chronisch Krankheit mit akutem Problem

  • Hallo Forum,

    Wer kann mir bei dem häufigen Problem einer umschriebenen Störung bei zugrundeliegender chronischer Krankheit helfen ?

    Beispiel Aufnahme wegen Obstipation K59.0 (Subieleus nicht bestätigt)bei fortgeschrittenem Parkinson G20. Eine differenzierte medikamentöse Parkinsontherapie wird stationär weitergeführt und würde die Kritereien einer Nebendiagnose (beeinflusst Patientenmanagement)erfüllen, es bestehen weitere Nebendiagnosen.

    A) K56.0 HD und G20 ND (G67A CW 0,73)
    B) G20 HD wegen DKR 002a "die zugrundeliegende Krankheit ist bekannt und wird behandelt, so ist diese als Hauptdiagnose zu kodieren, das Symptom darf nicht kodiert werden" (B67A CW 1,62)
    C) Für Folgezustand M.Parkinson finde ich keine Ziffer (I69.8 Folge zerebrovaskuläre Krankheit ist der M.Parkinson in diesem Fall nicht)

    Ähnlich geht es mir mit vielen Kausalketten (Delir F05.1 bei Demenz F03) in den meisten Fällen muß zumindest eine vorbestehende Behandlung der Grundkrankheit fortgesetzt werden.

    schon mal Danke, M.Goesling

  • Hallo,

    ein interessantes Beispiel. Hier meine Gedanken dazu:

    A) (hier ist Ihnen sicherlich nur ein Tippfehler unterlaufen und Sie meinen nicht K56.0 = Paralytischer Ileus sondern wie in der Kasuistik K59.0 = Obstipation) wäre nach meiner Auffassung konform mit DKR 002, wenn hier tatsächlich die Aufnahme wegen der Obstipation erfolgte. Die Obstipation dürfte hier entweder als unabhängig vom M. Parkinson (der wiederum nicht ursächlicher Grund für die Aufnahme gewesen sein darf) betrachtet werden oder, falls der Parkinson als Grunderkrankung angesehen werden sollte, dürfte nur die Obstipation behandelt worden sein.

    B) trifft zu, wenn die Obstipation als Symtom des im Aufenthalt behandelten Grundleidens M. Parkinson gilt.

    C) "Folgeszustand" könnte (wenn es einen Code dafür gäbe) nur greifen, wenn der ursprüngliche Zustand (hier: M. Parkinson) nicht mehr besteht.

    Ich will mich nicht erdreisten, es fachlich zu bewerten. Irgendwie meine ich jedoch, dass die Obstipationsproblematik bei Parkinson-Patienten überdurchschnittlich häufig anzutreffen war. Wenn man also berechtigterweise von der zugrundliegenden Grunderkrankun M. Parkinson sprechen kann und diese im stationären Verlauf auch noch behandelt, so plädiere ich für Lösung B.


    --
    Mit freundlichem Gruß

    Hermann Scheffer
    Berlin

    Hermann Scheffer
    Berlin

    • Offizieller Beitrag


    Hallo,


    K56.0 ist richtig, wenn hier das Krankheitsbild einer akuten intestinalen Pseudoobstruktion (Ogilvie-Syndrom)vorliegt.
    Bedingt ist dies durch die Parkinson Medikation, wird behandelt wie paralyt. Ileus und zusätzlich mit endoskop. Dekompression. Da es nicht im Regelfall mit einer Parkinson auftritt, muß es als ND kodiert werden, HD: Parkinson


    Gruß

    E. Rembs
    Bochum

  • Hallo h.scheffer / E.Rembs,

    herzlichen Dank für die Antworten!
    -K59.0: war ein Tippfehler, aber sicher wichtige Differentialdiagnose
    -Ursache der Obstipation ist auch für mich der M.Parkinson

    Gut dass der Fall interressant ist, das nutz ich aus - hier der Rest:

    Bei ausserdem (echokardiographisch bestätigtem klinischem V.a. eine) Aorten- und Mitralklappeninsuffizienz (I34.0 / I35.1) ergibt HD G20 die DRG B67A cw=1,62.
    Da vordringlich die Obstipation behandelt wurde und die Parkinsonmedikation ja nur weitergeführt wurde, war der Patient nur 4 Tage stationär; da „erster Tag mit Abschlag = 4“ und Bewertungsrelation / Tag 0,323 würde ich cw 1,298 errechnen, im Gegensatz zur HD K56.0 = DRG G67A cw=0,735

    -stimmt die Berechnung mit der unteren VwD ?
    -wenn ich Krankenkasse wäre (...) käme mir eine stationäre Behandlung eines M.Parkinson in 4 Tagen überprüfungswürdig vor, (aus „altem“ Hauptdiagnosenverständnis heraus), habe jetzt in HD G20 geändert

    Grüsse M.Gösling

  • Guten Morgen,

    "Bei ausserdem (echokardiographisch bestätigtem klinischem V.a. eine) Aorten- und Mitralklappeninsuffizienz (I34.0 / I35.1) ergibt HD G20 die DRG B67A cw=1,62"

    Off topic: Ich tippe, dass die Mitralinsuffizienz in Zukunft zu der Handvoll Lieblingsnebendiagnosen des MDK zählen wird. Gerade die MI wird doch oft nur festgestellt, ohne dass sich ("Mitralinsuffizienz 1.Grades") daraus irgendwelche Konsequenzen für Ihr Tun ergeben. Meist wird hier mE keine Nebendiagnose im Sinne der KR kodierbar sein.

    Freundliche Grüße

    Christian Jacobs

  • Zitat


    Original von cjacobs:
    Off topic: Ich tippe, dass die Mitralinsuffizienz in Zukunft zu der Handvoll Lieblingsnebendiagnosen des MDK zählen wird. Gerade die MI wird doch oft nur festgestellt, ohne dass sich ("Mitralinsuffizienz 1.Grades") daraus irgendwelche Konsequenzen für Ihr Tun ergeben. Meist wird hier mE keine Nebendiagnose im Sinne der KR kodierbar sein.

    Hallo Herr Jakobs, Danke für die Ergänzung !
    Die Mitralinsuffizienz ist für mich ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kriterien der Leistungs-Bewertung verschieden interpretiert werden können.

    -entweder nach Aufwand ja oder Aufwand nein (qualitativ):
    nach DKR 003a wäre m.E. eine Beeinflussung des Patientenmanagement mit Durchführung einer Echokardiographie als diagnostische Maßnahme gegeben "Aufwand: ja".
    (bei Bedarf auch eingebettet in: typisches Herzgeräusch gehört, MI vermutet, Echo angemeldet - o.ä.). Die Formulierung "üblicherweise verlängerte Dauer des stat. Aufenthaltes" setzt eigentlich die schwierige Kalkulation der Aufenthaltsdauer mit und ohne diese Nebendiagnose voraus (Gerne auch der Einwand aus Pflegesatzzeiten dass mehrere Krankheiten ja nicht nacheinander behandelt werden).

    -oder nach einer abzuarbeitenden Liste mindestens notwendiger Maßnahmen (quantitativ)):
    s.o.: wieviel Aufwand bezüglich eines M.Parkinson geleistet wurde ist nach meinem Verständnis der obigen Beiträge (noch) nicht das Kriterium für Haupt- und Nebendiagnose.

    Die quantitative Bewertung der erbrachten Leistung (war das "genug"?) ist zwar für Behandlungsentscheidungen typisch, aber m.E. kein klares Kriterium der Nebendiagnosendefinition (?).

    (Ab) wann würden Sie eine ND Mitralinsuffizienz akzeptieren ?

    Grüsse, M.Goesling