Sepsis oder nicht

  • Hallo Herr Horndasch,

    die Frage ist doch überhaupt, warum der MDK die Kodierung der Sepsis in solchen Fällen auch als Nebendiagnose generell ablehnt.
    Ich verweise ebenso auf die Hauptdiagnosendefinition D002f \"nach Analyse...\" von daher ist es zumindest diskutabel wo es geschrieben steht, dass alle Syptome am Aufnahmetag vorhanden sein müssen, da die Festlegung nach Sichtung aller Befunde am Ende des Aufenthaltes festgelegt wird. Fest steht der Patient kommt mit Infektzeichen bei v.a. auf beginnende Sepsis, die sich dann häufig tagsdrauf komplettiert.
    Eine ähnliche Diskussion hatten wir früher bereits bei Aufnahme mit v.a. Penumonie, bei Aufnahme war klinisch eine Pneumonie diagnostiziert, im Röntgen wurde diese noch nicht gesichert. Am Folgetag dann erneute Röntgenkontrolle mit Darstellung der Infiltrate. Hier hat doch der MDK auch erkannt, dass oftmals die bildgebende Diagnostik hinterherhinkt, aber eine adäquate Behandlung bereits am Aufnahmetag begonnen wurde, ebenso wird es wohl bei Ihrem Sepsis Fall sein.

    Ich tendiere dazu, solche Fälle auch einfach mal juristisch klären zu lassen, wenn hier mit der KK keine Einigung möglich ist.

    Schöne Grüße.

    MfG
    Ductus
    Die Welt ist global, das Denken lokal

  • Hallo,

    das ist hier vielleicht dann problematisch, wenn die Pneumonie bereits bei Aufnahme gesichert war die Therapie für die Pneumonie und Sepsis gleichzusetzen ist und die Sepsis sich erst dann im Aufenthalt verkomplettiert. Ich denke dann wird es wohl schwierig. Ich hatte solche Fälle wo eine auslösende Infektionsquelle nicht lokalisiert werden konnte, der MDK wollte dann immer die A49.-

    MfG
    Ductus
    Die Welt ist global, das Denken lokal

  • Hallo,

    Zitat

    Original von PoltERGEIST:
    Die nun hier örtliche MDK vertritt die Meinung, dass bei der Kodierung einer Sepsis alle Kriterien am sog. Aufnahmetag erfüllt sein müssen.


    nicht ganz zeitnah, aber immer wieder aktuell.
    Nachzulesen in den DRG-Kodierempfehlungen des MDK, Kodierempfehlung Nr. 223, unter
    Schlagwort: Harnwegsinfekt, Sepsis
    Stand: 2008-04-24
    Aktualisiert: 2010-01-28
    DRG:
    ICD: A41.51 R65.-! N39.0
    OPS:

    Problem/Erläuterung:
    Während eines stationären Aufenthaltes aus anderen Gründen erkrankte der hochbetagte Patient an einem fieberhaften Harnwegsinfekt, aus dem sich trotz antibiotischer Therapie nach zwei Tagen eine Sepsis entwickelte mit Nachweis einer positiven Blutkultur sowie von mehr als zwei SIRS-Kriterien. Kann bei E. coli-Nachweis in der Blutkultur neben A41.51 Sepsis durch sonstige gramnegative Erreger, Escherichia coli [E.coli] zusammen mit einem Kode aus R65.-! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] auch N39.0 Harnwegsinfektion, Lokalisation nicht näher bezeichnet kodiert werden?

    Kodierempfehlung:
    Neben der Kodierung der Sepsis als Nebendiagnose kann zusätzlich der Harnwegsinfekt verschlüsselt werden, da beide Erkrankungen vorgelegen und das Patientenmanagement beeinflusst haben.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo Lunge,

    perfekt, ich glaube mein Hirn hat zu dieser Sache die SEG Empfehlungen verdrängt, woran mag das nur liegen ;)
    Besten Dank!

    MfG
    Ductus
    Die Welt ist global, das Denken lokal

  • Hallo liebes Forum,

    auch wenn alle Kriterien zur berechtigten Verschlüsselung einer Sepsis erfüllt sind, verlangt der MDK eine engmaschige Überwachung des lebensbedrohlichen Krankheitsbildes und erkennt, wenn dies nicht in volllem Umfang dokumentiert ist, die Verschlüsselung der Sepsis nicht an. Wie wird dies in anderen Kliniken gehandhabt, erfolgt bei Verschlüsselung einer Sepsis als HD immer eine dokumentierte intensive Überwachung des Patienten? Wenn nicht, wie wird dann hier die Sepsis "durchgesetzt"?

    Danke und sonnige Grüße

  • Hallo MedCo_Dia,

    kommen Sie aus Baden-Württemberg? Baden-Württemberg ist nämlich "sepsisfreie Zone". Fälle sammeln,
    mit Hinweis auf das Vorhandensein der Kriterien, die die Fachgesellschaft an die Diagnosestellung anlegt,
    widersprechen und dann klagen.
    Grüße

  • Hallo zusammen,

    läge die umgekehrte Situation vor (Pat. auf Intensiv bei septischem Bild aber ohne ausreichende SIRS-Kriterien/BKs), würde der GA vermutlich auch die Sepsis streichen.

    Meiner Meinung nach kommt es auf die formalen Kriterien einer Sepsis+SiRS an, und nicht wo der Patient behandelt wird. Und wenn Ihre Ärzte von einer Sepsis ausgehen und die Kriterien erfüllt sind, dann verbleibe ich bei der Kodierung. X(

    LG,
    BoB77

  • danke für die schnellen Antworten :thumbup:
    Wir werden diese Fälle klagen, Widersprüche bzw Verhandlungen mit den meisten Krankenkassen führen leider zu keiner Einigung, da für diese ja nur die Argumentation des MDKs ausschlaggebend ist....
    LG

  • ...und noch ein Einwurf:
    Wo steht, dass für eine bestimmte Diagnose (die auch noch mit einem Kriterien-Katalog versehen ist!!!) eine bestimmte Maßnahme durchzuführen sei?

    Darf der Herzinfarkt nur kodiert werden, wenn eine Überwachung auf INT/IMC oder eine PCI stattfindet??? Nein, die Oma, die klaren Verstandes z.B. all das ablehnt, hat den Infarkt (die Sepsis, den Apoplex....) trotzdem als (Haupt-)Diagnose, auch wenn keinerlei Therapie außer z.B. Symptomkontrolle stattfindet.

    Hoffentlich bringt diesen Unsinn bald einer vors Gericht!

    Viele Grüße
    P. Dietz