O36.0 Rhesusinkompatibilität

  • Hallo liebes Forum,
    kann ich die O36.0 kodieren, wenn die Mutter rhesusnegativ ist und das Kind rhesuspositiv? Der Mutter wird in diesem Fall Rhophylac verabreicht, auch wenn noch keine Komplikationen durch die Rhesusinkompatibilität entstanden sind (laut unserer Gynäkologin: \"sozusagen prophylaktisch\").
    Viele Grüße von
    kemia

    Viele Grüße
    kemia

  • Guten Morgen -

    ich denke eher nicht - Zitat (z.B. aus http://flexikon.doccheck.com/Rhesusinkompat…ibilit%C3%A4t): Epidemiologie: Die Rhesus-Inkompatibilität mit nachfolgendem Morbus haemolyticus neonatorum ist seit Einführung der Anti-D-Prophylaxe eine seltene Erkrankung. Aber auch: Definition: Die Rhesus-Inkompatibilität ist eine Blutgruppeninkompatibilität des Rhesusfaktors zwischen Mutter und Kind und führt zur Hämolyse kindlicher Erythrozyten.

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo TT,
    wie Sie richtig zitieren:
    DieRhesus-Inkompatibilität mit nachfolgendem Morbus haemolyticus neonatorum ...
    es geht nicht um den Morbus haemolyticus. Und das eine Unverträglichkeit vorliegt wird durch die Prophylaxe der Folgeerkrankungen \"bestätigt\"
    Insofern ist hier die O36.0 zu kodieren.
    Zumal die Therapie ja nicht aus Jux und Tollerei durchgefürht wird sondern vom Gesetzgeber und durch die Bundesärztekammer in den Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie) gemäß §§ 12 und 18 des Transfusionsgesetzes so vorgegeben wird.

    Perinatale Transfusionsmedizin

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo -

    die Hervorhebung der Hämolyse sollte auf Definitionen abstellen (als Beispiel: http://books.google.de/books?id=PXQKj…%C3%A4t&f=false ) bei denen die Autoren für die Rh-Inkompatibilität diesen Aspekt mit einschließen. Deshalb hatte ich relativierend das Wörtchen \"eher\" verwendet. \"Jux und Tollerei\" haben sicher in der Therapie (oder Prophylaxe) nix verloren - ob mit oder ohne Codierung.

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo allerseits

    M.E. muss man 3 Begrifflichkeiten auseinanderhalten:

    1. Die Rh-Konstellation, die eine Antikörperbildung befürchten lässt.
    2. Die tatsächliche Bildung von Antikörpern (Immunisierung).
    3. Die Erkrankung des Feten / Neugeborenen durch die gebildeten Antikörper

    Der ICD-Text der O36.0 heißt
    \"Betreuung der Mutter wegen Rhesus-Isoimmunisierung\".

    Das heißt für mich recht eindeutig, dass die Nummer für den Zustand gedacht sind, in dem bereits Antikörper gebildet wurden (also Punkt 2 und 3).

    Da bei erfolgreicher Prophylaxe die Immunisierung \"nur\" gedroht hat (Punkt 1), darf man sie laut D001a (\"sich anbahnende oder drohende Krankheit\") expressis verbis nicht verschlüsseln.

    Grüße aus Passau

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]

  • Hallo -

    @Voll - für meine Fortbildung - dann sind doch aber die Definitionen der Rh-Inkompatibilität die eine Hämolyse/Erkrankung des Feten mit einschließen hier bei der O36.0 eigentlich gar nicht relevant - denn es geht nur um die Mutter im ICD Text? Also Punkt 2 - der Punkt 3 (Ihrer Liste) ist sozusagen strenggenommen außen vor für die 036.0?

    Herzlichst

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo TT

    Es geht natürlich immer um den Feten, der Mutter selbst machen die Antikörper ja nichts.

    In der Gynäkologie werden Mutter und Fetus aber als Einheit betrachtet, da man an den Feten nur über den \"Umweg Mutter\" herankommt. Sonst müsste man ja dem Feten eine Fallnummer zuordnen :)

    Wenn die Mutter nun bei bestehender Antikörperbildung zur Überwachung, weiteren (fetalen) Diagnostik (ggf. invasiv) oder gar fetaler Therapie aufgenommen wird, so ist die Nummer daher richtig.

    Beste Grüße

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]

  • Hallo,
    @ TT: Ich wollte niemanden etwas unterstellen, sondern nur auf den hohen (juristischen) Stellenwert der Therapie hinweisen.

    @Voll: Danke für die Fortbildung, wieder was gelernt (nicht nur kodiertechnisch)

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo allerseits und besonders an Voll,
    dann ist mit dem Begriff \"Rhesusinkompatibilität\", der im Text unter der O36.0 steht, also die Rh-Konstellation gemeint, die eine Antikörperbildung befürchten lässt? Bin über das Wort an sich gestolpert, da die Ärzte immer auf die Kurven \"Rhesusinkompatibilität\" schreiben, und dieses Wort so im ICD steht und ja auch Aufwand macht!
    Viele Grüße von
    kemia

    Viele Grüße
    kemia

  • Hallo Kemia

    Die \"Inkompatibilität\" ist m.E. deutlich unschärfer definitert als die Isoimmunisierung aus dem Titel der DRG.

    Ganz allgemein: Wenn 2 Systeme inkompatibel sind, vertragen sie sich nicht miteinander und es kommt zu Problemen, wenn sie aufeinander angewiesen sind. Irgendetwas funktioniert bei inkompatiblen Systemen nicht optimal.

    In diesem Sinne gehen auch die allermeisten medizinischen Definitionen der \"Rhesus-Inkompatibiltät\" von tatsächlichen Hinweisen auf Störungen des Mutter-Fetus-Systems aus.

    Die reine Rhesus-Konstellation ist damit nicht gemeint, solange Fetus und Mutter kompatibel sind, d.h. reibungsfrei miteinander funktionieren. Solange die Mutter aus vorhergehenden Aborten oder Geburten keine immunologischen Vorerfahrungen mit dem Rhesus-Antigen hatte (oder diese durch die Rhesus-Prophylaxe erfolgreich verhindert wurde), sind die beiden Blutgruppen ja im klinischen und laborchemischen Sinne kompatibel, da ja während dieser Schwangerschaft keinerlei Probleme auftauchen und keine Antikörper vorhanden sind, sondern (ohne Prophylaxe) höchstens bei der nächsten Schwangerschaft zu erwarten wären.

    In diesem Sinne (als ein Problem, dass die tatsächliche - und nicht nur die theoretisch denkbare - Unverträglichkeit zwischen Blutgruppe von Mutter und Kind anzeigt) ist auch der in Klammern gesetzte Hydrops fetalis zu verstehen

    Ich gebe zu, dass man über den Begriff \"Rhesus-Inkompatibilität\" stolpern kann, aber in meinen Augen ist damit eindeutig mehr gemeint als die reine Konstellation ohne irgendeinen Hinweis auf ein tatsächlich existierendes Problem.

    Die Z29.1 von Mariel trifft inhaltlich dagegen 100%-ig zu.

    Beste Grüße

    [center]C. Voll[/center]

    [center]Kinderarzt, Neonatologe, Medizincontrolling
    Kinderklinik Dritter Orden, Passau[/center]