Irreguläre Wehentätigkeit

  • Hallo!

    Ich bin da in der Geburtshilfe auf ein Problem gestoßen:

    Die O62.2 sporadische Wehentätigkeit wird auch ohne zugehörige Prozedur in die O60D eingruppiert, und zwar unabhängig voneinander von allen mir verfügbaren Groupern. Nach der DRG-Definition kann das eigentlich gar nicht sein, denn da wird nach der Entbindung gefragt.
    Wer weiß, wie das kommt?

    Gruß

    Manfred Nast
    Medizincontrolling
    Bethesda AK Bergedorf
    Hamburg

    Manfred Nast

  • Sehr geehrter Herr Nast,

    die O62.2 kann in die folgenden DRG´s münden: 962Z, O01A, O01B, O01C, O01D. O02Z und O60A, O60B, O60C oder O60D
    Wenn Sie die O62.2 als einzige Diagnose wählen und keine Prozedur mitkodieren, so landen Sie in der O60D. Dies zeigt der Blick in das Definitionsmanual:

    ADRG O60 Vaginale Entbindung
    [Hauptdiagnose in Tabelle TAB-O60-1 oder (Nebendiagnose in Tabelle TAB-O60-9 und Hauptdiagnose in Tabelle TAB-O60-2)] und nur OR-Prozedur in Tabelle TAB-O60-10

    Die O62.2 ist in der Tabelle TAB-O60-1 aufgeführt. D.h. sie führt ohne weitere Diagnose und Prozedur in die O60D. Mit weiteren Diagnosen aus den Tabellen TAB-O60-4, TAB-O60-10 ist die Kodierung auch in höhere Schweregrade möglich. Mit anderen Prozeduren auch in die O01, oder O02 möglich sowie in die Fehler-DRG. Andere Möglichkeiten haben Sie mit der Diagnose O62.2 meiner Meinung nach nicht. :no:

    Mit freundlichen Güßen aus Darmstadt
    Sabine Griem


    PS: Welche "DRG-Definition" meinten Sie?

    Dr. Sabine Griem

  • Hallo Frau Griem!

    Vielen Dank für die prompte Antwort. Ich hatte hier nur die Flowcharts von ID ohne die Diagnosen- und Prozedurentabellen, und da ist die Verzweigung "Vaginale Entbindung=JA". Das habe ich irrtümlich mit der Frage nach einer Prozedur gleichgesetzt.
    Was bleibt, ist das medizinische Unbehagen bei dieser Eingruppierung. Zwar erwähnen die Kodierrichtlinien die vorgeburtlichen Zustände in O20 bis O29, die sind aber in diesem Fall nicht hilfreich.
    Wie gehe ich denn eigentlich mit dem Problem um, wenn in besagtem Fall die Mutter ein paar Tage später kommt und ihr Kind gebärt?
    Wieder O60X? Ich fürchte, da ist Ärger mit dem Kostenträger oder dem MDK programmiert.

    Gruß

    --
    Manfred Nast
    Medizincontrolling Bethesda AK Bergedorf Hamburg

    Manfred Nast

  • Hallo Herr Nast,
    die O62.2 steht im Kapitel "Komplikationen bei Wehentätigkeit und Entbindung", bei Pat. mit Wehen ohne Entbindung gibts die O47.0,1,9 Kapitel "frustrane Kontraktionen" führt in die DRG O64Z oder O65A oder B je nach Nebendiagnose(n).
    Grüße
    Daniela Bahlo-Rolle
    Medizincontrolling
    Kreiskrankenhaus Nürtingen:rotate:

    Mit freundlichen Grüßen aus Nürtingen

    D. Bahlo-Rolle :d_niemals: :d_pfeid: :sonne:

  • Guten Morgen Herr Nast, liebe Forumsteilnehmer,

    wir hatten bereits dasselbe Problem.
    Es zeigt sich hieraus, dass das Definitionshandbuch an dieser Stelle (wie an vielen anderen Stellen auch) verbessert werden muss.

    Es ist nämlich nicht nachvollziehbar, warum die Diagnose O62.2 (Sonstige Wehenschwäche) ohne irgendwelche sonstigen Angaben (z.B. Sekundärdiagnose Z37.0 (Lebendgeborener Einling)) automatisch in die DRG O60D (Vaginale Entbindung ohne komplizierende Diagnose) mündet.

    Bei den Müttern, die mit Wehen zur voraussichtlichen Geburt aufgenommen und dann ohne Geburt wieder entlassen wurden, haben wir anstelle der O62.2 die O47.- (Frustrane Kontraktionen) als Hauptdiagnose zugewiesen. Hieraus ergibt sich die DRG O64Z (Frustrane Wehen). Das ist auch medizinisch nachvollziehbar und m.E. DKR-konform.

    Grüsse

    Franz Nusser
    Arzt/MedCont
    Klinikum Rosenheim
    (Nicht-Geburtshelfer)

    (PS: Während ich schrieb, hatte Frau Bahlo-Rolle schon geantwortet.)

    [mark=grey]Schöne Grüsse

    F. Nusser[/mark]

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    die DKR geben den Weg vor:

    1519b Frühgeburt
    Eine Entbindung (spontan, eingeleitet oder durch Kaiserschnitt) vor der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche wird mit O60 Vorzeitige Entbindung kodiert.
    Wenn der Grund für die Frühgeburt bekannt ist, ist dieser Grund als Hauptdiagnose zu verschlüsseln, gefolgt von O60 als Nebendiagnosekode. Wenn kein Grund dokumentiert ist, ist O60 der Hauptdiagnosekode.
    Außerdem ist als Nebendiagnose ein Kode aus O09.-! Schwangerschaftsdauer zuzuordnen.

    Vorzeitige Wehen, vor der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche, die nicht zu einer Geburt beim selben Krankenhausaufenthalt führen, werden mit O47.0 Frustrane Kontraktionen vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche kodiert.
    Wenn der Grund für die vorzeitigen Wehen bekannt ist, ist dieser Grund als Hauptdiagnose zu verschlüsseln, gefolgt von O47.0 als Nebendiagnosekode. Wenn kein Grund dokumentiert ist, ist O47.0 der Hauptdiagnosekode.
    Außerdem ist als Nebendiagnose ein Kode aus O09.-! Schwangerschaftsdauer zuzuordnen.

    Hinweis: Zur Zeit ist die Anwendung der Kategorie O09.- nur bis einschließlich der 36. Schwangerschaftswoche möglich. In der nächsten Ausgabe der ICD-10-SGB-V wird die Schwangerschaftsdauer auch für mehr als 36 vollendete Schwangerschaftswochen verschlüsselbar sein.

    Gruß


    --
    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Vielen Dank für die prompten Antworten!

    Das mit der O47 habe ich glatt überlesen.

    Schönes Wochenende allerseits!
    --
    Manfred Nast
    Medizincontrolling Bethesda AK Bergedorf Hamburg

    Manfred Nast