Vorschläge wie das Gesundheitssystem finanziell entlastet werden kann

  • Hallo,

    da ich mich gerade mal wieder über einen Fall aufrege (Pat. hat mal gut 600 €uronen DRG-Kosten verursacht und geht gegen ärztlichen Rat) ich kann schon jetzt sagen, dass die KK prüfen wird (würde ich ja auch), sie wird aber mit einer VST / ambulanten Abrechnung nicht durchkommen (Aufnahme ist definitiv medizinisch begründet) wären also noch mal 300 €uronen für uns.

    Ich würde vorschlagen, dass jeder der wegen gaaaaanz schlimmer Beschwerden in ein KH geht, und dann vor den (weiterführenden) Untersuchungen wegläuft (CCT war schon gelaufen), die Kosten selber tragen muss.

    Entweder geht es mir so schlecht, dass ich in ein KH gehe; dann muss ich auch damit rechnen, dass die mich erst mal da behalten. Oder es ist nicht so schlimm, dann kann ich auch zum Notdienst gehen.

    :t_teufelboese:

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Zitat


    Original von papiertiger_2:
    Entweder geht es mir so schlecht, dass ich in ein KH gehe; dann muss ich auch damit rechnen, dass die mich erst mal da behalten. Oder es ist nicht so schlimm, dann kann ich auch zum Notdienst gehen.

    Guten Tag -

    trotz der Hitze (seitens der Thematik und der Witterung):

    \"Die Freiheitsberaubung ist in Deutschland eine Straftat nach § 239 Strafgesetzbuch. Das geschützte Rechtsgut ist die Freiheit der Person (Fortbewegungsfreiheit).\"

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo,

    in vielen Fällen mag es ärgerlich sein, wenn der Patient gegen ärztlichen Rat das KH verlässt. In den meisten Fällen jedoch ist dies nachvollziehbar und bleibt ohne (gesundheitliche) Folgen, glücklicherweise.

    \"Schlimmer\" ist es, wenn Volltrunkene lallend, gröhlend und eingenässt mitten in der Nacht und den KH-Service in Anspruch nehmen - und dann mit \"nur noch\" 1,2 Promille das KH verlassen.....
    Meine Großmutter sagte \"wer saufen kann, kann auch arbeiten\". Ich meine, daß das \"Ausruhen im KH\" nach einem Saufgelage aus eigener Tasche getragen werden sollte - sehr zur Entlastung der Solidargemeinschaft.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo,

    TT: da behalten im Sinne von: Wir müssen erst mal rausfinden was dem Pat. genau fehlt. Nicht: Wir ketten den jetzt ans Bett (um es mal übertrieben auszudrücken). Das niemand gegen seinen willen im KH behalten werden darf ist bekannt ;) )

    P.S.: § 2 SGB V [...](4) Krankenkassen, Leistungserbringer und Versicherte haben darauf zu achten, daß die Leistungen wirksam und wirtschaftlich erbracht und nur im notwendigen Umfang in Anspruch genommen werden.[..] Also nicht nur KK und KH, sondern auch der Versicherte.
    und

    § 52
    Leistungsbeschränkung bei Selbstverschulden

    (1) Haben sich Versicherte eine Krankheit vorsätzlich oder bei einem von ihnen begangenen Verbrechen oder vorsätzlichen Vergehen zugezogen, kann die Krankenkasse sie an den Kosten der Leistungen in angemessener Höhe beteiligen und das Krankengeld ganz oder teilweise für die Dauer dieser Krankheit versagen und zurückfordern.

    Ich würde mal sagen der Konsum von mehr als 10 Tequila in 15 Minuten ist durchaus als vorsätzlich anzusehen.... passt natürlich nicht zu dem Eingangsfall

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lunge

    ich schätze Ihre Beiträge gemeinhin sehr, dieser hier weckt jedoch in seiner geringen Differenzierung Widerstand in mir.

    Zitat


    Original von Lunge:
    Hallo,

    [...]

    \"Schlimmer\" ist es, wenn Volltrunkene lallend, gröhlend und eingenässt mitten in der Nacht und den KH-Service in Anspruch nehmen - und dann mit \"nur noch\" 1,2 Promille das KH verlassen...

    Meine Großmutter sagte \"wer saufen kann, kann auch arbeiten\". Ich meine, daß das \"Ausruhen im KH\" nach einem Saufgelage aus eigener Tasche getragen werden sollte - sehr zur Entlastung der Solidargemeinschaft.

    Ihre Großmutter in allen Ehren, aber ihr (nicht Ihr) Spruch bezieht sich normalerweise auf grundsätzlich Gesunde, die warum auch immer über die Stränge schlagen... Hier ist eine finanzielle Beteiligung möglicherweise von erzieherischem Nutzen.

    Ich erlebe es aber zunehmend i. R. m. Tätigkeit (in diversen Krankenhäusern aus allen Bundesländern), dass Alkoholkranke (und wir sind uns sicher einig, dass chronischer Alkoholismus eine Krankheitsentität darstellt) schon von Sachbearbeitern der KK über dengleichen Kamm geschoren werden und dem KH mitgeteilt wird, dass man die Kosten für die Behandlung/Ausnüchterung der (exemplarisch) 59jährigen Frau, die des Nächtens alkoholisiert und hilflos mit einer Kopfplatzwunde aufgefunden wird, nicht übernehmen werde. Das geht m. E. zu weit. Daher kann ich Ihren Allgemeinplatz in der geäußerten Form nun gar nicht teilen und hoffe, Sie meinten nur die Ersteren, die die gröhlen und lallen. Oder sollen Notarzt/Krankenhaus diese Leute sich selbst überlassen und hoffen, dass sich keine SAB entwickelt? Fragt sich und Sie

    B. Sommerhäuser

  • Zitat


    Original von papiertiger_2:
    TT: da behalten im Sinne von: Wir müssen erst mal rausfinden was dem Pat. genau fehlt.

    Guten Tag -

    da ich viele Jahre u.a. in der Palliativmedizin tätig war, werde ich bei diesem Thema (... der Patient \"muß\") durchaus \"sauer\" und darf hier deutlich schreiben: der Patient hat (wohl leider noch) ein Recht - ich spitze es bewußt zu - auf Dummheit. Er muß gar nichts rausfinden lassen. Das Unwissen um eine Diagnose kann ein große Gnade sein und ist ein gutes Recht. Das Dogma der Ökonomie entmenscht nun so langsam auch das Krankheitswesen.

    Die \"Keule\" Selbstverschulden darf sich dann mit der Freiheitsberaubung messen ... in das Selbstverschulden lässt sich wohl kaum ein \"Diagnostik- und Abklärzwang\" reininterpretieren.

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Guten Morgen allerseits

    prinzipiell wäre ich auch dafür, die Gemeinschaft nicht mit Kosten zu belasten, die aus \"Selbstverschulden\" (á la Komasaufen) resultieren. Allerdings wird es sehr schwer, die Grenze zu ziehen. Was wäre dann mit den Rauchern, die wegen \"selbstverschuldetem\" CA behandelt werden müssen (dass 2 Schachteln am Tag nicht gerade der Gesundheit dienen dürfte sich glaube ich auch bis zu den hartnäckigsten Verfechtern des blauen Dunstes rumgesprochen haben)? Der Motorradfahrer, der sich mit 130 auf der Landstraße von seinem Gefährt getrennt hat und als menschliches Projektil (und am Besten noch in Jeans und T-Shirt) seine Sonntagsfahrt beendet hat? Wie sollte man argumentieren, dass diese Kosten noch getragen werden, die Platzwunde nach Besäufnis aber auf eigene Kosten behandelt werden müssen? Und wer würde festlegen, wo diese Grenze liegt? Der Gesetzgeber? Der MDK? Oder gar der Sachbearbeiter der Krankenkasse (nach eigenem Gusto)?

    Mir fallen spontan keine Antworten zu diesen Fragen ein, und so lange diese nicht wirklich beantwortet werden können sollte man sich auch von solchen (gut gemeinten ) Forderungen distanzieren, da man sonst womöglich Pandoras Büchse öffnet (und von denen haben wir ja eh schon genug im Gesundheitswesen...).

    Gruß (und hoffentlich weniger Schwitzen heute)
    E. Herrmann

  • Guten Morgen Herr Sommerhäuser,

    vielen Dank für Ihren Beitrag, der mir gezeigt hat, dass das \"geschriebene Wort\" leider oftmals zu Mißverständnissen führen kann.
    Ich stimme Ihnen uneingeschränkt zu, dass AlkoholKRANKE als solche zu bezeichnen und zu behandeln sind.

    Mein Beispiel der \"lallenden, gröhlenden\", teilweise aggressiven Volltrunkenen - ohne sonstige Hinweise auf etwaige vitalbedrohliche Auswirkungen!! - rekrutiert aus den unendlichen Zahlen meist Jugendlicher, die sich \"die Kante\" geben und oftmals aus Angst vor dem Elternhaus in die Klinik \"abtauchen\".
    Es war nicht meine Absicht, Kranke in irgendeiner Weise zu diskriminieren. Sollte ein falscher Eindruck entstanden sein, so möchte ich mich hierfür ausdrücklich entschuldigen!

    Freundliche Grüße

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Guten Tag,
    ich hatte Lunge eigentlich richtig verstanden, klar, es ist nicht alles zu verallgemeinern.
    Mein Problem ist ein anderes: Doppeluntersuchungen im Krankenhaus bei geplanter Zuweisung !
    Wie oft fehlen zur OP notwendige Untersuchungen und Befunde, für die der Patient nochmal in amb. Fachabteilungen (Zahnarzt, HNO, Rö.CT, Spiro u.a.) geschickt werden muss. Das bringt die OP-Planung durcheinander und kostet unnötig Geld.
    Entlassen wir den Pat. aus einem dieser Gründe wieder, ist er zu recht sauer, auch auf das Krankenhaus( z.B.:Zahnsanierung bei Klappen-OP). Zur krönung noch ( zu Recht!?) Fallzusammenlegung.
    Obwohl alle zuweisenden Ärte und Kliniken den Stadart kennen, haben wir jedoch immer wieder diese Probleme der Sorglosigkeit, die Kliniken werden das schon richten oder aber der Gedankenlosigkeit der Einweiser.
    Z.Zt. werden die Inneren Kliniken überhäuft mit Einweisungen alter Heimbewohner wegen Nierenversagen bei Exikkose, Dekubitas u.ä.
    Verschuldet wegen Personalmangel in den Heimen?Urlaubszeit?
    Ich will niemanden angreifen, aber wohin führt diese Einsparung am falschen Ende?
    Auch wieder zu höheren Ausgaben auf der Krankenhaus-Seite.
    Es sollte eigentlich jeder mal richtig seine Hausaufgaben machen!

    Willy

  • Zum Beispiel von Willy:
    Insofern würde ich eine Voll-Digitalisierung aller Untersuchungen begrüßen, bei denen die Untersuchungsergebnisse eine Woche vorher an das betreffende Krankenhaus übermittelt werden. Dann würde in den meisten Fällen noch Zeit genug sein, um fehlende Befunde nachzuholen.

    Als Nichtarzt bin ich jetzt ein wenig böse:
    Aus meiner Erfahrung heraus gibt es aber unter den Medizinern überdurchschnittlich viele, die sich organisatorisch auf einem extrem niedrigen Niveau befinden. Dies wird dann aber oft durch die \"Wichtigkeit\" des Arztes überspielt und durch Improvisation klappt es dann schon irgendwie.

    Deshalb dürfte meine Idee wohl ein Wunschtraum bleiben.

  • Hallo RW2010,

    ich bin Befürworter auch der \"Voll-Digitalisierung\" - wobei ich im ersten Moment an die medikamentöse Behandlung mit dem Präparat Digitalis dachte :rotwerd:
    ABER: haben Sie eine Vorstellung von der Anzahl der Stunden per anno, die wir damit verbringen, mitgereichte oder zugesandte CDs im PC zu öffnen und komplett einzusehen? Und dies, obgleich wir durchaus nicht \"organisatorisch auf einem extrem niedrigen Niveau\" sind.
    Ich fürchte, aus der hierdurch anfallenden halben Planstelle wird eine ganze, wenn wir dann aus den Inhalten ableitend Kontakt mit den Zuweisern aufnehmen sollen, um Fehlendes nachzuholen.....

    Wie sagte Willy: \"Es sollte eigentlich jeder mal richtig seine Hausaufgaben machen\". Und genau darin sehe ich eines von vielen Problemen, über die wir gern diskutieren können, zumal am Ende ja die Anwort auf die Frage dieses Threads stehen sollte.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe