Periprothetische Fraktur

  • Hallo liebe Spezialisten
    Ich weiß es wurde schon darüber geschrieben, aber ich habe keine aktuell gültige Lösung gefunden. Wie kodiere ich eine periprothetische Fraktur nach Sturz? Mit einem S-Kode als Hauptdiagnose oder die M96.6 ?Dazu habe ich widersprüchliche Aussagen gefunden. Es ist immer wieder bei meinen Recherchen die Rede von einer Stellungsnahme hierzu von DIMMDI, habe aber diese nie als Zitat gefunden. Und wann nehme ich T84.0 dazu und welchen Kode benutze ich wenn es beim Implantieren zur Fraktur kommt ? Und schließlich welche Konstellation bei einer pathologischen Fraktur mit Ausbrechen der Prothese? M80.- + T84 oder M80 + M96.6?
    :sterne:
    vielen Dank für die Hilfe und allen einen schönen Sonntag
    danio

  • Hallo Danio, Hallo Forum,

    für mich ist der Code M96.6 Knochenfraktur nach Einsetzen eines ... eins der großen Geheimnisse des ICD. Für mich bedeutet der etwas sonderbare Begriff \"Knochenfraktur\" etwas nicht traumatisches, nach Einsetzen eine enge zeitliche Beziehung zum operativen Eingriff. Für mich sind dies z.B. nicht gewollte zusätzliche Fissuren z.B. intraoperativ bei Prothesen oder Nagelungen.
    Folge ich den Erläuterungen vor dem Kapitel \"M\", dann wäre dieser
    Code bei einer unfallbedingten Fraktur ja auch nicht zu verwenden.

    Die unfallbedingte Fraktur ist mit dem \"S- Code\" zu codieren, ggf. der Weichteilschaden, dazu Z96.6 \"Vorhanden sein von Gelenkimplantaten\".
    Ist die Prothese von der Fraktur betroffen, z.B. gelockert bzw. verlagert, würde ein Code aus T84.- sinnvoll dies auch beschreiben.

    Etwas anderes wäre dann anzunehmen, wenn die Prothese selbst zur Fraktur führte. Dies ist gar nicht selten und ist den Spannungsproblemen im Knochen bei/nach der Protheseimplantation anzuschuldigen. Am Knie können Säge-Resektionsgrenzen zu Sollbruchstrellen und pathologischen Brüchen führen. Auch intraoperativ treten solche Frakturen durchaus auf.
    Häufig versagt die Prothese in den ersten 6 Wochen nach Implantation, durch das Versagen kommt es dann erst zum Sturz.
    Dies wäre m.E. mit M96.6 zu codieren.

    Aber solange die Erfinder des Code nicht sich äußern, werden viele Meinungen nicht zum wirklichen Ziel führen. Solange der Code existiert und Vergütungsrelevanz hat (wieso überhaupt) wird immer wieder eine Diskussion entstehen.


    Gruß

    P.Host

  • Hallo Zusammen,

    anbei die Stellungnahme von DIMDI zu diesem Thema:

    Aus klassifikatorischer Sicht:
    Im von Ihnen beschriebenen Fall empfehlen wir die Kodierung mit einem Kode
    aus Kapitel XIX (z.B. S42.3) + Z96.6.
    M96.6 ist für die direkt mit der med. Maßnahme im Zusammenhang stehende
    Fraktur gedacht.

    Im Jahr 2004 gab es zu diesem \"Thema\" eine Kodierrichtlinie, DKR 1306c, die
    in dieselbe Richtung ging. Diese DKR findet sich in der Version 2005 nicht
    mehr. Ob es diesbzgl. eine Neuregelung auf DKR-Seite gibt, bitten wir ggf.
    mit dem Herausgeber, dem InEK (http://www.g-drg.de, medizin@inek-drg.de), zu
    klären.

    Mit freundlichen Grüßen
    i.A. Ulrich Vogel

    DIMDI - Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
    Referent - Medizinische Klassifikationen
    German Institute of Medical Documentation and Information
    Medical Classifikation Section


    -----Ursprüngliche Nachricht-----
    Gesendet: Montag, 23. Mai 2005 08:42
    An: klassi@dimdi.de
    Betreff: periprothetische Fraktur


    Sehr geehrte Damen und Herren,

    mit welchem Kode kodiere ich eine periprothetische Fraktur? Mit M96.6 oder
    mit S42.3? Die Prothese ist ca 5 Jahre zuvor implantiert worden; der Patient
    zog sich die Fraktur jetzt bei einem erneuten Sturz zu.

    Vielen Dank und MfG


    Damit ist meines Erachtens die M96.6 nie HD; auch bei einer direkt im Zusammenhang mit der Implantation stehenden Fraktur hat dann doch die DKR Vorrang vor der ICD und damit hat auch das S-Kapitel (denn es ist doch auch dann traumatisch) Vorrang vor dem M-Kode.

    Gruß
    B.W.

  • Hallo miteinander,


    ist jemand eine anderweitige Auslegung zur Kodierung der M96.6 als hier 2005 vom DIMDI geschildert bekannt?

    Gibt es eine \"offizielle\" Quelle für die Anwendung des Kodes M96.6 nur in direktem Zusammenhang mit der Implantation der Prothese?

    Mfg

    Uwe Neiser


  • Hallo Herr Neiser,

    Knochenfraktur nach Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Gelenkprothese oder einer Knochenplatte.

    Offizieller Text. Also nicht nur im Zusammenhang mit Prothesen.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Herr Schemmann,

    danke für die Ergänzung, das ist sicher korrekt, aber meine Problematik ist die Anwendung des Kodes M96 nur als direkte Folge beim Implantateeinbau oder auch bei periprothetischer Fraktur als Sturzfolge Jahre nach der Implantation- konkret einer Knie-TEP.

    Meine Frage, ob jemand etwas NEUES dazu hat, bezog sich auf diesen Sachverhalt.

    Mfg

    U.Neiser

    Uwe Neiser


    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag Herr Neiser,

    es gibt schon einen anderen Thread hierzu:
    http://mydrg.de.dedi694.your-server.de/apboard/thread…&sepost=M96.6#0

    Bitte stellen Sie ggf. die Frage (erneut) beim DIMDI.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo danio!

    Vor dem Problem stand ich auch. Nach vielen Fragen (auch bei einer Weiterbildung wo ein leitender Angestellter vom MDK anwesend war) haben wir in uns auf meiner Abteilung auf den T Kode geeinigt. Warte aber auch auf eine Entscheidung vom DIMDI. Hab bis jetzt noch keine Schwierigkeiten mit einer Krankenkasse oder mit dem MDK!

    Mit freundlichen Grüßen

    Drizzt

  • Hallo,

    hier mal eine aktuelle Antwort vom Dimdi zur M96.6. Frage:

    Bei einer Patientin entsteht intraoperativ eine Fissur am proximalen Femur während des Einschlagen des Prothesenschaftes, die mit einer Cerclage behandelt wird. Ist es mir erlaubt zur genauen Bezeichnung des medizinischen Sachverhaltes neben der Hauptdiagnose S72.10 die Nebendiagnose M96.6 zu kodieren? Diese Problematik wird Ihnen sicherlich bekannt sein.

    Antwort:

    Wir sind der Auffassung, dass Sie die Lokalisation der Fraktur (z.B. S72.10) zusätzlich zu M96.6 Knochenfraktur nach Einsetzen eines orthopädischen Implantates, einer Gelenkprothese oder einer Knochenplatte verschlüsseln können.

    Das ist doch mal eine Antwort. Viel Spass bei den nächsten Gutachten.

    Gruss Attila

  • Hallo Attila,

    auch wir haben immer wieder die gleichen Anfragen bzw. Diskussionen seitens der Kostenträger. Deshalb wäre es für uns erleichternd, wenn wir ein Schreiben des DIMDI´s vorlegen könnten. Wie können wir an das offizelle Statement kommen?

    Gruss hartwig