Verweildauer bei nicht abgeschlossener Diagnostik

  • Hallo liebe Foren-Mitglieder,


    hätte eine grundsätzliche Frage bezüglich der Verweildauer eines Patienten:
    Patient wird zur Abklärung heftigster Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit aufgenommen, es werden verschiedene Untersuchungsverfahren durchgeführt und Schmerzmedikation verabreicht. Es ergaben sich bzgl. Kopfschmerzen etc. unauffällige Befunde, Kopfschmerzen und Schwindel werden besser. Es fällt aber auf, dass die Patientin extrem blass ist, "optisch krank" aussieht, aufgrund hoher BSG Werte erfolgt eine weitere stationäre Abklärung bei V.a. Tumor.

    Jetzt streicht der MDK die Zeit der "weiteren stationären Abklärung", die Behandlung sei abgeschlossen, eine weitere intenistische Abklärung wird zwar für notwendig befunden, doch diese hätte ambulant erbracht werden können. Diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen, ist es möglich, diesen stationären Aufenthalt durchzusetzen? Wie wird dieses Problem in anderen Kliniken angegangen?


    Danke und sonnige Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag

    Es besteht ein begründeter (und auch dokumentierter) Tumorverdacht

    Der Gutachter fordert indirekt zu einer Verschleppung auf (Wartezeit auf Facharzttermine, CT etc)

    Forensische Gesichtspunkte werden nicht berücksichtigt

    Möglicherweise 4 Wochen ist der Patient mit der Verdachtsdiagnose Krebs konfrontiert

    Medizinisch und ethisch ist die Haltung des Gutachters nicht akzeptabel


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Tag,

    ich kann die Argumentation von ERembs nicht nachvollziehen. Wenn ein begründeter Tumorverdacht bestand, warum hat man den Pat. erst entlassen und dann wieder aufgenommen und ist nicht gleich dem "dringenden" Verdacht nachgegangen? Bei den genannten "unterschiedlichen Untersuchungsverfahren" wird man wohl auch das Blutbild gemacht haben, da sieht man, ob jemand anämisch ist oder nicht... Wenn ja, dann sollte es im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein, dass man der Sache gleich nachgeht. Dann entfallen auch die angeblich "langen" Wartezeiten auf einen Arzttermin. Der Hausarzt kann m.E. jeden Tag Blut abnehmen, bei dringendem Tumorverdacht bekommt man sehr schnell einen Termin für eine Coloskopie oder Gastroskopie. Aus medizinischer Sicht ist der Zeitpunkt der 1. Entlassung kritisch zu hinterfragen, die 2. Aufnahme ist in meinen Augen erlösorientiert.

    Es wäre interessant, was alles an Diagnostik im ersten Aufenthalt gelaufen ist.

    MfG

    InspectorGadget

  • Hallo inspector,

    ich hatte es so verstanden, dass es nur einen Aufenhalt gab, es aber Tage gestrichen werden sollten, die in den Augen des Kostenträgers zuviel waren.

    Viele Grüße

    Anne

  • danke ERembs,

    hallo InspectorGadget, hallo Anne,

    ja, es gab nur einen Aufenthalt, der laut MDk gekürzt werden soll.


    Der Patient wurde primär wegen klopfenden Kopfschmerzen verbunden mit Übelkeit und Schwindel (diffus), Gangunsicherheit bei ventrikulo-peritonealer Shunt bei Hydrocephalus aufgenommen.

    Diagnostik: umfangreiche Labordiagnostik incl. Kontrolle BSG, Blut im Stuhl, MRT, Doppler, Duplexsono, Ruhe EKG, Echo, Rö-Thorax, Abdomen Sono, Konsil Innere, also breite Palette aufgrund der BSG-Erhöhung und Tumorverdacht. Kein auffälliges Ergebnis. Nach letztem Konsil war BSG deutlich rückläufig, es folgte die Entlassung des Patienten.

    Der MDK fordert nun eine frühere Entlassung, also bevor die BSG rückläufig war mit der Argumentation, die Notwendigkeit einer weiteren internistischen Diagnostik kann zwar erkannt werden, doch diese hätte ambulant erfolgen können. Meiner Meinung nach überhaupt nicht akzeptabel, frage mich aber, ob ein Widerspruch durchsetzbar ist.


    Grüße

  • Liebe Anne,

    ich habe es so verstanden, dass es einen weiteren Aufenthalt gab: "aufgrund hoher BSG Werte erfolgt eine weitere stationäre Abklärung bei V.a. Tumor". Ich hoffe nicht, dass der MDK Belegungstage gestrichen hat, obwohl ein begründeter Tumorverdacht bestand oder Diagnostik noch nicht abgeschlossen war (es sei denn, man brauchte 1 Woche, um den Verdacht zu äußern). Man müßte schauen, wann der Verdacht geäußert wurde, wann wurden welche Untersuchungen durchgeführt usw. Dieses Geheimnis kann nur bruehl lüften...

    MfG

  • Moin,

    wir kennen inzwischen zahlreiche derartige Fälle. Dort wird regelmäßig gefordert, nach der Akutphase die weitere Diagnostik in den ambulanten Bereich zu verschieben. Ein von uns angestrengter Prozess bzgl. einer 79 Patientin wurde per Vergleich beendet. Grundsätzliche Rechtsprechung hierzu steht m.E. aus.

    Gruß

    merguet

  • ..... sollte es im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein, dass man der Sache gleich nachgeht. Dann entfallen auch die angeblich "langen" Wartezeiten auf einen Arzttermin. Der Hausarzt kann m.E. jeden Tag Blut abnehmen, bei dringendem Tumorverdacht bekommt man sehr schnell einen Termin für eine Coloskopie oder Gastroskopie.


    Leider aber spielt die Realität oftmals eher im 19. Jahrhundert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    Weshalb sind sich solche Gutachter so sicher, Diagnostik bei Tumorverdacht sei stationär überflüssig, alles geht ambulant etc.?

    Wer legitimiert die Gutachter alten, kranken, hilflosen und multimorbiden Patienten eine medizinische und menschliche Behandlung vorzuenthalten?

    Wer sind die Leidtragenden von unwirklichen, illusionären Gutachten?

    Fragwürdig und bedenklich: aus der Anonymität heraus wird am Schreibtisch ein Krebsverdacht bagatellisiert


    Kommentar: 
    "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht", Papst Gregor


    PS Nur am Rande gefragt: Wie lange war die Wartezeit für dieses Sachverständigen Gutachten?


    Gruß 
    Eberhard Rembs

  • Guten Tag,

    Weshalb sind sich solche Gutachter so sicher, Diagnostik bei Tumorverdacht sei stationär überflüssig, alles geht ambulant etc.? 

    Wer legitimiert die Gutachter alten, kranken, hilflosen und multimorbiden Patienten eine medizinische und menschliche Behandlung vorzuenthalten? 

    Wer sind die Leidtragenden von unwirklichen, illusionären Gutachten? 

    Fragwürdig und bedenklich: aus der Anonymität heraus wird am Schreibtisch ein Krebsverdacht bagatellisiert 

    Dieser Beitrag ist mir persönlich zu polemisch und nicht sachlich. :evil:

    Ich möchte nicht den MDK-Gutachter in Schutz nehmen, aber bevor man sich objektiv zu diesem Fall äußert, müßte man zuerst den Fall genauer kennen. Dass ein Pat. blass aussieht (tut meine Frau auch, auch wenn sie nicht krank ist), begründet nicht gleich einen längeren stat. Aufenthalt. Oder warum fällt es dem Stationsarzt z.B. erst nach einer Woche ein, dass man sich auf die Tumorsuche begeben könnte (alles selbst erlebt)? Oder vielleicht war der Verdacht gar nicht so dringend? Dass der Pat. alt, krank, hilflos und multimorbid war, lese ich aus dem Beitrag nicht...

    MfG

    InspectorGadget

  • Weshalb ....

    Wer ...

    Fragwürdig und bedenklich..... 

    vielen Dank für diese Fragen und Feststellungen!

    Es ist mittlerweile trauriger Alltag, dass ausschliesslich am grünen Tisch entschieden wird. Und zwar von Gutachtern, welche oftmals noch kurz zuvor auf der anderen Seite des Tisches gesessen und eine völlig kontroverse Meinung zu den Gutachten des MDK hatten...

    Aegroti salus suprema lex (!?!?) [Das Wohl des Patienten ist höchstes Gesetz]: Schön wäre es!!!!

    Ich wünsche ein schönes, gesundes Wochenende!

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe