Intervertebraler cage/Wirbelkörperersatz

  • hallo Herr Hollerbach,

    ja klingt doppelt, zumindest solange alle implantate der bauart \"cage \" sind. Wenn andere designs auftauchen gilt implantat = cage nicht mehr.

    Was gab es eigentlich vor den cages? Eine \"voll \"-version?. WS-eingriffe haben eine lange chir geschichte, die ich leider nicht überblicke. Vielleicht phost?

    mfg ETgkv

  • Guten Tag zusammen,

    in der Tat hat die Chirurgie der Wirbelsäule eher eine kurze (Vor-) Geschichte, was bei der sehr kurzen Halbwertszeit in der Orthopädie-Chirurgie allerdings auch schon \"Generationen\" lang ist.

    Wenn man als Chirurg eine traumatisierte instabile Wirbelsäule operativ behandelt (keine Osteoporosefraktur), dann beruhen die Behandlungsprinzipien auf einer dorso- ventralen Stabilisierung.
    Der früher zunächst übliche alleinige Eingriff vom Rücken her führt zu Misserfolgen, da die kaputte Bandscheibe eine Instrumentierung von hinten ohne definitive Versteifung der Segmente auslockern lässt.
    Prinzip wurde es im Verlauf der Zeit die ventrale Säule zu stabilisieren, man möchte hier eine feste Verbindung ergo eine Spondylodese = Versteifung herbeiführen.

    Hier kommt jetzt die Industrie ins Spiel, die immer neue Hilfsmittel für diesen Eingriff entwickelt. Angefangen hat dies zumindest in vielen Kliniken mit dem Harms-Cage, seitdem haben sich viele Produkte entwickelt, alle mit dem Ziel die vordere Säule \"fest\" zu machen.
    Je nach Produkt muss ein mehr oder minder großer Teil des kaputten Wirbelkörpers entfernt werden, um das \"Abstützteil\" unterzubringen.
    In der Behandlung der traumatologischen WS wird nur der Teil entfernt, der für das Implantat erforderlich ist. Es gibt Ausnahmen (z.B. Frakturen mit Hinterkantenproblemen), da kann dies subtotal sein, dass ist aber die Rarität.

    Fakt ist, dass die Grundoperation eine ventrale Versteifung über ein oder mehr Segmente ist.
    Wenn es nicht den- aus meiner unfallchirurgischen Sicht - für diese Op (meist) vollkommen unpassende Code eines Wirbelkörperersatzes verknüpft mit wirtschaftlicher Dimension nicht gäbe, würde jeder operativ tätige Wirbelsäulenchirurg zur korrekten Benennung des Eingriffes zurückkehren.
    Interessanterweise taucht die sehr häufige Operation der Wirbelfraktur als Beispiel in der Überschrift des Code 5-837 überhaupt nicht auf!? - dafür die seltene Kyphose.

    Heute diskutieren wir, wann ein Ersatz ein Ersatz ist - wenn man die Implantate gleich wirtschaftlich behandelt, gäbe es das Problem nicht.
    Wirbelsäulenchirurgie ist teuer und aufwendig, sie bedarf einer adäquaten Honorierung, aber auch einer logischen Darstellung im OPS.

    Gruß an alle Diskutanten - vor allem an die, die nicht meiner traumatologisch geprägten Meinung sind oder sein können.

    Asche auf mein Haupt - als Rheinländer ist dies am Aschermittwoch so.

    P.Host

  • Hallo,
    ich habe leider keinen Diskussionsbeitrag gefunden.
    Denke aber das meine Frage ganz gut hierhin passt.

    Wie wird folgender Sachverhalt (Fall aus 2012) kodiert:

    Zitat

    aus OP Bericht:
    ...werden die Bandscheibenfächer L1/L2 und L2/3 ausgeräumt und der gebrochene LWK 2 (Pinzer-Fraktur) wird mit dem Luer und Meißel entfernt, so dass die dorsale und ventrale Kortikalis nicht entfernt wird. Anschließend werden die resezierten Rippenanteile und der zerkleinerte Knochen vom entfernten LWK 2 in einen 22 x 28 mm großen Harmskorb eingebracht und der Harmskorb wird in den Zwischenwirbelraum L1 - L3 preßfit eingebracht.

    Danke

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo MiChu,

    nach Ihrer Beschreibung würde ich folgendermaßen kodieren:

    1. Partielle Resektion des Wirbelkörpers: 5-832.1

    2. Ventrale Spondylodese über 2 Segmente: 5-836.51

    3. Wirbelkörperersatz. Hier kommt es auf das verwendete Implantat an. Entspricht dieses der Forderung nach "einer durchgehenden vertikalen Lastabstützung" gemäß des Hinweises im OPS, dann 5-837.00, ansonsten 5-837.a0

    4. Knochenersatz an der WS: 5-835.9

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

    (edit: Resektion WK ergänzt)

    2 Mal editiert, zuletzt von mhollerbach (25. Juni 2014 um 16:19)

  • Hallo,
    Danke Herr Hollerbach,

    3. Wirbelkörperersatz. Hier kommt es auf das verwendete Implantat an. Entspricht dieses der Forderung nach "einer durchgehenden vertikalen Lastabstützung" gemäß des Hinweises im OPS, dann 5-837.00, ansonsten 5-837.a0

    genau hier ist mein Problem.
    Ist der Harmskorb einer der eine durchgehende vertikale Lastabstützung ermöglicht?

    Hiervon hängt die DRG ab (ist der Streitpunkt mit dem MDK)

    Gruß

    MiChu ;)
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  • Hallo MiChu,

    schauen Sie mal hier: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2148094/

    Ich vermute, dass in Ihrem Fall verwendete Implantat entspricht dem, welches auf den Bildern 1-3 zu sehen ist? Dann sollte der Artikel eigentlich ausreichen, um den MDK zu widerlegen (siehe Abschnitt "Stability"). Welche Argumente gegen die "durchgehende Lastabstützung" wurden denn bisher angeführt?

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ist er.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Danke für die Hinweise

    @ mhollerbach

    Der Gutachter holt weit aus:

    Zitat


    Das ZE ist von der Codierung 5-837.0 abhängig. Als Hinweis wird gefordert, dass Implantate eine durchgehende vertikale Lastabstützung von der Endplatte zur Deckplatte mindestens einen Wirbelkörper aufweisen.

    Die hier jetzt vorgelegten Röntgenbilder zeigen, dass ein sog. Harmskorb implantiert wurde. Wenn man so will, handelt es sich hier um die Urmutter der Cages, die aus einem Gittergeflecht ohne durchgehende vertikale Stangen gefertigt wurde. Der Harmskprb diente zur Aufnahme von Spongiosa und sollte dieser den entsprechenden Raum geben.

    Entsprechend zeigt das Röntgenbild vom 21.6. auch, dass sich der Korb zwar an der Grundplatte abstützt, im unteren Wirbelkörper wird die Deckplatte jedoch durchbrochen, hier setzt sich der Harmskorb auf die Schanzschrauben des dorsalen Fixateurs. Es handelt sich somit nicht um eine Lastabstützung, die von der Grund- zur Deckplatte geht.

    Dies ist der Nachteil dieses relativ einfachen Korbes, die keine Lastabstützung wie die moderneren Cages durch vertikale Stangen und Horizontale Stempel gewähren.

    Meines Erachtens ist das ZE somit nicht zu gewähren.

    Sind das neue Erkenntnisse?

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo MiChu,

    also dass sich das Implantat auf die unteren Schrauben der dorsalen Instrumentierung anstatt auf die kraniale Deckplatte des LWK 3 stützt, dürfte zumindest keine Absicht gewesen sein - ist das denn wirklich so??

    Allerdings reicht die Lastabstützung auch dann immer noch durchgehend von der einen Deckplatte bis zur nächsten!

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo,


    also dass sich das Implantat auf die unteren Schrauben der dorsalen Instrumentierung anstatt auf die kraniale Deckplatte des LWK 3 stützt, dürfte zumindest keine Absicht gewesen sein - ist das denn wirklich so??

    genau dies werde ich nochmal mit den Radiologen klären.

    Danke

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)