Gastroenteritis, Exsikkose, Nierenversagen, HD?

  • Hallo Forumsmitglieder,

    ich bitte um Meinungsäußerungen zu folgendem Fall:

    Patient wird mit einem prärenalen Nierenversagen auf dem Boden einer Exsikkose bei Gastroenteritits aufgenommen?

    Der MDK vertritt unter Verweis auf DKR 1107a "Dehydratation bei Gastroenteritis: Bei stationärer Aufnahme zur Behandlung einer Gastroenteritis mit Dehydratation wird die Gastroenteritis als Hauptdiagnose und „Dehydratation” (E86 Volumenmangel) als Nebendiagnose angegeben" die Meinung, dass als Hauptdiagnose die Gastroenteritis zu verschlüsseln sei. Unsererseits wurde das akute Nierenversgen als HD verschlüsselt.


    Wie seht ihr das?

    MfG

    Medman2

  • Hallo medman,

    es steht die Frage-
    Aufnahme zur Behnaldung der Gastroenteritis? - dann hat der MDK Recht, da dies in den DKR so formuliert ist; steht jedoch die andominelle Symptomatik im Hintergund sondern primär die Volumentherapie als Ziel im Raum, dann würd eich die 1107 nicht für zutreffend halten;
    bei glaubhafter Doku, dass die Aufnahme zur Therapie des Nierenversagens erfolgte, und dieses zumindest ein AKIn I darstellt, dann wäre auch Ihre Kodierung sinnvoll.
    Entscheidend ist die Intention zur Aufnahme und deren Doku.

    Uwe Neiser


  • hallo medman2!

    bitte bedenken Sie auch dies: es liegt strengenommen kein Nierenversagen vor, prä-renal (vor der Niere) stimmt etwas nicht. Es fehlt volumen, flüssigkeit.
    Die niere funktioniert wie sie in dieser situation soll, sie spart soviel flüssigkeit wie sie kann.
    Erst recht liegen keine histologischen veränderungen an der niere vor. Nierenschäden treten auf, wenn der flüssigkeitsmangel dieses ausmaßes mehrere tage andauert.

    mfg ETgkv

  • hallo Herr Rembs!

    Ihre Fakten widerlegen mich in diesem fall nicht. Wegen durchfall und/ oder erbrechen fehlt hier "prärenal" flüssigkeit.

    Wie das zu kodieren ist, darum geht der streit jetzt seit jahren. Problem sind die zahllosen definitionen des NV, zuletzt AKIN.
    Das paßt nicht so recht zum ICD N17.- mit der Histo-einteilung, darunter noch die tubuläre.

    Und was eine prärenale Urämie R39.2 ist darüber kann man sich sogar mit kollegen in die haare kriegen.

    mfg ET.gkv

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend

    siehe auch:

    Dehydration and Acute Renal Failure

    If a patient is admitted with acute renal failure secondary to dehydration and treated with IV fluids,
    the acute renal failure, 584.9, is sequenced first and dehydration, 276.51, is
    a secondary diagnosis.


    In most instances IV hydration should correct acute renal failure and renal functions are followed
    with close monitoring of fluid intake and output. Hydration increases the
    intravascular volume and permits the kidneys to return to normal function. No
    further renal workup is necessary to validate acute renal failure as the
    principal diagnosis in this instance, according to Coding Clinic.


    http://health-information.advanceweb.com/Article/Unders…ypovolemia.aspx


    “Aus nephrologischer Sicht ist nicht ersichtlich welches
    Krankheitsbild/Symptom mit dem Symptom Kode R39.2 zu verschlüsseln ist“

    http://www.dimdi.de/dynamic/de/kla…emie-steuer.pdf


    Gruß

    Eberhard Rembs

  • hallo medman2!

    bitte bedenken Sie auch dies: es liegt strengenommen kein Nierenversagen vor, prä-renal (vor der Niere) stimmt etwas nicht. Es fehlt volumen, flüssigkeit.
    Die niere funktioniert wie sie in dieser situation soll, sie spart soviel flüssigkeit wie sie kann.
    Erst recht liegen keine histologischen veränderungen an der niere vor.
    Nierenschäden treten auf, wenn der flüssigkeitsmangel dieses ausmaßes mehrere tage andauert.

    mfg ETgkv

    Guten Morgen - bei allem Respekt vor "feinsinnigen" ggf. semantischen Diskussionen:

    http://www.google.de/search?hl=de&tbo=1&tbm=bks&sa=X&ei=nV39Tt_gFo7Jsgans-HdDw&ved=0CDIQvwUoAQ&q=Nierenversagen%2BUrsachen&spell=1&biw=1378&bih=810

    11.300 Treffer - einfach mal reinschauen.

    "Pathophysiologie a la Feuerwehrschlauch" nur um Kodierprobleme zu lösen? - Sorry musste mal raus. Guten Rutsch.

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Sorry,

    aber ich wollte keine prinzipielle Diskussion über die Kodierbarkeit des prärenalen akuten Nierenversagens.

    Wir unterstellen einfach mal, um es neutral zu formulieren, dass es ein akutes Nierenversagen gibt, welches prärenal ausgelöst wird, und gehen davon aus, dass hier die RIFLE-Kriterien im Stadium Failure erfüllt waren.

    Muss bei der genannten Konstellation (Exsikkose durch Diarrhoe bedingt, im Zeitpunkt der Aufnahme bestehendes akutes Nierenversagen) nach Ihrer Meinung die Diarrhoe als Hauptdiagnose verschlüsselt werden oder das akute Nierenversagen, z.B. mit N17.9?

    Medman2

  • Die niere funktioniert wie sie in dieser situation soll, sie spart soviel flüssigkeit wie sie kann.
    Erst recht liegen keine histologischen veränderungen an der niere vor. Nierenschäden treten auf, wenn der flüssigkeitsmangel dieses ausmaßes mehrere tage andauert.

    Hallo ETgkv,

    die Aussage, "die niere funktioniert, wie sie in dieser situation soll, sie spart flüssigkeit wie sie kann," ist eine teleologische Betrachtungsweise.

    Betrachtet man es teleologisch, so ist die Funktion der Niere die Ausscheidung von harnpflichtigen Substanzen, und genau das macht die Niere beim ANV nicht mehr. Eine weitere Funktion der Niere ist die Ausscheidung von Flüssigkeit, nicht das Sparen von Flüssigkeit. Zusätzliche Funktionen (RAA-System, Erythropoitin, Ca-Stoffwechsel etc.) seien hier nur erwähnt.

    Auch dürfte eine histologische Klassifizierbarkeit des akuten Nierenversagens eher die Ausnahme als die Regel darstellen, sodass als häufigste Kodierung die N17.9 zutreffen dürfte.

    Medman2

  • Hallo,

    N17.- als HD, ggf. bei Verrechnung Klageverfahren prüfen.
    Anscheinend geht es eben nicht anders um Klarheit zu schaffen...

    Schönen Abend!

    MfG
    Ductus
    Die Welt ist global, das Denken lokal