Aktualisierungs- und Differenzlisten des OPS 2012

  • Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

    vermutlich haben Sie längst die Aktualisierungs- und Differenzlisten des OPS 2012 gelesen, die das DIMDI hier veröffentlicht hat. Die Aktualisierungsliste enthält die Änderungsvorschläge für 2012 gegenüber dem OPS-Katalog 2011, also die Vorabversion. Soweit ich es richtig erkannt habe, enthält sie außerdem auch die neuesten Änderungen, welche die Differenzliste nochmals extra anzeigt (zumindest im Bereich 9 für Psychiatrie sind alle roten Stellen der Differenzliste auch rot und gleichlautend in der Aktualisierungsliste).

    Interessant 9-62, Mindestmerkmale, zweiter Punkt:
    "Bei Erfassungszeiträumen von weniger als 1 Woche (z. B. wegen Entlassung) können die 3 Therapieeinheiten auch anteilig erbracht werden, sofern die Behandlung in diesem Zeitraum dem dominierenden Behandlungskonzept des stationären Aufenthaltes im Sinne der Komplexkodes entspricht".

    Ich freue mich bereits auf die Umsetzung dieser prinzipiell vernünftigen Ergänzung in der Praxis. Ich verstehe diese Ergänzung so, daß die in der Entlassungs-Behandlungswoche erbrachten Leistungen tatsächlich auf die konkreten Behandlungstage bezogen anteilig berechnet werden. Also, wenn die letzte Behandlungswoche nur zwei Tage dauerte, doch eine TE zustandekam, wird diese auf sieben Tage anteilig hochgerechnet, also auf 3,5 TEs. Oder umgekehrt, die geforderten 3 TEs pro Behandlungswoche können auch prozentual in einer verkürzten Behandlungswoche erreicht werden, beispielsweise wenn diese zwei Behandlungstage lang ist, müssen mindestens 0,86 TEs erreicht werden. Wir haben hiermit also wieder die im OPS 2010 noch enthaltene Prozentregel, nur etwas komplizierter. ;)

    Beste Grüße,
    TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

  • Guten Tag TicTac,

    die Version 2012 enthält ein paar Stellen, die sicherlich zu Umsetzungsragen führen werden.
    Die Regelung der anteiligen Anrechnung der Therapieeinheiten ist insofern vernünftig, damit bei der alleinigen Konzentration auf die von Ärzten oder Psychologen erbrachten Therapieeinheiten die Patienten nicht in die Regelbehandlung eingestuft werden, wenn keine Intensivbehandlung vorliegt, wenn die 3-TE-Marke nicht erreicht wird.
    Bei der Betrachtung einer proportionalen, gleichmäßigen Verteilung der 3 TE auf die 7 Behandlungstage ergeben sich aus dem Beispiel 0,86 TE. Die anteilige Erbringung setzt m.E. dieses nicht voraus und erlaubt unabhängig von der Anzahl der TE, die erbrachten Therapien für 9-62 zu berücksichtigen. Bis jetzt und auch in 2012 ist die Verteilung der 3 TE auf die Woche nicht vorgegeben. Es zählt das Ergebnis an jedem 7. Behandlungstag. Die Begründung der Anteile für die Anwendung des Kodes 9-62 müsste dann auf der inhaltlichen Ebene (Behandlungskonzept, Therapieplanung, Dokumentation) erfolgen.
    Dieses wiederum eröffnet die Möglichkeit z.B. nur 0,75 TE anteilig angeben zu können, wenn der Pat. z.B. am 5. Behandlungstag entlassen wird. Man könnte hier vielleicht über den Sinn diskutieren nicht eine ganze TE erbracht zu haben und das als psychotherapeutische Komplexbehandlung angeben zu wollen.
    Damit könnte eine Orientierung an die durchschnittlichen TE pro Tag in der Entlassungswoche evtl. intern aus Plausibilitätsgründen ins Auge gefasst werden.

    Die 20%-Regelung aus OPS 2010 bezog sich auf das Verhältnis der von den Ärzten/Psychotherapeuten erbrachten TE zu der gesamten Anzahl der Therapieeinheiten.

    Viele Grüße,

    TWaK

  • Hallo TWaK,

    vielen Dank für Ihre interessante und plausible Antwort!

    Beste Grüße,
    TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

  • Hallo Dr. G,

    vielen Dank für Ihre interessante Anmerkung!

    Manchmal habe ich das Gefühl, die OPS-Schöpfer haben selber ein wenig die Übersicht über ihren Katalog verloren ... X(

    Beste Grüße, TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
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    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

  • Guten Tag zusammen,
    bei der Frage nach der anteiligen Berechnung gibt es vermutlich in der Praxis weniger Spielraum als hier in der Diskussion. Dies ist damit begründet, dass die KIS-Anbieter einen logischen Algorithmus implementieren müssen, der mit Ermessenspielräumen und durschnittlichem Therapieangebot nicht viel zu tun haben wird.
    Aus meiner langjährigen Erfahrung mit der Programmierung von Datenbankabfragen und Webapplikationen kann ich Ihnen zumindest meine Einschätzung wiedergeben:
    Es wird darauf hinauslaufen, vermute ich, dass die Plausibilitätsprüfung einfach fragt, wie viele TE in der Behandlungswoche erbracht wurden. Besteht die Behandlungswoche aus weniger als sieben Tagen, so wird durch die Anzahl der Tage geteilt und dieser Wert genommen.

    Das, ich nenne es mal "TE-Volumen", berechnet sich aus (Sieben Tage / 3TE)*Anzahl der Tage.
    Der Patient bleibt 4 Tage. Das entspricht einem TE-Volumen von 4*0,43=1,72 TE. Wird in dieser Zeit diese Grenze nicht erreicht, so wird aus dem Fall wieder für die Behandlungswoche eine Regelbehandlung.

    Jedoch wird, wie Dr. G. so freundlich angemerkt hat, die ganze Berechnung ad absurdum geführt, da die TE ohnehin nicht angerechnet werden ;)
    Ich glaube, dies wurde einfach nur vergessen, als Kode hinzuzufügen.

    Viele Grüße!

    Edit: Anfrage ans DIMDI diesbezüglich versandt.

    Edit 2:

    Zitat


    Sehr geehrte Damen und Herren,
    haben Sie vielen Dank für Ihre heutige Anfrage an das Helpdesk des DIMDI für Klassifikationsfragen.
    Wegen des großen Antragsvolumens insbesondere der OPS-Vorschläge können Kodieranfragen zum OPS bis auf Weiteres nicht beantwortet werden.


    :love:

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

    Einmal editiert, zuletzt von B. Gohr (26. Oktober 2011 um 10:56)

  • Guten Tag zusammen,
    soeben rief mich eine Kollegin des DIMDI zurück und klärte den o.g. Misstand (weniger TE als 3 -> kann nicht kodiert werden):
    Treten bei einem Patienten weniger als 3 TE auf, anteilig würde aber der Komplexkode erreicht werden, so muss der niedrigste Kode gewählt werden (in diesem Fall "3 oder mehr TE"). Diese Entscheidung ist recht kurzfristig getroffen worden und man wollte eigentlich auch keine geteilten TE in den Kodes - andererseits sei diese Möglichkeit auch gegeben, um vor allem die Patienten abzubilden, die z. B. 3 Wochen + 3 Tage bleiben.

    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Guten Tag Herr Gohr,

    interessant ist die Begründung in den Kodes keine geteilten TE einfließen lassen zu wollen. Die Regelung der anteiligen Erbringung betrifft auch den Kode 9-63. Dort ist es aber möglich von Ärzten oder Psychologen erbrachten TE ab 1/12 TE (9-630.0 bzw. 9-631.0) zu kodieren.
    Warten wir mal ab, ob dieser Hinweis / Ergänzung amtlich veröffentlicht wird, z.B. auf der Seite von DIMDI.
    Jedenfalls vielen Dank für die Weiterleitung der Antwort. Mit der Erklärung wäre eine Unklarheit des OPS 2012 beseitigt.

    Viele Grüße,

    TWaK

  • Hallo TWaK,
    tatsächlich sagte die Kollegin am Telefon, man wolle diese "Kleinsteinteilung", wie ich sie schnell nennen möchte, nicht auch in dem Komplexkode haben.
    Natürlich ist es schön, dass das DIMDI so schnell geantwortet hat - allerdings hoffe ich trotzdem auf eine schriftliche Klarstellung.

    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Schönen guten Tag allerseits,

    natürlich wird eine Psychotherapie mit einem Patienten inhaltlich nicht allein deshalb plötzlich eine andere Therapieform, weil die Restwoche zu kurz ist, um die erforderlichen drei TE zu erbringen. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass diese Situation auch in der Kodierung abgebildet werden soll.

    Ich finde es allerdings eher peinlich, dass auch in der dritten Version der Psychiatriekodes wieder ein solcher Schnellschuss eingebaut wird, der praktisch gar nicht (bzw. nur wieder mit einer Krücke) umzusetzen ist. Vielleicht sollte das DIMDI alle geplanten Änderungen zunächst exklusiv in dieses Forum einstellen, denn wie man an diesem Beispiel sieht, sind die hier versammelten Praktiker sehr schnell in der Lage, die eventuellen Mängel aufzudecken.

    In der Kodierpraxis mache ich mir sowieso keine Sorgen, weil mit Beginn der Entgeltrelevanz der MDK zu Hilfe kommen und die letzten Tage streichen wird, so dass wir wieder volle Wochen haben (Achtung, das war Ironie!)

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,
    ihr letzter Satz hat meinen Tag gerettet. Vielen Dank :)

    Beste Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.