ABgesagte OP wegen internistischem Problem

  • Patient kommt zur Struma OP. Es wird ein Zucker von 300mg festgestellt. OP abgesagt (Z53) und verlegt in die Innere zur Diabeteseinstellung. Als Hauptentlassdiagnose bleibt doch die Struma, weil diese Diagnose zur Aufnahme geführt hat. Sehe ich das richtig.
    Danke AB

  • Hallo Frau Barthel,

    Sie sehen das ganz genau richtig.

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    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo Forum,
    und dann kommt die Kasse und zahlt nicht, weil der MDK (zu Recht oder Unrecht) sagen wird...keine Bedrohung...elektive Umstände...ambulante Einstellung. Alternative: prästationäre Begutachtung und Wiedereinbestellung
    Es ist also weniger ein Problem der Kodierung...


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    Grüße aus Hanau
    Poschmann

    Poschmann

  • Hallo,

    wirklich ein fast tägliches Problem, dass Pat. vom Hausarzt ohne anständige Vorbereitung zu elektiven OP geschickt werden.
    Wieso eigentlich nicht HD=E11.91 (entgleister Diabetes). Die Struma, da nicht operiert, ist ja dann nicht der Grund der Aufnahme, sondern die entgleiste Stoffwechselsituation, die mit einigermaßen guter Nase (Ketongeruch) und hartnäckiger Anamnese (Polyurie) auch einen stationären Aufenthalt rechtfertigen mag.

    MR

    M.Rost

  • Hallo Forum, Hallo Frau Barthel,

    Die Auslegung von MR rostm ist abzulehnen! Die Vorgehensweise von Frau Barthel ist korrekt und unter DKR 002b Hauptdiagnose und D007a eindeutig beschrieben. Es empfiehlt sich den Pat. nach Stabilisierung des BZ z.B. nach 2d zu entlassen. Dann erhält man immerhin die DRG K64B Endokrinopathie ohne ...CC mit einem RG von 0,568. Wenn man den Pat. dann nochmals zur BZ-Einstellung für mehrere Tage aufnimmt, erhält man noch eine "Diabetes-DRG", da es ja keine Wiederaufnahme wegen einer Komplikation der ersten DRG ist (darauf stellt der Gesetzestext ab!). Die dritte DRG wird fällig, wenn der Patient dann später zur Op. erneut stationär aufgenommen wird.
    So wird doch ein Schuh draus und der Patient wird gut behandelt.:p

    Zum entgleisten Diabetes siehe DKR 0401b: "Weder bei Diabetes mellitus Typ I noch bei Diabetes mellitus Typ II ist der Blutzuckerspiegel zum Zeitpunkt der Aufnahme als Kontrollindikator für die Diagnose „entgleister Diabetes mellitus“ zu nehmen. Die Einstufung als „entgleist“ oder „nicht entgleist“ wird generell in Kenntnis des gesamten Behandlungsverlaufs vorgenommen (retrospektiv). Der Begriff „entgleist“ bezieht sich dabei auf die Stoffwechsellage."

    MfG
    Papi

  • Hallo Forum,
    Dieser Fall zeitgt auch ein weiters Problem auf. Hier zeigt sich die Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen. Wenn diese nicht optimal gewärleistet ist, muß das Krhs. selbst Wege finden diese Unnötigen Situationen zu vermeiden. Denkbar ist die Einrichtung von Sprechstunden in dennen elektive Pat. auf den Krhsaufendhalt vorbereitet werden. Dies erfordert natürlich Veränderungen in der Organisation und im Ablauf. Zwei besondere Problemfelder.

    Zum Fall.
    Die Einweisungsdiagnose: Struma zur OP ist ok.
    Die Aufnahmediagnose muß aber m.E. in diesem Fall auf den erhöhten Blutzucker gerichtet sein. Denn bei einer gründlichen Aufnahmeuntersuchung (Facharzt, innerhalb der ersten 24h) "...einigermaßen guter Nase (Ketongeruch) und hartnäckiger Anamnese (Polyurie) .." wäre dieser Zustand erkannt worden. Der Pat. wäre damit sicherlich nicht zur OP aufgenommen worden. Entscheident für die Aufnahme ist die Aufnahmediagnose die durch einen Facharzt innerhalb der ersten 24h festgelegt werden muß. Dabei kann die Einweisungsdiagnose hilfreich sein, aber sie begründet nie die stationäre Aufnahme.
    Anders die Situation wenn der Zustand nach 24h aufgetreten wäre. Dann ist das Vorgehen von Frau Barthel
    richtig.

    Gruß aus Eisenhüttenstadt (trübe Aussicht)
    M. Chudy

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo papi,

    ich kann Ihre Kritik nicht ganz so akzeptieren. Wenn ich einen Pat. mit entgleistem D.m. aufnehme bzw. ihn nach Konsil in die Innere übernehme, ist laut DKR Hauptdiagnosendifinition: "Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die huptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist." (Über die Interpretation des Wortes "Veranlassung" wurde in diesem Forum schon an anderer
    Stelle trefflich diskutiert). Und dann ist es halt der Diabetes, der zum stationären Aufenthalt geführt hat. DKR D007a betrifft nur Fälle, die entlassen werden. Ziffer b betrifft m.E. Erkrankungen, die NACH Aufnahme aufgetreten sind, was aber im Falle einer BEI Aufnahme vorliegenden BZ-Entgleisung (deren Definition im übrigen ja auch reichlich unscharf ist, aber 300 mg% sind m.E. auf jeden Fall eine Entgleisung!) nicht der Fall ist.

    Grüße
    MR

    M.Rost

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von a-barthel:
    Patient kommt zur Struma OP. Es wird ein Zucker von 300mg festgestellt. OP abgesagt (Z53) und verlegt in die Innere zur Diabeteseinstellung. Als Hauptentlassdiagnose bleibt doch die Struma, weil diese Diagnose zur Aufnahme geführt hat. Sehe ich das richtig.

    Hallo,

    um den Fall vielleicht besser bewerten zu können, wäre die Information, ob der Patient operiert wurde oder nicht, hilfreich.
    Wenn ja würde die HD die Struma bleiben, da der Patient auch entsprechend behandelt wurde und die ursächliche Aufnahme die Struma mit behandlungsbedürftiger Stoffwechsellage war.
    Stellte sich bei Aufnahme jedoch das Struma als sekundär heraus und die entgleiste Stoffwechsellage wurde einzig behandelt, würde der Diabetes zur HD.
    So würde ich vorgehen.

    Sollte man bei Struma-OP den Diab. als HD führen, landet man zumindest mit meinen eingegebenen Kodes trotzdem in der K06Z Eingriffe an der Schilddrüse. So wäre das Problem "relativ".

    Gruß


    --
    D. D. Selter

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,

    in diesem Fall gingen wir davon aus, dass der Pat. nicht operiert wird wegen dem BZ von 300 sondern stattdessen auf die Innere zur Zuckereinstellung übernommen wird (z.B. am späten Vormittag oder frühen Nachmittag, wenn die Werte da sind). So sieht es jedenfalls bei uns in der täglichen Realität aus. Da wird dann ein Konsil angefordert und der Pat. übernommen. Statt Diabetes kann es natürlich auch eine dekompensierte Herzinsuffizienz sein oder eine COLD/Emphysem mit Exacerbation (das sind jedenfalls die häufigsten Übernahmegründe). Oder auch EKG-Veränderungen mit KHK-Verdacht (da wird es dann schwieriger, wenn bloß die Veränderungen da sind und keine Angina pectoris, das ist dann schwieriger dem MDK das klar zu machen dass so jemand erstmal diagnostiziert werden muss bevor er/sie einer Elektiv-OP unterzogen wird). Jedenfalls würde eine Entlassung des Pat. mit der Aufforderung an den Hausarzt, erstmal weitere Diagnostik zu veranlassen, auch in vielen Fällen nicht gerade zur Verbesserung der Zusammenarbeit führen, einmal weil man dem HA vor Augen führt, dass er nicht ordentlich vorgearbeitet hat, :-p zum zweiten weil das ja wieder ins gedeckelte niedergelassene Budget geht X( und zum dritten weil der HA den Pat. auch nicht gern zum INternisten schickt, weil er befürchtet, dass der Schein "Schein vom Feindflug nicht zurückkehrt".:teufel:
    Also - wir sind praktisch zur Übernahme des Pat. und der weiteren Diagnostik gezwungen und müssen dies dem MDK halt irgendwie medizinisch plausibel machen. So ist die Realität. :D
    Und da solche Realitäten in unserem GEsundheitswesen nicht anerkannt werden, kommt es halt dazu, dass allenthalben geschummelt wird, und wer nicht mitschummelt geht unter. Basta. So funktioniert unser krankes Gesundheitssystem - in allen Ebenen.

    MR

    M.Rost