chronische Nierenkrankheit und Diuretika

  • Bei der Fragestellung um Indikation von Diuretika bei chronischer Niereninsuffizienz will ich mit beigefügter Analyse um Pathophysiologie dem MDK widersprechen, wonach Diruetika nicht indiziert seien. An meinem Arbeitsplatz favorisieren wir einen prägnanteren und kürzeren Text, gerne überantworte ich folgende Überlegung den Experten; ich selbst kann aus zeitlichen Gründen ein Mitverfolgen des Blogs nicht leisten.
    Hans-Peter Blank
    MDA

    Vorschlag für Argumentation gegenüber dem MDK bei strittig-gestellter ND N18.2 (.3/.4);
    "Hinsichtlich der Frage von Mehraufwand bei chronischer Niereninsuffizienz stimmen wir nicht mit Ihnen überein, wonach Diuretika nicht indiziert seien.

    Gemäß Studienlage ist zwar erwiesen, dass Diuretika latent nephrotoxisch sind, jedoch ist diese UAW nicht zwingend, und neben der Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen kommt es bei der Insuffizienz der Nieren auch zur Retention von Wasser. Dies kann durch die Volumenbelastung im Kreislauf sekundär eine Herzinsuffizienz forcieren, weswegen diesbezüglich die Diuretika auch verabreicht werden.
    Jedoch ist primär durch Diuretika die mangelnde (insuffiziente) Wasserausscheidung der Nieren angetrieben, primär die Funktion der Nieren unterstützt. Dies kulminiert bei Anasarka in der Notwendigkeit einer sequentiellen Nephronblockade mit sich ergänzenden Diuretika (bei mehreren Ätiologien der DD von Anasarka), im unkomplizierten Fall einer Minderfunktion der Nieren ist die Indikation von Einzelwirkstoffen Standard.

    Pathogenetisch ist bei einer chronischen Niereninsuffizienz grundsätzlich eine Minderung der GFR durch Untergang von Nephronen zu diskutieren (neben der Häufigkeit von Glykosilierung bei DM o.ä.). Die dadurch bedingte Minderung der Ausscheidung ist kompensierbar durch benannte Forcierung mittels Diuretika.
    Im klinischen Falle einer Kumulierung von harnpflichtigen Substanzen ist anders eine Diurese mittels Flüssigkeitsgabe und Absetzen der Diuretika indiziert, was jedoch beschriebene Wasserretention als Komplikation birgt. Eine invasive Nierensatztherapie ist jedoch zwingend nur bei Stadium 5 indiziert, und im Regelfall gilt die Applikation von Diuretika.

    Wir kodieren daher die N18.2 (.3/.4), chronische Nierenkrankheit, Stadium 2 (3, 4), belegt mit pathologischem Labor und dem Mehraufwand durch Diuretika-Gabe."

  • Hallo Herr Blank,

    gut formuliert, entspricht aber so nicht den gängigen Leitlinien zur chronischen Niereninsuffizienz, wo Diuretika nur noch bei Komplikationen (durch Kalium- oder Wasserüberschuss) angewendet werden sollen.

    Allerdings hat die Empfehlung zur Vermeidung nephrotoxischer Medikamente, auf der diese Aussage gründet, selbst nur einen niedrigen Evidenzgrad (Grad II-III).

    Zitat


    Quelle: Department of Veteran Affairs, Department of Defense. VA/DoD clinical practice guideline for management of chronic kidney disease in primary care. Washington (DC): Department of Veteran Affairs, Department of Defense; 2007. 126 p.


    Aber wie sieht es denn sonst mit dem Aufwand aus? (Häufigere Laborkontrollen, nephrologisches/internistisches Konsil, andere Medikamente)

    Helau, sorry, ich meine Alaaf

    :D

    Grüße aus dem Rheinland

    Rolf Grube, MBA
    FA für Anästhesie