Immer wieder Grenzfälle primäre vs. sekundäre Sectio

  • Einen guten Tag an alle Forumsteilnehmer,

    seit kurzem bin ich an der Kodierung unserer Frauenklinik mitbeteiligt und erhoffe mir durch Anmeldung in diesem Forum Tipps und Antworten zu meinen Kodierfragen.

    Zum Thema \"Primäre - sekundäre Sectio\" taucht für mich immer wieder eine ähnliche Problematik auf, die sich in folgenden Beispielen darstellen lässt:

    Schwangere, 37+3, Zwillingsschwangerschaft, im Rahmen der Sprechstunde pathol. Doppler: beg. brain sparing beim 1 Zwilling, Wachstumsdifferenz. Sectio für selbigen Tag nach Erreichen der Nüchternheitsgrenze geplant. Laut Dokumentation 1 1/2 Stunden nach Entscheidung zur Sectio wurde diese durchgeführt.
    Ärztlicherseits wurde diese Sectio als primär verschlüsselt. (Prozedureingabe im OP-Protokoll, OP-Bericht)

    oder

    Belegärzte weisen Patientinnen direkt aus der Sprechstunde in die Klinik zur Sectio am selben Tag ein, Gründe: oftmals path. CTG, Blutdruckanstieg, beginnende Gestosezeichen, etc.
    Die Patientinnen erhalten max. 1 bis 2 Stunden nach Aufnahme die Sectio (je nach Dringlichkeit auch sofort, innerhalb z. B. 20 Minuten). Meist werden diese Sectiones als primär von ärztlicher Seite verschlüsselt (Prozedureingabe im OP-Protokoll) oder es wird bereits auf dem Einweisungsschein der Praxis die primäre Sectio als Einweisungsgrund benannt.

    Mein Problem ist, dass ich oftmals der Meinung bin, dass diese Fälle als \"Notfälle\" zu händeln sind und entsprechend als sekundäre Sectio verschlüsselt gehören.
    Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass man eine Sectio, welche innerhalb eines m. E. relativ kurzen Zeitrahmens nach Planung durchführt, finanziell und DRG-mäßig mit einer z. B. wochenlang vor Entbindung geplanten primären Sectio gleichsetzen muss/soll.

    Die Kodierrichtlinien geben ja den Interpretationsspielraum für \"Notfall\". Aber wie großzügig ist dieser anzuwenden ?

    Mir ist natürlich klar, dass eine \"klassische\" Notsectio oder sekundäre Sectio aus dem Geburtsverlauf heraus, nicht erst 1 oder 2 Stunden später durchgeführt wird, sondern umgehend.
    Aber m. E. würden auch solche Fälle, wie oben geschildert, noch zu der Kategorie Notfall (sprich sekundär) gehören, auch wenn sie erst 2 Stunden nach Entscheidung durchgeführt werden.


    Gibt es im Forum Erfahrungswerte, auch hinsichtlich Rückmeldungen durch MDK in solchen Fällen, bzw. wie geht Ihr mit solchen Fällen um, wie verschlüsselt Ihr dies ??

    Über Antworten würde ich mich freuen.

    Freundliche Grüße

    freundliche Grüße
    claudia

  • Hallo Claudia....ich würde in diesen Fällen ganz klar eine sek. Sectio verschlüsseln.

    Begründung: die Sectio wurde wegen akut auftretenden Problemen noch am selben Tag gemacht und konnte nicht, wie normalerweise, von langer Hand geplant werden.

    Gruss Keks

    Gruß Keks :)
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    Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück 8o

  • Hallo die mit der drg tanzt,

    und herzlich Willkommen im mydrg-Forum.

    Dieses Forum lebt von unseren Ideen, Anregungen, Vermutungen, Wünschen, Sehnsüchten und Meinungen. Leider spiegeln sich diese nicht immer in den Deutschen Kodierrichtlinien wider. Also ich vermute, dass nach Meinung der DKR 1525j ein ganz entscheidender Punkt der dort unterstrichene sein muss: ... vor Einsetzen der Wehen ... .

    Vielleicht auch hier etwas besser umschrieben:

    Wikipedia - Sectio


    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Start in die interessante Welt der Kodierungen.

    Gruß

    [arial][f3]Rejan[/f3][/arial]


    :h_daumhoch:

    Wir leben nicht, um zu essen; wir essen, um zu leben. Sokrates

  • Liebe Keks,
    Danke für Deine Antwort. Sie widerspiegelt eigentlich auch meine Vorstellung von der primären und sekundären Sectio. Hast Du in solchen Fällen bereits irgendwelche Rückmeldungen vom MDK wie die so etwas bewerten ?
    Leider fehlt mir hinsichtlich Rückmeldungen die Erfahrung, da ich erst viel zu kurz dabei bin.

    Meiner Kollegin in einer unserer Partnerkliniken ergeht es ähnlich, auch sie tendiert aus Unwissenheit eher zu Verschlüsselung der primären Sectio. Dabei hatte ich gehofft, dass sie mir weiterhelfen könnte :augenroll:

    freundliche Grüße
    claudia

  • hallo Rejan,
    natürlich ist mir bewusst, dass meine Wünsche und Sehnsüchte nicht immer in der DKR vertreten sind ;) , deshalb frage ich ja hier :)

    Wie Sie schon beschreiben , ist in der DKR die Entscheidungsfindung vor Einsetzen der Wehen relevant, aber es gibt ja immer noch die Option eines \"Notkaiserschnittes\", der ja m. M. nach immer als sekundär verschlüsselt wird.

    Im neuesten Beispiel in den DKR 2011 ist ja inzwischen endlich auch eine Erläuterung zu finden, wie z. B. auch bei einem primär geplanten Kaiserschnitt nach vorzeitigem Einsetzen von Wehen und Blasensprung eine auf den Folgetag vorzeitig angesetzet Sectio als sekundär verschlüsselt werden kann, wenn z. B. nachts das CTG pathologisch wird und noch in der Nacht die Sectio durchgeführt wird.

    Aber all das was ich in den Beispielen und auch in den (wenigen) Büchern finde, gibt mir keine Auskunft, ob ich nicht tatsächlich in einem o. g. geschilderten Fall mit sekundärer (weil Notfall) Sectio wirklich auf der sicheren Seite bin.

    Denn die Notsituation tritt bei geplanten Sectios meist durch einen vorzeitigen Geburtsbeginn ein. Was aber, wenn eine Notsituation bereits vor Einsetzen der Wehen eintritt ?
    Wenn ganz akut mit umgehend Sectio (innerhalb, z. B. 10 Minuten ) dann ist es für mich auch noch klar,
    aber wo ist die Grenze ?
    Wenn die Patientin morgens kommt und die Sectio kann dann auch noch am Nachmittag oder Abend erfolgen, empfinde ich es schon nicht mehr als Notfall, würde ohne Bauchschmerzen die primäre Sectio verschlüsseln.

    Aber 1 oder 2 Stunden nach Entscheidungsfindung, da komme ich schon stark in Zweifel und finde es nicht in Ordnung, dass so eine Sectio finanziell gleich gesetzt wird mit einer, die Wochen vorher in aller Ruhe geplant wird.


    Natürlich strebe ich kein up-coding an, deshalb verschlüssle ich hier brav die primäre Sectio, möglicherweise entstehen dem Krankenhaus dadurch finanzielle Nachteile.

    Was mir fehlt, sind in dieser Sache ganz eindeutig Erfahrungswerte.

    Herzlichen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben mit dem Verweis auf Wikipedia. Hier habe ich bereits auch schon mal nachgelesen, jedoch verstehe ich es als die Mediziner-Interpretation für diese beiden Begriffe. Aber, so habe ich bereits begriffen, divergiert diese ja mit der DRG-Interpretation, weshalb wohl immer wieder Schwierigkeiten aufgetreten sind.

    Im Grund fehlt mir vielleicht eine schlüssige Erklärung, wo der Notfall aufhört und die normale Routine beginnt *grübel*

    freundliche Grüße
    claudia

  • Hallo Claudia...ich sehe das so:

    Jeder akute, pathologische Zustand, egal ob bei der Mutter oder beim Kind, der eine sofortige Sectio notwendig macht würde ich als sekundäre Sectio verschlüsseln.

    Hoffe ich konnte dir damit ein klein wenig weiter helfen :)

    LG Keks

    Gruß Keks :)
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    Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück 8o

  • liebe Keks,
    Danke für die nochmalige Rückmeldung. In Zukunft werde ich es versuchen, so zu handhaben, zumindest einige Fälle, die einfach überdeutlich nach \"Notfall\" schreien.
    Alles andere muss ich vielleicht auch nochmals im Team ansprechen, denn wenn wir nicht alle an einem Strang ziehen, hat der MDK ein leichtes Spiel, solche Sectios als primär durchzuboxen.

    Du hast mir schon damit geholfen, als dass Du es auch so siehst. Das Problem für Anfänger (zumindest für mich) ist, die Orientierungslosigkeit. Zwar sind die Kodierrichtlinien da, aber deren Interpretation ist wieder eine ganz andere, da auch oft sehr schwammig formuliert. Und wenn dann Rückfragemöglichkeiten fehlen, steht man schon ganz schön auf dem Schlauch. Literatur ist ja auch kaum Brauchbare zu finden, spezielle Fortbildungen (Gyn/Entb.) noch viel weniger.

    Herzlichen Dank
    u. LG Claudia

    freundliche Grüße
    claudia

  • Hallo zusammen,

    ich würde gern das Thema erneut beleben.

    Wiedereinmal geht es darum, wann eine sectio sekundär, wann primär ist. Ich stehe vor folgendem Problem:

    Eine Patientin wurde aufgrund einer schweren Präeklampsie vorzeitig "sectioniert". Die behandelnden Ärzte haben eine primäre Sectio vorerst verschlüsselt und dokumentiert. Nun habe ich nach Durchsicht der Akten und hinzuziehen der DKR eine Korrektur vorgenommen und eine sekundäre Sectio kodiert. Dieser Fall wurde geprüft und der MDK stimmt für eine Änderung der primären-sectio-Prozedur, mit der Begründung, dass die Krankenhausärzte in den überlieferten Unterlagen eine "primäre sectio" beschrieben haben. Allerdings war meinen ärztlichen Kollegen bis dato unklar, dass eine sectio bei Präeklampsie (als Notfallsituation) als sekundär verschlüsselt wird. Kann sich jetzt der MDK auf die Dokumentation der Ärzte berufen, ohne dass ich eine Chance habe?

    Stand jemand schon einmal vor diesem "Problem"? Und falls ja: Wie kann man dagegen argumentieren?

    Ich freue mich über eine Antwort!

    Gruß

    Ida