Einstiegsmöglichkeiten in das Medizincontrolling für Ärzte

  • Ich persönlich hätte großes Interesse, im Bereich Medizin-Controlling zu Arbeiten.

    Dazu habe ich die spezielle Frage, ob dort auch eventuell ein Einstieg für Ärzte ohne Berufserfahrung möglich ist?

    In der Regel wird ja mehrjährige ärztliche Berufserfahrung gefordert.Gibt es dennoch auch Möglichkeiten, für Ärzte
    ohne Berufserfahrung dort einzusteigen? Würde hierbei ein Aufbaustudium Gesundheitsöknomie oder ein MBA den weiterhelfen,
    ohne,dass man zuvor als Arzt gearbeitet haben müsste?

  • Hallo Starter_DRG,

    das Arbeitsgebiet "Medizincontrolling" ist vielgestaltig und es arbeiten dort verschiedene Berufsgruppen, vorwiegend vermutlich Ärzte und Pflegekräfte. Manche sind krankenhausökonomisch weitergebildet (das schadet sicher nicht), andere nicht.
    Als ärztlicher Medizincontroller über praktische Berufserfahrung zu verfügen ist ein großer Vorteil. Das Verständnis für die Behandlungsabläufe, aber auch die eigenen Erfahrungen mit den zahlreichen Anforderungen, denen sich ein Arzt im Krankenhaus gegenüber sieht, verbessert sicherlich die Kommunikation mit den Ärzten und auch das Verständnis für die Zahlen und Daten, mit denen man arbeitet.
    Ich halte das aber nicht für zwingend. Man kann sicher auch ohne Berufserfahrung Medizincontroller werden. In größeren Häusern gibt es meist mehrere MedCos, die sich die Aufgaben teilen. Wenn Ihre Stärke im EDV-Bereich liegt (Berichte, Statistiken, "Number Crunching"), könnten Sie hier sicher ein gutes Arbeitsfeld finden.
    Als Universal-MedCo in einem kleinen Haus, der für alles zuständig ist (von MDK bis Kennzahlenbericht) stelle ich es mir dagegen schwierig vor, ganz ohne praktische Berufserfahrung zu arbeiten.

    Beste Grüße - NV

  • @DRG_Starter

    Es ist halt die Frage, was man als Arzt im Med.Controlling eigentlich will. Wer Erfüllung in der Auseinandersetzung mit dem MDK findet, ist sicher mit Berufserfahrung besser gestellt, kann aber als Arzt ("...sind Sie ärztlicher Kollege?") auch schon einen Einstieg finden.

    Wer ins Prozessmanagement will, tut gut daran, sich gute Datenquellen zu erschliessen - und diese Daten auch hinterfragen zu können. Das ist eine Hands-on-Geschichte, so etwas lernt man nicht in Vorlesungen. SQL-Wissen und solide Access/Excel-Kenntnisse (gerne auch VBA!) sind da schon hilfreich, auf der Basis kann man sich in die jeweilig verwendeten Systeme meist leidlich einarbeiten.

    Wenn man in die wilde Welt der Gesundheitspolitik eintauchen will (und in den Dschungel rutscht man schon bei der ersten Entgeltverhandlung), dann sind gesundheitsökonomische Kenntnisse nützlich. Aber auch da braucht man das von Nux vomica erwähnte Numberscrunching und IT-Hintergrundwissen. Sogar dringend, denn wer mit nicht hinreichend validierten Daten auftaucht, sieht bei einem solchen Poker sehr schnell sehr alt aus. Da pfeift halt ein scharfer Wind, auch eine Sache, an die man sich lieber schrittweise herantastet.

    Und schliesslich gibt es noch genug Beraterfirmen, die auch einen Einsteiger holen - aber das sind dann vielleicht nicht die Läden, für die man arbeiten möchte. Erfahrene, ärztliche Medizincontroller sind extrem rar. Also locker bleiben, in den Stellenanzeigen stehen oft lustige Anforderungen, die mit dem verfügbaren Angebot in keiner Weise vereinbar sind. Wer einen guten Arzt & Med.Controller sucht, der auch noch ordentlich was reisst, muß richtig etwas bieten.

    Letztlich ist es aber oft auch eine Frage, wie mobil man überhaupt sein möchte. Wenn man in einer Kleinstadt wohnt und wohnen bleiben möchte, sind die Optionen überschaubarer, als wenn man mobil ist und auch z.B. die Schweiz in Frage käme.

    Wie gesagt, der Arbeitsmarkt ist sehr medizinerfreundlich - am besten erst mal ne klare Zielsetzung abstecken, sonst kommt als erste Frage im Interview, ob man denn gezielt wohin oder doch eher nur von etwas weg wolle. Die Frage sollte man tunlichst vorab für sich beantworten.

    Und Nux vomica hat völlig recht: Bei großen Häusern fragen.
    Die sind oft auch froh, wenn sie für Schwangerschaftsvertretungen erst mal jemand befristetes finden. Universal-Medcontroller in einem kleinem Haus wäre nicht so eine gute Idee.

    beste Grüße vom

    Kolibri

  • Ich glaube die meisten rutschen da einfach rein. Aber es ist schön dass es in dieser Branche noch so viele Möglichkeiten gibt und auch viele Stellen! So geht es ja nicht allen Branchen, da kann man sich echt glücklich schätzen!