Unterjähriger Umstieg auf PEPP-Entgelte in 2013

  • Guten Morgen allerseits,

    sicherlich beschäftigen sich viele Häuser mit dem Für und Wider eines Umstiegs auf das neue PEPP-Entgeltsystem bereits in 2013. Bis 31.12. bzw. danach nach Aufforderung zur Entgeltverhandlung müssen wir uns als Krankenhäuser ja hier entsprechend gegenüber den Krankenkassen äußern.

    Wir haben die Ausage erhalten, dass der Umstieg bei der fehlender Entgeltverhandlung/-vereinbarung praktisch unterjährig nach Unterschrift der Vereinbarung erfolgen wird, z.B. für alle Aufnahmen ab dem 01.04.2013. Die vor diesem Umstiegszeitpunkt liegenden Aufnahmen würden nach altem Entgeltsystem abgerechnet, die Aufnahmen danach nach neuem Entgeltsystem. Ist dieses Vorgehen bzw. diese Interpretation allgemeiner Konsens?

    Bei unterjährigem Umstieg würden ja auch die Regelungen zur Wiederaufnahme, Beurlaubung etc. erst zu diesem Datum greifen. Vor diesem Hintergrund wären zum Jahreswechsel einzig Änderungen im Bereich der ICD/OPS/DKR zu beachten, weitere Änderungen (z.B. die Abrechnungsregeln) wären dann erst zum Umstiegsdatum zu beachten. Oder gibt es hier eine andere Sichtweise?

    Ich bedanke mich bereits herzlich für jegliche Einschätzung.

    Mit freundlichen Grüßen

    M. Klee

  • Schönen guten Tag Frau/Herr Klee,

    ich kann (fast) alles bestätigen. Einzig hinweisen möchte ich darauf, dass es nicht auf die Unterschrift, sondern das In-Kraft-Treten der Genehmigung ankommt (In der Regel der nächste 1. des Monats nach Erteilung der Genehmigung).

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Guten Tag,

    darf ich in diesem Zusammenhang mal die Frage stellen, auf welche Basis die Umstiegswilligen Ihre Erklärung stellen?
    Wie, außer durch die hier im Forum sichtbaren Interpretationen des PEPP-Kataloges und dem näherungsweisen Vergleich mit den eigenen Leistungsdaten schätzen Sie ihre Leistungsabbildung ein? Es gibt nicht wenige Menschen, die tragen schon jetzt vor, zu wissen, dass sie Gewinner oder Verlierer sind, dass sich ihr Klientel schlecht oder optimal abbildet. Das wird mit einer Sicherheit vorgetragen, die m.E. eine kleine Denkpause erfordert:

    Hat irgendjemand einen Grouper, der schon gute Daten liefert? Was dann mit diesen Daten tun? Es dürfte lediglich eine Summe der RG zur Verfügung stehen. Die ist dann der Divisor für was genau? Gibt es dazu Ausführungsbestimmungen? Oder Ideen? Wird das nach tagesklinischen und stationären Leistungen gertrennt? Hat dann das Optionshaus einen Tages-Basisfallwert? Ist dieser dann der Summe aus Basis und Abteilungspflegesatz vergleichbar oder fehlt in dieser Berechnung etwas?

    Ich fürchte, ich habe irgendwas verpasst. Vielleicht ist das auch alles viel klarer. Oder den Optionern sind diese Details wegen der zusgesagten Budgetneutralität egal? Apropos Budget: Es ist klar, dass man eine AEB PEPP braucht, parallel dazu aber immer auch ein klassische LKA. Fordert man etwaige Mehrleistungen dann auf Basis des einen oder des anderen? Muss mann Mehrleistungen aus der LKA in konkrete Eintragungen in der PEPP-AEB verwandeln um eine Forderung zu generieren?

    Verzeihen Sie bitte meine Detailfragen, aber offenbar scheint einigen das Vorgehen hier schon klar zu sein. Mir fehlen entweder Detaikenntnisse, weil ich die bisherigen amtlichen Veröffentlichungen nicht gelesen oder verstanden habe, oder Mut.


    Falls also jemand mir helfen kann, würde ich mich freuen, gerne auch als PN.

    Gruß

    merguet

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt nicht wenige Menschen, die tragen schon jetzt vor, zu wissen, dass sie Gewinner oder Verlierer sind,

    Guten Tag

    Erschreckend:

    Wirtschaftliche und unternehmerische Risiken werden in dezentralen „Silos“ verwaltet und als
    gesicherte Erkenntnisse vorgetragen.


    Was fehlt ist eine seriöse Risikoanalyse (Berücksichtigung Ihrer berechtigten Fragen)


    Kommentar:
    Wer das Risiko nicht kennt, wird selbst zum Risiko

    Gruß
    E Rembs

  • Hallo allerseits,

    wenn man sich strukturell bereits gut vorbereitet hat, über eine solide und "saubere" Datenlage verfügt, die verlässliche Kalkulationen und Prognosen zulässt und gleichzeitig mit den Kassen ein "forsches" Budget und einen realistischen BEW verhandeln kann, wird zumindest in der Optionsphase tatsächlich zusätzliche Gewinne einfahren. Außerdem "lernt" man auf diese Weise den Umgang mit dem neuen Entgeltsystem natürlich am besten kennen, was sicherlich ein weiterer Vorteil sein wird.
    Wer diese Voraussetzungen allerdings nicht mitbringt, sollte m.E. tunlichst die Finger von der Option lassen - und sich auf 2015 vorbereiten!

    Trotzdem: jetzt schon zu "wissen", dass man (kurz-, mittel-, langfristig???) ein Gewinner oder (noch schlimmer) Verlierer sein wird ist unseriös - aber wer glaubt denn auch schon alles, was einem im Laufe der Zeit so vorgetragen wird :D !

    Gruß und ein schönes Wochenende
    Anyway

  • Hallo merguet,

    ich würde zustimmen, dass man aktuell prophetische Fähigkeiten haben muss, um bestimmt erklären zu können, dass man insbesondere in der Konvergenzphase zu den Gewinnern oder Verlierern gehören wird.

    Sobald ein Grouper zuverlässig Daten liefert, lassen sich nach meinem Verständnis durchaus bestimmte Kombinationen von aktuellem Pflegesatz und durchschnittlicher Bewertungsrelation finden, bei denen sich zumindest vermuten lässt, dass man tendenziell zum Kreis der Gewinner oder Verlierer gehörten dürfte (z.B. durchschnittliche Bewertungsrelation von mehr als 1 und zugleich unterdurchschnittlicher Pflegesatz). Dass ein geänderter Entgeltkatalog bzw. eine andere Kodierung (im eigenen Haus wie auch in anderen Häusern) diese Berechnung gehörig durcheinander wirbeln kann, steht dabei außer Frage.

    Die Entscheidung pro/contra Optionieren hat meines Erachtens mittelfristig keine finanziellen Auswirkungen. Die trotz budgetneutraler Phase vorhandenen finanziellen Risiken (und Chancen) beziehen sich ja maximal auf die Jahre 2013, 2014 sowie ggf. aufgrund verändertem Verhandlungsergebnis 2015. Danach müssen alle Krankenhäuser auf das neue System umstellen. Daher kann jedes Haus für sich selbst und eingermaßen unbelastet entscheiden, ob man die diversen Nachteile eines frühzeitigen Umstiegs persönlich höher gewichtet als die auch vorhandenen Vorteile der frühzeitigen Umstellung oder umgekehrt.

    Die sehr konkreten Fragen spielen meiner Meinung nach bei der Entscheidung Optionieren Ja/Nein nicht die maßgebliche Rolle.

    Zu zwei Ihrer Fragen:

    - Jedes Haus hat nach Umstellung einen krankenhausindividuellen Basisentgeltwert für das gesamte Krankenhaus.
    - Dieser ist vergleichbar, aber nicht gleich der Summe aus Basis- und Abteilungspflegesatz.
    - Ob dieser höher oder niedrieger ist als die Pflegesätze hängt von durchschnittlichen Bewertungsrelation ab. (Vereinfachendes Beispiel, nur ein Budgetbereich: 1.000 Tage mit Pflegesatz von 200 Euro => 200.000 € Budget, bei durschnittlicher Bewertungsrelation von 1,02 ergibt sich ein Basisentgeltwert von 200.000/(1.000 * 1,02) = 196,08 Euro)

    Allen ein schönes Wochenende,

    M. Klee

  • Schönen guten Tag Herr Merguet,

    darf ich in diesem Zusammenhang mal die Frage stellen, auf welche Basis die Umstiegswilligen Ihre Erklärung stellen?
    Wie, außer durch die hier im Forum sichtbaren Interpretationen des PEPP-Kataloges und dem näherungsweisen Vergleich mit den eigenen Leistungsdaten schätzen Sie ihre Leistungsabbildung ein? Es gibt nicht wenige Menschen, die tragen schon jetzt vor, zu wissen, dass sie Gewinner oder Verlierer sind, dass sich ihr Klientel schlecht oder optimal abbildet. Das wird mit einer Sicherheit vorgetragen, die m.E. eine kleine Denkpause erfordert:


    Diese Frage halte ich für berechtigt.


    Ich fürchte, ich habe irgendwas verpasst. Vielleicht ist das auch alles viel klarer.


    Verstehen sie mich bitte nicht falsch, aber das scheint mir fast so ;)

    Die Verfahren der Budgetermittlung und Berechnung des hausindividuellen Basisentgeltes gehen meines Erachtens durchaus aus der neuen BPflV hervor.


    wenn man sich strukturell bereits gut vorbereitet hat, über eine solide und "saubere" Datenlage verfügt, die verlässliche Kalkulationen und Prognosen zulässt und gleichzeitig mit den Kassen ein "forsches" Budget und einen realistischen BEW verhandeln kann, wird zumindest in der Optionsphase tatsächlich zusätzliche Gewinne einfahren.

    Sorry, hier sehe ich einige Denkfehler:

    • Es gibt keine "sauberen" Daten. Die Kodierung ist so unterschiedlich, schwammig definiert und interpretationsbedürftig, dass ich keinem Haus eine saubere Datengrundlage bestätigen möchte. Ganz abgesehen von den Änderungen für 2013: Haben Sie alle Kodierungen der 1:1 Behandlung herausgerechnet, die Sie 2012 ohne Berücksichtigung der "Ausbildungsklausel" erbracht haben und alle Intensivbehandlungsmerkmale, die bisher anders interpretiert wurden, als dies die neuen "Konkretisierungen" tun? Sind Sie darauf vorbereitet, dass mit der ersten Abrechnung einer Prä-PEPP der MDK ins Haus kommt, und die Kodes nach seinen eigenen Richtlinien interpretiert?
    • Wenn Sie Verluste machen, werden sie zum Teil ausgeglichen, es bleiben jedoch Verluste. Wenn Sie tatsächlich Gewinne machen (ohne Leistungsveränderung bei der Anzahl der Tage) dann sind diese kodierungsbedingt und Sie müssen diese zu 100% zurückzahlen.


    Trotzdem: jetzt schon zu "wissen", dass man (kurz-, mittel-, langfristig???) ein Gewinner oder (noch schlimmer) Verlierer sein wird ist unseriös - aber wer glaubt denn auch schon alles, was einem im Laufe der Zeit so vorgetragen wird !


    Stimm ich zu, aber im vorangegangen Absatz schienen Sie genau das ja schon zu wissen ;)

    Es steht jedem Haus frei, umzusteigen. Ich persönlich rate davon ab, weil es ein für mich ein zu hohes Risiko gibt, das ich als "vorsichtiger Kaufmann" nicht eingehen würde. Das einzige Argument, dass ich bisher nachvollziehbar fand, war, dass die Kassen auch noch keine validen Daten haben. Welchen Vorteil das bringt, ist mir jedoch nicht klar.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo,

    der hausindividuelle BEW wird verhandelt auf Basis des bisherigen Budgets geteilt durch die Summe der BWR ("Daymix"?). Hier liegt ein großer Unsicherheitsfaktor, denn bei der überwiegend noch eher lauen Kodierqualität in psychiatrischen Einrichtungen ist die Einschätzung des tatsächlich erreichbaren "Daymix" schwierig.
    Falls nur 80% des tatsächlichen Leistungsvolumens durch die Kodierung darstellbar wären, läge der verhandelte BEW viel zu hoch. Dem werden die Kassen entgegenwirken und einen niedrigeren durchsetzen, z.B. mit dem Hinweis auf zu erwartende Verbesserungen bei der Kodierung.

    Mehrere nachteilige Effekte sind denkbar: bei unterjährig mangelhafter Kodierung werden die Fälle zu billig abgerechnet. Den fehlende Entgeltanteil gibts aber erst beim Erlösausgleich. Es drohen Liquiditätsengpässe.
    Außerdem sind Mehrerlöse durch verbesserte Kodierung vollständig auszugleichen. Steigt das durch die Kodierung darstellbare Leistungsvolumen an, werden die Kassen dies zu 100% auf verbesserte Kodierung zurückführen. Es wird sehr schwierig für ein Krankenhaus werden, eine möglicherweise zugleich vorhandene tatsächliche Zunahme der Behandlungsintensität nachzuweisen.

    Deshalb gilt für mich die Faustregel: dokumentations- und kodiertechnisch super aufgestellte Häuser dürfen optieren, Häuser mit deutlichem Verbesserungspotential in diesen Bereichen sollten es eher nicht.

    Beste Grüße - NV

  • Guten Morgen, Herr Schaffert,
    ich denke, dass unsere Ansichten gar nicht so weit auseinanderliegen:

    Ich sehe unser Haus tatsächlich im Großen und Ganzen in der Lage, die von Ihnen hinterfragten Werte unter aktuellen Bedingungen zu berechnen. Natürlich wird es immer einen Unsicherheitsfaktor geben, insofern bleibt eine Option immer ein Sprung ins kalte Wasser. Aber wenn die anderen Häuser 2015 dann "springen" müssen, hat man sich selbst aber schon an das kalte Wasser gewöhnt...
    Es wird sehr entscheidend auf die Ergebnisse der Verhandlungen mit den Kassen ankommen, und alles lässt sich eben nicht im voraus berechnen. Auch deshalb hatte ich bewusst eine "wenn...dann..." Formulierung gewählt! Ansonsten kann ich der Faustregel von NuxVomica immer noch voll und ganz zustimmen.

    Da die Nähe zum DRG-System ja trotz aller offizieller gegenteiliger Behauptungen mit Händen zu Greifen ist, müssten die Somatiker unter den Forumsteilnehmern doch retrospektiv einigermaßen beurteilen können, ob sich die Option damals als Vor- oder Nachteil erwiesen hat :?: - oder gibt es da soviele Meinungen wie Forumsteilnehmer?