Servicekräfte aus Kodiersicht

  • Hallo an alle,

    folgende Problematik liegt derzeit bei uns vor und ich hoffe auf ein paar wertvolle Meinungen und Tipps, die uns schnell vorantreiben.

    In unseren Abteilungen Psychiatrie und Psychosomatische Medizin sollen zum 1. Juni diesen Jahres Servicekräfte eingestellt werden. Wurden in unseren somatischen Abteilungen unseres Hauses fast ausnahmslos solche Mitarbeiter integriert, machen sich nun die Obersten an die beiden o.g. Abteilungen.
    Geplant sind 6-9 solche Stellen zu schaffen für insgesamt 5 Stationen a 20 Betten, sowie 2 Tageskliniken. In der letzten Zeit wurden bereits Pflegekräfte drastisch reduziert, sodass schon jetzt am untersten Limit gearbeitet wird und mitunter Dienste gerade zu den Grippe-Wellen nicht abgedeckt werden konnten. So wurden schon Pflegekräfte von somatischen Stationen „ausgeliehen“. Dazu kommt, dass für jede eingestellte Servicekraft, eine VK Pflege eingespart werden soll.
    Nach mehreren Gesprächen den zuständigen Stationsleitungen und der Bereichsleitung Pflege wurde sich einstimmig gegen eine solche Einführung von Servicekräften ausgesprochen.
    Leider trifft man da bei den obersten Etagen auf taube Ohren.

    Nun wurde das Anliegen an mich (klinische Kodiererin für beide Abteilungen) herangetreten, ein Statement aus Sicht der Kodierung abzugeben.
    Das einzige was mir spontan eingefallen ist, ist mich auf den Absatz im OPS zu berufen, in dem es um die Qualifikationen der Mitarbeiter geht. („ Anerkannt werden alle Leistungen, die durch Mitarbeiter erbracht werden, die eine Ausbildung in der jeweiligen, hier spezialisierten Berufsgruppe abgeschlossen haben und in einem dieser Berufsgruppe entsprechenden, vergüteten Beschäftigungsverhältnis stehen“)

    Nach meinem (was Psychiatrie anbelangt, leider noch etwas laienhaften) Wissen, bedeutet es ja, dass TE-relevante Leistungen dieser Servicekräfte (für mich stellt sich grundsätzlich schon die Frage, ob sie überhaupt in der Lage wären) nicht erfasst werden dürfen.
    Auf allen Stationen beschäftigen wir mehrere Schüler und Praktikanten, sowie auf der Akutstation eine Stationsassistentin und eine Pflegehelferin. Diese Leistungen werden ja auch nicht kodiert.
    Ich hoffe ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, je weniger fachspezifisch ausgebildete Mitarbeiter TE-relevante Leistungen erbringen, desto weniger TE können abgerechnet werden, desto weniger der zu erwartende Erlös. Bitte korrigiert mich sofort, wenn ich mit dieser vielleicht sehr vereinfachten Aussage falsch liege.

    Nächste Woche, sowie in der letzten Märzwoche, soll es Gespräche mit der Pflegedienstleitung, sowie Personalabteilung geben, an welchen ich teilnehmen werde.
    Alle setzen große Hoffnungen darauf, damit etwas zu erreichen. Leider bin ich da etwas skeptisch und fühle mich mit dem ganzen nicht so auf der sicheren Seite. Deshalb wollte ich gern einmal das Thema hier ansprechen. Vielleicht hat jemand ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht, kann Tipps geben oder mich sehr gern Berichtigen. Niemanden (und schon gar nicht mir) ist geholfen, damit auf die Nase zu fallen.

    Ich bitte deshalb ganz dringend um ein Feedback!


    Vielen Dank schon mal und allen noch einen schönen Tag.
    transpore
    P.S.:

    "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen"

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Hallo transpore,

    wenn die Servicekräfte keine fachspezifische Ausbildung (GuK, Ergotherapeut, Sozialarbeit usw.) haben und auch nicht entsprechend bezahlt werden, können ihre Leistungen nicht kodiert werden und erzeugen keine TEs bzw. tragen nicht zu den "Komplexcodes" bei. Gleiches gilt ja auch für die von Ihnen angesprochenen Schüler, Praktikanten usw.
    Sie haben die zutreffende Passage aus dem OPS zitiert.
    (Ausnahme: 1:1 Betreuung und Kleinstgruppe, das kann jeder machen und kodieren...)

    Ihre Schlussfolgerung, dass die Zahl der abrechenbaren (oder zumindest kodierbaren) TEs sinkt, wenn weniger qualifizierte Mitarbeiter auf Station sind, ist sicher richtig.
    Ob und wie sich das letztlich auf die Abrechnung auswirken wird, kann man nur vermuten. Welchen Wert die Anzahl der TEs für den Erlös haben wird ist ja noch ganz unklar.
    Ganz ohne Bedeutung wird sie wohl aber nicht sein.

    Vielleicht planen Ihre obersten Etagen aber auch ganz besonders schlau und wollen die verbleibenden Fachkräfte von allen nicht kodierrelevanten Leistungen so weit entlasten, dass sie
    nur noch den ganzen Tag TEs erbringen und dokumentieren können?

    Beste Grüße - NV

  • Hallo transpore,


    Nach meinem (was Psychiatrie anbelangt, leider noch etwas laienhaften) Wissen, bedeutet es ja, dass TE-relevante Leistungen dieser Servicekräfte (für mich stellt sich grundsätzlich schon die Frage, ob sie überhaupt in der Lage wären) nicht erfasst werden dürfen.
    Auf allen Stationen beschäftigen wir mehrere Schüler und Praktikanten, sowie auf der Akutstation eine Stationsassistentin und eine Pflegehelferin. Diese Leistungen werden ja auch nicht kodiert.
    Ich hoffe ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, je weniger fachspezifisch ausgebildete Mitarbeiter TE-relevante Leistungen erbringen, desto weniger TE können abgerechnet werden, desto weniger der zu erwartende Erlös. Bitte korrigiert mich sofort, wenn ich mit dieser vielleicht sehr vereinfachten Aussage falsch liege.

    Das ist m. E. so richtig, bis auf "9-640 Erhöhter Betreuungsaufwand", bei dem der ausführendeals "Person" beschrieben wird.(siehe Diskussion hierzu im Forum) Wie sie richtig schreiben, nur wenn der Einsatz der Servicekräfte für Leistungen erfolgt, die sonst als TE oder Krisenintervention kodiert werden könnten, würde die Anzahl der TE sinken. Potenziell könnte das weniger Erlös bringen. Darüber, ob und wenn ja in welchem Mass die Anzahl der TE das Entgelt beeinflussen, kann man jedoch noch keine definitive Aussage machen.Der erste Entgeltkatalog wird im Herbst erscheinen.


    Nächste Woche, sowie in der letzten Märzwoche, soll es Gespräche mit der Pflegedienstleitung, sowie Personalabteilung geben, an welchen ich teilnehmen werde.
    Alle setzen große Hoffnungen darauf, damit etwas zu erreichen. Leider bin ich da etwas skeptisch und fühle mich mit dem ganzen nicht so auf der sicheren Seite. Deshalb wollte ich gern einmal das Thema hier ansprechen. Vielleicht hat jemand ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht, kann Tipps geben oder mich sehr gern Berichtigen. Niemanden (und schon gar nicht mir) ist geholfen, damit auf die Nase zu fallen.


    Wohlgemeinter Tip: Lassen Sie sich von keiner Seite unter Druck setzen oder instrumentalisieren. Aussagen zu Entgeltrelevanz gleichen einem Blick in die Glaskugel. Ich fände ich es hilfreich, eher den Fokus von pflegerischer Seite aus auf Sicherung der Behandlungsqualität, therapeutische Beziehung Patient-Pflegekraft, ggf. klare Abgrenzung zwischen pflegerischen Tätigkeiten und Servicekräften etc. zu legen (wenn nicht schon geschehen).

    Viel Erfolg und Gelassenheit bei Ihrem Gespräch.


    E. Rah.

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

  • Hallo NuxVomica,

    vielen Dank für die Antwort.

    Die Ausbildung der Servicekräfte dauert ein halbes Jahr und endet mit einem Zertifikat. Inhalt ist unter anderem die Grundpflege von Patienten, lt. Aussage unserer Stationsleitung. Eine fachspezifische Ausbildung findet da keinesfalls statt.

    Wenn ich mir den Aufgabenkatalog der Servicekräfte ansehe, dann könnte man durchaus davon ausgehen, dass sie eben wirklich Schwestern entlasten sollen, aber da ist es sicher grundlegend falsch, Vollzeitkräfte zu entlassen bzw. in (somatische) Abteilungen zu schieben. Die von mir erwähnte Stationsassistentin übernimmt derzeit den Großteil der anfallenden administrativen Aufgaben auf Station, für die anderen Punkte, wie laufende Desinfektionsmaßnahmen, hauswirtschaftliche Tätigkeiten, teilweise die Übernahme der Verpflegung (Tee kochen etc.) wird vom Hauspersonal übernommen, für Essenbestellungen gibt es Hostessen. Da bleiben nicht mehr viele Aufgaben übrig.
    Einer der Hauptpunkte für die Servicekräfte sind Patientendienste im Sinne von Begleitung der Patienten zu Untersuchungen und Behandlungen, Verlegungen innerhalb der Station und Assistenz(!) bei Pflegetätigkeiten. Dies wiederum wird sehr gut auch durch die vielen Schüler und Praktikanten abgedeckt.
    In Anbetracht dessen finde ich es mehr als fraglich, 6-9 Kräfte dafür einzusetzen.


    Die Auswirkungen auf den Erlös sind derzeit selbstverständlich noch unklar, aber wie Sie schon sagten, ganz ohne Bedeutung wird es wohl nicht sein. Genau da werde ich versuchen müssen, anzuknüpfen.
    Ich habe die Befürchtung, dass eben das "vielleicht irgendwann in ein paar Jahren" zu weit vorgegriffen ist. Andererseits soll alles so korrekt laufen wie möglich, warum dann an dieser Stelle locker lassen? Allerdings sehe ich von meiner Seite - und meiner Position im Haus- aus, keine weiteren Argumente, die ich bedenkenlos vortragen kann. Bei der Qualifikation kann ich mich zumindest auf den OPS berufen.

    Liebe Grüße
    Transpore


    P.S.: Aus sehr sicheren Quellen unseres Hauses habe ich erfahren, dass es eben doch um den "Sparfaktor" geht. Personalkosten sollen gesenkt werden und das anscheinend um jeden Preis.

    "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen"

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Hallo E. Rah,

    vielen Dank auch an Sie für die Antwort.

    Den erhöhten Betreuungsaufwand habe ich in all der Hektik nicht mit ausgeklammert, musste eben schnell gehen. :)
    Dazu gibt es bei uns aber auch schon interne Festlegungen, welche von allen Seiten abgesegnet wurden, deswegen sehe ich das schon etwas gelassener.

    Sicherlich stimme ich Ihnen zu, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und das versuche ich auch so gut wie möglich. Ich unterstütze aber voll und ganz - auch in meinem eigenen Interesse - die Forderungen unserer Stationsleitungen, keine Servicekräfte einzusetzen. Ich selbst habe mein Büro auf der Akutstation und möchte mir keinen einzigen der Pflegekräfte wegdenken schon allein aus Sicherheitsgründen nicht (Bspw. soll lt. Planung der PDL im Nachtdienst nur noch eine Pflegekraft und eine Servicekraft eingesetzt werden.. aber vermutlich muss erst etwas passieren). Auch wenn es viele anders sehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Servicekraft den Patienten in dem selben Umfang (nicht zuletzt aufgrund der Ausbildung) gewachsen ist, wie eine Fachkraft. Sicherlich mag es auch da Ausnahmen geben, aber sehe ich die Umgangsweise der Servicekräfte auf den somatischen Stationen mit den Patienten, dann wird mir ganz anders.


    Beste Grüße
    transpore

    "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen"

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Schönen guten Tag

    Die Auswirkungen auf den Erlös sind derzeit selbstverständlich noch unklar, aber wie Sie schon sagten, ganz ohne Bedeutung wird es wohl nicht sein. Genau da werde ich versuchen müssen, anzuknüpfen.

    Genau deswegen würde ich Ihnen von diesem Argument abraten! Die einzige Aussage, die Sie aus Kodierungssicht machen können, ist die Tatsache, dass die "Servicekräfte" keine OPS-relevanten Leistungen (außer bei der 9-640) erbringen können.

    Ihre andere Argumentation außerhalb der Kodierrelevanz finde ich dagegen nachvollziebar, hat jedoch nichts mit ihrer Position als Kodierkraft zu tun.

    P.S.: Aus sehr sicheren Quellen unseres Hauses habe ich erfahren, dass es eben doch um den "Sparfaktor" geht. Personalkosten sollen gesenkt werden und das anscheinend um jeden Preis.

    Das Problem eines Dienstleistungsunternehmens und insbesondere eines Krankenhauses ist, dass es sich bei dem am Patienten arbeitenden Personal um die "Produktionsmittel" handelt. Leider haben viele Geschäftsführer noch nicht verstanden, dass Einsparungen in diesem Bereich zunächst zu Qualitätseinbußen und später auch zu einem weiteren Rückgang der Leistungen, dadurch auch der Erlöse und damit zu neuen Sparzwängen führt. Die Spirale setzt sich nach unten fort!

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Herzlichen Dank nochmal für die Antworten, da bin ich vorerst beruhigt, nicht ganz falsch gelegen zu haben :thumbup:

    Wir werden gespannt auf die Entscheidungen Ende März warten und nun hoffen, dass wenigstens ein Teil der Argumentationen bei den oberen Etagen fruchtet. :pinch:


    Beste Grüße
    transpore

    "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen"

    (Johann Wolfgang von Goethe)

    • Offizieller Beitrag

    ... und nun hoffen, dass wenigstens ein Teil der Argumentationen bei den oberen Etagen fruchtet.

    Guten Tag 

    Vielleicht ist es auch erforderlich Mitarbeiter „aus der oberen Etage“ durch Servicekräfte zu ersetzen? 


    Gruß 

    E Rembs 

  • Schönen guten Tag Herr Rembs,

    Vielleicht ist es auch erforderlich Mitarbeiter ?aus der oberen Etage? durch Servicekräfte zu ersetzen?

    Ich spekuliere jetzt mal:

    Die Berater, die voraussichtlich den "oberen Etagen" die Idee mit den Servicekräften nahe gebracht haben um die Kosten zu sparen, die Ihre Beratung verursacht, werden kaum die Kuh schlachten, von deren Milch sie leben...

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,