Psych Entgeltsystem - PEPP 2013

  • Guten Morgen,

    • hier finden Sie die Stellungnahme des GKV Spitzenverbandes vom 08.11.2012 zum Referentenentwurf einer PEPPV 2013 mit entsprechendem Statement ,
    • hier die korrespondierende Stellungnahme der Bundespsychotherapeutenkammer vom 09.11.2012 nebst Pressemitteilung ,
    • hier ein Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt vom 12.11.2012 zum Protest gegen das neue Abrechnungssystem,
    • hier ein Überblick des Aktionsbündnisses "Zeit für psychische Gesundheit" auf den Webseiten der DGPPN und
    • hier eine Pressemitteilung des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg: Gesundheitsministerin Katrin Altpeter unterstützt Protestaktion der Psychiatrie-Beschäftigten.


    MfG,

    ck-pku

  • Hallo zusammen,

    zur Diskussion um die degressive Vergütung habe ich für 2 PEPPs den Verlauf der durchschnittlichen Tageserlöse und der Gesamterlöse (beispielhaft unter Annahme eines hausindividuellen Basisentgeltwertes von 235€) dargestellt. Bei PA02A wird bei Tag 7 ein deutlicher Knick erkennbar, im weiteren Verlauf sinkt die Kurve dann eher sanft ab. Bei PA03A ist der Verlauf insgesamt sehr flach. Falls jemand Fehler in den Darstellungen findet bin ich für Hinweise dankbar.

    Den Filmbeitrag der "Tagesthemen" (danke für die links, Hr. Rembs) finde ich erschreckend desinformativ. Hier ist nur von "Fallpauschalen" die Rede. Wie schon von den Vorrednern festgestellt wird hier über das falsche Thema diskutiert und die wirklichen Fehler und Schwächen des PEPP-Entwurfs geraten aus dem Blickfeld.

    Die Sorge, es könnte doch mittelfristig zu einem Fallpauschalensystem in der Psychiatrie kommen, wird allerdings genährt durch §9 der BPflV (in der Fassung des PsychEntgG), wo von Zu- und Abschlägen bei Über- oder Unterschreitung krankheitstypischer Behandlungszeiten die Rede ist.
    Im Nachtrag zur §301-Vereinbarung vom 1.8.2012 werden mit Wirkung ab 1.1.2013 Felder zur Übermittlung von Zuschlägen / Abschlägen nach Überscheitung / Unterschreitung krankheitsspezifischer Behandlungsdauern eingerichtet.
    Das Feld ist also schon bereitet und völlig abwegig scheinen die Befürchtungen hinsichtlich einer "DRG-isierung" des PEPP-Systems vielleicht doch nicht zu sein...

    Beste Grüße - NV

  • Guten Morgen,

    der nun absehbare kurze Medienrummel wird jede Menge Beiträge unterschiedlicher fachlicher Qualität nach sich ziehen. Bekanntermassen arbeitet moderner Journalismus ja nicht selten mit verzerrenden Verkürzungen sowie, einer geschickten Mischung aus Interviewbeiträgen und Kommentare der Redaktion "Stimme aus dem off".

    Leider wird nicht nur in redaktionellen, sondern auch in Interviewbeiträgen immer wieder der direkte - zwar nicht zutreffende - aber publikumswirksame Vergleich einer Fallpauschale einer Blinddarm-OP mit einer PEPP-Vergütung einer psychiatrischen Erkrankung hervorgeholt.

    Ich gebe bei der gesamten Mediendebatte einfach mal zu bedenken, wie ein Mitarbeiter einer psychiatrischen Klinik reagieren soll, wenn verunsicherte Patienten ihre Befürchtung zum Ausdruck bringen, nicht mehr ausreichend lange stätionär behandelt zu werden. Ich könnte mir Vorstellen die Mitarbeiter über die Tatsachen und die "Chancen und Risiken" des Entgeltsystems aufzuklären und nicht auf den Zug "Angst und Panik" aufzuspringen. Damit wäre allen Beteiligten wohl am ehesten geholfen.

    Freundliche Grüße

    E. Rah.

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

  • Guten Morgen Nux vomica,

    vielen Dank für Ihre Darstellung des Erlösverlaufes. Interessant ist auch einmal den linearen Verlauf des jetzigen Tagessatzes darüberzulegen.

    Ihre Bedenken genährt bezüglich des Nachtrages zur §301-Vereinbarung teile ich auch.

    Umso wichtiger ist es jetzt, öffentlich sorgsam zwischen Fakten und möglichen, nicht wünschenswerten Entwicklungen zu unterscheiden.

    Freundlichen Grüße

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

    2 Mal editiert, zuletzt von E. Rah. (13. November 2012 um 10:48)

  • Hallo zusammen,

    der gestrige Beitrag wurde zum großen Teil bei uns im Pfalzklinikum gedreht. Der Kern der Kritik an den PEPP (bis auf den Druck auf die Verweildauern) kam leider nicht sehr gut rüber. Ist ja auch sehr kompliziert. Die Redakteure zeigen dann das was sie selbst verstanden haben. Aber immerhin hat es das Thema Entgelt in der Psychiatrie zum ersten Mal in eine breitere Öffentlichkeit geschafft.
    HelmutWG

  • Guten Morgen,

    ausführlich hat sich auch die Diakonie Deutschland (Evangelischer Bundesverband) mit dem PEPPV 2013-E und dem "Neuen Entgeltsystem" beschäftigt. Hier finden Sie eine entsprechende Stellungnahme vom 06.11.2012, dass begründene 23seitige Positionspapier und die zusammenfassenden "Kriterien für das neue Entgeltsystem in der Psychiatrie" habe ich als Dateianhang diesem Beitrag angefügt.

    In diesem Zusammenhang bietet die Diakonie am 26.11.2012 auch eine Fachtagung mit dem Thema "Psychiatrische Versorgung im Wandel - Die neuen Entgelte für psychiatrische/psychosomatische Einrichtungen" in Düsseldorf an, die Einladung und das Programm finden Sie hier .

    MfG,

    ck-pku

  • Hallo ck-pku,

    vielen Dank für das Einstellen dieser tollen Zusammenfassung von Kriterien die von einem neuen Entgeltsystem erfüllt werden sollten.
    Es ist deprimierend wie weit der vorliegende PEPP Katalog davon weg ist!
    Herzliche Grüße
    HelmutWG

    Einmal editiert, zuletzt von helmutwg (15. November 2012 um 14:13)

  • Guten Tag,

    allmählich kann man in dem vielstimmigen Konzert der Meinungen die gute Laune verlieren. Die Kriterien der Diakonie taugen als Gegenentwurf zu den PEPP nicht.

    • Die Ressourcenverteilung wird derzeit nicht adäquat abgebildet. Das hat mit dem unsinnigen, aber im Wesentlichen von Fachvertretern entworfenen Leistungserfassungssystem zu tun. Die FG haben sich dabei den ausdrücklichen Warnungen des INEK widersetzt.
    • DIe Leitliniengerechte Behandlung mag leitend für von wem auch immer definierte Qualitätskriterien sein, die aber nicht primär das Gerüst für eine Vergütungssystematik sein sollten.
    • Lokale Verbünde und Sektorübergreifende Versorgung sind moderne Floskeln, die mit der Realität der Sektortrennung kaum in Einklang zu bringen sind. Dies zu ändern ist aber Aufgabe der Legislative und kann nicht in das Lastenheft des INEK geschrieben werden. Krankenhausplanerische Elemente haben dort ebenfalls nichts verloren.
    • Die Ambulantisierung der Psychiatrie stößt schon jetzt an gewisse Grenzen. Was fachlich zu machen ist, sollte von regionalen Planungsinstanzen definiert werden. Mit der Vergütung des stationären hat das nichts zu tun.
    • Qualitätsstandards zu entwickeln, ist Aufgabe des AQUA und der Fachverbände. Was hat das INEK damit zu tun? Und wenn es den Fachverbänden so wichtig war, warum wurde dann nicht auf die Entwicklung von OPS mit Struktur oder Prozesskriterien hingewirkt?
    • Die Frage der Leistungsgerechtigkeit kann doch zum jeztigen Zeitpunkt niemand beantworten. Niemand (außer dem INEK) hat bisher irgendetwas gruppieren können. Ferner ist in der INEK-Systematik klar, dass Leistungen auch als Kostentrenner auftreten werden. Diese Logik ist m.E. nicht ausgehebelt.
    • Die regionale Auftrennung von Vergürungen halte ich mit Verlaub für völligen Unsinn. Ich habe schon so meine Schwierigkeiten mit Landesbasisfallwerten, -korridoren, Korridorgrenzen, Kappungen und dem ganzen anderen Unsinn. Soll dann in Helgoland mehr oder weniger bezahlt werden als in München oder Schmallenberg. Unsinn.
    • Trägervielfalt und Ausgestaltung hin oder her, soll dann der Pfarrer demnächst auch Seelsorge-Einheiten in die Kostenrechnung einbringen? Das sit noch absurder als das Gespräch mit dem Richter.
    • Bürokratiearmut: Nach allem, was ich weiß, haben die Fachverbände an der kleinteilgen Abbildung von Leistungen mittel OPS einen erheblichen Anteil gehabt. Herr Heimig trägt glaubwürdig vor, dass er davor immer gewarnt hat. Er trägt auch vor, dass die Streichung irrelevanter Codes ganze Berufsgruppen wegen gefühlter Nicht-Beachtung auf den Baum bringt. Der Ausfluss der Eigendarstellung kann nicht zuletzt in dem grandiosen PKMS bewundert werden. Es ist m.E. nicht zulässig, diese Entwicklungsfehler dem INEK in die Bücher zu schreiben.


    Fazit: Nicht das PEPP-System ist das Problem, sondern die Vorbereitung, insbesondere auch auf fachlicher Ebene. Dass nun in die Diskussion auch noch der Wunsch nach einer Verbesserung der Psychiatrie im Allgemeinen und Besonderen einhergeht, war zu erwarten, führt aber in der konkreten Ausgestaltung keinen Meter weiter. Apropos konkret: Wie eigentlich konkret die vernetzte, zugewandte, patientenzentrierte, selbstredend sektorübergreifende und vor allem qualitäötsgesicherte Psychiatrie aussehen soll, habe ich in der bisherigen DIskussion vermisst. Und wie das alles ohne noch mehr Bürokratie gehen soll, ist mir auch unklar.

    So, nun komm ich wieder runter

    Gruß

    merguet

  • Hallo merguet,

    sie sind glücklicherweise nicht der einzige, der/die in diesen Tagen ab und zu auf der Palme ist.

    Auch ich halte die Diskrepanz zwischen diesen Sonntagsreden über das, was Verbände sich wünschen und das was konkret und praxisnah vorgeschlagen wird nicht zielführend.
    Ganz konkret muss ich hier auf einen Abschnitt aus dem Positionspapier der Diakonie eingehen, in dem Behauptungen aufgestellt werden, die m. E. schlicht nicht zutreffen.


    Zitat:

    "Dies ist für ‚leichte Fälle‘ deutlich einfacher als für Menschen mit schweren und chronischen Erkrankungen: Das neue System

    droht Anreize zu setzen, möglichst viele leichter erkrankteMenschen im Krankenhaus zu behandeln (‚Psychosomatisierungder Psychiatrie‘). Dies benachteiligt voraussichtlich vor
    allem Menschen mit schweren und chronischen Erkrankungen,
    die häufig komplexe und umfangreiche, aber schlecht in Zeiteinheiten
    abbildbare Hilfebedarfe haben und für die bereits
    jetzt Versorgungslücken bestehen. Insbesondere besteht die
    Gefahr, dass von der Norm abweichende Behandlungen im
    Einzelfall zu Finanzierungsproblemen führen."


    Zitat Ende

    Dies ist nicht so vereinfachend zutreffend:

    Im PEPP-System werden zumindest einzelne durch hohen Anteil von Intensivbehandlung, 1:1 Betreuung oder komplizierende Nebendiagnosen aufwändige Patienten höher vergütet als im jetzigen System der einheitlichen Tagessätze. Diese Differenzierung wird hoffentlich durch eine Teilnahme an einem lernenden System im Laufe der nächsten Jahr immer besser möglich sein!

    Freundliche Grüße 

    E. Rah.

    Medizinische Dokumentarin

    3 Mal editiert, zuletzt von E. Rah. (15. November 2012 um 18:37)