SIRS ohne Sepsis kodieren?

  • Guten Abend zusammen,

    Ich habe die Suchfunktion genutzt, und auch einiges zum Thema SIRS und Sepsis gefunden. Dabei wurde meine Frage zwar immer mal wieder angeschnitten, aber nicht wirklich geklärt.

    In unserem Haus wird vin Seiten der Ärzte immer wieder gern ein SIRS nichtinfektiöser Genese kodiert, allerdings nicht als Sekundärkode zur Sepsis, sondern zu anderen Erkrankungen wie z. B. einem Ileus.
    Mir ist die Definition von SIRS so im Gedächtnis, dass es quasi eine Sepsis ohne nachgewiesene Infektion ist, und dass die altbekannten Kriterien (Fieber, Leukozytose oder -penie etc. ) erfüllt sein müssen.
    "Nichtinfektiöser Genese" würde ja bedeuten, dass überhaupt kein Infekt vorliegt. Das kann ja z. B. Bei einem Polytrauma der Fall.

    Meine Frage ist:
    Kann ich überhaupt die R65 an eine andere Disgnose als eine Sepsis anhängen?
    Wenn ja: Könnte ich sie -sofern die Kriterien erfüllt sind - auch zb. An eine Hernie oder einen Ileus anhängen? Und müssen dafür zwingend Blutkulturen abgenommen worden sein?

    Mir will das alles nicht so recht einleuchten, denn wenn das SIRS erwiesen ist u. Auch die BK positiv sind, warum dann nicht gleich eine Sepsis?

    Ich hoffe, ich habe nicht zu wirr geschrieben, aber das alles verwirrt mich doch sehr. :wacko:

  • Hallo idnas,

    Sepsis bedeutet Infektionserregernachweis (positive Blutkultur).

    SIRS bedeutet klinische Zeichen einer Sepsis (2 Kriterien von: Temp. >38°C oder <36°C, Tachycardie, Tachypnoe/Hyperventilation, Leukozytose/-penie/unreife Granulozyten im Diff.-BB) ohne Erregernachweis.

    Das SIRS kann an jede auslösende Grunderkrankung gehängt werden (steht auch so im Hinweis zu R65.-!).:!:

    Hier noch eine Frage in eigener Sache: unsere Chirurgen verzichten auf die Blutkultur komplett und führen als einzige beweisende Labordiagnostik die Bestimmung von Procalcitonin durch dieser Wert gilt als beweisend für die Sepsis, einen Erreger habe ich damit aber nicht. Darf ich die Sepsis kodieren oder nicht?confused.png

    Grüße aus dem Altmühltal

    Silke Koch

  • Hallo,
    wir haben auch einen Chirurgen - äh - UNFALLChirurgen...- der das PCT ins Spiel brachte. Klinisch sind Il6, PCT usw. sicherlich hilfreiche Parameter - was die Kodierung angeht, gilt nun mal der Katalog an Kriterien, die im ICD dazu hinterlegt sind, und dort ist kein PCT dabei.

    Unabhängig davon dient die Kultur (ob als BK, Urikult, Abstrich oder was auch immer) dem Nachweis des Erregers und im positiven Falle auch der Möglichkeit der Anpassung der Antibiotika-Therapie. Ob sich die Chirurgen damit einen Gefallen tun, wenn sie nur PCT messen und keine Kulturen mehr anlegen?

    Viele Grüße
    P. Dietz

  • Hallo,

    ich habe bei fehlendem Keimnachweis trotz PCT bisher auch keine Sepsis kodiert. Dachte nur ich frag mal, ob das jemand anders sieht.

    Unabhängig davon dient die Kultur (ob als BK, Urikult, Abstrich oder was auch immer) dem Nachweis des Erregers und im positiven Falle auch der Möglichkeit der Anpassung der Antibiotika-Therapie. Ob sich die Chirurgen damit einen Gefallen tun, wenn sie nur PCT messen und keine Kulturen mehr anlegen?

    Jaaa, das sehe ich auch so!

    Grüße aus dem Altmühltal

    Silke Koch

  • Guten Abend zusammen, hallo idnas,

    also zuallererst ist das in der DKR0103 gut beschrieben, wann Sepsis und SIRS verschlüsselt werden. SIRS ist danach immer an eine andere Diagnose zu koppeln. Wie Frau Koch schon sagte, ist das SIRS eine inflammatorische Reaktion des Körpers auf irgendwas (OP, Trauma, Bakteriämie).

    Das mit dem Keimnachweis ist problematisch, da die Sensitivität der Blutkultur abhängig von der Zahl der abgenommenen BKs ist. Mit einer BK erreicht man nur eine Sensitivität von ca. 80%. Also müssen mindestens 2 BKs abgenommen werden, besser 3.

    Zum PCT: Das ist ein Biomarker, der nicht unbedingt zur Erstdiagnose einer Sepsis geeignet ist (es sei denn, Sie haben Werte ab 10 ng/ml), aber bei Beachtung einiger Regeln zur Differentialdiagnose, ob die SIRS bakteriellen Ursprungs ist oder nicht, sowie zur Verlaufskontrolle.

    Gruß aus Köln


    Rolf Grube

    Grüße aus dem Rheinland

    Rolf Grube, MBA
    FA für Anästhesie