonie hatte (kann ja verdammt schnell gehen), könnte man da auch noch drüber diskutieren...

    Sonnige Grüße

    MDK-Opfer

  • Hallo MDK.Opfer,

    grds. stimme ich Ihrer Argumentation zu bzw. kann sie durchaus nachvollziehen.

    Problem ist nur, was können Sie beweisen?
    Können Sie belegen, dass die Schizophrenie ursächlich für die Intoxikation war?
    Wenn nein, bleibt Ihnen grds. nichts anderes möglich als die Vergiftung zu kodieren. Man könnte es natürlich drauf ankommen lassen und die Schizo als HD angeben und gucken was passiert. Wenn Sie es schaffen, bei möglicher Prüfung des Falles den MDK dann davon zu überzeugen (entweder während Begehung oder entsprechend Aktenlage etc.) wäre das natürlich schön.

    Man sollte halt nur nicht enttäuscht sein, wenn nix bei raus kommt.
    Und da sehe ich einfach die höhere Wahrscheinlichkeit.

    \"verregnete\" Grüße! (hier könnte man meinen, die Welt geht unter so duster ist es :-))

  • Hallo Carsi
    genau darum geht es ja, den MDK zu überzeugen..
    Im Grunde ist der Fall klar. Auch wenn der Patient widersprüchliche Aussagen zur Intoxikation gemacht hat. Die Schizophrenie war in letzter Konsequenz auslösend für die Intoxikation. Entweder hat der Patient gemerkt, dass das sich die Schizophrenie wieder verschlimmert - und wollte mit dem Suizid den Konsequenzen entgehen, oder er hat die Benzodiazepine sogar genommen weil es ihm die Stimmen befohlen haben. Mal hat der Patient die eine - mal die andere Ursache angegeben.
    Dennoch bleibt für mich die Frage, ob es wirklich gerechtfertigt ist, die Schizophrenie als HD anzugeben. Wir landen ja sonst schnell bei dem Problem \" Folgen einer Geburt\"...
    Gruss Schmitz

  • Ja, so ist es wohl.

    Demnach würde ich die HD wählen, die am meisten bringt. Aber auch nur, weil es wirklich nicht 100% abzugrenzen ist.

    (Zur Abgrenzung an die Forumsteilnehmer, denen eine \"Möglichst hohe Rechnung\"-Kodierung ein Dorn im Auge ist: wirklich nur in diesem Fall! Klar ist, dass normalerweise immer so spezifisch u. korrekt wie möglich zu kodieren ist )

    Sollte die Abrechnung so durchgehen, sehr gut. Wenn nicht, wäre ich aber auch nicht enttäuscht....

    In diesem Sinne,

    wünsche ein schönes Wochenende!