Wie erkläre ich als Controller einem Chefarzt,....

  • dass er bzw sie zu wenig Leistungen erbracht hat und er oder sie somit hinter den erwarteten Planwerten liegt. Wie sagt ihr es dem Arzt bzw. wie bekommt ihr es zu hören? Ich suche einenfach eine \"elegante\" Lösung, die es mir erleichteret die Ärzte drauf nzusprechen bzw. es nicht mit ihnen zu verscherzen. Die Kommunikation muss einfach stimmen um eine gute Kooperationen im Laufe der Beschäftigung zuermöglich bzw. nicht zu erschweren

    Hoffe ihr habt ein paar wertvolle Tipps für einen Anfänger.

    Danke

  • Schönen guten Tag,

    ein regelmäßiges Berichtswesen finde ich hilfreich, denn dann kann der Chefarzt die Entwicklung bereits selbst festgestellt haben.

    Ansonsten hilft es nach meiner Erfahrung grundsätzlich in der Kommunikation, in ICH-Botschaften zu reden und mit Bewertungen und guten Vorschlägen (\"hätte sollen\", \"wäre besser\") zurückhaltend zu sein und statt dessen weitgehend objektive Beobachtungen zu verwenden. In Ihrem Fall würde ich ggf. so oder ähnlich formulieren:


    \"Mit den Ergebnissen Ihrer Abteilung aus dem letzten Jahr hatte ich für dieses Jahr mit xxx Fällen/Bewertungsrelationen gerechnet.\" (Feststellung)

    \"Wenn ich jetzt sehe, dass sie bisher yyy Fälle/Bewertungsrelationen erreicht haben, ...\" (Feststellung ohne Bewertung)

    \"...dann bin ich davon überrascht/irritiert ...\" (ICH-Botschaft, keine Bewertung)

    \"und möchte gerne jetzt gemeinsam mit Ihnen überlegen, woran das liegt und wie wir damit umgehen können.\" (Vorschlag für weiteres Vorgehen in Form einer Bitte, möglichst konkret)


    Auch wenn dies auf den ersten Blick etwas gestelzt klingt, habe ich mit dieser Methodik gute Erfahrungen gemacht. Ich bin mir sicher, Sie finden eine entsprechende Formulierung, die aus Ihrem Mund authentisch klingt.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Guten Tag -

    hier noch eine kleine Ergänzung: höflich und auch relativierend (nicht allle Krankheiten (Zuweiser etc.) lassen sich \"planen\") aber auch ggf. Konsequenzen andeuten damit der Handlungsbedarf eingeschätzt werden kann aber auch (nicht gewollte) Fehlanreize vermieden werden.

    Mein Tipp:

    Menschliche Kommunikation: [Formen, Störungen, Paradoxien] / Paul Watzlawick ; Janet H. Beavin ; Don D. Jackson. Mental Research Institute Palo Alto, Kalifornien
    Person(en) Watzlawick, Paul ; Bavelas, Janet Beavin ; Jackson, Don D.
    Ausgabe 9., unveränd. Aufl.
    Verleger Bern ; Stuttgart ; Toronto ; Seattle : Huber
    Erscheinungsjahr 1996
    Umfang/Format 271 S. : graph. Darst. ; 19 cm
    Einheitssachtitel Pragmatics of human communication <dt.>
    Anmerkungen Literaturverz. S. 255 - 262
    ISBN 3-456-82825-X
    Einband/Preis kart.
    Schlagwörter Kommunikationsstörung

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Guten Tag,
    vielen Dank schon mal für die hilfreichen Antworten.

    @ Herr Schaffert:
    Vielen Dank für die Tipps. Im Unterbewusstsein habe ich es genau so gemacht. Ich gebe dem verantwortlichen Arzt immer objektiv die Tatsachen wieder ohne eine Bewertung mit abzugeben. Wie sie es formuliert haben bestätigt dies mein richtiger Weg. Auch wenn ich ab und zu dazu neige manche Sachen salopp rüber zubringen. Aber dafür habe ich ja auch die Daten aus dem Berichtswesen, die mir dabei sehr helfen meine Sorge Ausdruck zu verleihen.

    TT:
    Vielen Dank für die Buchempfehlung. Ich habe mir bereits ein anderes bestellt, dies war jedoch nicht gerade hilfreich. Ich werde mir Ihre Empfehlung heute Abend noch angucken und ggfs. bestellen.

    Konsequenzen und Handlungsbedarf deute ich immer an. Diese werden jedoch nicht wirklich ernst genommen, sondern immer irgendwie abgeschmettert, dass alles in Ordnung ist und dass ich nicht alles so schwarz sehen soll. Was sage ich dann?
    Es ist wirklich nur bei 3 Chefärzten extrem schwer einen Draht herzustellen. Bei anderen Chefärzten klappt die Kommunikation super. Entweder weil sie die Situation verstehen, auf persönlicher Ebene eine gute Verbindung besteht oder einfach weil sie im Plan liegen.

    Weiterhin denke ich auch bei einigen, dass es damit zu tun hat, dass ich mit 26 Jahre doch zu jung bin, um mich dagegen Chefärzte durchzusetzen, die es nicht mit sich machen lassen, irgendwas vorschreiben zu lassen....Aber ich denke das ist ein generelles Problem zwischen Ärzten und der Verwaltung.

    Für weitere Tipps zum Umgang bin ich weiterhin offen

  • Hallo Krezip,
    ich denke Soll und Ist und die daraus entstehenden Konsequenzen sollte unbedingt auch und/oder zum großen Teil die Geschäftsführung kommunizieren.
    Ich denke, der Controller ist \"nur\" der Bote der guten/schlechten Nachrichten, ob \"der Kopf rollt\" entscheiden höhere Gehaltsgruppen.
    Ist aber eine Frage der Firmenphilosophie und Stellendefinition. Sie sollten auf jeden Fall klären, welche Rolle sie (und die \"Oberen\") dabei spielen.

    Auf keinen Fall entmutigen lassen, aller Anfang ist schwer und mit den Chefärzten, mit denen sich man am meisten auseinandersetzen muss mit denen spinnt man dann in ein paar Jahren den besten Faden.

    Hilfreich sind evtl. auch für alle Chefärzte einsehbare Soll-Ist-Vergleiche, da läuft auch viel untereinander, wer was für welches Geld macht und wer nicht.

    Viele Grüße aus Sachsen
    D.Zierold

  • Hallo,

    Planzahlen und Plan-Ist-Vergleiche sind zwar das Lieblingskind der Betriebswirtschaft, aber für mich ist die Fallzahl- und Leistungsplanung im Krankenhaus (Akutkrankenhaus) ein unbegreifliches Mysterium und letztlich stimmen die Planzahlen dann ja auch nie...

    Beste Grüße -NV

  • Hallo -

    Zitat


    Original von NuxVomica:
    Planzahlen und Plan-Ist-Vergleiche sind zwar das Lieblingskind der Betriebswirtschaft, aber für mich ist die Fallzahl- und Leistungsplanung im Krankenhaus (Akutkrankenhaus) ein unbegreifliches Mysterium und letztlich stimmen die Planzahlen dann ja auch nie ...

    ... meine volle Zustimmung, wird m.E. noch übertroffen durch Zielvereinbarungen für Fallzahl und CM. Im Winter sollen ja schon Unfallchirurgen beim Diebstahl von Streusand und dem heimlichen Verteilen von Wasser vor Altenheimen beobachtet worden sein ... und ... Geburtshelfer die Kisten von Kondomen durch den Fallzahlrettungsperforator gejagt haben...

    Oder schöner:

    Ja, mach nur einen Plan
    sei nur ein großes Licht
    und mach dann noch \'nen zweiten Plan
    gehn tun sie beide nicht.

    Dreigroschenoper (Bertolt Brecht)

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo,
    wieso sollen die Planzahlen nicht stimmen??
    Der Plan ist (mindestens) die Vereinbarung mit den Kostenträgern. Oder ein CM-Wert, welcher aus der Wirtschaftsplanung resultiert oder den Gewinn der Aktionäre im Auge hat.
    Wie ich den Gesamt-CM dann im Haus bzw. übers Jahr verteile ist eine andere Frage.
    Die Ausgangsfrage bezog sich ja auf zu niedrige Leistungen.... Oder?

    Ob Zielvereinbarungen funktionieren hängt meiner Meinung nach sowieso vom Temperament des Chefarztes und dem Verhältnis zwischen \"normaler\" Vergütung und Zielvereinbarungsgeld ab. Sind alles erwachsene Menschen, die müssen keine Zielvereinbarung abschliessen (oder erfüllen) und zum Streusalzdieb mutieren.

    :d_zwinker:

    Viele Grüße aus Sachsen
    D.Zierold

  • Hallo -

    ja es ist natürlich relativ. Aber in \"meiner\" AEB muß ich sogar Langlieger u.ä. für jede DRG planen und den Kassen vorlegen ... na ja.

    Viel Spaß in der Sonne.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo TT,
    muß ich auch und es piept mich an, da es am Ende ja nur um die Summe geht (nach langwierigem basarähnlichem Feilschen).
    Und diese Summe dann (gleichmäßig) auf die Abteilungen / Chefärzte verteilen - und schon hat man den Zonk auf seiner Seite.
    Nur das KH darstellen hat aber nix gebracht... :a_augenruppel:

    Viele Grüße aus Sachsen
    D.Zierold

  • Hallo TT,

    \"Fallzahlrettungsperforator\" - klasse Wortschöpfung!

    Und danke für das Zitat - werde ich gelegentlich mal unserem Controlling rübermailen...

    Beste Grüße - NV