Metastasierende Neoplasie versus Metastasierte Neoplasie

  • Hallo sehr geehrte Forumsmitglieder!
    Ich habe vor geraumer Zeit eine Fortbildung zum Thema \"DRG und Intensivmedizin \" besucht. Dabei kam es zu einer lebhaften Diskussion zu o g Thema. Wir erfassen beim Scoring lediglich die manifeste Metastase. Der Dozent vertrat aber die Auffassung, dass jeder Primärtumor prinzipiell metastasieren würde und daher zu erfassen sei, da ja hier die metastasierende Neoplasie im Score abgefragt würde und nicht die metastasierte Neoplasie. Sind wir mit unserer Auffassung auf dem Holzweg?
    Wie handhaben sie diese Thematik in ihrer Klinik?
    Ein schönes Wochenende
    Kapro

  • Hallo kapro,

    ich finde dies eine sehr spitzfindige Auslegung einer zugegeben etwas unscharfen Formulierung; sie geht aus meiner Sicht allerdings an der Absicht der Konstrukteure der Aufwandspunkte-Skala vorbei. Dass ein maligner Tumor prinzipiell in der Lage ist, Tochtergeschwülste zu bilden, bedeutet ja nicht, dass dies beim konkreten Patienten auch der Fall sein muss. Es geht hier nicht um eine Eigenschaft des Tumors (die Fähigkeit zu metastasieren), sondern um den Fortschritt der Erkrankung beim behandelten Patienten. Andernfalls hätten die Verfasser schlicht und weniger missverständlich von \"maligner Neoplasie\" gesprochen.

    B. Liebermann

  • Hallo,

    beim Nachdenken über die Frage von GenS hier im selben Forum bin ich mir nun doch nicht mehr so sicher, ob der Dozent nicht doch Recht hat. Schließlich gibt es mit den Carcinoma in situ auch maligne Tumoren, die nicht metastasieren.

    Ich wäre auch sehr an den Meinungen der anderen Forenteilnehmer zu dieser Frage interessiert.

    B. Liebermann

  • Hallo,

    wenn bei Erstellung des Kodes tatsächlich die Auslegung des Referenten gemeint gewesen wäre und diese nicht jetzt wirklich nur eine sehr spitzfinde Auslegung ist, warum wurde dann nicht auf das Wort \"metastasierend\" verzichtet, wenn doch - wie der dieser Referent meinte - jeder Primarius metastasieren kann. Das würde doch bedeuten, dass die Punkte für alle Pat. mit einem Malignom ansetzt werden können.

    Gruß
    B.W.

  • Hallo Kapro,
    wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat der Dozent in der Fortbildung die Ausnutzung dieser schwammigen Formulierung empfohlen. Wahrscheinlich hat er auch \"positive\" Erfahrungen mit der Bewertung duch den MDK gemacht. (Sonst würde er diese Auslegung eher nicht öffentlich vertreten). Ich halte es für medizinisch fragwürdig, aber im System ausnutzbar. Wer hat ansonsten, nennen wir sie mal \"gute\" Erfahrungen mit dieser Auslegung gemacht? Ich bin auch interessiert von anderen Häusern etwas darüber zu hören. Wir haben es bisher nicht im Sinne des Dozenten angewendet, sondern so wie Kapro.
    Gruß G.P.

  • Ich bin auch interessiert von anderen Häusern etwas darüber zu hören. Wir haben es bisher nicht im Sinne des Dozenten angewendet, sondern so wie Kapro.
    Gruß G.P.


    Hallo -

    in Anleitung zur Dokumentation des SAPS II-Score (ohne GCS) und des Core-10-
    TISS -Score (http://www.bda.de/downloads/Anleitung_Intensivmedizin.pdf):

    Metastasierende Neoplasie 2,3) Selbsterklärend

    Die Fußnoten lauten:

    2) Wird täglich fortgeschrieben
    3) Entsprechender ICD-10-GM Code (Version 2005) muss als Haupt- oder Nebendiagnose kodiert sein

    Immer das Kleingedruckte.

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)