"Wohin mit den "rubbish patients"?

  • 2 Monate DRGs unter "gedeckeltem Echtbetrieb" zeigen, das bestimmte Patienten mit ihrem persönliches Krankheitsbild nicht mehr kostendeckend behandelt werden können.
    In der Präambel der Kodierrichtlinien steht: DRGs sollen ein durchgängig leistungsorientiertes und pauschaliertes Entgeltsystems für die Vergütung von Krankenhausleistungen darstellen.

    Durch zwangsläufige Eingroupierung des einzelnen Patienten in eine bestimmte Fallpauschale wird es fast immer bereits vor dem Behandlungsbeginn transparent, ob eine leistungsorientierte Kostenerstattung für eine Behandlung nach dem state of the art möglich sein wird oder nicht.

    Natürlich soll niemand die DRGs zur Patientenselektion missbrauchen!? Gut gesagt! Wie sieht jetzt schon die Realität aus!Die kaufmännischen Geschäftsführer schulen ihre Ärzte dahingehend, dass ein Krankenhaus heute wie ein Unternehmen zu führen ist, dass zumindest keine Verluste machen darf.

    Wieviele nicht kostendeckende Aufträge kann ein Unternehmen sich leisten, bis es insolvent ist?
    Es darf nicht Aufgabe des Klinikarztes werden, das wirtschaftliche Überleben des Krankenhauses auf Kosten einzelner Patienten zu sichern. "Wohin mit den "rubbish patients"?I)

  • Hallo A_Auler,
    genau diesen Effekt des "was ist mit Langliegerpatienten im Rahmen einer nichtkostendeckenden Pauschale ?" hat der Gesetzgeber vor Augen, wenn eine Fallpauschalensystem wie DRG eingeführt wird:
    1) Aufnahme verweigern und nichtstationäre Betreuung organisieren
    2) Aufnahme, Akutbehandlung und Weiterverlegung
    3) Aufnahme, Akutbehandlung und Umstrukturierung der Anschlußbehandlung im eigenen Haus, auch unter Nutzung der ambulanten versorgungskette

    In jedem Fall kommt es zur Verkürzung der Verweildauer, Verminderung der Auslastung, Reduktion der vorhanden Bettenkapazität (und der Kosten) um 30-50% und Veränderung des medizinische Behandlung. Ein Blick über den Zaun (z.B. medicare, USA) sollte ausreichen, um die zu erwartenden Effekte abzuschätzen.

    Gute Nacht, Deutschland


    --
    Grüße aus Hanau
    Poschmann

    Poschmann

  • Hallo,

    dazu passt wohl die Meldung in den Medien, dass die ambulanten Pflegedienste mehr oder weniger alle pleite gehen, das sagt zumindest die Diakonie, und ich weiß das von meiner Frau, die in der Diakonie arbeitet, dass die ambulante Pflege nicht mehr kostendeckend arbeiten kann.:no:
    Wer bitte soll diese Pat. dann versorgen? Letztendlich sind wir Stadt- und Kreiskrankenhäuser dann die Dummen, die den Pat. weder nach oben noch nach unten wieder "los" werden. Wenn wir den Pat. nach Hause entlassen, kommt er garantiert nach wenigen Tagen (manchmal sogar nur nach Stunden) zurück, und wir sind letzlich juristisch dran, wenn wir ihn nicht wieder aufnehmen.
    DRG klappen halt nicht, wenn nicht die entsprechenden Strukturen draußen vernünftig gestaltet sind und funktionieren und auch bezahlt werden.
    M.R.
    :bombe:

    M.Rost

  • Hallo Herr Rost,
    genau das entspricht dem Drehtüreffekt und hat in Österreich zwar zu einer Verminderung der Liegedauer, aber einer entsprechenden Vermehrung der Fallzahlen geführt: Kosteneinsparung : Null Euro


    --
    Grüße aus Hanau
    Poschmann

    Poschmann

  • Hallo Zusammen,
    die geschilderten Probleme haben alle Leistungsanbieter in den verschiedenen Sektoren. Der Langlieger ist auch in den anderen Sektoren meistens derjenige, der hohe Kosten und wenig Ertrag mit sich bringt. Folge: weite Maschen der Sozialsicherungssysteme für diese Patientengruppe. Einzige Lösung: Verknüpfung der Leistungsangebote und Schaffung von "DMP" für diese "Problemfälle". Wir nehmen uns in der DGCS im Sommer des Themas im Rahmen eines Arbeitskreises "Controlling in der integrierten Versorgung" an. Infos dazu gibt es in den nächsten Wochen unter Deutsche Gesellschaft für Controlling in der Sozialwirtschaft e.V..
    Gruß
    --
    Thomas Eisenreich
    DGCS e.V.

    Thomas Eisenreich
    DGCS e.V.