Psych Entgeltsystem - PEPP 2013

  • Hallo Anyway,

    ich stimme Ihnen im Großen und Ganzen zu. Als abhängig Beschäftigter muss ich aber natürlich das tun, was mein Oberchef mir sagt. Und die Oberchefs (fallen vermutlich weitestgehend in Ihre Kategorie der nur oberflächlich Informierten) gefallen sich zur Zeit in der "Dagegen"-Rolle.

    Diese Attitüde war bei der Einführung der DRGs ja auch weit verbreitet. Genutzt hat es keinem.

    Intern rate ich dazu, sich lieber auf das Kommende einzustellen und vorzubereiten, aber sowohl die Riege der Chefärzte als auch die Geschäftsführung sind hauptsächlich und vorneweg "dagegen", was viele Entwicklungen blockiert.

    Die Unterschriftensammlung wurde bei uns übrigens durch die Geschäftsführung angeleiert, völlig ohne mein Zutun. Aber mich dagegen zu stellen - das traue ich mich nicht.
    Vermutlich wird das Ganze ja einfach verpuffen, wie schon von Ihnen beschrieben.

    Insgeheim hoffe ich auf eine rasche Ersatzvornahme, damit mal Klarheit ist und der MedCo endlich seine Arbeit tun kann...

    Beste Grüße - NV

  • Hallo Anyway, hallo NuxVomica,

    vielen Dank für Ihre letzten weitsichtigen und klugen Anmerkungen und schließe mich Ihrem "Outing"an. Selbstverständlich habe ich Verständnis über Unmut über ein noch nicht perfektes PEPP System. Ich muss aber auch daran erinnern, Kalkulation bedeutet Berechnung auf Basis tatsächlicher Ist-Kosten. Wenn Ist-Kosten durchschnittlich im Laufe der Behandlung geringer werden, ist zwangsläufig eine Degression zu erwarten. Berechnete Zahlen lassen sich da nicht so einfach wegdiskutieren.

    Ich würde mich aber auch freuen, wenn das Gespräch gleichzeitig um inhaltliche Vorbereitungen dessen gehen würde, was unvermeidlich auf uns zukommt. z.B. wie können wir ein vernünftige Dokumentation und Kodierung aller erlösrelevanten Aspekte (spezifische Nebendiagnosen, Intensivmerkmale, 1:1 Betreuung) so praxisnah wie möglich umsetzen?

    Freundliche Grüße

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

  • Hallo NV,

    jaja - genauso läuft´s bei uns im Hause auch: die ärztlichen Chefs verlassen sich blind auf ihren Verband und sind dagegen, aber erwarten gleichzeitig von uns, zu jedem Zeitpunkt auf alles vorbereitet zu sein :evil: .

    Glücklicherweise finde ich das "Gesamtsystem Klinik und Politik" recht durchschaubar :D .

    Gruß
    Anyway

  • Guten Morgen,

    die "Verbände für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie" (BAG KJPP e.V., DGKJP e.V., BAG KJP e.V., BKJPP e.V.) begründen ihr Fernbleiben von der Anhörung zum Referentenentwurf am 12.11.2012 im BMG in einer ausführlichen Stellungnahme vom 06.11.2012, die Sie u.a. hier nachlesen können.

    MfG,

    ck-pku

  • Guten Morgen,

    ich finde es extrem kontraproduktiv, wenn Fachverbände sich dem angebotenen Dialog verweigern. Dass das null komma gar nix bringt, hat die Einführung der DRG´s in der Somatik gezeigt.
    Aber das BMG wird sich angesichts der Karlsruhe-Drohung bestimmt noch mal alles überlegen... ;)

    Grüße
    AnMa

  • Hallo AnMa,

    gestatten Sie mir eine persönliche Bewertung:

    In Ihrer Argumentation zäumen Sie das Pferd meiner Meinung nach von hinten auf: die Fachverbände wurden bisher nur unzureichend in die Gesetzgebung PsychEntgG und in die Schaffung eines Entgeltkatalogs einbezogen, obwohl diese einen stärkeren Einbezug immer wieder gefordert haben (s.a. den Thread zum PsychEntgG hier im Forum). Der Hintergrund dafür ist ja, dass insbesondere die Selbstverwaltungspartner nach § 17b Abs. 2 Satz 1 KHG (also der GKV-Spitzenverband, der Verband der Privaten Krankenversicherung und die DKG) mit ihrem "Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus" (InEK GmbH) gem. § 17d Abs. 4 KHG vom Gesetzgeber beauftragt waren, dass Psych-Entgeltsystem zu entwickeln.
    Aufgrund der zeitlichen Vorgaben des Gesetzgebers war die Einbindung der Fachverbände nur bedingt möglich, breite Diskussionen hätten also zu viel Zeit gekostet. Die Einwände der Fachverbände (ob sie nun in ihrer Gesamtheit immer sachlich begründet sind oder auch nicht) wurden schon, wie geschildert, im Gesetzgebungsverfahren PsychEntgG, spätestens aber nach der ersten Präsentation des PEPP-Entgeltkatalogs laut und hätten in der Folge auch nach einem gemeinsamen Treffen aller Beteiligten zur Anhörung am 15.10.2012 im BMG in Berlin anders aufgearbeitet werden können. So wurde von einem BMG-Mitarbeiter das Ergebnis der Anhörung am 15.10.2012 dahingehend zusammengefasst, "dass das BMG die vorgetragenen Argumente prüfen und zügig zu einer Entscheidung kommen werde. Es gehe darum zu bewerten, ob der jetzige PEPP-Katalog schon so ausgereift sei, dass man den Einstieg in das neue Entgeltsystem wagen könne. Zu prüfen sei auch, ob die Verfeinerung des Entgeltkataloges unter Praxisbedingungen oder besser im Fachdialog herbeigeführt werden könne". Wenn jetzt ohne diesen Dialog eine Ersatzvornahme des BMG gem. § 17d Abs. 6 Satz 1 Nr. 1 KHG über den PEPPV 2013-Entwurf vorgelegt wird, kann ich die Entrüstung der Fachverbände, die ja eben auch zuvor kaum einbezogen worden sind, schon nachvollziehen.

    Da sich die Einwände der Fachverbände seit dem 04.09.2012 (auch nach dem InEK-Papier vom 19.10.2012) kaum verändert haben, ist die erneute Einladung zur Anhörung m.E. eine zumindest fragwürdige Angelegenheit. Wenn Sie nun in Ihrem Beitrag es so darstellen, dass sich die Fachverbände einem angebotenen Dialog verweigern würden, wirkt das -insbesondere zu diesem Zeitpunkt- schon ein wenig zynisch...

    Neu ist tatsächlich ein Boykottaufruf, der in seiner Wirkung so manchen Politiker vor den nächsten Landtags-, aber vor allem der Bundestagswahl 2013, wachrüttelt. Und demzufolge wollen so manche Vertreter von Landeskrankenhausgesellschaften oder der anderen Beteiligten lieber keine Prognose wagen, wie das geplante Treffen im BMG am 12.11.2012 ausgehen wird.

    Wie auch immer, wir werden es gespannt erfahren... :S

    MfG,

    ck-pku

  • Hallo ck-pku,

    nichts für ungut, aber dieser Boykottaufruf ist ja noch weniger als ein Nadelstich - insbesondere wenn ich sehe, wer dort alles seine Unterschrift setzt (vom Patienten bis zu Servicekraft für´s Reinemachen). Welcher Politiker wird sich denn von sowas wachrütteln lassen? Die Verbände schaffen es ja noch nicht einmal, dass sich die Krankenhäuser auf breiter Front auch nur einer Option der Teilnahme 2013 verweigern! Und eine Öffentlichkeit hat diese ganze Aktion erst recht nicht (und nur das zählt in der Politik!).

    Alles andere als eine Ersatzvornahme würde jedenfalls mein bisheriges politisches Weltbild ins Wanken bringen...

    Gruß
    Anyway

  • Schönen guten Tag allerseits,

    das DIMDI verweist immer darauf, dass für die inhaltliche Definition der OPS letztlich die Fachverbände verantwortlich sind. Die Fachverbände haben durchaus die Möglichkeit gehabt, über die Definition des OPS einen Einfluss auf die Abbildung von Leistungen und damit auch auf die Kalkulation zu nehmen. Leider wurde jedoch z.B. auf die Kritik der allein die Personalbindungszeiten abbildenen OPS nie eingegangen. Vielmehr wurde scheinbar erwartet, dass genau diese Therapieeinheiten zum ausschlaggebenden Kostenindikator werden. Nun ist die Verwunderung groß, dass sich dies in den Kosten nicht darstellt, obwohl es diese Anzeichen sogar schon in der Probekalkulation gab.

    Wenn die protestierenden Fachverbände tatsächlich davon ausgegangen sind, das es für jeden Tag je nach Aufwand ein unterschiedliches Entgelt geben sollte, dann kann ich nur froh sein, dass sie sich nicht durchsetzen. Vielleicht sollten sie sich mal von einem Medizincontroller ihres Vertrauens sagen lassen, was das für einen Aufwand bei Dokumentation und vor allem bei MDK-Prüfungen ergeben hätte.

    Die Degression wird meines Erachtens maßlos überschätzt. Wenn man sich mal die Kurve des kummulierten Erlöses über die Verweildauer aufzeichnet, sind auch bei PEPPs mit großen Sprüngen der Bewertungsrelationen in den Verweildauerkategorien die dadurch bedingte Abflachung der Kurve kaum zu erkennen. Es ist und bleibt so, dass man für Patienten die länger liegen auch mehr bekommt. Lediglich die Steigerung des Gesamtentgeltes pro Tag nimmt ab.

    Der einzige - allerdings für mich entscheidende - Grund, warum dieses Entgeltsystem meines Erachtens eher schadet als nutzt, ist, dass es keinerlei Anreize bildet, damit Patienten qualitativ besser behandelt werden, die Kontinuität der Behandlung über die Sektoren verbessert wird oder die verschiedenen Formen psychiatrischer Behandlung transparenter und damit auch für eine wissenschaftliche Bewertung nutzbarer werden. Im Gegenteil verursacht das System Aufwand ohne Nutzen und entzieht daher der Gesundheitsversorgung des Patienten Ressourcen. Das war jedoch bereits schon vorher klar und liegt eher an den OPS-Definitionen und somit im Verantwortungsbereich der Fachgesellschaften als am InEK.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Guten Morgen,

    hier finden Sie die Stellungnahme des Verbandes der Privaten Krankenversicherung zum PEPPV 2013-E des BMG anlässlich der Anhörung am 12. November 2012 in Berlin und hier ist die korrespondierende Stellungnahme des Arbeitskreis der Krankenhausleitungen Psychiatrischer Kliniken (akp).

    MfG,

    ck-pku

  • Hoffentlich nun korrekt formatiert:

    Guten Morgen allerseits,

    inzwischen wird es selbst für Mitarbeiter, die sich ausführlich mit dem PEPP-Entgeltsystem auseinandergesetzt haben, schwierig, in den diversen Stellungnahmen politische und fachtheoretische Argumentation auseinanderzuhalten und deren Stichhaltigkeit einzuschätzen.

    Insbesondere zur vollkommen verkürzenden Darstellung und zum leider inzwischen auf Station gern aufgegriffenen Gerücht, beim PEPP-System handele es sich um ein Fallpauschalensystem wie in der Somatik, möchte ich folgendes erläutern:

    1) Es ist richtig, dass wir - ausgenommen Prä-PEPP - ein hauptdiagnosegeleites Entgeltsystem haben, in dem psychiatrische und somatische Nebendiagnosen und OPS erlösrelevant sind. Dies ist prinzipiell auch im Entgeltsystem der Somatik der Fall.

    2) Deutlich unterschiedlich und m. E ausschlaggebend ist wie gering der diskutierte Anreiz Verweildauer zu reduzieren realistisch ist: Wir haben es bei PEPP nicht wie im DRG-Bereich mit einer Fallpauschale mit oberer und unterer Grenzverweildauer zu tun. Das heisst das Entgelt im DRG Bereich steigt nicht mehr von Tag zu Tag, sondern die Erlöskurve hat dort die Steigung 0. Die Steigung im PEPP-Katalog ist durchgehend je Tag und die Degression, d.h. eine etwas geringere Steigung im Verlauf nach der Anfangsphase der Behandlung, sollte - wie Hr. Schaffert dankenswerter Weise schon erklärte - nicht überbewertet werden.

    In der Hoffnung, dass sich Stück für Stück die Diskussion versachlicht und damit andere, durchaus berechtigte Kritikpunkte zum PEPP-System in den Vordergrund rücken


    wünsche ich einen schönen Tag

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

    3 Mal editiert, zuletzt von E. Rah. (12. November 2012 um 11:10)

  • Guten Tag,

    ich möchte Herrn Schaffert und E. Rah. für die beiden Beiträge danken, die hoffentlich darauf hinwirken, die momentane Diskussion zumindest für die Leser dieses Forums mit sachlichen Argumenten in einem anderen Licht darzustellen, als dies durch diverse Verbände und Fachgesellschaften etc. derzeit getan wird. Leider erreichen wir mit diesem Forum nicht annähernd alle jene Mitarbeiter, die der Unterschriftenaktion gefolgt sind.


    Zitat

    Die Fachverbände haben durchaus die Möglichkeit gehabt, über die Definition des OPS einen Einfluss auf die Abbildung von Leistungen und damit auch auf die Kalkulation zu nehmen.


    Das ist richtig, denn spätestens für das Jahr 2011 hätte für die Fachverbände die Möglichkeit bestanden, z.B. einen OPS-Kode zu entwickeln, der ähnlich dem Betreuungsintensitätsmodell bestimmte Faktoren berücksichtigt, einen Summenscore bildet und somit einen wirklichen Beitrag zur Differenzierung von Fällen nach dem Aufwand geleistet hätte. Es stellt sich dann weiterhin die Frage, warum man nicht wenigstens für das Jahr 2013 begonnen hat, den OPS-Katalog in diese Richtung weiter zu entwickeln, nachdem die Ergebnisse der Probekalkulation bekannt waren.

    Schöne Grüße

    Antonella