• Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ich erarbeite derzeit Strukturen, um Fälle der Behandlung von akuter Lumbago MDK - sicher zu dokumentieren.
    Kennt jemand von Ihnen Möglichkeiten, unkompliziert die Konstellation zu dokumentieren, dass alle ambulanten Maßnahmen bereits erfolglos genutzt wurden ?
    Gibt es Erfahrungen / Leitlinien, in welchem inhaltlichen oder zeitlichen Ausmaß ambulant zunächst therapiert werden musste ?

    Ich würde mich über jeden Hinweis sehr freuen.

    Verschneite Grüße aus dem Münsterland

  • Hallo -

    z.B. zum Einstieg:

    Handlungsleitlinie Kreuzschmerzen aus Empfehlungen zur Therapie von Kreuzschmerzen (3. Auflage). Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft - Link zur Kurzfassung (dort Abbildung 1: Synopsis zur Diagnostik und Therapie von Kreuzschmerzen):

    http://infomed.mds-ev.de/sindbad.nsf/0/95c03ef6a10d8efb0025690000683a2a/$FILE/AVP_TE_Kreuzschmerzen-2007-3Auflage_kurz.pdf

    Für Feinschmecker:
    Orginalarbeit von A. NACHEMSON, E. JONSSON Neck and back pain Übersicht als z.B. Buchbesprechung in Manuelle Medizin 3 2002
    von W. HEYMANN Neck and back pain - Übersicht über 30 Jahre Studienergebnisse

    - Studie im Auftrag der schwedischen Regierung
    - Gruppe renommierter Orthopäden und Medizin-statistiker
    - gibt Überblick über insgesamt 30 Jahre Studien-ergebnisse
    - beeindruckender Paradigmenwechsel Grund:
    - Nutzlosigkeit der meisten Therapieformen

    A. NACHEMSON, E. JONSSON: Neck and Back Pain, Philadelphia, Lippincott, 2000, ISBN 0-7817-2760-x, US $ 110.- (damals)

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo Münsterländer,
    ich fürchte, Sie werden Gutachten erhalten, in denen steht, dass nicht alle ambulanten Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
    Und die Frage, welche Möglichkeiten denn noch hätten durchgeführt werden müssen vor Aufnahme, wird unbeantwortet bleiben.

    Eine i.v.Therapie für einen BT werden Sie bei einer ambulant antherapierten akuten Lumbago möglicherweise noch stationär genehmigt bekommen. Aber wenn Sie weitere Tage belegen wollen, wird das Eis schnell dünn.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen

    Behandlungsfälle mit dem Bild chronischer Beschwerden der Wirbelsäule (i.d.R. Lumbago) sind sicherlich in vielen Kliniken Alltagsgeschäft.

    Bereits in dem von mir eingestellten Beitrag in 2010 hatte ich diese Thematik angesprochen und als Rückmeldung erhalten, das die Durchsetzung deutlich erschwert erfolgt.

    Aktuell filtern die Mehrzahl der Kostenträger alle Fälle der I68 aus und stellen diese strittig. Bei Akutbeschwerden / Notfällen gelingt im Regelfall die Durchsetzung mit UGVD - Abschlag oder auch der vollen DRG.

    Schwieriger erscheinen Behandlungsfälle, die elektiv zur multimodalen Therapie aufgenommen werden. Multimodal bezieht sich hier nicht auf die entsprechende OPS - Vorgaben, sondern auf das interne Therapiekonzept des Zusammenwirkens von Schmerztherapie und Physiotherapie.

    Seitens der Kostenträger und des MDK wird die Darlegung der Ausschöpfung ambulanter Behandlungsmethoden postuliert. Dieses gelingt oftmals, dennoch bleiben immer wieder Fälle im Dissens.

    Wie gehen Sie mit dieser Fallkonstellation um ? - Unter Umständen besondere Vereinbarungen mit den Kostenträgern?

    Viele Grüße

    Stephan Wegmann

  • Hallo Herr Wegmann,

    sind Sie mal den Hinweisen von TT auf Ihre Anfrage aus 2010 gefolgt und haben Nachemson gelesen?: "Beeindruckender Paradigmawechsel bei Nutzlosigkeit der meisten Therapieformen" :huh:
    (dazu gehören auch die im 8-977 aufgeführten Sachen wie Manuelle Medizin, Reflextherapie oder Infiltrationstherapie) 8)

    Die Erkenntnisse sind ja nun gut 15-20 Jahre alt und haben u.a. Eingang in European Guidelines und eine Nationale Versorgungsleitline gefunden.

    Kurz zusammengefasst wird darin empfohlen, nach Ausschluss spezifischer Erkrankungen wie Tumor, Fraktur oder Entzündung die Diagnostik runterzufahren, über die Gutartigkeit der Erkrankung aufzuklären, Aktivität, Bewegung und Spaß am Leben zu fördern, eine suffiziente Schmerztherapie durchzuführen und im Alltag die Anforderungen an die Belastbarkeit den Fähigkeiten anzupassen. Therapieansätze wie TENS, Stanger oder Infiltrationen werden nicht empfohlen, irgendwelche speziellen, von Krankengymnasten überwachten Bewegungsübungen braucht es auch nicht. Ausschöpfen können Sie diesen Therapieansatz nicht. Wenn kein sonstiges akutes Problem besteht, sieht die NVL keine Notwendigkeit einer vollstationären Behandlung.

    Die Idee, die Kostenübenahme für solche Behandlungen über besondere Vereinbarungen mit den Kostenträgern abzusichern, ist ein empfehlenswerter Versuch, der Diskussion um Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit zu entgehen. :thumbup:

    Gruß

    W.

  • Wenn Sie bei chronischen Schmerzpatienten elektiv eine "multimodale" Therapie durchführen, die anscheinend die Mindestkriterien des OPS auf breiter Front nicht erfüllt (wo ist die Psychotherapie?), dann verstehe ich den MDK-Gutachter...

  • Hallo MDK-Opfer,
    der OPS wird nicht kodiert und beansprucht. So habe ich zumindest Hr. Wegmann verstanden.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag

    „Patienten mit chronischen Schmerzen würden in großen Teilen Deutschlands weiter im Stich gelassen, erklärte der Verband heute in Berlin.“

    http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54…chmerzpatienten


    Ist die stationäre Schmerztherapie (ohne Kodierung OPS 8-918 ) nur in wenigen vom Gutachter !

    festgelegten Einzelfällen Bestandteil der medizinischen Grundversorgung?

    Besteht eine demokratische Legitimation für eine Eingrenzung?


    Gruß

    E Rembs

  • hallo!


    ??? mindestens 8 Millionen Menschen mit behandlungsbedürftigen chronischen Schmerzen in DE???


    Jeder zehnte Bundesbürger chronisch schmerzkrank! Behandlungsbedürftig!
    Ich hoffe das ist nur Wunschdenken dieser Verbands-Funktionäre.
    Ansonsten hätte Heine doch noch recht: ... Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.


    mfg ET.gkv (nickname ist nicht demokratisch legitimiert)

    • Offizieller Beitrag

    ??? mindestens 8 Millionen Menschen mit behandlungsbedürftigen chronischen Schmerzen in DE??? 
    Ich hoffe das ist nur Wunschdenken dieser Verbands-Funktionäre. 

    Guten Tag

    Studien zufolge leben in Deutschland bis zu zwölf Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen. Davon bräuchten zwischen 1,2 und 1,8 Millionen eine hochspezialisierte Versorgung. Ihnen ständen aber gerade 1027 Schmerztherapeuten gegenüber

    .…

    Das Fehlen von Spezialisten ist laut einer Umfrage unter Ärzten eine Ursache dafür, dass viele Menschen mit chronischen Schmerzen gar nicht behandelt würden

    http://www.springermedizin.de/es-mangelt-an-…en/4506348.html


    Gruss

    E Rembs

  • Zitat

    der OPS wird nicht kodiert und beansprucht. So habe ich zumindest Hr. Wegmann verstanden

    Eben. Und dann fragt sich die Kasse natürlich, was der Patient denn eigentlich in der Klinik gemacht hat.

    Übrigens würde ich bitten, für solche Therapien den Terminus "multimodal" nicht zu verwenden.

    ET.gkv:

    Zitat

    Jeder zehnte Bundesbürger chronisch schmerzkrank! Behandlungsbedürftig!

    Was wundert sie jetzt daran? Sehen Sie sich einfach mal Prävalenzzahlen zu Rücken- und Kopfschmerzen an: Punktprävalenz von Kreuzschmerzen >30%, von diesen chronifiziert jeder Zehnte. Migräne ca. 7% der Bevölkerung (und von denen sind viele behandlungsbedürftig, aber bei Hausärzten oft unterversorgt). Spannungskopfschmerz noch häufiger. Und jetzt haben wir noch keine Arthrose, keinen Tumorschmerz, keine Neuropathie, kein Rheuma mit dabei...

    Natürlich brauchen die nicht alle einen Spezialisten. Aber genau darum geht's ja (nicht nur) dem BVSD, der deutschen Schmerzgesellschaft und anderen Akteuren: Klarzumachen, dass wir hier einen erheblichen Sprengsatz für das Sozialsystem haben und deswegen ordentliche Versorgungsstrukturen hermüssen - zu denen stationäre Kurzzeitbespaßungen mit Spritzen und Massage eher nicht gehören...

    elend kalte Grüße (5° im August?????)

    MDK-Opfer