Fehlende "Klassifikation therapeutischer Leistungen"...

  • Dieser Beitrag soll lediglich ein "Diskussionsbeitrag" sein und den Aspekt des therapeutischen Leistungsabbilds beleuchten:

    Bis vor meinem Antritt als Medizincontroller in einer Psychiatrischen Akut-Klinik war ich über 10 Jahre in der stationären Psychotherapeutischen/Psychosomatischen Rehabilitation tätig.

    Dort existiert die "Klassifikation therapeutischer Leistungen" (KTL) der Deutschen Rentenversicherung, die das therapeutische Leistungs-Angebot (allerdings ohne ärztliche Tätigkeiten) einer Klinik verbindlich vorschreibt (inkl. verbindliche, zwischen der DRV und den jeweiligen Berufsverbänden abgestimmte Qualitätsmerkmale). Die GKV trägt das Leistungsabbild in der stationären medizinischen Rehabilitation gem. KTL voll mit.

    Seltsam, dass nun im akutpsychiatrischen Bereich der Gesetzgeber ein Entgeltsystem entwickelt, in dem Behandlungs-/Fallgruppen aus dem Zusammenspiel von ICD-10-GM + OPS + PsychPV-Einstufung mit dem Ziel einer darauf bezogenen tagespauschalierten Vergütung gebildet werden, ohne dass zeitgleich für diesen Bereich ein allgemeingültiger Leistungs-Katalog ähnlich der KTL existiert und dieser nun in der Folge von jedem Haus selbst entwickelt wird. Gerade eine verbindliche Vorgabe würde bzgl. der OPS-Abbildung hauseigener Leistungen dem MDK im Prüfverfahren "den Wind aus den Segeln nehmen" können...

    Über kritische Kommentare würde ich mich freuen...

  • Hallo!

    Der von Ihnen erwähnte Katalog ist möglicherweise so nicht praktikabel, er ist m.E. recht bürokratisch.
    (Wundert und dauert mich, was die Reha-Ärzte alles so mitmachen müssen ...)

    Gruß, TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

  • Hallo TicTac,

    Ihrer Ansicht würde ich (insbesondere aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung in der psychotherapeutischen stationären Rehabilitation) ganz und gar widersprechen wollen (und u.a. deshalb regt sich m.E. auch kein Protest in der Reha):

    Zunächst bleibt festzuhalten, dass die KTL kaum originär ärztliche Dienstleistungen umfasst bzw. abbildet, z.B. Untersuchungen, Therapieplanung, Visiten etc. (s. S. 16)! Zitat S. 15: "Die KTL bildet ausschließlich die Realität des therapeutischen Leistungsgeschehens ab."

    Die Darstellung eben dieses Leistungsgeschehens hat für die Häuser/Therapeuten m.E. mehrere ganz entscheidene Nutzen, nämlich u.a. die "Verbindlichkeit der Qualitätsmerkmale" (S. 8 f.), die Auswertbarkeit der Daten im Hinblick auf Qualitätssicherung, die vereinheitlichte Abbildbarkeit in einem Krankenhausinformatiossystem inkl. zeitlicher Ressourcen etc.

    Die inhaltliche Bestimmung der Qualitätsmerkmale erfolgte in der historischen Entwicklung als (tatsächlich) "lernendes System" unter Einbezug der verschiedenen Berufsverbände, z.B. der DVSG für die klinische Sozialarbeit...

    Warum also klagen?

    Ich jedenfalls hätte mir für den § 17d KHG-Bereich begleitend zu den Vorgaben aus Psych-PV und OPS einen solche vereinheitlichte "Klassifikation therapeutischer Leistungen", die unter Mitwirkung der beteiligten Berufsgruppen bzw. deren Vetreter entstanden wäre, aus o.g. Gründen sehr gewünscht...

    Bin aber -nach wie vor- gespannt, wie das andere Forumnutzer bewerten.

    MfG,

    ck-pku

  • Hallo ck-pku,

    vielen Dank für Ihre Erläuterungen. Ich habe zugegebenermaßen nie mit dem Katalog gearbeitet und finde es interessant, daß Sie diesen in der Paraxis als bewährt und brauchbar ansehen. Finden Sie denn dazu Untersuchungen, ähnlich wie aktuell zur leider nur geringen Leistungsorientierung des OPS, ob der Katalog sinnvoll tatsächliche Leistungen gut wiedergeben kann? Interessant wäre auch, ob die Schöpfer des OPS diese interessante "Klassifikation therapeutischer Leistungen" (KTL) auch kennen.

    Beste Grüße, TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

  • Hallo TicTac,

    Ihr gestiegenes Interesse an der Thematik "KTL" freut mich (umso mehr, als dass ich erwartet hätte, dass das Lücken füllende Thema auch andere Board-Mitglieder "elektrisieren" würde). Ich kann mir dieses (vermeintliche) mangelnde Interesse nur so erklären, als dass die Boardteilnehmer im Wust der tgl. Informationsflut nicht zusätzlich gewillt sind, sich mit einem "artfremden" Klassifikationsinstrument zu beschäftigen, auch wenn dieses m.E. ein Ansatzpunkt zur Lösung der Wurzel allen Übels darstellt.

    Es gibt selbstverständlich sehr viele Untersuchungen zur Thematik (Einführung der KTL bereits 1997), ich möchte hier nur auf 2 Aufsätze und einen wissenschaftlichen Abschlussbericht (vom UKE) hinweisen:

    "Therapeutische Versorgung in der medizinischen Rehabilitation – mehr Transparenz mit der Klassifikation therapeutischer Leistungen" - Janett Zander, Dr. Ulrike Beckmann, Dr. Bruno Sommhammer, Dr. Here Klosterhuis

    "Verbesserte Dokumentation als Grundlage für Reha-Qualitätssicherung – Weiterentwicklung der Klassifikation therapeutischer Leistungen" – Dr. Eva Maria B i t z e r, Hans Dö rning , Dr. Ulrike Beckmann, Dr. Bruno Sommhammer,
    Janett Zander, Dr. Here Klosterhuis

    Abschlussbericht "Fallgruppen in der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen" - Dipl.-Psych. Sylke Andreas, Dipl.-Psych. Jörg Dirmaier, Prof. Dr. Dr. Uwe Koch, Dr. Holger Schulz (UKE)

    Verweisen möchte ich auch ferner auf das "Forschungsportal der Deutschen Rentenversicherung".

    Ob das DIMDI die KTL in seinen Überlegungen zur Entwicklung des OPS berücksichtigt hat, ist mir (natürlich) nicht bekannt. Das Konzept der Rehabilitation ist ja auch nicht 1:1 übertragbar auf das der stationären akutpsychiatrischen Versorgung (wohl aber durchaus m.E. auf das der psychosomatischen Akutstationen).

    Trotzdem liefert die KTL gute Anhaltspunkte, wie (therapeutische) Versorgungsrealität (abgestimmt) vereinheitlicht abgebildet und der Abrechnung zugeführt werden kann!

    MfG,

    ck-pku

  • Hallo ck-pku,

    vielen Dank für Ihre Hartnäckigkeit, die für mich einen wertvollen weiteren Informationsgewinn bewirkt hat. Das Forum ist mit der neuen Forensoftware bereits wesentlich zugänglicher und etwas lebhafter geworden, nochmals herzlichen Dank an unseren Admin! :) Auf Ihr Posting ist auch bereits über 230 x zugegriffen worden, sofern wir beiden das nicht alleine waren. ;)

    Beste Grüße, TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
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    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams