Kodierfragen Geburtshilfe

  • Zitat


    Original von Selter:
    die Krankenhäuser haben zwar alle ihren Deckel, aber für Häuser, die im Rahmen der Kostenausgliederung zwei getrennte Budgets führen, spielt es sehr wohl eine Rolle, ob die eine oder andere FP mehr auftaucht (Ausgleiche).

    Das ist schon klar, aber wie lange wollen Sie denn noch mit zwei getrennten Budgets arbeiten?

    Wie wäre es damit, anzuerkennen, dass das FP/SE-System gescheitert ist?


    Gruß

    B. Scholz

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Zitat


    Original von roeder:

    Sie haben recht, es steht nicht explizit drin, man kann es aber erahnen.Ich leite das aus den Inklusiva ab.

    In der gängige Praxis wurde dies bisher nicht erahnt. Bisher wurde zumindest in unserem Krankenhaus bei jeder Einlings-Spontanentbindung die O80 kodiert. Komplikationen wurden als Nebendiagnosen mitangegeben, aber eine Spontanentbindung war eine Spontanentbindung war Kode O80. Ein solider Code mit großer Aussagekraft. Mit der Version 1.3 der ICD10 war die Aussagekraft noch größer hier war z.B. die Kindslage noch näher spezifiziert.

    Nun soll in Zukunft bei dem kleinsten auftreten von Komplikationen die O80 (fast) garnicht mehr kodiert werden dürfen. Noch nicht einmal als Nebendiagnose...

    ADRG 962 Unacceptable Obstetric Diagnosis Combination

    (Principal diagnosis=O80 and (Additional diagnosis in TAB-962-3 or Procedure in TAB-962-4))
    or Additional diagnosis=O80
    or (any Diagnosis in TAB-962-2 and not any O.R. Procedure)

    Erst jetzt verstehe ich, was mit DRG-Adaptation gemeint ist: Nicht das australische System an deutsche Verhältnisse anpassen, sondern die deutschen Verhältnisse so zu verändern (verschlechtern), daß die australische Groupersoftware angewendet werden kann...

    Zitat


    Wichtig ist, dass nach der derzeitigen DRG Systematik ein Konflickt bei der Kombination O80 mit anderen geburtshilflichen Schlüsseln auftritt. Mein Lösungsvorschlag uns ermöglichen, mit den DRGs und den FPs umgehen zu können. Auch bin nicht glücklich darüber, dass die Diagnosen bei den Fallpauschalen noch so wichtig sind. Ich denke, man hätte das auch anders lösen können.

    Ich denke, wir sind uns hier einig. Allerdings vermisse ich in .de jegliche Initiativen zur Anpassung des DRG-Algorithmus. Dieser frühe Zeitpunkt böte sich doch an!

    mfG

    Christoph Hirschberg

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Wie wäre es damit, anzuerkennen, dass das FP/SE-System gescheitert ist?

    Allerspätestens im Juni letzten Jahres wurde das FP/SE System als gescheitert erklärt, als man sich auf die AR-DRGs geeinigt hat. Selbstverständlich ist es letztlich schon viel früher passiert. Jeder, der mit diesem System arbeiten mußte, hatte ja mit den haarsträubenden Insuffizienzen zu kämpfen. Das ist doch aber überhaupt nicht Gegenstand irgendeiner Diskussion. Wir unterhalten uns doch immer über das WIE-WANN-WO und nur noch eingeschränkt über das Warum der der Einführung der DRGs und nicht über Ich-will-meine-Fallpauschalen-behalten. Dummerweise bin ich gerade zu 100% und 7 Tage in der Woche mit der Nachkalkulation unserer FP/SE beschäftigt, deswegen können Sie sicher sein, dass ich sie loswerden will. :angry:
    Ich würde meine Zeit lieber der Kalkulation unserer DRGs widmen, insofern diese zu dem jetzigen Zeitpunkt überhaupt "gut" zu kalkulieren wären. Die Hoffnung, dass bei der FP/SE-Kalkulation auch Informationen für die DRGs abfallen sind nicht wirklich existent.
    Mir fehlt leider auch die Zeit, mich meinem Hobby `myDRG-Forum` gebührend zu widmen. Ich würde mich gerne auch in die anderen Unterhaltung im Forum einklinken, ist aber zeitlich nicht drin.
    Deswegen bleibt`s bei diesem einen Statement.

    Gruß
    D. D. Selter

    [/quote]

  • Hallo NG-Gemeinde,
    erst einmal finde ich es erfreulich, das Herr Roeder sich an diesem Forum beteiligt, die Frage der geburtshilflichen DRG hatten wir ja auch schon im Diskussionsforum der Uni Münster. Die Antwort kommt m. E. doch einem Offenbarungseid nahe. Die differenzierten Codes für die Geburt wurden im ICD auf O80 für Spontangeburt eingedampft. Nun sollen wir aber den Kollegen noch vermitteln, das eine Spontangeburt mit DR I gar keine Spontangeburt mehr ist, sondern O70.0 ein "Dammriß 1. Grades unter der Geburt". Und das nur, weil sonst der Grouper den Sachverhalt nicht mehr versteht. Hier führt doch das System ins Absurde und es wäre nötig, nicht kritiklos australisch abzuschreiben, sondern sich darauf zu besinnen, das die Kirche im Dorf steht.
    Schwachsinn sollte man doch gar nicht erst übernehmen. Und in solchen Fällen, und nur darin verstehen Sie bitte meine Kritik Herr Roeder, einfach zu interpreterien der ICD meint ja nur die absolut komplikationsfreie Geburt, ist etwas zu einfach. Hier muß man die Schwachstellen beim Namen nennen und vor Übernahme ändern. Dies wäre mein Aufruf an die Kollegen, die in den entsprechenden Gremien sitzen.
    In diesem Falle grüßt besonders der GynäkologeX(
    --
    Joris Schikowski
    MC KKH Bad Salzungen

    :augenroll: Joris Schikowski
    MC Klinikum Bad Salzungen
    Vors. RV MD der DGfM e.V.

  • Liebe "mydrg"-Fangemeinde,

    dieses Forum ist im Moment das einzige, wo normal Arbeitende wie ich ohne Connections zu "Großkopferten" zeitnahe und sinnvolle Informationen bekommen. Ich bin froh, dass sich Herr Roeder eingeschaltet hat (sozusagen als "Großkopferter") und hoffe inständig, dass auch andere Mitglieder der berühmten Selbstverwaltung regelmäßig in dieses Forum schauen. Es würde Ihnen und uns und dem System sehr weiterhelfen.
    In froher Hoffnung darauf
    Patricia Klein

    P.S.: Hat nicht schon einmal der Ruf "Wir sind das Volk!" eine ganze Menge bewegt? Sind wir nicht das (oft gering geschätzte) "Kodier- und Kalkuliervolk"?
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Liebe Frau Klein,

    die Fundiertheit Ihrer sämtlichen Beiträge hat mich bisher dazu verleitet anzunehmen, Sie seien eine "Großkopferte".
    Sind Sie garnicht?

    Wie schön.

    Freundlichen Gruß

    Christian Jacobs

  • Liebe DRG`ler,

    eigentlich immer noch sprachlos von den schrecklichen Dingen des Vortages, jetzt doch noch wenige Zeilen.

    Hallo Frau Klein,

    es ist doch immer wieder herzerfrischend Ihre Beiträge zu lesen. Ausführlich, witzig und immer fundiert. Eine wahre Bereicherung des Forums. Zumal man auch immer noch was lernen kann.
    Heute

    Diagnose "Großkopferte"

    Kodip: "L91.8, G71.1, J35.8 ..."
    Diacos "R69"

    Doch wem soll ich glauben ???

    M. Thieme


    [ Dieser Beitrag wurde von mthieme am 12.09.2001 editiert. ]

    [ Dieser Beitrag wurde von mthieme am 12.09.2001 editiert. ]

  • :dance1: :dance1: :dance1:
    Ach, wie gut hat mir das getan! Das ist, wie die Finger in die Steckdose stecken und Batterie aufladen für die nächsten Wochen (da ich Freitag für eine Woche auf eine Schönheitsfarm fahre, kann ich vielleicht noch weitere Energiequellen erschließen).
    Ich danke herzlich und freue mich

    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Guten Morgen,

    das Thema "absurder Groupingalgorithmius zwingt Gynäkologen zu albernem Codierverhalten" ärgert mich immer noch.
    Die Frage, wie eine eben nicht völlig komplikationsfreie Spontangeburt zu kodieren ist, wird leider auch von den speziellen Kodierrichtlinien *überhaupt nicht* angesprochen, meine einzige Erklärung dafür ist, das das Thema selbst den Verfassern peinlich ist. Daraus resultiert die Situation, dass wir unseren Gynäkologen erklären müssen, eine Geburt mit Dammriss II° sei in Wirklichkeit ein Dammriss mit Geburt. Etc Etc.
    Endgültig grotesk wird das Ganze, wenn die vom AR-DRG offenbar abgrundtief gehasste O80 dann doch wegen FP/SE irgendwo beibehalten werden muss, obwohl vermutlich kaum jemand in seinem KIS die Möglichkeit hat, wie von Herrn Roeder vorgeschlagen eine zusätzlich Hauptdiagnose "HDx" zu übermitteln.

    Meine Bitte: Sage mir irgendjemand, dass es eine Ziffer O100 oder so "Spontangeburt mit Komplikationen" gibt, die all diese Probleme beseitigt, ich bisher aber nur zu doof war, die zu finden.

    Bitte.

    Danke.

    Mit freundlichem Gruß

    Christian Jacobs

  • Lieber Herr Jacobs,
    die Erwartungen der Gynäkologen in unserem Hause an einen Med.-controller der noch dazu Fachkollege ist, sind sehr hoch und um so schwerer fällt es mir, zu erklären, warum eine Spontangeburt nicht mehr als solche kodiert werden darf. Leider gibt es keine O100 oder adäquates. Für dieses Jahr werde ich die neuen KR außen vor lassen und lieber die ca. 500 Fälle nachbearbeiten. Für 2002 hane ich noch keine passende Idee, ggf. muß die O80 zur Erlangung der FP nachgetragen werden. Wie wäre es jedoch, den FP-Katalog für 2002 den KR schon mal anzupassen, dann bliebe der ganze Quatsch mit Herauslöschen oder Nachtragen von O80 weg. Insgesamt ändert das natürlich nichts am fachlich schwachsinnigen DRG-Algorhytmus.I)
    MfG
    --
    Joris Schikowski
    MC KKH Bad Salzungen

    :augenroll: Joris Schikowski
    MC Klinikum Bad Salzungen
    Vors. RV MD der DGfM e.V.

  • Lieber Herr Schikowski,

    auch wir werden alle unsere Geburten am Ende des Jahres noch einmal nachverschlüsseln und nach den offiziellen Kodierregeln korrigieren. Dann gibt es bei uns als Perinatalzentrum natürlich nicht mehr so furchtbar viele O80-Patientinnen (und die Perinatalzentren müssen sich dann aber auch dem Vergleich mit anderen Kliniken stellen bzgl. dem Verhältnis der Anteile innerhalb der Geburten DRG O60 A-D und auch innerhalb der Sectiones DRG O01 A-D).
    Ich hoffe immer, dass das WIDO im nächsten Krankenhausreport mal ein paar solche Statistiken veröffentlicht.

    Als MDK würde ich allerdings auch auf solche Feinheiten achten: statistisch wieviel Dammrisse? usw. und (zugegebener Maßen gewagte) Rückschlüsse auf die Qualität tätigen. Hier können z.B. kompetente Hebammen ein echter Wettbewerbsfaktor sein, je nach dem, wieviel Wert die Kassen tatsächlich auf Qualität legen.
    Ich bin gespannt..
    Gruss
    Patricia:roll:
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein