Opiatsubstitution

  • Hallo ,

    Wenn ich bei einen opiatsabhängigen substituierten Pat. einen Beigebrauchsentzug durchführe,

    kann ich dann die Substitution Z51.83 als HD wählen und zusätzlich die Abhängigkeit F11.2 kodieren?

    Natürlich auch alle behandelten Entzüge

    Meiner Meinung nach führt den Pat. die Substitution in die Klinik deshalb Z51.83 HD, wäre F11.2 als ND eine

    Doppelkodierung?

    Bin gespannt auf eure Antworten

    Gruß Noris

  • Hallo Noris,
    wie ich Ihrem kurzen Text entnehme, führen Sie eine Entzugsbehandlung des Opiatbeikonsums durch.
    Dadurch ist die F11.2 die Hauptdiagnose.
    Ich vermute, der Patient nimmt zusätzlich zu einem Methadonpräparat noch Heroin zu sich? Das sind beides Opiate, daher gibt es hier keinen Grund, auf den doch sehr unglücklichen Kode Z51.83 zu wechseln - der Patient ist ja allem Anschein nach immer noch Abhängig und das ist doch auch jetzt gerade noch Ihr Problem.
    Ich würde daher die F11.2 als HD zusammen mit der Z51.83 als ND kodieren. beachten Sie dazu auch die Kodierrichtlinien zum Umgang mit Hauptdiagnosen.

    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Liebe Forumsteilnehmer,

    ich möchte in diesem Zusammenhang noch etwas zum Thema Kodierung als Aufwandsabbildung beitragen.

    Wir kodieren im Bereich Abhängigkeitserkrankungen meist noch zusätzlich zu einer F1X.2 eine F1X.3, da die Behandlung des Entzugssyndroms einen separaten Aufwand verursacht.(gemäß PD004a)

    Zwar werden im ICD-10 bei "Abhängigkeitssyndrom" auch körperliche Symptome genannt, jedoch im Sinne einer Beschreibung von möglichen Merkmalen, neben Phänomenen auf kognitiver und verhaltensbezogener Ebene.

    Freundliche Grüße und ein schönes Wochenende


    E. Rah.

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

  • Hallo E. Rah.!
    Natürlich ist auch im o.g. Fall ein Entzugssyndrom mit zu kodieren, wenn es zu einem solchen gekommen ist.

    Vielen Dank für den Hinweis!

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Hallo Noris,

    das Thema wurde bereits hier (m.E. unbefriedigend) gestriffen.

    Ich möchte in Frage stellen, ob Z51.83 Nebendiagnose sein kann.

    Ich verweise hierbei m.E. zunächst mal auf den Kapitelvorspann XXI zu "Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)" der ICD-10-GM selbst: "Die Kategorien Z00-Z99 sind für Fälle vorgesehen, in denen Sachverhalte als "Diagnosen" oder "Probleme" angegeben sind, die nicht als Krankheit, Verletzung oder äußere Ursache unter den Kategorien A00-Y89 klassifizierbar sind."

    Da aber die Grunderkrankung "Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide" bereits mit F11.x abgebildet werden kann, kann m.E. eine Z51.x-Diagnose gar nicht, also auch nicht als Nebendiagnose, kodiert werden.

    Eine Ausnahme existiert in der Kodierrichtlinie PD007a der DKR-Psych, dies ergibt sich jedoch aus dem dort dargestellten Sachverhalt. Dass dies kein Widerspruch ist, ergibt sich ja auch daraus, dass "für den Fall, dass zwischen den Hinweisen zur Benutzung der ICD-10-GM bzw. des OPS und den Kodierrichtlinien Widersprüche bestehen, (...) die Kodierrichtlinien Vorrang" haben (s. EINLEITUNG zu den DKR-Psych, Version 2011, S. IV).

    Ich würde die Methadonsubstitution zunächst mal auch als (medikamentöse) Therapie, also eher als Prozedur, verstehen. Daher ist hier weniger die DKR-Psych hinsichtlich der "Allgemeinen Kodierrichtlinien für Krankheiten" sondern die "Allgemeinen Kodierrichtlinien für Prozeduren", hier PP014a: "Prozeduren, die normalerweise nicht verschlüsselt werden", maßgeblich: "Prozeduren, die (...) mehrfach während eines Krankenhausaufenthaltes durchgeführt werden, werden nicht verschlüsselt, da sich der Aufwand für diese Prozeduren in der Diagnose oder in den anderen angewendeten Prozeduren wiederspiegelt (...)."

    Als Beispiel für nicht kodierbare Prozeduren ist in der Tabelle 1 der PP014a auch (mit Ausnahmenbenennung) die medikamentöse Therapie (hier also z.B. mit Polamidon®) aufgeführt.

    Daher ergibt sich für mich durch die Eingruppierung in S2 der Psych-PV und der Hauptdiagnose F11.x mit der entsprechenden Prozedurenkodierung aus 9-6x die Möglichkeit der Darstellung auch der Methadonsubstitution.

    Ich lasse mich aber auch gern eines Besseren belehren. :D

    MfG,

    ck-pku

    3 Mal editiert, zuletzt von ck-pku (31. Oktober 2011 um 08:47)

  • Hallo,

    also ich stimme eher Herrn Gohr zu und würde die F11.2(ausser es ist zu einem relevanten Entzug gekommen dann F11.3) als Hd und die Substitutsion als ND zusätzlich nehmen.Er hat ja so wie ich es verstanden zusätzlich zum Methadon weiter heroin genommen.

    Mfg Peter-Paul

  • Hallo zusammen!

    Ein Entzugssyndrom kann man nach meinem Verständnis nur kodieren, wenn es tatsächlich vorhanden war und einen Aufwand verursacht hat. Es bei einem Entzug mitzukodieren, ohne daß es klinisch als Entzugssyndrom vorhanden war, könnte ein unzulässiges Upcoding darstellen.

    Ich finde das Ergebnis der von ck-pku zitierten Diskussion durchaus überzeugend, insbesondere die Aussage des Kollegen Leonhardt:

    Zur Ausgangsfrage: F11.2 benennt die Nebendiagnose, die zweifellos einen Aufwand verursacht hat, Z51.83 spezifiziert diesen Aufwand. Beide Codes sind anzugeben.


    Ihre Anmerkung ist sehr interessant und beleuchtet wieder einmal die oft recht unsystematische Systematik unserer Arbeitsmittel:

    Die Kategorien Z00-Z99 sind für Fälle vorgesehen, in denen Sachverhalte als "Diagnosen" oder "Probleme" angegeben sind, die nicht als Krankheit, Verletzung oder äußere Ursache unter den Kategorien A00-Y89 klassifizierbar sind." ... Ich würde die Methadonsubstitution zunächst mal auch als (medikamentöse) Therapie, also eher als Prozedur, verstehen.


    Deshalb würde ich erst recht versuchen, Diagnosen und Prozeduren ("OPS") sehr klar zu trennen und die Z-Diagnose als ergänzende diagnostische Beschreibung auffassen.

    Gruß,
    TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

    Einmal editiert, zuletzt von TicTac (1. November 2011 um 22:15) aus folgendem Grund: Typo