Intensivbehandlung in der TK der KJP möglich?

  • Guten Morgen,

    bisher haben wir es in der KJP so gehandhabt, dass wir auch teilstationäre Patienten bei vorliegen der entsprechenden Gründe als intensiv eingestuft haben und dann den 9-67 kodiert haben. Nun ist uns aber aufgefallen, dass in den Hinweisen zu 9-67 der Satz: "Ein Kode aus diesem Bereich ist sowohl für die voll- als auch die teilstationäre Behandlung zu verwenden" fehlt. Bedeutet das, dass man in der TK keine Intensivbehandlung kodieren kann? Wie handhabt ihr das?

    Vielen Dank schon mal für Eure Antworten!

    die Codierfee

  • Hallo Codierfee,

    bei Vorliegen eines oder mehrerer Merkmale werden bei uns Patienten der KJP Tageskliniken ebenfalls als Intensivfälle eingestuft. Im OPS Katalog ist beim Kode 9-67 diese Behandlungsform zwar nicht erwähnt, aber bisher hat das auch noch keine Krankenkasse oder MDK reklamiert. Es entspricht doch auch moderner psychiatrischer Behandlung auch mal Krisen teilstationär zu behandeln. leider wird so etwas durch die Kodes zu wenig abgebildet.

    Grüße, HelmutWG

  • Hallo Codierfee,

    ein Patient, der die Voraussetzungen einer Intensivbehandlung (desorientiert, Selbst- oder Eigengefährdung, nicht absprachefähig u.v.m) erfüllt wird definitiv stationär und nicht tageskllinisch behandelt werden - daher fehlt auch der entsprechende Hinweis!

    Unter anderem geht das InEK davon aus, dass eine Intensivbehandlung i.d.R. mit mind. einer Einzelbetreuung oder "Intensiver Beaufsichtigung" pro Behandlungswoche einhergeht. So jedenfalls eine telefonische Antwort auf meine Anfrage, die ich aufgrund von mir unklaren InEK-Hinweismeldungen bei einigen unserer Intensivfälle (KJPP) gestellt hatte.

    Im Originaltext der OPS-Version 2012 heisst es darüber hinaus: "Ein Kode aus diesem Bereich ist nicht für Patienten anzuwenden, bei denen autonome soziale Integration, wie ein externer Schulbesuch in einer Regelschule oder ein Praktikum angeordnet ist."
    Ich würde daraus sogar interpretieren, dass die Einstufung in die Intensivbehandlung nicht einmal mit freiem Ausgang von Station vereinbar wäre - da fiele die tagesklinische Behandlung schon mal raus.

    Schöne Grüße, Anyway

    Einmal editiert, zuletzt von Anyway (30. Oktober 2012 um 08:23)

  • Schönen guten Tag allerseits,

    ich hatte die formale Problematik des Satzes mit der voll- und teilstationären Behandlung bereits dem DIMID nach der Vorabversion mitgeteilt:


    ...
    3. Hinweise zu voll- und teilstationärer Behandlung
    Nach meinem Verständnis gilt der OPS grundsätzlich für die voll- und teilstationäre Behandlung (gemäß §301 SGB V in Verbindung mit §39 SGB V). Deshalb kann die Verwendung eigentlich nur eingeschränkt werden. Der Hinweis, dass Kodes für voll- und teilstationäre Behandlung gelten ist daher meines Erachtens systemfremd und überflüssig und der fehlende Hinweis bei den Intensivbehandlungen 9-61 und 9-67 streng formal kein Ausschluss für die teilstationäre Behandlung. Sollte daher der fehlende Hinweis bei den Intensivbehandlungen zum Ziel haben, die Verwendung dieser Kodes in der teilstationären Behandlung auszuschließen, sollte dies meines Erachtens explizit als Ausschluss bei diesen Kodes benannt werden.
    ...

    Leider hat das DIMDI auf meine Hinweise nicht reagiert.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Anyway,

    für die tagesklinische Behandlung in der Erwachsenenpsychiatrie sehe ich das auch so. Patienten die Intensivmerkmale erfüllen werden in der Regel recht schnell in den stationären Bereich aufgenommen. Allerdings gibt es auch schon Intensiv-Tageskliniken, hat hierzu jemand Informationen wie die Einstufung dort gehandhabt wird?

    In der KJP halte ich es für angemessen, wenn Patienten die Merkmale für die Intensivbehandlung erfüllen auch entsprechend eingestuft werden. Die Kinder gehen während der Behandlung auch nicht in die Schule und machen auch kein Praktikum. Sie werden 1:1 oder in Kleinstgruppe betreut und Abends den Eltern (o.a. Erziehungsberechtigten) übergeben. Der Aufwand dadurch einen stationären Aufenthalt zu vermeiden ist gegeben und sollte sich auch in den Kodes ausdrücken. Ich bin der Meinung, dass sich hier der OPS Kode der Realität anpassen sollte und nicht anders herum.
    Grüße
    HelmutWG

  • Hallo Codierfee,

    ein Patient, der die Voraussetzungen einer Intensivbehandlung (desorientiert, Selbst- oder Eigengefährdung, nicht absprachefähig u.v.m) erfüllt wird definitiv stationär und nicht tageskllinisch behandelt werden - daher fehlt auch der entsprechende Hinweis!

    Unter anderem geht das InEK davon aus, dass eine Intensivbehandlung i.d.R. mit mind. einer Einzelbetreuung oder "Intensiver Beaufsichtigung" pro Behandlungswoche einhergeht. So jedenfalls eine telefonische Antwort auf meine Anfrage, die ich aufgrund von mir unklaren InEK-Hinweismeldungen bei einigen unserer Intensivfälle (KJPP) gestellt hatte.

    Im Originaltext der OPS-Version 2012 heisst es darüber hinaus: "Ein Kode aus diesem Bereich ist nicht für Patienten anzuwenden, bei denen autonome soziale Integration, wie ein externer Schulbesuch in einer Regelschule oder ein Praktikum angeordnet ist."
    Ich würde daraus sogar interpretieren, dass die Einstufung in die Intensivbehandlung nicht einmal mit freiem Ausgang von Station vereinbar wäre - da fiele die tagesklinische Behandlung schon mal raus.

    Schöne Grüße, Anyway

    Hallo Anyway,
    wovon das InEK ausgeht, ist im Bezug auf den vorliegenden OPS erst einmal nachrangig. Der OPS wird vom DIMDI geschrieben, nicht vom InEK. Rein formal nach dem OPS dürfen die Patienten, die Intensivmerkmale erfüllen, natürlich auch in der Tagesklinik behandelt werden. Und nach dem OPS kann man doch ohnehin keinen 9-67er Kode bilden ohne dokumentierte Beaufsichtigung?!
    Ob das realistisch ist, sei einmal dahingestellt. Herrn Schafferts Ausführungen ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
    Als Beispiel: Ein Mädchen mit einer schweren Essstörung kann ich natürlich tagesklinisch behandeln und abends "den Eltern mitgeben" - trotzdem erfüllt sie ein Intensivmerkmal.

    Die Interpretation des OPS ist hier bereits viele Male gescheitert und eigentlich kann mich sich nur darauf berufen, was im text steht - und nicht darauf, was man zwischen den Zeilen liest.

    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Hallo helmutwg und B. Gohr,

    wir werden sehen, was die Praxisfälle zeigen werden. Ich halte auch Ihre Interpretationen für nachvollziehbar, auch wenn ich sie nicht teile.

    Jedenfalls erhielten alle unsere KJP-Intensivfälle, bei denen keine Einzelbetreuung, Intensive Beaufsichtigung oder kriseninterventionelle Behandlung erfolgte die Hinweismeldung "kein Therapiekode (9-6*) im Fall kodiert". Solche Hinweismeldungen mutieren in Folgejahren nicht selten zu Fehlermeldung, so dass ich von einer eher "harten" Auslegung der Merkmale einer Intensivbehandlung ausgehe.

    Einen wesentlichen Unterschied zwischen den Intensivmerkmalen von Erwachsenenpsychiatrie und KJPP bezüglich einer vollstationären Behandlungsnotwendigkeit sehe ich übrigens nicht.

    Gruß an alle, Anyway

  • Hallo helmutwg und B. Gohr,

    wir werden sehen, was die Praxisfälle zeigen werden. Ich halte auch Ihre Interpretationen für nachvollziehbar, auch wenn ich sie nicht teile.

    Jedenfalls erhielten alle unsere KJP-Intensivfälle, bei denen keine Einzelbetreuung, Intensive Beaufsichtigung oder kriseninterventionelle Behandlung erfolgte die Hinweismeldung "kein Therapiekode (9-6*) im Fall kodiert".


    Hallo Anyway,
    wenn keine Therapieeinheiten/Betreuungszeiten erbracht werden, kann in der KJP auch kein Kode generiert werden. Und bislang ist das auch so gewollt. Daher gibt das InEK den Hinweis aus - es erwartet schließlich einen validen Kode.
    In der Erwachsenenpsychiatrie erhalten Sie bei fehlendem Kode übrigens nicht einen Hinweis, sondern einen Fehler.

    Viele Grüße,

    B. Gohr

    Das Problem am Gesundheitssystem ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang ist moralisch wünschenswert, orthopädisch aber eine Katastrophe.

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,


    in Anbetracht der Neuerungen und Änderungen des Kodes 9-67 in 2015, greife ich dieses Thema erneut auf.

    Die Intensivbehandlung bei Kindern und Jugendlichen ist ja in 2015 nicht mehr von Einzel- oder Kleinstgruppenbetreuungen abhängig.

    Außerdem wurde der Hinweis "Ein Kode aus diesem Bereich ist nicht für Patienten anzuwenden, bei denen autonome soziale Integration, wie der Besuch einer externen Regelschule oder ein externes Praktikum, angeordnet ist." entfernt.


    Wir haben bisher keiner Patienten im tagesklinischen Setting in die Intensivbehandlung eingestuft.

    Jetzt ergibt sich anhand der Änderung des Kodes für mich allerdings die Frage, ob es nun eher möglich und vor allem zu rechtfertigen wäre einen TK-Patienten in die Intensivbehandlung einzustufen?


    Wie wird es in anderen KJP´n ab 2015 gehandhabt?


    Danke für Eure Antworten


    lilapause

  • Hallo LilaPause,

    eigentlich hat sich dazu im OPS 2015 nicht viel geändert. Der von Ihnen zitierte Satz befindet sich jetzt im Zusatzkode 9-693.
    Sowohl in diesem Kode als auch im Kode 9-67 ist nur von "stationärer Behandlung" die Rede. In den Regelkodes steht "...sowohl für die voll- als auch die teilstationäre Behandlung zu verwenden."
    Das könnte man also so interpretieren, dass der Intensivkode nur für den vollstationären Bereich gilt.
    Andererseits werden in unserern Tageskliniken Kinder und Jugendliche behandelt, die eindeutig die Intensivkriterien erfüllen. In diesen (wenigen) Fällen stufen wir deshalb auch teilstationär als intensiv ein. Hier fehlt es meiner Ansicht nach noch an einer klaren Aussage aus dem DIMDI.

    Grüße, helmutwg