Schulung für Pflegepersonal - noch Tipps?

  • Guten Morgen liebes Forum!

    Wie ihr oben schon lesen konntet, soll ich demnächst für die Schwestern unserer IMC mal eine kleine Schulung machen, um was es bei diesem ganzen kodieren überhaupt geht und was bei der Dokumentation so zu beachten ist.

    Ein paar Punkte habe ich schon, z.B. MRSA-Doku, Dekubitus etc.

    Nun überlege ich, was in der Pflege explizit noch wichtig für die Kodierung ist usw.

    Könnt ihr mir noch paar Dinge nennen, die ich mit ansprechen kann? Ich weiß, vieles ist von Klinik von Klinik unterschiedlich. Aber da ich hier keine MDK Anfragen bearbeite, kann ich halt auch nicht genau sage, was immer "bemängelt" wird. Und sicher viele Sachen die in jeder Klinik immer beanstandet werden :)

    Vielen Dank für eure Hilfe und eine schöne Woche!

    LG

  • Moin,

    wie ist es denn bei Ihnen im Haus geregelt, wer was wann kodiert?

    Ich verweise bei Schulungen in der Pflege immer erst einmal auf die D001a.

    "[...]Die Bedeutung einer konsistenten, vollständigen Dokumentation in der Krankenakte kann nicht häufig genug betont werden. Ohne diese Art der Dokumentation ist die Anwendung aller Kodierrichtlinien eine schwierige, wenn nicht unmögliche Aufgabe.[...]"

    Dann schaue ich mal nach, was denn so von "denen" kodiert, und was im Endeffekt wieder rausgeschmissen wurde, weil eben D001a nicht beachtet wurde. (OK, das verlangt Vorarbeit)

    Dann mal typische Beispiele in "was wäre wenn" Manier. Mal ein wenig mit Diacos / KODIP rumspielen und zeigen wie wichtig eine konsistente Dokumentation ist. (Und bevor jemand meckert: Na und!? Ist doch wohl legitim den Leuten zu zeigen welche Auswirkungen eine mangelhafte Dokumentation hat. Und da der MDK sich ja mehr um den CCL Wert von Nebendiagnosen kümmert als um die Richtigkeit der Kodierung, ....) Das führt gerade auf der ITS zu einigen "AHA!" Erlebnissen.

    Sollten Sie einen Bogen mit Pflegerelevanten Nebendiagnosen haben, können Sie sich bei den Beispielen daran langhangeln. (Sollte dann die Frage auftreten "Wann erzählen Sie denn mal was für uns interessantes?" : TIEF durchatmen, aber ganz tief....)

    Dann noch ein paar Stilblüten zur allgemeinen Erheiterung. Und nach so 60 - 90 Minuten sollten Sie nach Möglichkeit durch sein. Danach wird eh nichts mehr aufgenommen.

    Viel Erfolg

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Hallo papiertiger 2!

    Vielen Dank für deine Antwort.

    Nun ja diesen Bogen für pflegerelvante ND haben wir hier leider nicht (muss dazu sagen, dass vorallem der Chef die Wichtigkeit der korrekten Kodierung noch nicht so begriffen hat). Habe aber noch ein paar Unterlagen von meinen alten Arbeitsstellen, da kann ich noch was entnehmen.

    Naja, so lange wird diese Schulung gar nicht gehen. Aber um einfach mal kurz einen Überblick zu verschaffen wäre es halt gut. Denn ich habe es schon öfters gehabt, dass mich Schwestern gefragt haben was die da denn immer für einen Bogen ausfüllen müssen (MRSA). Ist schon nicht schlecht, wenn die wissen würden, für was die das alles überhaupt machen müssen ;)

    Ach und zu Ihrer Frage wer, was, wann kodiert.... Im Prinzip jeder mal (von den Ärzten). Hauptsächlich kodier ich allerdings und schau mir dann die Sachen an, die laut DKR nicht ganz hinhauen. Wir haben aber einen DRG-Arzt der das dann alles freigibt (aber er macht das auch eher so in 0815-Manier (nur mal so unter uns)) :P

  • Hallo,

    ich habe die Erfahrung gemacht, dass konkrete Informationen (ohne MRSA-Kodierung x Euro, mit MRSA-Kodierung xx Euro) und die Umrechnung in Stellen für Pflegepersonal meistens den Aha-Effekt auslösen.

    Gruß,

    drglü

  • Dann würde ich mal mit Diacos / Kodip einige Fälle durchspielen:

    Mal mit mal ohne Kode für die MRE Behandlung
    Spezialbetten mit einbauen (immer ärgerlich, wenn die Mietscheine nicht abgeheftet werden)
    Beatmungszeiten (natürlich)
    Wer ist denn für das ICU Scoring verantwortlich? Da gibt es auch so einige Sachen auf die man achten muss/sollte (Da hatte ich mal das Erlebnis, das mir gesagt wurde "Ja den Blutdruck, na ja, wenn der so bei 98 - 99 liegt, dann wird der halt auf der 100er Linie eingezeichnet"....Äh? Kopf -> Tischkante)

    Welcher Chef ist denn da noch nicht vom kodieren / dokumentieren überzeugt? Aber doch nicht etwa der Medizincontroller!?!
    Dem würde ich auch mal ein paar Rechnungen aufstellen (oder auch dem darüber stehenden Chef, und dann fragen, ob sich das Haus seine laisser faire Einstellung noch lange leisten kann.)

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA

  • Guten Morgen, Auszüge aus Vortrag vor der Pflege:


    Beauftragung Kasse im Rahmen des SGB V; §275 MDK-Prüfauftrag

    Prüfkriterien in der Pflege


    Im Neunten Kapitel des SGB V, § 275 wird der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen vom Gesetzgeber autorisiert, entsprechend der Beauftragung von den Krankenkassen, die Art, Schwere Dauer oder Häufigkeit der Erkrankung sowie den Krankheitsverlauf zu prüfen, dieses ist möglich, per MDK-Begehungen im Krankenhaus sowie MDK-Begutachtungen nach Aktenlage.

    D. h. der MDK sieht als wichtige Grundlage seines Prüfauftrages, die pflegerische Dokumentation, es erfolgen hier Prüfungen nach Wirtschaftlichkeit sowie Qualität der Pflege.


    Einige Prüfkriterien in der pflegerischen Dokumentation:


    Beispiele:

    Entspricht die Durchführung der behandlungspflegerischen Maßnahmen den ärztlichen Anordnungen, entspricht die Medikamentenversorgung den ärztlichen Anordnungen?


    Wird das Dekubitusrisiko erfasst? Werden erforderliche Dekubitusrisiken erfasst?


    Sind Ort und Zeitpunkt der Entstehung der chronischen Wunde/des Dekubitus nachvollziehbar?


    Erfolgt eine differenzierte Dokumentation bei chronischen Wunden oder Dekubitus (Größe, Lage, Tiefe).


    Werden individuelle Ernährungsressourcen und Risiken erfasst? Wichtig Größe und Gewicht zu dokumentieren. Ist der Ernährungszustand angemessen? Ist die Flüssigkeitsversorgung angemessen?


    Fragestellung betreffend explizit ESBL/MRSA-Infektionen gibt es hier ein internes Qualitätsmanagement zum Beispiel in Form eines Handbuches, das die Hygienestandards abbildet?


    Erfolgt eine entsprechende Inkontinenzversorgung des Patienten.

    Dann Aufstellung der ccl-relevanten Pflegediagnosen Fehl-Mangelernährung, Immobilität, Ulzerationen/Dekubitus, Miktionsstörungen > Erklärungen zu Dokumentation des Ressourcenverbrauches.


    Vorteile von Pflegediagnosen:


    â— Pflegediagnosen unterstützen die ganzheitliche Behandlung, da sie die Lücken

    von medizinischen Diagnosen füllen.


    â— Pflegediagnosen können das Selbstbewusstsein des Pflegepersonal stärken.


    â— Pflegediagnosen dienen zur Pflegeforschung und Theorieentwicklung.


    â— Eine Orientierungshilfe für Patienten, wenn die Pflegediagnosen öffentlich bekannt werden.


    â— Grundlage für Verhandlungen mit Kassen, da ein Nachweis besteht, der die

    Leistungen darstellt, die mit bestimmten Pflegediagnosen verbunden sind.


    â— Pflegediagnosen bieten eine einheitliche Diskussionsgrundlage


    â— Pflegediagnosen fördern die Kommunikation (bei Verlegungen, Übergaben,

    Überleitung,....)


    â— Pflegediagnosen erleichtern die Beratung von Patienten, Ärzten und anderen

    Berufsgruppen


    â— Pflegediagnosen dienen zur Qualitätssicherung, da von ihnen Kriterien für

    Qualität abgeleitet werden können.


    Anhand Beispiele:

    Darstellung der kostenwichtigen Relevanz der Diagnose Delir bei Demenz:


    In diesem Fall ist bereits bei der Patientin eine Demenz bekannt, im stationären Verlauf hat sich

    die Symptomatik verstärkt. Wir konnten aufgrund eines veranlassten psychiatrischen Konsils sowie

    der pflegerischen Dokumentation, hier Delir bei Demenz, die in diesem Fall als Nebendiagnose

    „fallsteigernd“ war, einen Widerspruch verfassen. Aufgrund der guten pflegerischen

    Dokumentation blieb der Fall bei einem Erlös von 3.333,95 Euro.

    Streichung der ICD F05.1 Delir bei Demenz: nur einen Erlös von 2182,32 Euro.


    Das DRG-System wird zukünftig prozedurenlastiger werden, d.h. die Komplexbehandlungen (z.B. MRS-Komplexbehandlung, Pallativ-Komplexbehandlung, Geriatrische Komplexbehandlung) werden größere Relevanz im Abrechnungsverfahren erhalten. Siehe dazu ein Beispiel MRS-Komplexbehandlung sowie ein Grouperausdruck – ein Arbeitsmittel zur Kostenermittlung -, wie die Komplexbehandlung das Fallgewicht beeinflussen kann.

    Bei Nichtnachweis: - 1.151,63 Euro

    In der Hoffnung es hilft.


    Liebe Grüße Heidi ;)

  • Liebe Heidi,
    auch wenn es jetzt kleinlich klingt (aber ich finde die Begrifflichkeiten sollten eindeutig sein): im ICD (und damit im DRG-System) sind keine Pflegediagnosen. Der ICD ist eine Klassifikation der Krankheiten und Gesundheitsproblem und wurde hauptsächlich zur Todesursachenstatistik erfunden.
    Es finden sich allenfalls pflegerelevante Diagnosen oder Diagnosen, welche hauptsächlich mit Pflegeinterventionen verbunden sind (Dekubitus, Inkontinenz etc.)
    "Pflegediagnosen" hat z.B. die NANDA entwickelt und diese verfolgen eine völlig andere Systematik und Verwendung. Falls sie unter den zu schulenden Pflegekräften eine frisch ausgebildete PK haben, wird diese evtl. Fragen anmelden.

    Liebe Grüße aus Sachsen
    D. Zierold

  • Was ist denn eine "MRS-Komplexbehandlung"?

    Da würde ich aufpassen: Es geht NICHT nur um multiresistente Staph. aureus. Es geht dabei um ALLE multiresistenten Erreger. Drum heißt es auch eigentlich MRE ;)

    stellv. Leitung Medizincontrolling
    Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)
    MDA