Kodieren ohne Grouper

  • Hallo Forum,
    von unserer Verwaltung wird es bislang abgelehnt, den kodierenden Ärzten / DRG-Beauftragten einen Grouper freizuschalten; so soll man erst gar nicht in die Versuchung kommen, "monetär" anstatt korrekt zu kodieren. Mich würde sehr interessieren, wie dies andernorts diskutiert und gehandhabt wird. Besten Dank für die Rückmeldungen!
    U. Töx

  • Bei uns hat jeder Arzt Zugriff zum Grouper incl. Multi-Group. Nach Erwähnung der potentiellen Folgen eines Up-Codings hält sich der damit angestellte Unfug sehr in Grenzen.
    Bei Ihrer Frage fange ich allerdings an zu grübeln, ob es eine Korrelation zwischen Vertrauen der Verwaltung zu den Ärzten und Engagement beim Kodieren gibt...

    Gruß

    R.Berndt

  • Hallo Herr Toex,

    das meistgenannte Schlagwort im Zusammenhang mit der DRG-Einführung ist vermutlich "Transparenz". Und die sollte nach innen genauso wie nach außen hergestellt werden.
    Obwohl bei uns die Ärzte vorwiegend nicht kodieren kann jeder sich den Grouper freischalten lassen (Voraussetzung dafür ist lediglich eine kurze Einweisung in die Handhabung).
    Wir "Experten" haben doch alle mal unser Aha-Erlebnis gehabt, als wir die ersten Fälle gruppiert und an den Fallkonstellationen herumgespielt haben.
    Diese erhellende Erfahrung sollte allen Interessierten ermöglicht werden, die irgendwie mit dem System zu tun haben. ;D ;D ;D

    viele Grüße
    PB

  • Hallo Herr Töx,

    wir sind der Meinung, man soll den Ärzten auch die ökonomischen Konsequenzen ihres Verhaltens deutlich machen. Dazu gehört auch die monetäre Komponente. Die Chefärzte sind mitverantwortlich für die Budgets. Die Oberärzte sollten auf jeden Fall DRG erzeugen und prüfen können. Dies ist wichtig z.B. bei Verlegungen von Fachabteilung in andere mit der Fragestellung "Richtige Hauptdiagnose für KH-Aufenthalt?"

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo Herr Töx,

    es kann m.E. nicht sein, die wirklich interessierten Kolleginnen und Kollegen vom Grouper fernzuhalten, nach dem Motto: "Schön fleissig und korrekt kodieren, alles andere geht Euch nichts an".

    Wir haben unseren Ärzten "ans Herz" gelegt, jeden Fall einzugruppieren.
    Der Hauptgrund ist dabei nicht der "monetäre" Apekt im Sinne eines Casemix-Perfomings, sondern eine grobe Überprüfung, ob der Fall richtig kodiert und nichts wichtiges vergessen wurde.
    Ergibt sich z.B. die FehlerDRG "Unzulässige Hauptdiagnose", so kann dieser Fehler sofort korrigiert werden. Oder: Ein operierter Patient landet in einer medizinischen DRG usw.
    Der zusätzliche Zeitaufwand für das Groupen dürfte pro Fall bei ca. 1 Sekunden liegen. Zusätzlicher Zeitaufwand bei Nach-und Rückfragen liegt erfahrungsgemäß im 10 Minuten-Bereich.

    Ziel ist dabei, möglichst wenig Rückfragen zu produzieren.
    Die berühmten Schleifen sind ja allseits bekannt:
    Kasse-PatAbrechnung-MedControlling-Station-MedControlling-PatAbrechnun g-Kasse.

    Die interessierten Kollegen (nicht viele, aber immerhin) benutzen durchaus auch die Möglichkeit des DRG-Vergleiches bei Verwendung verschiedener Hauptdiagnosen. Dabei wird auch hinterfragt, ob die Hauptdiagnose nach den DKR festgelegt wurde.

    Fazit:
    Groupen für Ärzte empfohlen.

    Schöne Grüsse

    F. Nusser
    Arzt/MedControlling
    Klinikum Rosenheim

    [mark=grey]Schöne Grüsse

    F. Nusser[/mark]

  • Also wir haben diese Überlegungen und Diskussionen in ein Abrechnungs-oder Vidier-Konzept(in Anlehnung an unseren KIS-Anbieter) gegossen.
    D.h. Jeder Arzt sieht am Ende seiner Kodierung nach Festlegung der Hauptentlass-Diagnose CW, PCCL und Preis für die "verursachte" DRG.
    In einem Feld darunter Simulation genannt, zeigen sich die Veränderungen, die passieren, wenn ich an den Diagnosen etwas verändere oder relevante Nebendiagnosen eintrage.
    Dies ist auch ausdrücklich von uns so gewünscht.
    Der Fall wird vom zuständigen Oberarzt und/oder DRG-Beauftragten mittels Passwort vidiert.
    Ich gebe die Fälle dann mittels meinem Passwort zur Abrechnung frei.
    Ich finde ein gutes Konzept, denn dadurch erreiche ich bei den Stationsärzten vor Ort ein gefühl für die Wichtigkeit von Diagnosen und wie überhaupt bestimmte Leistungen im DRG-System vergütet werden.
    Der zuständige Oberarzt und/ oder DRG-Beauftragte bürgt mit seiner digitalen Unterschrift / Vidierung für die Richtigkeit der gemachten Diagnosen, sodass ich sozusagen nur eine Plausibilitäts-/ Endkontrolle
    vornehme. In Zweifelsfragen beratend tätig bin bei grob falschen DRGs aber auch direkt eingreife und verändere. D.h. nach menschlichem Ermessen passiert keine"falsche DRG das Haus. Erleichtert wird das ganze, dass zumindest für unsere größte Abteuilung im Hause Innere der Entlassbrief und Endoskopie Sonografien Patientenspezifisch vorliegen, demnächst auch Röntgenbefunde und in diesem Jahr wohl noch die OP-Berichte.
    Vielleicht ist ja der Grouper die letzte Bastion hinter der sich ihre "Verwaltung" verstecken kann, nachdem die Abrechnung unter DRGS doch ein Medizinisches Geschäft geworden ist??:-p
    --
    Mit freundlichem Gruß
    B.Schöffend

    Mit freundlichem Gruß
    B.Schöffend

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Töx und Forum,
    Auch bei uns ist an jedem Arzt-PC der Grouper nutzbar. Eine "Best-Group"-Funktion enthält er nicht, wäre sie vorhanden, hätte ich sie abgeschaltet. Auch wir setzen auf das "Lernen" am Fall inkl. der Transparenzmachung der ökonomischen Relevanz des Kodierens und des stufenweisen Freigabekonzeptes (ähnlich wie von Herrn Schoeffend beschrieben).

    Schöne Grüße
    B. Sommerhäuser

  • Zitat


    Original von bschoeffend:
    Also wir haben diese Überlegungen und Diskussionen in ein Abrechnungs-oder Vidier-Konzept(in Anlehnung an unseren KIS-Anbieter) gegossen.
    D.h. Jeder Arzt sieht am Ende seiner Kodierung nach Festlegung der Hauptentlass-Diagnose CW, PCCL und Preis für die "verursachte" DRG.
    In einem Feld darunter Simulation genannt, zeigen sich die Veränderungen, die passieren, wenn ich an den Diagnosen etwas verändere oder relevante Nebendiagnosen eintrage.
    Dies ist auch ausdrücklich von uns so gewünscht.


    In diesem hier diskutierten Kontext shenen wir dann auch diesen Beitrag:

    Zitat


    Guten morgen !
    Einer unserer Kodierer hat durch ein Downcoding einen Erlösgewinn erzielt !
    Einer unserer Patienten landete in der E02A (RG 1,275). Nach Überprüfung und Korrektur der Diagnosen (es waren nicht alle DKR berücksichtigt) ergab sich E02B. Interessanter Weise mit einem höheren Erlös. Was war passsiert . Es lag eine Überschreitung der OGV vor (VW 30 d). Durch die höhere Relation/d für die E02B ergab sich ein höherer Zuschlag als die Differenz der ursprünglichen Relativgewichte und damit in der Summe ein höheres eff.RG.

    Ich habe jetzt noch nicht geprüft, ob es weitere DRGs gibt mit ähnlichen Phänomenen.

    Aber im Umkehrschluß heißt das doch bei Überschreitung der OGV prüfen ob es nicht sinnvoll eventuell ND zu vergessen, um ein höheres
    RG zu bekommen. Kann das Sinn des Systems sein ?????


    Norbert Roeder

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    Zitat


    Original von Toex:
    ...von unserer Verwaltung wird es bislang abgelehnt, den kodierenden Ärzten / DRG-Beauftragten einen Grouper freizuschalten; ....
    U. Töx

    In Ihrer Klinik hat gerade der zweite renommierte Qualitätsmanager das Haus verlassen,
    besteht hier ein Zusammenhang (Verwaltung, Qualitätsmanagement und Vertrauen zu den DRG-Beauftragten) ???


    Variante A:

    Zitat


    Original von Admin:
    Eine "Best-Group"-Funktion enthält er nicht, wäre sie vorhanden, hätte ich sie abgeschaltet. Auch wir setzen auf das "Lernen" am Fall inkl. der Transparenzmachung der ökonomischen Relevanz des Kodierens und des stufenweisen Freigabekonzeptes (ähnlich wie von Herrn Schoeffend beschrieben).

    Schöne Grüße
    B. Sommerhäuser


    Variante B

    Zitat


    Original von Joerg-Gust:
    Einer unserer Kodierer hat durch ein Downcoding einen Erlösgewinn erzielt !


    Zitat


    Original von G.Hexel:
    Hallo DRG´ler,

    bei den Analysen der DRG Daten unserer Kunden habe ich festgestellt,
    das "niederwertige DRG's" höhere effektive Gewichtungen,also höhere Erlöse ergeben können.( B-DRG besser als A-DRG bzw. C-DRG besser als B-DRG)

    Also doch mal besser eine Nebendiagnose "vergessen" ?


    Gunthart Hexel


    Meines Erachtens genügt es nicht einen Grouper zur Verfügung zu stellen, ohne zuvor die Thematik Fehlanreize bzw. illegales „gaming“ zu erläutern und hier verbindliche „Spielregeln“ festzulegen.
    Es wird möglicherweise außer acht gelassen, dass die kodierende Ärzte andere Präferenzen haben und vielleicht daran denken, über „gaming“ den Wert der Abteilung und ihren persönlichen Wert zu steigern.

    Es ist daher notwendig im Sinne eines wertorientierten Managements zu berücksichtigen, dass es zwingend erforderlich ist, vorher den Mitarbeitern Gedanken und Instrumente einer korrekten Kodierung zu vermitteln.

    Wir klagen über Enronitis und diskutieren (Variante B) über „täuschen und tricksen“....


    Gruß

    Eberhard Rembs