Dokumentation Patientin nach Chemo

  • Hallo liebes Forum,

    ich freue mich sehr, wenn Sie mir zu folgender Problematik Empfehlungen zukommen lassen würden:

    wir haben eine Patientin auf unserer Station, die aktuell eine Chemotherapie bekommen hat. Für die Organisation und die nachfolgende Betreuung wurde für einen Großteil des Tages (ca 8 h am Stück) eine Schwester notwendig, die die Patientin 1:1 versorgte. Nun fragen die Schwestern in Bezug auf eine Anrechnung im Rahmen des neuen Entgeltsystems an.
    Ein Zusatzcode kommt nicht in Frage, da keine akute Fremd- oder Eigengefährdung vorlag. Da die Betreuung doch ursächlich somatischer, aber nicht psychiatrischer Natur war, sehe ich auch eine Argumentationslücke bei \"Therapie\"- Einheit. Sehen Sie das anders und damit Möglichkeiten einer Abrechnung als TE? Was können Sie mir raten?

    Über Ihre Unterstützung freue ich mich.
    mfG
    NZi

  • Hallo NZi,

    nach meiner Auffassung kann der rein organsiatorische Aufwand nicht abgebildet werden. Die Betreuung der Patientin erfolgte aber evtl. nicht nur aus rein somatischen Gründen, sonst wäre sie nicht bei Ihnen in der Psychiatrie (?). Evtl. bestanden Ängste, Verkennungen, inadäquate Verarbeitung der Behandlung etc. Den dadurch entstandenen zeitlichen Betreuungsaufwand halte ich als TE für abbildbar.

    Soweit die Chemo im Rahmen einer Verbringung oder sogar im eigenen Haus erfolgte können Sie die in den Kap. 6 und 8-54 kodieren.

    Beste Grüße - NV

  • Moin zusammen,

    Sofern die Betroffene auf einer psychiatrischen Station liegt, käme möglicheweise eine \"Kriseninterventionelle Behandlung\" in betracht. (9-641)


    Kriseninterventionelle Behandlung:

    Dies ist ein Zusatzkode, der nur in Verbindung mit der
    Regelbehandlung,
    der Intensivbehandlung,
    der Psychotherapeutischen Komplexbehandlung und der
    Psychosomatisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung
    angegeben werden kann !


    Mindestmerkmale:

    Behandlungen von psychosozialen oder psychischen Krisen, die tagesbezogen einen hohen Personaleinsatz erfordern.

    Die psychische Krise beschreibt eine akute vorübergehende psychische Störung als Reaktion auf außergewöhnliche Ereignisse und Lebensumstände, so dass dringliches therapeutisches Handeln erforderlich wird.

    Die ärztliche und psychologische Dokumentation zeigt an, dass eine psychische oder psychosoziale Krise vorliegt.

    Es erfolgen vordringlich ungeplante (außerhalb des vorgegebenen Therapieplans) Orientierung gebende, einzeltherapeutische Kontakte (ggf. auch 2 Therapeuten) von mehr als 1,5 Stunden pro Tag mit dem Patienten und/oder den Kontaktpersonen des Patienten.

    Die therapeutischen Kontakte könne durch ärztliche und psychologische Berufsgruppen erbracht werden.

    Tägliche ärztliche Befunderhebung und ggf. ärztliche Anordnung zur Einleitung oder Fortführung der Behandlungsmaßnahme.

    Dies ist Teil der therapeutischen Kontakte.


    [c=blue]oder[/code] prüfen Sie doch die Möglichkeit einer:

    Integrierten klinisch-psychosomatisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung (9-642)

    Dies ist ein Zusatzkode, der nur in Verbindung mit der
    Regelbehandlung,
    der Intensivbehandlung,
    der Psychotherapeutischen Komplexbehandlung und der
    Psychosomatisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung
    angegeben werden kann !

    Vorliegen von akuten und chronischen somatischen Erkrankungen die mit psychischer Komorbidität und/oder Copingstörungen einhergehen.
    (z.B. Asthma bronchiale, KHK, Diabetes, Blutdruckkrisen, entzündliche Darmerkrankungen, Tumorerkrankungen, chronische Infektionskrankheiten, Transplantationspatienten),
    oder
    von sich vorwiegend somatisch präsentierenden Erkrankungen (z.B. Somatoforme [Schmerz-]Störung, schweres Untergewicht bei Anorexia nervosa), die der gleichzeitigen intensiven somatischen Diagnostik und
    Therapie bedürfen.

    .... u.s.w. (ich breche den Text hier mal ab, wird sonst zu lang),
    Sie finden diesen ja vollständig in den OPS 2011 (ab Seite 489)


    Ich wünsche einen erfolgreichen Tag

    PsycoControl

  • Hallo PsycoControl,

    leider gehen diese Vorschläge nicht umzusetzen, da wir über den zusätzlichen Aufwand eines Pflegepersonals (!) sprechen. Sowohl die Krisenintervention als auch die Komplexbehandlung legt Arzt/ Psychologenleistung zugrunde - von diesen sind jedoch keine entstanden...

    Unsere Pflegepersonale sind sehr motiviert und möchten dann eben gern jeden Aufwand abbilden, der über das \"Normalmaß\" hinausgeht. Sie sehen den Mehraufwand bei dieser Patientin, dass 1 Schwester komplett abgestellt wurde, um die Patientin zu versorgen... Es ist für sie jetzt nicht verständlich, dass es nicht nur um Mehraufwand geht sondern auch Unterschiede im Inhalt ausschlaggebend sein könnten.

    Mein Fazit war: Mehraufwand ja, aber nicht therapeutisch (und in Bezug zur Grunderkrankung, wegen der die Patientin bei uns war), aber Abrechnung trotzdem nein, da
    - weder therapeutisch (i.S. Psychiatrie) sondern somatisch (alles in Bezug auf Tumor: Kodierung als Nebendiagnose weil erhöhter Aufwand)
    - keine Zusatzcodes, weil eben keine akute Fremd-/ Eigengefährdung vorlag (= ein Mindestkriterium zur Kodierung).

    Ich wollte mich jetzt nach Ihren Meinungen erkundigen, ob Sie das auch so sehen, oder es doch Argumente gibt, den Pflegepersonalen eine Kodierung im Rahmen des neuen Entgeltsystems über OPS zu ermöglichen...

    Ich denke, aber eher nein... :-(((

    LG
    NZi