Tarlovzyste, Lipome und ähnliche WS-Schmerzursachen

  • Liebe Mitkodierer,

    wir haben viele WS-Schmerz-Patienten, bei denen erst einmal ein MRT zur Abklärung der Ursache gemacht wird, und ich muss mir dann heraussuchen, was davon am meisten zu den Schmerzen geführt haben könnte ?( . Wenn ich z.B. von einer Wurzeltaschenzyste lese, die das Neuroforamen komprimiert, würde ich die ja gern kodieren, aber mit welchem ICD? Und bei Lipomen, die den Spinalkanal einengen, könnte ich bestenfalls D17.1 nehmen, was aber in eine ganz andere DRG führt als die übliche. Ähnlich ist es mit der Ligamentum-Flavum-Hypertrophie, die auch oft operativ eine Rolle spielt. Dafür habe ich noch keinen Kode gefunden. Wie kodieren Sie so etwas?

    Freundlich grüßt

    Elisabeth Kosche

  • hallo Frau Kosche!

    Sie wollen offenbar die ursache kodieren, obwohl die DKR als HD die erkrankung wollen, welche die aufnahme veranlasst hat.
    Bitte bedenken Sie: Als Spinalkanalstenose bezeichnet man jede Form einer Einengung im Bereich des zentralen Wirbelkanals oder der Foramina intervertebralia (abgeschrieben von Rompe).
    Ist es da nicht unerheblich, ob die einengung knöchern oder durch verdickte L. flava verursacht ist?
    Und wenn Ihnen M48.0- nicht geheuer ist, wie wäre es mit M48.8- ?. Dort findet sich das länger bekannte krankheitsbild des OPLL-Syndroms, sozusagen die schwester der verdickten l. flava.

    D17.1 geht natürlich gar nicht. da ist der grouper nicht schuld. Intraspinal liegt nicht in der haut oder subcutan. Die Lipome liegen doch epidural,oder?. Manche authoren sprechen von einer epiduralen lipomatose.
    Womit wir beim heiklen thema wären. Was macht die schmerzen im rücken? Wenn sich Ihre ärzte nicht festlegen (wollen/ können), dann kann die kodierabteilung das erst recht nicht.
    In der regel sind Tarlovzysten asymptomatisch. Ausnahmen bestätigen die regel und sollten dann gut med./ ärztlich dokumentiert sein.

    Die spinalstenose ist ähnlich wie das Karpaltunnelsyndrom zu kodieren: Nicht die ursache (zb das baby in der schwangerschaft), sondern das syndrom, welches die stat aufnahme veranlasste.

    mfg ET.gkv

  • Hallo ET.gkv,

    danke für Ihre Antwort. Ich will dann die Ursache kodieren, wenn sie diagnostiziert oder behandelt wird, das ist ja auch DKR-konform. Z.B. die Lig. Flavum-Hypertrophie, wenn sie operativ beseitigt wird. Da habe ich auch ein OPS-Problem, weil ich das nicht mit 5-032.1_ abbilden kann, was ja nur ein Zugangskode ist. Und es ist auch keine knöcherne Dekompression des Spinalkanals, sondern eine Weichteil-Dekompression, würde für meine Begriffe mit 5-033.0 gut abzubilden sein, aber das lässt der MDK nicht gelten - der Kode wäre für Abszessentlastung und ähnliches da (stimmt das?). Aber für konservative Schmerzbehandlung haben Sie Recht, da kann ich mit den M48-Kodes gut leben.

    Freundliche Grüße

    E. Kosche

  • Dummerweise sind die M48er-Codes oft nicht korrekt - ebenso wie die M50er und 51er: Es handelt sich hierbei zunächst mal um kernspintomographisch beschriebene Veränderungen. Es gibt zuhauf Studien, die belegen, dass es so gut wie keine Korrelation zwischen solchen Veränderungen und Rückenschmerzen gibt, diese sind meistens unspezifisch. Mit anderen Worten: Es handelt sich sehr häufig um Zufallsbefunde. Zur Schmerzursache und damit zur Diagnose werden diese erst, wenn sie eine *spezifische* Symptomatik machen - das wäre bei der spinalen Stenose die Claudicatio spinalis, beim Bandscheibenvorfall der radikuläre Schmerz.

    Die Patienten, bei denen das so klar ist, werden aber meist entweder operiert oder interventionell therapiert, das ist also nicht nubedingt die uKndschaft mit der konservativen Therapie. Bei diesen bleibt, wenn man ehrlich ist, sehr häufig nur die deskriptive Kodierung des Schmerzes (also z.B. M54.irgendwas), die ja ohnehin zu wählen ist, wenn Sie nur eine symptomatische Schmerztherapie machen.

    Ob eine im MRT beschriebene Veränderung nun spezifisch ist oder nicht, darüber lässt sich natürlich trefflich diskutieren (fragen Sie mal einen Neurologen, einen Neurochirurgen, einen orthopäden und einen Schmerztherapeuten nach der jeweiligen Diagnose beim gleichen Patienten...). Das ist aber eine Entscheidung, die nur nach Kenntnis der Befunde *und* des Patienten getroffen werden kann, das kann nicht im Medizincontrolling entschieden werden.

    Praktisch gesehen wird Ihnen allerdings wahrscheinlich nicht viel passieren, denn MDK-Prüfer, die mit modernen Konzepten des Rückenschmerzes vertraut sind, sind gelinde gesagt Mangelware...

    Schönes Wochenende

    MDK-Opfer

  • Danke, MDK-Opfer,

    für Ihre Einschätzung. Ich habe von Radiologen, die ich auch schon zum Thema befragt habe, ähnliche Auskunft bekommen. Osteochondrose, die ja sehr oft auch im bildgebenden Befund erwähnt wird, soll z.B. nur Schmerzen machen, wenn sie im Stadium 1 ist. Vor allem, wenn man ein Sammelsurium von Befunden hat, von denen man schlecht sagen kann, was nun am meisten beteiligt ist an der Schmerzentstehnung, bleibt sowieso nur der Symptomkode als HD. Aber wir operieren auch, und da kodiere ich dann schon mal eine M48.06 als HD.

    Freundliche Grüße und eine schöne Woche,

    Elisabeth Kosche