Sepsis durch Vorhofkatheter

  • Guten Morgen,

    zu folgender Kosntellation würde ich gerne um Rat bitten:

    Aufnahme einer dialysepflichtigen Patienten aufgrund einer Sepsis, in der Blutkultur wurde Stenotrophomonas maltophila nachgewiesen. Als Ursache war eine Infektion des Vorhofkatheters vermutet worden, lokale Entzündungszeichen bestanden nicht. Der ICD T82.7 wurde entsprechend als Nebendiagnose kodiert.

    Im bisherigen Widerspruchsverfahren wird seitens des MDK die Kodierfähigkeit des T82.7 als Nebendiagnose aberkannt. Konsens besteht auch seitens des MDK - Guachters, das der Vorhofkatheter die wahrscheinlichste Ursache der Sepsis ist. Es erfolgte eine Katheterwechsel, leider liegt kein mikrobiologischer Nachweis über eine Besiedlung des Katheters vor. Dennoch beschreibt das GA, das die Vermutung der Katheter - Infektion aufgrund mangelnder definitiver klinischer Hinweise nicht empirisch aufrecht erhalten werden könnte.

    So bleibt diese Diagnose an der Grenze der Verdachtsdiagnose und somit stelle sich die Frage, ob die durchgeführten Maßnahmen ( Antibiose, VH - Katheter - Wechsel ) die Kodierung als Nebendiagnose zulassen.

    Freue mich über jeden Hinweis !

    Grüße aus dem Münsterland

    Stephan Wegmann

  • Hallo,
    die Darstellung ist ein wenig dürftig. Bestand klinisch die Verdachtsdiagnose - auch noch bei Entlassung? Dann wäre sie kodierfähig, denn die VD wurde ja behandelt.
    Wurde ein mikrobiologischer Nachweis versucht und war er negativ oder wurde gar keine Untersuchung vorgenommen?
    Entscheidend wäre für mich die klinische Wertung durch das Behandlungsteam.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo,
    laut DKR ist so spezifisch wie möglich zu kodieren. Alleine die Sepsis bildet nicht das vollständige klinische Bild dar. Nur durch beide Kodes A41.- und T- Kode wird der medizinische Sachverhalt vollständig abgebildet. Doppelkodierung ist dann erlaubt.


    Gruß
    Maddoc

  • Guten Morgen,

    vielen Dank zunächst für die beiden Antworten.

    @ Herrn Horndasch: Gerne ergänze ich meine Angaben. Die Aufnahme der Patientin erfolgte, nachdem diese an HD Schüttelfrost entwickelte. Bei Aufnahme bestand Fieber, Ruhedyspnoe, kein Husten, kein Auswurf, keine Dysurie, keine abdominellen Beschwerden, keine Diarrhoen, kein weiterer Hinweis auf eine Infektquelle.

    Bereits unter HD waren Vancomycin und Unacid vomniedergelassenen Nephrologen gegeben worden.

    Die Kathetereintrittstelle wird als reizlos, ohne Sekretion und ohne Rötung beschrieben. Es erfolgte kein Wechsel des Katheters in diesem Aufenthalt.

    Bereits 6 Monate vor diesem Aufentgalt war eine Vorhofkatheter - Infektion beschrieben worden ( mit Serratia marcescens), drei Wochen vor dem aktuellen Aufenthalt einmalig Schüttelfrost unter externer HD, keine weitere Abklärung

    Es konnte keine anderweitige Infektquelle (Zystitis, ect. ) diagnostiziert werden, in den am Aufnahmetag abgenommenen Blutkulturen wurde Klebsiella oxtoca. Enterococcus faecialis und Stenotrophomonas maltophilia bestimmt.

    In der Gesamtschau wurde somit angenommen, das die Sepsis vom Vorhofkatheter ausgehen müsste. - Es liegt jedoch kein mikrobiologischer Befund vor.

    Somit wäre die Nebendiagnose T82.7 wie eine Verdachtsdiagnose zu kodieren, oder ?

    Viele Grüße

    Stephan Wegmann


    Aktuell

  • Hallo liebe Forum-User,

    ich möchte gern an dieses Thema noch einmal anknüpfen und zwar haben wir einen ähnlichen Fall.

    Patient wurde aktuell aufgenommen bei Fieber, AZ-Verschlechterung, Vigilanzminderung auf. Liegender Vorhofkatheter seit 3 Jahren. Dialysepflichtigkeit.

    Bereits einige Wochen vor aktuellem Aufenthalt positive Blutkultur mit Nachweis von Staph. aureus, damals resistogrammgerechte Antibiose mit Vancomycin. Nun nach Absetzen der Therapie erneut Fieber und Aufnahme. (Austrittstelle und lokaler Katheterverlauf unauffällig ohne Rötung, Schwellung oder Sekretion.)

    Aktuell dem vorliegenden Antibiogramm Unacid und Vancomycin Therapie.

    Mehrfach abgenommene Blutkulturen peripher und aus dem Katheter positiv mit Nachweis von Staph. aureus mit demselben Resistenzmuster, wie die Kulturen einige Wochen zuvor.

    Explantation des Vorhofkatheters und passagere Sheldon-Katheter-Anlage.

    Wir haben die A41.0 als HD kodiert und T82.7 als ND.

    Der MDK kodiert es aber um in HD T82.7, da diese ICD spezifischer sei.

    Unseres Erachtens ist dadurch aber nicht die (vorliegende) Sepsis spezifisch abgebildet.

    Danke vorab für ihre Rückmeldungen.

  • Hallo,

    Sie haben zwei Krankheiten und dazu die Behandlungen. Einmal wurde die systemische Antibiose durchgeführt und einmal die Explantation des Vorhofkatheters und passagere Sheldon-Katheter-Anlage. Ich würde hier nach Ressourcenverbrauch vorgehen.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Kodifine,

    die Sepsis ist -aus meiner Sicht eindeutig- nach Ihrer Schilderung in dem Fall die korrekte HD ist. Einmal aufgrund der DKR D015n wo steht, dass Codes aus T80-88 nur dann als HD zu verwenden sind, wenn kein spezifischerer Code für die Erkrankung bzw. Störung existiert. Passend hierzu auch die SEG Kodierempfehlung 249 zu erwähnen, wo der MDK ja auch nicht die T83.5 sondern die konkrete Erkrankung, die N10 in der HD sieht (dem ja auch nach DKR so zuzustimmen ist).

    Freundliche Grüße

  • Herzlichen Dank für die Rückmeldungen.

    Wir haben zwischenzeitlich auch so argumentiert, dass die Sepsis definitiv spezifischer ist als der T-Kode.

    Für uns bleibt definitiv die Sepsis die Hauptdiagnose.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    hier geht es doch nicht um Ressourcenverbrauch. Dies wäre nur relevant, wenn 2 gleichberechtigte HD vorliegen würden. Die Sepsis ist doch eindeutig die Diagnose, die hauptsächlich die Veranlassung der stationären Behandlung bedingt hat, somit Ressourcenverbrauch gar nicht zu betrachten. Die Sepsis ist spezifisch mit A41 zu kodieren und daher (unter Berücksichtigung aller relevanten DKR) dann auch HD.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo zusammen,

    zum Thema Sepsis und 2 Hauptdiagnosen möchte ich mich gerne mit einem neuen Fall anschließen.

    Aufnahme in der Urologie um 23.00 Uhr mit septischem Krankheitsbild: BK positiv, Tachykardie, Fieber, pCO2 31, die Leukozyten steigen erst am Folgetag auf über 12.000 an.

    Ursächlich für die Sepsis ist eine Pyonephrose, die am Folgetag operativ behandelt wird.

    Wir kodierten die A41.51 als HD, der MDK ist der Auffassung, dass hier die N13.6 als HD kodiert werden müsse, da die "nierensteinbedingte Obstruktion (mit Infektion) den größeren Ressourcenverbrauch ausgelöst" habe.

    Statt T01D resultiert dann die L20C.

    Hat der MDK Recht?

    Danke für Rückmeldungen,

    Gruß, S. Stephan

  • Hallo Stephan,

    im weiter oben diskutierten Fall (Vorhofkatheter, Sepsis) war die Sepsis nach D002f die Diagnose, "die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären KH-Aufenthaltes des Patienten verantwortlich ist".
    Bei der Kombination Pyonephrose u. Sepsis liegt der Fall m. E. anders: die Pyonephrose ist ein eigenständiges Krankheitsbild, welches per se zur vollstationären Aufnahme führen würde, egal ob schon mit Sepsis "kombiniert" oder nicht ...

    Im geschilderten Fall wurde ja auch direkt am Folgetag eine operative Versorgung der Pyonephrose vorgenommen.

    Die Sepsis ist Folge der Pyonephrose, die Pyonephrose die verursachende Erkrankung. Aber selbst wenn ich diese Ursachen-Betrachtung unterlasse, verbleiben m . E. immer noch "konkurrierende" Hauptdiagnosen. Diesbezüglich ist auch hier die Pyonephrose die geeignete HD wegen des größeren Ressourcenverbrauchs (es sei denn, es gab wegen der Sepsis eine aufwendige Intensivtherapie...).

    Anders sähe es aus, wenn beispielsweise im Pflegeheim ein Harnwegsinfekt bestand, dieser über mehrere Tage vom Hausarzt antibiotisch behandelt wurde, es dann aber doch zum septischen Krankheitsbild kam und der Patient mit ausgeprägter Sepsis notfallmäßig ins Akutkrankenhaus zur vollstationären Aufnahme gebracht wurde.

    VG

    geoff