Reanimation nach Asphyxie

  • Hallo zusammen
    ich stehe mal wwieder auf dem Schlauch.
    Anbei ein Auszug aus dem Entlassbrief.
    \"Herr xxxxx war nach Angaben der Angehörigen beim Abendessen plötzlich bewusstlos zusammengebrochen. Der Patient wurde vom Rettungsdienst pulslos, zyanotisch und ohne messbare Vitalparameter vorgefunden worden. Vor der Intubation im Rahmen der Reanimation musste dem Patienten ein großes Stück unzerkautes Fleisch aus der Trachea entfernt werden. Erst nach ca. 30 Minuten dauernder Reanimation konnte ein messbarer Kreislauf verzeichnet werden, die Dauer vom Ereignis bis zum Einsetzen der Reanimationsmaßnahmen lag bei ca. 10 min..
    Bei Aufnahme hier war der Patient kreislauf-instabil, beatmet mit laufender Katecholamin-Infusion. ....\"

    Mir fehlt irgendwie der richtige Code der die Schwere des Falls richtig abbildet.
    Ist die HD die T17.4? (Asphyxie) mit J96.0 als ND und das war es dann schon? Das bidet dor irgendwie nicht ab, was passiert ist oder?

    Danke für die Hilfe

    Schmitz

  • Hallo Herr Schmitz,

    Ausgangspunkt war die Aspiration von Fleisch --- >

    HD: T17.4 Fremdkörper in der Trachea

    Die Asphyxie ist inkludiert:
    T17.- Fremdkörper in den Atemwegen. Inkl.: Asphyxie durch Fremdkörper

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Ergänzung der ND:

    J96.00 / .01 und
    I46.0 - Herzstillstand mit erfolgreicher Wiederbelebung
    Hierfür OPS 8-771

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Hallo,

    Herr Lunge, die Reanimation fand doch vor der stationären Aufnahme statt. Fallen ICD I46.0 und OPS 8-771 dann nicht weg?

    Herr Schmitz, ich würde den Fall so wie von Ihnen vorgeschlagen, mit der
    Ergänzung von Herrn Lunge, kodieren.

    Die \"Fallschwere\" sollte auch über die Beatmungsstunden abgebildet werden.

    _______________
    Freundliche Grüße

    S.

  • Hallo Zusammen,
    auch wenn der Herzstillstand schon vorher stattfand, denke ich, daß er zu kodieren ist. Man hat ja trotzdem noch Aufwand damit (Katecholamine, Überwachung, Begründung stat. Aufenthalt etc.) Die 8-771 fällt natürlich weg.

  • Hallo,

    Theorie: Wer hat das Fleisch entfernt? Der Notarzt? Und der hat auch intubiert?

    Veranlassend für die stationäre Aufnahme war der Fleischbolus? Oder nicht doch etwas anderes?

    \"[...]nach Angaben der Angehörigen beim Abendessen plötzlich bewusstlos zusammengebrochen[...]\" hört sich für mich nicht so an, als ob das Fleisch daran schuld war. Ich meine, jeder hat sich schon mal verschluckt, und wenn man sich dann vorstellt, man hätte ein Stück Fleisch in der Trachea, sorry, ich würde da nicht plötzlich bewußtlos zusammensacken; ich würde meine Umwelt ziemlich heftig darauf hinweisen, das ich keine Luft mehr bekomme, oder?

    Kann es nicht sein, dass dieser Fleischbolus nicht wirklich in der Trachea lag, sondern im hinteren Rachenbereich?

    Gab es sonst keine Auffälligkeiten?

    Was ich meine ist: es hört sich irgendwie nicht logisch an, dass jemand aufgrund eines Fleischstückes in der Trachea plötzlich und schlagartig bewußtlos wird, mit ausgeschaltetem Hustenreflex....

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Hallo Zusammen
    Danke für die Hilfe. Der Pat. hatte einen Z.n.altem Insult und eine deutliche Dysphagie. Von daher erklärt sich das Geschehen. An der Kodierung tuts leider nichts.

  • Moin,

    Zitat


    Original von sschmitz:
    Der Pat. hatte einen Z.n.altem Insult und eine deutliche Dysphagie. Von daher erklärt sich das Geschehen.

    ich will nicht ärgern, aber meiner Meinung nach erklärt das nichts.

    Auch mit einer Dysphagie hat der Mann doch noch Schutzreflexe wie z.B. Hustenreiz, oder etwa nicht? Das heißt, selbst wenn er sich aufgrund seiner Dysphagie an einem Fleischbrocken verschluckt hätte, wäre er doch nicht still und ruhig sitzen geblieben (wie es ja nach Angaben der Angehörigen wohl gewesen sein muss) bis er aufgrund des Sauerstoffmangels im Gehirn umgekippt wäre, sondern hätte, nun vielleicht nicht Zeter und Mordio schreiend, aber doch deutlich dargestellt, dass etwas nicht in Ordnung ist, will heißen irgendetwas \"in den falschen Hals\" geraten ist.

    Insofern ist der Fleischbrocken, meiner Meinung nach, als FOLGE anzusehen, von was auch immer (z.B. Herzinfarkt, noch mal tief eingeatmet, dabei Fleischbolus aspiriert...) :augenroll: sorry.

    Ich weiß, manchmal geeb ich keine Ruhe :d_pfeid:

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Guten Tag,

    Zitat

    Original von papiertiger_2:
    Ich weiß, manchmal geeb ich keine Ruhe :d_pfeid:


    finde ich prinzipiell nicht schlecht. Erinnert mich aber leider an ungezählte Diskussionen mit MDK-Gutachtern: \"Ist es nicht denkbar, dass.....?\". \"Unter der Annahme, dass.......\".

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Moin,

    nun ja, aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man aus Sicht des MDK eh alles falsch macht ;-).

    Und ganz ehrlich, wenn ich nicht sicher bin, werde ich z.B. hausintern so lange diskutieren, bis man mich vom Gegenteil überzeugt hat, oder ich mein Gegenüber überzeugt habe. Ich diskutiere auch mit meinem Chef über Diagnosen, und mal überzeugt er mich, mal überzeuge ich ihn; nur so lernen wir. Obwohl es natürlich, wie eingangs schon erwähnt, egal ist wie wir uns entscheiden, wenn es eine \"billigere\" Lösung gibt, wird der MDK diese als einzig korrekt ansehen ;)

    P.S.:Wenn ich einen denkfhler mache, zeigen sie ihn mir bitte. Wie gesagt, lernen und so :)

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Moin papiertiger,

    nein nein: Ist schon okay. Es ist kein Denkfehler. Es ist allerdings nur EIN mögliches Konstrukt, welches ex post diskutiert werden kann.

    Die \"plötzliche, schlagartige Bewusstlosigkeit\" ist in der Tat durch die Fremdkörper-Aspiration im Sinne des Erstickens nicht hinreichend geklärt.
    Allerdings kann es sich um einen Bolustod gehandelt haben:
    Der Bolustod (im Volksmund auch Bockwurstbudentod, Schlucktod oder Minutentod genannt) tritt nach einem plötzlichen reflektorischen Herz-Kreislauf-Stillstand (Kreislaufversagen) durch vagale Reizung der empfindlichen Kehlkopf-Nervengeflechte des Rachens oder des Kehlkopfes durch einen Fremdkörper ein, wenn sich beim Schlucken ein großer Bissen Nahrung im Kehlkopf so verklemmt, dass er auch durch starkes Husten nicht mehr herausbefördert werden kann (Verschlucken), die sogenannte Bolusobstruktion.

    Der Begriff Bolustod leitet sich vom griechischen Wort Bolus für \'Klumpen\' ab. Der Bolustod erfolgt nicht durch Ersticken, sondern durch vagale Reflexe. Todesursache ist ein reflektorischer Herzstillstand.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe